Trentino und Lombardei mit dem SH300i

  • Hallo,


    ich hatte vier Tage frei und habe die zu einer ausgiebigen Alpentour mit meinem SH300i genutzt.
    Da ich vorhatte, in Hotels, Pensionen oder Hütten zu übernachten, war das Gepäck, das ich mitführte nicht allzu üppig. Ich konnte es also mit dem 50 Liter Topcase und einer Tasche auf der Sitzbank, ganz gut transportieren.


    Die Alpen kannte ich schon von drei anderen Touren mit dem SH125. Da das mit dem kleinen Roller ganz gut funktionierte, dürfte es mit dem 300er auch kein Problem darstellen.


    Der erste Pass, den ich in Angriff nahm, war das Hahntennjoch, morgens um 8 Uhr bei erfrischenden 5°C. Hatte ich schon erwähnt, dass ich zwar warme Winterhandschuhe anhatte, aber am Roller keine Heizgriffe montiert? Nach der zweiten oder dritten Kehre südlich der Passhöhe habe ich erst mal angehalten und meine gefrorenen Finger an der Edelstahl Auspuffblende gewärmt. Die hat genau die richtige Themperatur, um wieder Leben in die fast abgestorbenen Finger zurückkehren zu lassen. Man darf aber nicht an die Befestigungsschrauben kommen. Die sind nämlich richtig heiß.


    Den Reschenpass überquerte ich in einer Kolonne von Autos, LKWs, Wohnmobilen und Motorrädern. Hinter mir war eine Horde Harleys. Fulldresser mit Radio an Bord. Anfangs meinte ich, mein Handy klingelt und ich habe mich über den komischen Klingelton gewundert. Es war aber die Harley hinter mir, wo der Fahrer mit seiner Bordstereoanlage, volle Lautstärke, irgendwelche Anton aus Tirol Lieder in die Gegend schmettern ließ. Sehr schlimm. Wirklich, sehr schlimm.


    Ich konnte der unfreiwilligen Lärmberieselung nur entkommen, indem ich kurzerhand ein Paar Autos vor mir überholt habe. Das geht mit dem 300er ganz vorzüglich. Man muss nicht, wie beim 125er, den Horizont nach Gegenverkehr absuchen, sondern kann einfach mal kurz das Gas aufziehen und schwupp, ist man vorbei an den PKWs, Wohnmobilen, LKWs und Harleys. Toll!


    Stilfser Joch oder Umbrail Pass? Ich habe mich für den Umbrail entschieden. Eine weise Entscheidung, wie sich sofort herausstellen sollte. Vom Fuß des Passes bis zur Höhe hatte ich keinen anderen Verkehrsteilnehmer vor oder hinter mir. Mal abgesehen von die Horden Rennradfahrern, die ich überall an allen Pässen zu Massen sich hochquälend vorfinden sollte.


    Ich konnte es aber nicht lassen und bin oben am Umbrail nach links abgebogen um auf dem Stilfser Joch noch eine leckere Mahlzeit einzunehmen. Ein dunkles Brötchen, gefüllt mit einer Hirschbratwurst, Sauerkraut und Zwiebeln. Wenn Du also mal in der Nähe des Stilfser Joches Dich befindest, solltest Du unbedingt diese Köstlichkeit genießen.


    Die nächsten Pässe waren das Stilfser Joch in Richtung Süden, der Gavia und dann der Passo Crocedomini in der Lombardei. Ich habe unterhalb der Passhöhe in einer Refugio übernachtet. Dort habe ich Jean Pierre, einen Italiener mit seiner Yamaha XT600, kennen gelernt. Er hat gezeltet, wo ich lieber in einem warmen Zimmer genächtigt habe. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, das Jean Pierre fast 80 Jahre alt ist..........


    Oben am Passo Crocedomini bin ich am nächsten Tag erstmal die Schotterpiste Richtung Lago Idro gefahren. Nach ein paar Kilometern kommt dann ein Hotel. An dem Hotel ist der Einstieg zum Passo Spino Vor dem wurde ich von zwei Schweizern auf ihren XJ650 und XJR1200 gewarnt. Schotter, sehr schmal, und ein sehr tiefer Abgrund abseits der Piste. Ich sah die Warnung aber eher als Empfehlung. Da ich aus der Enduroecke komme, lief mir bei den Schilderungen der Motorradfahrer das Wasser im Munde zusammen. Was soll ich sagen? Eine klare Empfehlung. Der SH300 kann auch Schotter. Nicht schnell, aber immerhin.


    Lago Idro. Valvestino. Gardasee. Rovereto. Kaiserjägersteig. Passo Manghen. Sellajoch. Würzjoch. Jaufenpass. Timmelsjoch. Hahntennjoch. 100 Kilometer A7. Schwäbische Alb. Zu Hause.


    Ich bin im allgemeinen sehr entspannt und auch nicht unbedingt schneller als mit dem 125er unterwegs gewesen. Allderings muss ich sagen, mit dem 300er, obwohl er schwerer ist, fährt es sich entspannter und auch weniger anstrengend. Er liegt besser auf der Straße. Er bremst viel besser. Er ist wirklich sehr harmonisch, auch an den steilen Passaufsteigen zu fahren. Überholen ohne Adrenalinausschüttung möglich.


    Natülich merkt man bergauf, dass nur 27 PS am Werk sind. Allerdings, das wissen wir Rollerfahrer, hat man immer den richtigen Gang drin und sofort Leistung. Als ich am Jaufenpass mal keine Lust auf lahmarschig hatte, weil mich die Autos vor mir einfach nervten, mit ihrer kurvenzuprakenden Art, da kommte ich wirklich mal kurz eines ums andere überholen. Bis die Bahn wieder frei war.


    Zwischen dem Jaufen Pass und dem Timmelsjoch geriet ich an einer Baustellenampel zwischen eine Horde Motorradfahrer. GS, Mutistrada, Fireblade, GSX. Ich hatte mich an der Autokolonne nach vorne gemogelt und mich zwischen die, vorne an der Ampel wartenden Motorräder gedrängt.
    Grün. Vollgas. Vor mir zwei GS. Hinter mir die Supersportler.


    27 beherzt gefahrene PS genügten, um an den GSen dran zu bleiben, und die Supersportler kamen nicht an mir vorbei. Der große Vorteil des Rollers, er ist viel leichter als die Motorräder. Das lässt mich vor den Kurven viel später bremsen. Also die paar Meter, die die GSen auf der Geraden gut gemacht haben, verlieren sie wieder in den Kurven. Außerdem kann ich sofort im Kurvenscheitel vollgas geben. Da muss man keine Angst vor einem rutschenden Hinterrad haben. 27 PS halt.


    Diese wilde Fahrt ging etliche Kilometer. Die Autos die sich im Weg befanden, wurden sehr flott überholt. Erst am Timmelsjoch war es mir zu blöd. Die steile Steigung ließ mich zurückfallen. Da habe ich wieder in den Blümchenmodus geschaltet und die grandiose Landschaft genossen. Kostet ja immerhin 12 Euro Maut, das Timmelsjoch.


    Fazit zum SH300i in den Alpen: eine absolute Empfehlung. Man kann wirklich schön gemütlich bummeln und die Gegend genießen. Nie wird das einem lästig. Allerdings kann er auch flott. Bergab muss man sich vor keinem anderen Motorrad verstecken. Vorausgesetzt man traut sich. Der Roller hat aber das Potenzial. Blöderweise streift sehr oft der Haupständer, was sich immer sehr dramatisch anhört, aber bisher ohne Konsequenzen blieb.


    Durschnittsverbrauch auf den ca. 1600 Kilometern. 2,9 Liter auf 100 Km. Ölverbrauch keiner messbar. Reifen, Bridgestone Hoop, unauffällig.


    Gruß
    Bernd20150910_114147.jpg20150910_114522.jpg20150910_150140.jpg20150910_150756.jpg20150911_080948.jpg

  • Willkommen zurück in der 'Heimat'.
    Super Bericht und absolut geile Bilder (besonder das Panorama aus #5 is der Hammer!).

  • Danke, super Bericht und schöne Bilder. Ich hab den Monitor im Uhrzeigersinn gedreht - klappt auch.
    Grüße nach Göppingen.
    Palu

  • Ich bekomme die Bilder nicht gedreht. Obwohl ich sie im PC auf den Kopf stellen könnte, bleiben sie hier immer auf der Seite liegen.


    Ich schau´s mir halt auf dem IPad an, den dreh ich so wie das Bild es erfordert :D

  • berndi, grosse klasse.


    schön geschrieben, schöne bilder.


    kenne dies auch, bin ich auch gefahren, mal mit ner 15 er wing (dies ist arbeit am stilfser joch) und auch mal mit einem AN 650.


    alles von dir voll von mir unterschrieben, was sind mir erinnerungen hochgekommen....


    mit dankendem gruss
    bonobo

  • Tolle Runde, so soll es sein. Das Wetter war ja auch klasse.


    Danke fürs mitnehmen. ;)


    Während es in der Heimat um die 25° hatte, war es im sonnigen Süden immer kühl und teilweise auch regnerisch. Erst nach dem Timmelsjoch wurde es wieder warm.
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  • jo is halt in den Bergen ne...
    wers warm will muss daheim fahren :D

  • fahr ich deswegen nicht roller/bike?


    um die natur zu spüren, zu riechen, zu schmecken, kälte und wärme zu empfinden, glatter asphalt und schotter, regen und 40 grad im schatten,


    egal, denn:


    ich spüre das ich lebe!!!!!!!!!!!



    zu hause in der warmen furzkiste und vor der glotze liege/sitze ich noch den halben winter zombisiert, wenn glatteis ist.


    ran , jungs, spürt das ihr lebt!!


    bonobo macht sich sorgen um die rollanerbelastbarkeit, hoffentlich nicht alles schoenwetterblümchenpflücker hier.


    dennoch: auch die haben eine berechtigung, deklarieren sie sich als: GENUSSFAHRER, hihihihi