Die große Hornisse

  • Von Honda wurde 1998 ein ungewöhnlich freches Motorrad ins Rennen geschickt. Viel Motor, wenig Schnickschnack, Leistung und Fahrspaß pur. Ein aggressives Naked Bike, das unverhohlen seinen Stachel zur Schau stellt: Das moderne, wassergekühlte Triebwerk aus der CBR 600 war vollkommen unbedeckt.


    Dieser bestechenden Zurschaustellung entsprechend hörte das neue Modell fortan auf den Namen Hornet. Zusammen mit ihrer hochverlegten Auspuffanlage wirkte sie zwar etwas eigenwillig. Doch viele Biker in Deutschland haben das emotionale Erscheinungsbild bejaht. Die Hornet 600 mauserte sich zum Verkaufsschlager.


    Wie bei Erfolgsmodellen üblich, werden durch weitere Leistungsvarianten ganze Modellfamilien gegründet. Entsprechend formierte sich Anfang 2002 mit der 900er Hornet ein kleiner Hornissenschwarm. Wir haben uns die Frage gestellt, ob die große Hornet ebenso stichhaltige Verkaufsargumente bietet, wie ihr kleines Pendant. Mehr verrät der folgende Testbericht.


    Ungleiche Zwillinge
    Die Verwandtschaft zwischen großer und kleiner Hornet ist unverkennbar. Das Chassis der 900er wurde aber um ein größeres Triebwerk herum gestaltet. Dem voluminöseren Motor und der höheren Leistung entsprechend ist bei ihr alles größer dimensioniert. Doch erst auf den zweiten Blick werden diese Unterschiede offensichtlich. Am auffälligsten sind die zwei hochgezogenen Endschalldämpfer am Heck der Großen. Bei der Kleinen müssen sich die Abgase durch ein Endrohr zwingen.


    Die symmetrische Auspuffvariante der 900er sieht nicht nur gut aus, sie sorgt auch für einen faszinierenden Klang. Aus der Vier-in-Zwei-Auspuffanlage wummert ein sonorer und aggressiver Bass. Der Klang suggeriert kraftvolle Souveränität. Die Kleine macht hingegen mit hektischem Geschrei auf sich aufmerksam.


    Die akustische Kraftmeierei der Großen ist im Fahrbetrieb durchaus spürbar. Mehr Hubraum und Leistung sorgen nun mal für eine Extra-Portion Schub. Überholmanöver und das Beschleunigen aus dem Kurvenausgang gehen noch ein Stück gelassener. Wobei die Leistungsunterschiede zwischen beiden Varianten insgesamt gering ausfallen.


    Modifizierter Fireblade-Antrieb
    Zuletzt hat der Reihenvierzylinder der großen Hornet in der Honda Fireblade von 1998 gedient. Obwohl beim Supersportler bereits ausgemustert, ist er noch immer ein veritabler Antrieb für ein Naked Bike. 109 PS aus 919 Kubikzentimetern Hubraum machen ordentlich Feuer. In der Fireblade anno ´98 waren es noch 120 Pferde. Für die Hornet wurden Nockenhub und Ventilsteuerung modifiziert und das Verdichtungsverhältnis verringert. Zusammen mit Einspritzanlage, Sekundärluftsystem und U-Kat wird zwar weniger Leistung geboten. Dafür gibt es mehr Laufkultur, einen angenehmeren Drehmomentverlauf und verbesserte Abgaswerte: Die Hornet 900 erfüllt die Abgasnorm Euro 2.


    Besonders fein ist das Beschleunigungsverhalten aus dem unteren Drehzahlbereich. Der Motor zieht bereits ab 1.500 Umdrehungen sauber hoch. Spontan und druckvoll setzt er die Befehle der Gashand um. Nur selten nutzt man deshalb das volle Drehzahlband bis 10.000 Umdrehungen. Mit dem üppigen Schub aus den unteren und mittleren Drehzahlen ist bereits reichlich Fahrspaß garantiert. Dreht der Motor doch mal bis kurz vor die 10.000, macht er keineswegs einen gequälten Eindruck. Sehr kultiviert und mit wenig spürbaren Vibrationen ist er ein wirklich angenehmer Antrieb. Dazu passt auch das kurz, knackig und exakt schaltende Sechsgangtriebe – einfach tadellos.


    Hart oder weich?
    So mancher Biker könnte den Motor aber bereits als zu kultiviert empfinden. Naked Bike zu fahren, sehen Viele als Grenzerfahrung. Es geht darum, eine intensive Einheit mit dem Motorrad einzugehen und die Wucht der Leistung hautnah zu spüren. Hier ist man den Elementen ausgesetzt: Das brutale Schlagen eines ungezähmten Motors und die Härte des Fahrtwindes – das macht eben unheimlich viel Spaß.


    Ein wenig fehlt der Hornet die raue Motorcharakteristik. Dennoch bietet die sie den Spaß eines Naked Bikes, der bisweilen auch in Frust ausarten kann. Ihre Höchstgeschwindigkeit wird mit immerhin 230 km/h angegeben. Die zu erreichen ist jedoch nahezu unmöglich. Bei 200 Sachen ist endgültig Schluss mit lustig. Das Fahrwerk bleibt zwar absolut stabil. Aber die kleine Windscheibe hält den massiven Fahrtwind kein bisschen ab. Jenseits der 200 km/h vergeht dem Hornet-Piloten das Grinsen.


    Mit Hornisse auf Insektenjagd
    Angenehm ist es, dass große Stechinsekt leicht sportlich durch die Landschaft zu pilotieren. Die niedrige Sitzhöhe von 795 Millimetern, Lenkerkröpfung, Kniewinkel und Sitzbank sorgen für bequeme Verhältnisse. Von hier aus lassen sich 218 Kilo handlich und leicht in die Ecken dirigieren.


    Die Schräglagenfreiheit geht für den Hausgebrauch vollkommen in Ordnung. Wer es sportlicher mag, wird die Vordergabel als zu weich empfinden und sich über aufsetzende Fußrasten ärgern. Die Dämpfung der Gabel könnte durch härteres Öl verbessert werden. Wie auch immer: Für eine zackige Landstraßenpartie ist das Fahrwerk der Hornet bestens bestückt. Die Bremsen sorgen für gute Verzögerung. Im Vergleich zur neuen Fireblade wirken sie jedoch etwas teigig. Nervig kann das starke Aufstellmoment beim Bremsen in Kurven sein.


    Ausstattung und Preis
    Als klassisches Naked Bike ist die Ausstattung entsprechend mager: Nur mit Tacho, Drehzahlmesser, einer Uhr und der Statusanzeige der serienmäßigen Wegfahrsperre ist das übersichtliche Cockpit bestückt. Der Bremshebel ist verstellbar. Einen Hauptständer gibt es im Zubehör. Störend ist der Choke-Hebel links am Motor statt am Lenker. Die leicht unterhalb der Sitzbank verlegten Schalldämpfer verhindern übrigens die Anbringung von Packtaschen.


    Für 8.790 Euro bekommt man mit der Hornet 900 einen erschwinglichen PS-Boliden. Im Vergleich zu Triumph Speed Triple, Yamaha 1000 Fazer und Ducati 900 Monster ist sie deutlich günstiger. Die Kawasaki ZRX 1200 bietet hingegen mehr Leistung bei weniger Geld. Die Suzuki 1200 Bandit ist sogar deutlich günstiger, und auf ähnlich hohem Leistungsniveau. Die 600er Hornet kostet im Übrigen nur 7.060 Euro.


    Fazit: Kultiviertes, leistungsstarkes und kurvenaktives Naked Bike
    Wer sich von Hondas Hornisse angestochen fühlt, hat nunmehr die Wahl zwischen zwei Hubraumvarianten. Optisch sehr ähnlich, weisen sie in Leistung und Charakter spürbare Unterschiede auf.


    Mit der 900er bekommt man ein druckvolles und kultiviertes Naked Bike. Handlich und agil ist sie für den zügigen Landstraßenritt bestens gerüstet. Preislich bewegt sie sich in ihrem Segment auf unterem Niveau.


    Typisch für ein Naked Bike ist ihre mäßige Alltagstauglichkeit. Aber wer nicht so viel Wert auf guten Windschutz und Reisetauglichkeit legt, wird mit ihr auf kurvigen Straßen großen Spaß haben.
    :sonne::sonne::sonne:

  • und ? was ist nun die konsequenz aus diesem beitrag ?
    - sprich: wofür ist der gut ?

    Gruß MSR(acing) ;-)

  • ahso, na dann geht´s ja. dachte schon. inzwischen sollte doch aus den vielen fachzeitschriften jeder bescheid wissen über die horny...

    Gruß MSR(acing) ;-)

  • :( Sorry, war nur als Info gedacht :shock:


    Wird nicht mehr vorkommen.