Rennstreckenumbau 2011

Da es dies Jahr mal nen bischen interessanter wird, dachte ich könnte ich euch auch dran teihaben lassen

Basis ist meine SC01 mit 1100er Alutank und Nikko Bakker-Heck aus dem letzten Jahr.
Da sich Werkzeugmäßig auch was in meiner Werkstatt getan hat, wollte ich nen paar Sachen einfach mal ausprobieren und habe im Winter begonnen die Bolle komplett neu aufzubauen.

Vielleicht erstmal nen Bild wie sie vorher aussah.

Bei den Bildern werde ich nicht chronologisch vorgehen. Da sind viele Sachen nicht der Reihe nach passiert, so das ich viel zu viel hin und her springen müsste.
Jetzt geht es erstmal mit dem Rahmen weiter. Der hat mir nen gehörigen Schrecken eingejagd. Beim 2009er Fischereihafenrennen bin ich mit 80 jemandem hinten draufgefahren.
Da die Bolle nicht unrettbar zerstört war und wir noch das zweite Rennen fahren wollten, haben wir nur den Vorbau entspannt, den Lenker wieder geradegebogen und die Asphaltflechte repariert. Das Ding fuhr dann im 2. Rennen wieder tadellos und auch die gesamte 2010er Saison war nix zu merken.
Ich wollte dann für 2011 nen Gabelumbau machen und hab mir zum ersten mal den Lenkkopf genauer angesehen. Im inneren, oberen Verstärkungsblech war nen 2cm tiefer Kniff
Also hat der Rahmen damals doch was abgekriegt!
Hab mich dann dazu entschlossen das Blech zu ersetzen und den Rahmen diesmal etwas zu verstärken. Vorlage für die Verstärkungen waren alte Bilder von Rennmotorrädern.rahmen_2011_1_kl.jpgrahmen_2011_2_kl.jpg
Das Lustige an der Geschichte, irgendwann dies Jahr war ich bei Eddi und Pille in der Schrauberhalle um meine Drehbank abzuholen und hab das dem Pille erzählt. Weil ich ihm zeigen wollte welches Verstärkungsblech ich meine, haben wir uns den nächst besten Rahmen angesehen. DER hatte den Kniff aber AUCH
Da die Jungs da ja ne ganzte Jahresproduktion an Rahmen zu liegen hatten, konnte ich mich schnell davon überzeugen, das dieser Kniff nen Produktionsmerkmal ist und kein Sturzschaden
Also, wenn ihr die nächste Gebrauchtmöhre kaufen wollt, das ist nen sicherer Tip um den Preis zu drücken

So, sagt mal ob´s weiter gehen soll. Ich muss jetzt erstmal arbeiten gehen

Gut, nen bischen was hab ich jetzt noch.
Letzten Winter hab ich in der Bucht ne vermeindlich handliche Tablettfräse entdeckt. Die Auktionsbilder waren etwas "verwirrend", so habe ich aus dem Verhältnis Fensterhöhe und Heizkörper auf irgendwas um die 300kg Klasse geschlossen. Wie ich dann den Verkäufer am Telefon danach fragte, ob er denn ne Verladehilfe hätte, um die Maschine dann in meinen VW-Bus zu laden, da fragte er: "Ist denn der Bus aufgelastet um die 1,6t zu laden?"
Bin dann doch besser mit nem Baumaschinenhänger nach thüringen und hab das Monster teilweise mit 60 km/h über die Autobahn gezogen.
Zuhause aufgebaut hab ich mir überlegt wozu ich das Ding überhaupt gebrauchen soll und da ist mir die ewige Suche nach Stoßdämpfern mit passender Länge eingefallen.
Hab dann erstmal was konstruiert, in nem anderen Forum zur Diskussion gestellt, wurde ausgelacht, habs verworfen, neu konstruiert und mich dann an die Fräserei gewagt.Lagerbock_SD.jpg
Rausgekommen ist eine verstellbare Stoßdämpferaufnahme auf der Schwinge.
Damit ist die Anpassung von Heckhöhe, Radstand und Dämpferprogressivität möglich, ohne das der Dämpfer gewechselt oder was an der Schwinge geändert werden muss.
Montageplatte_SD.jpgsd_verstellung2.jpg
Im weiteren Verlauf des Aufbaus sieht man dann die Verstellung nochmal besser im Zusammenhang

Beim Auspuff war ich ähnlich Kreativ Schön wenn man sich bei der Bauerei nicht um irgendwelche Prüfingenieure scheren muss!
Habe in der Bucht ne günstige L&W an Land gezogen. Der Krümmer verspricht einiges, der Endtopf ist grottenschwer und garantiert beschusssicher
Der Ausweg bestand in nem selbstgebautem Endtopf. Erst wollte ich 68er Rohr an den Sammler setzen und hinten in nen Carbontopf anflanschen, aber das sah ziemlich geschustert aus.
Auch der heftige Übergang im Querschnitt hätte die Leistung sicher nicht begünstig. Da die 68er Rohrbögen die ich bestellt habe lang genug waren, habe ich den letzten einfach auslaufen lassen und einen Einsatz gebaut. Aus VA-Gitterblech habe ich ein Innenrohr gebogen und verschweisst. Das soll die Auspuffwolle an ihrem Platz halten. Das innere und äußere Endstück wurde dann aus Alu gefertigt. Drehen ging in dem Fall nicht, da meine alte russische Drehbank nen Hauptwellenschlag erlitten hat und der ersteigerte Ersatz noch im Neusser Zwischenlager weilte. Zu meiner Monsterfräse gab es ne Menge Zubehör, darunter auch zwei Teilapparate. Nen horizontaler und nen vertikaler. Auf den horizontalen habe ich den Rohling gespannt und angefangen die Radien zu fräsen.
esd_endstück.jpg
Mag sein das es für gelernte Werkzeugmacher nen bischen "provisorisch" aussieht, aber ich hab das Handwerk nie gelernt und mach in Learning by Doing
Rausgekommen ist dabei aber schon was ganz ansehnlisches, oder?
auspuff_montiert_kl.jpgesd_endstück_1.jpg

Son bischen ist das "Andere anjucken" ja auch der Grund für das Pamplet hier
Weiter geht´s mit dem Rolling Chassis:
Felge vorne ist VTR1000 in ner SC33 Gabel, die wurde von WP nen bischen gepimpt und ist auf etwa 80kg Fahrergewicht ausgelegt. Da die Gabel etwas zu kurz ist, habe ich zwei Verlängerungen für die Tauchrohre angefertigt. Fragt mich nicht warum ich das aus Edelstahl gemacht habe Irgendwie war es mir unheimlich mein Überleben beim Bremsen einem Stück Alu anzuvertrauen. Nachdem ich das Drecksmaterial aber drehen musste, bin ich der ehrlichen Meinung: "Alu hält auch!"
BTW, die Bremserei: An den vorderen Scheiben spielen die Nissin Zwillinge, bekannt aus der Alten Firebladeserie, treu und zuverlässig. Den nötigen Druck baut dabei eine etwas exotische Radialbremspumpe von Accosato auf. Im Trockendock macht die nen sehr guten Eindruck. Mal sehen wie das auf der Strecke wird. Zumindest ist die Pumpe ne preisliche Alternative zu PT und Brembo. Ich hab in der Bucht 159.- für das gute Stück gegeben.
An der Gasrolle spielt nen, wie ich finde, sehr attraktives Gerät das mir freundlicherweise Team Dor aus N zum ausprobieren überlassen hat. Ich bin so begeistert von der Verarbeitung und den vier mitgelieferten Übersetzungen das ich das Teil gleich gekauft habe!
So, noch nen paar Bilder und dann muss ich erstmal weiter Geld verdienen
rolling_frame_kl.jpgvorderrad_eingebaut_kl.jpggasgriff2_kl.jpggasgriff_kl.jpg

Noch vielleicht kurz was zur Schwinge und dem was da dran hängt:
Schwinge ist auch wieder aus ner SC33. Nu kennt der eine oder andere die alte Fireblade und glaubt sich zu erinnern, das die ja so nicht ausgesehen hat.
Stimmt! 2007/2008 bin ich mit nem Monofederbein in der Boldor gefahren. Die Anlenkung haben wir damals an der Hauptständerstrebe befestigt. Später stellte sich das als großer Fehler heraus, denn die Strebe ist nicht für derartige Belastungen ausgelegt und zeigte am Ende der ersten Saison einen deutlichen Riss, quer über das gesamte Rohr. Da ich für die 2009er Version Stereofederbeine verbauen wollte, die Schwinge aber schon fertig ausdistanziert und gebuchst war, haben wir für die Dämpferaufnahmen einfach den Oberzug rausgeschnitten.
Das Kastenprofil der Schwinge ist stabil genug und vom Fahrverhalten her habe ich den Umbau eher als Verbesserung denn als Kompromiss erfahren.
Die Schwinge der 2009er Version wurde noch mit der originalen Schwingenachse verbaut. Da eh irgendwann Lagerwechsel anstanden, hat mir mein Stiefbruder die alten Achsbohrungen auf ner riesigen Industriebohrmaschine ausgebohrt und dann größere und stabilere Führungen eingeschweisst.CIMG2863.jpg-9932.jpg
Der Aufwand mag unnötig hoch erscheinen, aber der Stabilitätsgewinn ist wirklich spürbar!
Für die 2011er Version hat mir der liebe Whiteboxer nen paar schöne klassische Goldstücke besorgt. Öhlins in richtig gutem Zustand, pures Gold
Als kleinen Leckerbissen hab ich mir dann nochmal den Bremssattel vorgenommen und alles rausgefräst was mir unnötig erschien
hinterrad_eingebaut_kl.jpg

Das meiste an Zeit verteilt sich ja einigermaßen. Den Endtopf hab ich z.B. an nem Wochenende gebaut. Die Dämpferaufnahmen haben dagegen gute zwei Wochenenden verschlungen.
Sowas wie die Schwingenachse ist an nem Freitag nachmittags gemacht. Die meiste Zeit geht beim Überlegen drauf. Wie und was mach ich in welcher Reihenfolge.
Das ist auch das was ich an Handwerken wie Maschinenbau und Werkzeugmachen so bewundere. Es reicht eben nicht, wenn man sich sein Endprodukt nur fertig vorstellen kann.
Jeder Produktionsschritt muss vorher genau geplant sein. Einmal falsch abgeschnitten und man kann es vielleicht nicht mehr aufspannen um es weiter zu bearbeiten.
Hab ich echt nen Heidenrespekt wer sowas kann