"Vorwort"
Im Internet gibt es mittlerweile doch schon ein Menge Testberichte - sowohl geschrieben als auch Videos - zur neuen Africa Twin CRF1000L. Was ich dabei aber immer wieder vermisse, ist die Fahrt im alltäglichen. Das mag vielleicht langweilig sein, und viel spannender mag für die Tester sein, mit dem aggressivsten Sportmodus in fernen Landen durch Kurven zu hetzen und zu wetzen sowie mit 150 Sachen durch den Wald zu brettern. Aber Hand aufs Herz: Wer von uns macht das im täglichen Gebrauch? Wer von uns hat das Geld für ein neues Moped, wenn man sich mit überhöhter Geschwindigkeit - sei es auf der Straße oder im Gelände - unfreiwillig hinlegt? Wieviele von uns fahren überhaupt ins Gelände? Wer will täglich die StVO auf das Gröbste brechen und um seinen Führerschein bangen? Ich nicht. Und vielleicht auch so mancher anderer nicht.
Diese Tests, die die Motorräder ausreizen, mögen schon ihre Berechtigung haben und ich sehe mir die Videos ja auch gerne an, aber mich interessiert in erster Linie schon auch, wie sich ein Motorrad im Alltag schlägt. Denn im Alltag nutze ich es. Ich bin weder ein Geländefahrer noch treibe ich mich auf Rennstrecken herum. Ich fahre in der passablen Jahreszeit (nahezu) täglich mit dem Motorrad ins Büro. Da brauche ich die Hälfte der Zeit als mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Auto kannst vergessen - kein Parkplatz).
Ich fahre die neue Africa Twin mit DCT nun seit Mitte März 2016, habe gerade das 1.000 km Service hinter mir und dachte, vielleicht hat ja jemand Interesse daran, was jemand von diesem Motorrad hält, der es nicht für das Extreme, sondern im Alltag nutzt. Das bedeutet aber natürlich auch, dass alles was jetzt kommt, (höchst) subjektiv ist und lediglich meine Erfahrung widerspiegelt. Diese beleuchtet aufgrund meiner Nutzungsart aber dann auch nicht alles, weil ich eben vieles, was andere tun, nicht mache. Aber es könnte ja doch dem einen oder anderen bei seiner Entscheidung helfen, ob er sich dieses Motorrad zulegen soll.
Motivation
Ich war aufgrund der ganzen Berichterstattung schlichtweg auf die neue Africa Twin neugierig. Ich hatte nicht vor, mir ein neues Motorrad zu kaufen. Eher um mich zu beruhigen, dass ich die Africa Twin gar nicht brauche, habe ich mir gedacht: "Probiere sie aus, dann ist die Neugier gestillt und zurück zum Alltag." Weit gefehlt, damit lag ich voll daneben. Eine Probefahrt (auch schon mit DCT) war rasch organisiert. Kurz nach dem Aufsteigen war für mich klar, dass es sich (für mich) um das beste Motorrad handelt, das ich je gefahren bin (und das waren seit meiner Jugend doch etliche). Tja, und ab dann nahm alles seinen Lauf. Nicht mal meine bessere Hälfte stellte sich als Hemmschuh heraus (O-Ton von ihr: "Für mich war schon die alte Africa Twin immer schon das schönste Motorrad").
Wenn man mich jetzt noch auf meine oben erwähnten Nutzungsgewohnheiten hinweist, dann kann ich nur sagen, dass es unvernünftig ist. Aber: Ist Motorradfahren an sich vernünftig? Ich sage: Nein. Aber es macht halt so viel Spaß.
Verfügbarkeit
Mein Händler (Österreich !) sagte Mitte März zu mir: "Mal schauen, ob wir eine schon abgerufen haben, dann dauert es 2 Wochen bis sie da ist. Wenn ich sie erst abrufen muss, dann 4 Wochen." Beides war zutreffend. Also vorerst Ausgangsbasis: 2 Wochen Wartezeit. Das war zwar für mich in einem guten Rahmen, allerdings fragte ich, was denn "mit der da sei". Es stand neben dem Vorführfahrzeug auch noch ein Neufahrzeug (genauso, wie ich es wollte mit Tricolor-Lackierung und DCT) im Schauraum. Es stellt sich heraus, dass es verfügbar war, was bedeutete, dass ich drei Tage später (Papiere mussten noch angefordert werden, sonst wäre es noch schneller gegangen) meine Africa Twin hatte. Im Zuge des jetzt durchgeführten 1.000km Service hat mir der Händler erzählt, dass sich die Africa Twin sehr gut verkauft und mittlerweile "Lieferzeiten auftreten". Wie lange es jetzt dauert, weiß ich nicht. Er hat es nicht gesagt und ich wollte dann auch nicht nachbohren - ich habe meine ja schon.
Preis
Kann man in Österreich wegen der unsäglichen NoVa (die in Wahrheit nichts anderes als eine "Luxussteuer" ist) nicht mit Deutschland vergleichen. Preisnachlass habe ich in einem solchen Ausmaß erhalten, wie ich sie von diversen Honda-Händlern als "normal" kenne. Feilschen scheint derzeit nicht groß drinnen zu sein, dafür scheint sich die Africa Twin zu gut zu verkaufen. Dafür gab es als Bonus gute Prozente beim Zubehör (samt Gratis-Montage).
Zubehör
Ich habe mir einen Hauptständer und die niedrige Sitzbank als Werkzubehör gegönnt. Weiters habe ich einen Topcaseträger von Touratech (auf dem nun mein bereits vorhandenes Givi Topcase thront - mag nicht der Eyecatcher sein, aber ich brauche es für meinen regelmäßigen Transport von Papier zwischen Büro und Haus - ich darf zwischendurch auch mal zuhause arbeiten) sowie eine RAM-Mount-Navihalterung montiert.
Sitzbank
Auf der hohen Stufe habe ich (1,80 m groß) die originale erst gar nicht probiert (allein die Angabe 87 cm Sitzhöhe auf dieser Stufe war schon abschreckend). Auf der niedrigen Stufe (das Umändern geht prinzipiell einfach und ohne Werkzeug, man braucht nur den Schlüssel, um das Sitzbankschloss zu öffnen, allerdings rastet die Bank auf der unteren Stufe etwas schwerer ein - also hier durchaus beherzt und ohne Scheu drücken) reiche ich mit beiden Beinen auf den Boden. Ich habe durchaus sicheren Stand mit beiden Fußsohlen. Rangieren geht auch, aber da könnte der Spielraum durchaus größer sein. Da ich ein Fan von Sicherheit bin und gerne einen Reservespielraum habe, habe ich mir die niedrige Sitzbank gegönnt.
Ergebnis:
1. Die originale Sitzbank ist deutlich bequemer, die niedrige ist härter (wahrscheinlich, weil weniger unterfüttert) und damit nicht ganz so bequem. Wenn man keine längeren Touren damit fährt, ist sie ok (also etwa bei mir die täglichen Fahrten zur Arbeit und retour von je 20 km). Zweimal 100 km (mit etwa einer Stunde Pause dazwischen) haben mir aber gereicht. Viel länger wäre ich damit nicht gerne unterwegs gewesen. Für längere Strecken würde ich dann doch wieder die originale draufgeben.
2. Mit der niedrigen Bank auf niedriger Stufe habe ich jenen Stand, den ich mir wünsche. Die Sitzposition ist auch ok. Der Kniewinkel ist für mich immer noch bestens und hat sich nicht wirklich spürbar verändert (aber vielleicht bin ich da bloß anspruchslos - Hauptsache bequem und das ist es für mich in allen Bankpositionen). Allerdings habe ich bemerkt, dass - vermutlich durch die veränderte Sitzposition, eine andere Erklärung habe ich nicht - sich in der Gashand immer wieder ein "Kribbeln" bemerkbar macht. Daher habe ich derzeit die niedrige Sitzbank auf die hohe Position eingestellt. Da ist zwar nur gering niedriger (lt. Beschreibung 84 cm - ich habe nicht nachgemessen) als die orginale auf der niedrigen Position (lt. Beschreibung 85 cm), aber doch beim Stand (nicht beim Sitzen) fühlbar; und die Standsicherheit ist (zumindest subjektiv für mich) größer. Speziell beim Rangieren macht sich das meiner Einschätzung nach doch positiv bemerkbar. (Ob sich der 1 cm wirklich auswirkt oder das eine Kopfsache ist?? Ich meine halt einen Unterschied zu merken. Das sollte aber wirklich jeder selbst ausprobieren.)
Ob das schon das Ende der Sitzbankgeschichte war, weiß ich nicht. Vielleicht tausche ich wieder auf die originale von Honda (liegt ja gut eingehüllt am Dachboden), vielleicht gibt es ja eines Tages von Touratech eine (niedrige) Sitzbank. Die hat mir schon einmal (damals bei der Crosstourer) sehr zugesagt (und war trotz der "niedrigen Bauweise" sehr bequem). Derzeit bleibe ich erstmal bei der niedrigen von Honda. Mal sehen, die Zeit wird es weisen.
Hauptständer
Tut, was er tun soll. Allerdings ist er sehr hoch geraten, was aber auch an der Höhe der Africa Twin liegen mag. Am Hauptständer steht die Africa Twin jedenfalls sehr hoch. Ich war es bislang eigentlich gewohnt, mein Motorrad immer auf den Hauptständer zu stellen (ist halt eine Marotte von mir, ich mag das). Wenn man mit meiner Größe aber dann auf die Africa Twin möchte, sieht das verdammt nach Klettern am Spielplatz und ziemlich lächerlich aus. Daher lasse ich das daher derzeit. Ich werde sehen, wie sich das entwickelt (insbesondere falls es mal eine niedrige Touratech-Sitzbank geben sollte; vielleicht muss aber auch nur ganz einfach an meiner Technik feilen - sollte jemand den besonderen Africa-Twin-Hauptständer-Schwung herausfinden, lasst es mich wissen). Ganz einfach ist es auch nicht, die Africa Twin auf den Hauptständer zu wuchten. Ein bisschen Kraft sollte man da schon mitbringen, um sie hinten mitanzuheben. Die Africa Twin einfach nur mit dem Fuß mittels Ausleger über den Ständer rüberzukippen, habe ich bislang nicht geschafft.
Mit der originalen Sitzbank komme ich auch auf der niedrigen Position nicht mit den Füßen auf den Boden. Da ist es nicht ganz leicht, die Africa Twin vom Hauptständer herunterzubekommen.
Niedrige Sitzbank und hohe Position: Füße kommen nur mit den Zehenspitzen "gerade so ein bisschen" auf den Boden.
Niedrige Sitzbank und niedrige Position: Füße kommen auf den Boden, aber kein "satter" Stand.
Fazit: Nice to have (beim 1.000 km Service hat sich der Mechaniker sichtlich gefreut und die Africa Twin am Hauptständer stehen gehabt; bei der Kettenpflege wird der Hauptständer sicherlich auch kein Nachteil sein). Im Alltag nutze ich aber momentan fast nur den Seitenständer.
Motor
In verschiedenen Tests wird immer gesagt, die hat ja nur 90 PS und ist halt nicht so hoch motorisiert. Ich finde, die Leistung (ich halte sowieso das Drehmoment für wichtiger) ist im Alltag völlig ausreichend. Ich gehe sogar noch weiter und sage, ich werde im Alltag nicht mal das ausreizen. Vibrationen konnte ich bislang nicht feststellen. Beim Gasgeben spricht der Motor sofort an, eine Verzögerung habe ich (etwa durch das DCT und die dafür zuständige Steuerung) nicht bemerkt (ich habe irgendwo einmal gelesen, dass die Africa Twin kein "drive by wire" hat, sondern einen herkömmlichen Gaszug - vielleicht weiß ja wer, ob das stimmt; wirklich wichtig ist mir das aber nicht).
Auch beim Überholen, das von höheren Geschwindigkeiten begonnen wird, habe ich (vielleicht ja infolge des DCT - ich selbst hätte niemals so schnell von Gang 6 auf Gang 4 zurückgeschaltet) immer solchen hohen Durchzug, sodass mir die Beschleunigung immer als sehr hoch vorkommt.
Lediglich bei geringer konstant gehaltener Geschwindigkeit in Kombination mit geringer Drehzahl (etwa 30 km/h bei ca. 1.600 Umdrehungen - genau kann ich das nicht sagen, der Balkendiagramm-Drehzahlmesser lässt nur das Schätzen von ca.-Werten zu) habe ich das Gefühl, das leichtes Konstantfahrruckeln auftritt. Da ich aber selten so fahre (siehe unten), tritt das letztlich bei mir so gut wie nie auf. Das war nur ganz wenige Male als ich D-Modus probiert habe. Aus diesem Grund sage ich auch nur, "habe das Gefühl". Aber es soll als Hinweis dienen, damit es jeder selbst ausprobieren kann, ob er es auch so empfindet.
DCT
Ich bin früher eine Crosstourer mit DCT gefahren (hatte die "DCT Generation 2012"). Das DCT wurde für mein Empfinden gegenüber früher deutlich verbessert. Schon das frühere DCT hat mich begeistert, ich hätte mir damals aber mehr Möglichkeiten und am liebsten eine "Benutzerprogrammierung", mit der ich die Schaltpunkte meinen Vorlieben anpassen hätte können, gewünscht. Eine Möglichkeit zur eigenen Programmierung gibt es immer noch nicht, aber es gibt mehr Schaltmodi. Und, um es vorwegzunehmen: damit bin ich jetzt zufrieden. Jetzt brauche ich auch keine eigene Programmiermöglichkeit mehr.
Der D-Modus ist auf Benzinsparen ausgelegt. Es wird sehr zeitig hochgeschalten und sehr spät zurückgeschalten. Das führt dazu, dass für mein Gefühl die Drehzahl bei den Schaltvorgängen zu niedrig ist. Da kann es dann auch schon mal ruckeln. Das gefällt mir eher wenig.
Der S-Modus wurde erweitert: Es gibt S1, S2 und S3. Den Modus S3 (der wird in den meisten Testvideos, die ich gesehen habe, verwendet; ich habe auf youtube nur ein einziges (!) Video gefunden, wo jemand alle Modi ausprobiert) nenne ich mal den Heizer-Modus. Den brauche ich eigentlich nicht. Es wird sehr hoch gedreht und sehr früh wieder heruntergeschalten. Mag ich nicht. Verwende ich nicht.
Meine eindeutigen Favoriten: S1 und S2. Diese Modi haben sich für mich - speziell in der Stadt - bewährt, weshalb ich sie mittlerweile ausschließlich nutze (man kann auch während der Fahrt umschalten). Die Unterschiede sind nach meinem Empfinden gar nicht übermäßig groß, dennoch habe ich meine Einsatzzwecke dafür gefunden. Für "normale" Stadtfahrten nehme ich S1. Da wird einerseits nicht übermäßig zeitig, aber anderseits doch wieder nicht hoch ausdrehend hochgeschalten; beim Bremsen wird ausreichend früh heruntergeschalten, ohne das es als unangenehm niedrige Drehzahl empfunden wird. Im Stauverkehr nehme ich meist S2. Dies deshalb, weil mir beim Staufahren und dem langsamen hin und her, es bei S1 fast um einen Ticken zu lange dauert, bis heruntergeschaltet wird (ich weiß: jammern auf hohem Niveau, und ich brauche S2 eh fast nicht, weil ich normalerweise sowieso am Stau vorbeifahre - siehe unten). Auch auf der Autobahn und Landstraße bleibe ich auf S1. Wie ich erst heute wieder feststellen konnte, habe ich damit bei weitem ausreichende Beschleunigung (bei 80 km/h auf Landstraße LKW überholt, Gasgriff beim Überholen nicht mal übermäßig weit aufgemacht, DCT merkt durch vermehrtes Öffnen, dass mehr als normale Beschleunigung gewünscht wird, und hat rasant schnell von Gang 6 auf Gang 4 zurückgeschaltet, und ich war flugs vorne; auch auf der Autobahn gibt es bei hoher Anfangsgeschwindigkeit immer noch sehr hohe Beschleunigung - in Österreich ist an sich ja sowieso bei 130 km/h Schluss)
Manchmal wird (zu anderen Motorrädern, zur Africa Twin habe ich es noch nicht gelesen, aber das wird schon noch kommen) behauptet, das DCT sei lernfähig und stelle sich auf den Fahrer ein. Dazu gibt es von mir ein klares "Jein". Lernen tut das DCT nix. Es programmiert sich nicht um und saugt auch nicht die Fahrweise des Lenkers auf. Allerdings reagiert es unterschiedlich in Abhängigkeit davon, wie stark am Gasgriff gedreht wird (und vielleicht wertet Honda dabei auch noch andere Informationen, die von Sensoren kommen aus). Das könnte zur Vermutung des Lernens verführen. Ich gehe davon aus, dass je nach Informationen vom Gasgriff (und wohl auch von den Sensoren) unterschiedliche Programmierungen (im aktuellen Modus) zur Anwendung kommen, die selbst aber starr und (durch den Benutzer) unveränderbar sind. So kommen ohne Moduswechsel je nach Anforderung des Fahrers verschiedene Schaltzeitpunkte zum Tragen. Wenn ich falsch liege, mögen mich Technikpäpste korrigieren, aber ich bleibe dabei: lernen tut das DCT nichts, davon habe ich auch schon bei der Crosstourer nichts bemerkt, obwohl es immer wieder behauptet wurde (und außerdem: wenn es wäre, würde Honda nicht damit werben? In der DCT-Broschure, die ich während der Wartezeit beim Service gelesen haben, stand auch nichts von einem "lernenden" DCT).
Stadtfahrten
(mein primärer Einsatz - jaja ich weiß, wieso dann Africa Twin? wie gesagt, ich behaupte nicht, dass Motorradfahren vernünftig ist, aber behaupte: es macht Spaß und zwar auch in der Stadt)
Mit dem DCT auf S1 wunderbar möglich (wurde bei "DCT" ja schon geschildert). Für mich ist das das ziemlich ideale "Stadtprogramm" (S1 heißt bei mir ab sofort: Stadt 1). Nur manchmal greife ich beim Zufahren an eine Ampel manuell ein, um etwas früher herunterzuschalten, damit ich die Motorbremswirkung besser ausnutzen kann.
Weiters sei erwähnt, dass es in Österreich zulässig ist, an stehenden Fahrzeugkolonnen vorbeizufahren. Die Africa Twin ist schlank genug, um das problemlos durchführen zu können. Sie ist auch wendig genug, um dabei nie in Schwierigkeiten zu kommen (die Erfahrung zeigt, dass das Durchschlängeln - obwohl das in Österreich schon lange nach der StVO zulässig ist - manche Autofahrer immer noch in ihrer Ehre kränkt, und sie jede Lücke zumachen wollen, weil " wo kommen wir denn da hin, wenn…").
Holprige Straßen steckt die Africa Twin locker weg. Und man spürt Unebenheiten auch kaum. Sogar wo es mir mit anderen Motorädern und auch dem Roller immer einen Schlag versetzt hat, wuppe ich jetzt drüber als ob nichts da wäre. Was auch immer das wegbügelt - Reifen oder Federung oder alles miteinander - , es ist grandios.
Straßenbahnschienen: die sind ja an sich immer glatt. Mit der Africa Twin bemerke ich sie beim Drüberfahren nicht. Einschränkung: das gilt erstmal nur für trockene Schienen. Über nasse Straßenbahnschienen bin ich nämlich noch nicht gefahren.
Winddruck und Windschild
Ich habe das originale (kleine) Windschild montiert. Ich hätte ursprünglich gedacht, dass mir das zu klein sein wird und zuwenig Windschutz bieten wird. Aber Honda hat das wirklich gut hinbekommen. Bis 110 km/h verspüre ich keinen Winddruck. Bis 130 km/h macht sich der Wind ebenfalls kaum bemerkbar. Lediglich an den Oberarmen verspüre ich dann geringen Wind, der aber nie unangenehm wird. Helm und Oberkörper bleiben auch bei 130 km/h vom Wind verschont. Und das obwohl ich über die Scheibe sehe. Das hat mich sehr überrascht (am meisten sogar, dass ich weniger Wind verspürt habe, als auf meinem früheren Roller), aber ich nehme es natürlich wohlwollend an. Auf eine größere Scheibe habe ich daher verzichtet, die brauche ich auf der Africa Twin nicht.
Gewicht und Rangieren
Leer 222 kg und vollgetankt 242 kg hört sich erstmal nicht übermäßig leicht an. Und dennoch: Das Rangieren (sitzend am Motorrad) fällt nicht sonderlich schwer. Natürlich kein Rollergewicht, aber z.B. kein Vergleich mit dem Crosstourer (285 kg), bei dem ich stets vorausschauend parken musste, um nicht Gefahr zu laufen, die Fuhre nicht mehr aus dem Parkplatz zu bekommen. Eigentests haben ergeben, dass ich jetzt wieder - sitzend am Motorrad - an Stellen parken kann, an die ich die Crosstourer nicht (rückwärts) geschoben bekam. Nie hatte ich bis jetzt das Gefühl, die Africa Twin könnte mir umkippen (das hatte ich bei der Crosstourer (nur im Stand oder beim Stehenbleiben) doch einige Male, obwohl letztlich die Gefahr dann doch nie groß war und ich sie nie niedergelegt habe, aber mulmig war mir mit der CT dann doch zuweilen zumute).
Gewicht und Fahren
Die Africa Twin hat Gewicht? Beim Fahren merkt man davon gar nichts. Wendig ist sie bei jeder Geschwindigkeit (wirklich bei jeder, die ich fahre), auch bei ganz langsamen. Nie ist sie in Kurven kippelig. Nie war der Angststreifen kleiner (und bei mir gibt es immer einen - wie schon gesagt: Sicherheit steht bei mir an erster Stelle).
Fahren und Straße
Was soll man sagen? Ausgezeichnet. Auch auf der Autobahn liegt sie ruhig. Geschwindigkeiten über 160 km/h (am Tacho - zu diesem siehe unten) bin aber nie gefahren (falls das ein Freund und Helfer liest: das war nur einmal und eine Notsituation auf der Autobahn - wirklich! ganz ehrlich! ein böser Drängler in einem bösen Auto von hinten auf der Überholspur und wegen mehreren ganz großen LKW kein Platz zum Spurwechseln! da will man doch nicht zur Kühlerhaubenfigur werden! da hat man nur einen Ausweg, um sein Leben zu retten!). Kein Hin- und Herschwanken, kein Lenkerflattern, kein Pendeln.
Fahren und Gelände und G-Modus
Fahre ich nicht. G-Modus habe ich daher bis jetzt auch nicht verwendet.
ABS
Ist bei mir immer an. Musste noch nicht regeln. Daher kann ich dazu nichts sagen.
Traktionskontrolle
Bleibt bei mir immer an. Ich fahre nicht ins Gelände. Und habe ich schon erwähnt, dass Sicherheit bei mir Vorrang hat? Geregelt hat die Traktionskontrolle bei mir noch nicht, obwohl ich schon in (aber nicht wirklich heiklen) Situationen war, in denen die Traktionskontrolle anderer Motorräder schon geregelt hatte (das kann aber auch daran liegen, dass sich diese in Leistung und Drehmoment von der Africa Twin unterschieden haben).
Spiegel
Die Spiegel geben ausreichend Sicht nach hinten (ca. 1/4 oder knapp mehr aber noch kein 1/3 wird vom Oberarm verdeckt). Der Ausleger könnte 1 bis 2 cm länger sein, dann wäre der Spiegel für mich noch besser nutzbar. Aber er ist ok. Toten Winkel gibt es definitiv (da hatte ich auch schon Spiegel mit kleinerem toten Winkel). Ohne Schulterblick (der ja sowieso immer sein sollte) ist ein Spurwechsel keinesfalls gefahrlos möglich.
Tacho
Typischer Honda-Tacho. So wie ich es von Honda gewohnt bin, zeigt der Tacho eine Abweichung von 10% gegenüber den GPS-Werten eines Navi.
Also: 50 km/h GPS = 55 km/h Tachoanzeige; 80 km/h GPS = 88 km/h Tachoanzeige; 100 km/h GPS = 110 km/h Tachoanzeige (auf Autobahn bin ich noch nicht mit Navi gefahren)
Einstellknöpfe für Display
Im Internet habe ich von hängenden "Set"-Knöpfen gelesen. Bei mir ist das bislang nicht aufgetreten. Ich verwende den aber auch nur, um die Trip A-Anzeige nach dem Tanken auf Null zurückzustellen. Die anderen Anzeigen habe ich für mich einmal eingestellt (Außentemperatur, durchschnittlicher Benzinverbrauch, Trip A). Jetzt bleibt es so, da stelle ich nicht immer wieder um.
Benzinverbrauch
Die Anzeige für den durchschnittlichen Benzinverbrauch am Display zeigt bei mir 0,5 Liter zuviel an (im Vergleich mit mehrfachem Selbstrechnen nach Tanken). Mein Durchschnittsverbrauch liegt bei 5,5 l auf 100 km, wenn ich nur in der Stadt fahre, und bei 5 l auf 100 km, wenn ich im Mix Stadt und Landstraße (und gelegentlich auch Autobahn) fahre.
Mängel
Lenker war - offenbar von Werk aus - leicht schief montiert. Das wurde beim 1.000 km Service behoben.
sonst nichts
1.000 km Service
Dauer: ca. 1 Stunde, Kosten: € 233,-
durchgeführt: Ölwechsel (samt Filter für Motor und DCT), Kontrolle lt. Serviceplan
Viel zu lesen. Wenn es jemand bis hierher geschafft hat, dann hat er wohl wirklich Interesse. Ich hoffe, dass ich dann ein wenig weiterhelfen konnte.
Wenn jemand noch etwas interessiert, was ich vergessen habe zu erwähnen (und man vergisst immer etwas), einfach fragen.