Hier ist ein neuer VF-Sanierer mit Fragen und Mitgift

  • Hallo an das Forum,
    ich freue mich, dass ich auch mal in einem Chopper-Forum was schreiben kann :)
    Ich bin dabei, über den Winter eine RC15 aus 1986 für den Eigenbedarf wieder hübsch zu machen, weil an der sonst benutzten VFR800F (RC79) nicht so viel zu tun ist und wegen Garantie noch nicht mal die Wartung selbst geschraubt werden kann.
    Die RC15 ist mit Vollverkleidung, die werde ich auch wieder herrichten, das scheint es ja nicht so oft zu geben, jedenfalls sind fast alle RC15 immer halbnackt im Web zu sehen. Im Anhang ein Foto unmittelbar nach der Abholung, jetzt ist sie schon deutlich demontiert.WP_20161008_21_00_31_Pro.jpg


    Ich habe auch was mitgebracht: ein Fahrerhandbuch für eine RC15 (aber nicht mein Baujahr, es gibt einige Abweichungen zu meiner) hatte ich im Web gefunden, allerdings 4-sprachig und in diesem nicht ausdruckbaren Heftformat. Ich habe das auseinandergenommen und eine deutsche PDF im A4-Format mit Inhaltsverzeichnis erstellt, die man schön drucken kann. Ist leider zu groß für eine Anlage hier darum nutzt folgenden Downloadlink: http://www.heumuehle.de/download/rc15_docs.zip


    Dann hätte ich auch Fragen:
    Erste Frage:
    WP_20161022_21_59_47_Pro.jpg
    Unter der Lampe befinden sich insgesamt 6 freie Kabelenden, die mit Verbindern versehen sind. Sind die immer vorhanden, wenn ja, wozu? Im Schaltplan (der nicht 100%ig zu meinem Baujahr passt, s.o.) finde ich die nicht.
    Im Zweifelsfalle werde ich die schön abdichten und gut ist.


    Zweite Frage:
    WP_20161022_20_35_26_Pro.jpgWP_20161022_20_36_36_Pro.jpg
    Der linke Bremssattel und die Scheibe waren stark verölt mit etwas, was nicht nach Bremsflüssigkeit aussah. Ich tippe auf einem undichten TRAC-Mechanismus und somit Gabelöl. Es war auch nur noch sehr, sehr wenig drin...
    Offensichtlich ist der O-Ring undicht, der den Kolben abdichtet.
    Da ich ohnehin neue progressive Gabelfedern einbaue, brauche ich keine Luftunterstützung mehr und TRAC wohl auch nicht, darum möchte ich das TRAC lahmlegen und komplett abdichten. Habe mir das so vorgestellt, dass ich eine Papierdichtung (0,8mm) schneide, welche den kompletten Flansch des TRAC gabelseitig abdeckt (Foto links). Darüber kommt ein passendes Edelstahlblech 1mm, darüber die serienmäßige Abdeckplatte incl. eingestecktem Kolben (das geht, der Kolbenfuß ragt innen nicht über die Platte hinaus).
    Das Auge des Kolbens wird aber nicht mehr mit dem Bremssattelträger per Schraubenbolzen verbunden, sodass keine Kraft mehr auf den Kolben wirkt.
    Spricht da was dagegen?
    Was ich noch nicht weiß ist, wie sich der Bremssattelträger sich verhält, da er nicht mehr durch die Druckfeder des TRAC zurückgedrückt und abgestützt wird. Er wird wohl mehr klappern als er das bisher auch schon tat, aber ich denke, da fällt mir auch was ein, denn so viel Stützwirkung kann das Federchen im TRAC für den ganzen Bremssattel auch nicht gewesen sein.


    Das Pitting gucke ich mir an wenn es soweit ist (Ventile einstellen) bin da aber entspannt, denn ich will mit der VF keine Urlaubstouren machen und für ein paar historische Runden wird der Motor, der 70Tkm weg hat, schon noch gut sein. Zumindest klingt er gut (ich weiß, Pitting kann man nicht hören - hab ich hier gelesen :)). Und da sie eins von den späteren Mädchen ist, ist vielleicht auch gar nicht so viel vom pösen Pitting vorhanden.
    Bisher war ich über die vorgefundene Materialqualität unter den Dreck- und Ölschichten jedenfalls positiv überrascht.


    Es grüßt
    Micha

  • Die Kabel sehen farblich stark nach Blinker aus, Ami-Variante mit mitleuchtenten Doppelfadenbirne im Blinker

    Mein Humor ist so schwarz, damit kann man heizen ! :devil:

  • Ja, das könnte sein, denn sie ist eine Graue. Ich werde mal morgen im Heck suchen, dann müsste es dort ja ähnlich aussehen. Sie hat auch solche gelben seitlichen Reflektoren, die ziemlich ami-mäßig sind.
    Sie hat kein Honda-Typenschild mehr am Rahmen, sondern eines von Detlev Louis aus Hamburg, was der Papa von Tante Louis ist...
    Ich habe bei Louis schon angefragt, ob sie noch irgendwelche Daten haben - haben sie aber nicht.
    Die Erstzulassung ist April 1988 und angeblich sind die RC15 ja nur bis 1986 gebaut worden (?). Da hätte mich interessiert, wo sie so lange rumgestanden hat.

    Einmal editiert, zuletzt von MichaR ()

  • Gib mal die ersten 4 Buchstaben/Zahlen an, die am Lenkkopf eingeschlagen sind vom Rahmen (steht in den Papieren )
    Wenn es wirklich eine 86 vf750f aus Amiland ist, dürfte die 86 und 87 nicht in Amiland verkauft werden!

    Mein Humor ist so schwarz, damit kann man heizen ! :devil:

  • Brauchst dir nur ein Blinkbirnchen, Verzeihung, Leuchtmittel angucken.
    Wenn´s ne Bremslichtbirne ist, weisste Bescheid!

    Scheiß drauf, ich probiers!

    :hehe:

    [SIGPIC][/SIGPIC]

  • Hier ist sie komplett: JH2RC1504FM200708
    Modelljahr also 1985, Baujahr kann später sein.

    Einmal editiert, zuletzt von MichaR ()

  • Brauchst dir nur ein Blinkbirnchen, Verzeihung, Leuchtmittel angucken.
    Wenn´s ne Bremslichtbirne ist, weisste Bescheid!


    Die wird der Detlev schon ausgetauscht haben, immerhin hat er ja auch die Kabel abgezogen. Und nach 30 Jahren sind auch keine Original-Leuchtmittelchen mehr drin.

  • Hi Micha,
    war gerade in der Garage. Bei meiner VF1000F2 Bj87 habe ich an der Stelle jeweils 2 grün, bzw. türkise Kabel. Die sind an einer Doppelhupe angeschlossen. Orange Kabel gibt es bei meiner dort nicht. Ich tippe auch auf Blinker. Ansonsten kannst Du ja mal checken, ob die Lüftermotoren verkabelt sind. Die deutsche Version ist soweit ich weiß bis 87 produziert worden.
    Das Anti Dive würde ich an Deiner Stelle wieder instandsetzen. Wenn ich Dich richtig verstanden habe, möchtest Du das ganze abdichten und dadurch den Durchfluss unterbinden. Dadurch verringerst Du den Ölfluß und die Gabel reagiert schon bei leichtem Bremsen wie wenn Du voll in den Eisen stehst. Dadurch ist sie meiner Meinung nach zu hart. Die Progressiven Federn kannst Du ja trotzdem einbauen und Dir die Luftunterstützung sparen.
    Bin gespannt wie Deine Nockenwellen aussehen. Halt uns auf dem Laufenden.


    Beste Grüße aus dem Schwabenland
    Jürgen

  • Hallo Jürgen,
    ja du hast Recht, ehrlich gesagt ist mir nach deinem Beitrag erst richtig klar geworden wie das TRAC funktioniert und was der Kolben tut: er verschließt einen Bypass für den Ölflüss und damit versteift er die Gabel.
    Ich will das TRAC aber dennoch abdichten, denn so eine Ölquelle neben der Bremsscheibe, nur gedichtet durch einen O-Ring ist mir nix, zumal es auch wirklich nicht mehr gebraucht wird.
    Die Lösung besteht aus 2 Teilen:
    - Es gibt ja das Einstellrad, mit dem man die TRAC-Wirksamkeit einstellen kann. Das wird auf kleinste Stufe gestellt. (Ist zwar nicht mehr erkennbar, welcher von den 4 Klicks das ist, aber das krieg ich schon raus).
    - Ich fräse in die Dichtfläche des TRAC am Gabelunterteil eine ausreichend großen Rinne zwischen die beiden Bohrungen, sodass ein Ölfluss immer stattfinden kann, trotz meiner Abdichtung. Genug Material scheint aufgrund der massiven Bauweise vorhanden zu sein, ich guck aber vorher nochmal scharf nach.


    Den Bremssattelhalter werde ich doch wieder mit dem TRAC-Kolben verbinden, ich denke mit ein bisschen Lastverteilung unter dem Kolben kann meine Edelstahlplatte zwischen TRAC-Oberteil und Dichtung die Last beim Bremsen aufnehmen, denn durch die Hebelgeometrie ist diese minimal, diente sie ja nur zur Ansteuerung des Kolbens und nicht zur Abstützung des Bremssattels.


    Ich werde berichten.


    Und vielen Dank für den Link zur englischen VF1000-Seite, die Seite selbst ist ja schon gut aber die angebotene "Literatur" ist Spitze! Nach erstem Durchgucken ist meine spätgeborene VF750 sehr ähnlich den VF1000, das TRAC z.B. ist identisch.


    Grüße bis demnächst!
    Micha

  • Hier kommen die Details zu "Wie dichte ich ein undichtes TRAC ab". Ich kann aber noch keine Garantie geben, denn ehe diese Baustelle wieder fährt dauert es noch bis April, aber ich denke schon, dass diese Ölquelle jetzt versiegt ist.


    WP_20161027_22_01_36_Pro.jpgWP_20161027_22_37_16_Pro.jpgWP_20161027_22_39_22_Pro.jpgWP_20161027_23_07_01_Pro.jpgWP_20161027_23_07_37_Pro.jpgWP_20161027_23_09_14_Pro.jpg


    Dank des Tipps von Jürgen habe ich unterhalb der geplanten Dichtfläche einen Kanal gefräst, der dem Gabelöl den Durchfluss bietet, den es ohne meine Umbauten im oberen Gehäuseteil auch gehabt hat - vorausgesetzt, der Kolben hätte diese Durchflussmöglichkeit beim Bremsen nicht verschlossen um die Dämpfung zu erhöhen und damit Eintauchen zu verhindern.
    Den Kanal habe ich mit einem Dremel hergestellt, die vorhandenen Unebenheiten sind Absicht zur Erzeugung von Mikrowirbeln im Ölstrom und damit Begünstigung einer laminaren Strömung :D (Darum sind Golfbälle nicht glatt sondern rau.)
    Die schwarze Dichtungsscheibe, welche aus einem Stahlkern mit Gummiüberzug besteht, muss entsprechend ausgesägt werden.
    Darüber die geschnippelte Dichtung (0,8mm), darüber ein Edelstahlblechle, darüber ein Aluscheibchen welches die Last des Kolbens, auf dem sich der Bremssattel ein wenig abstützt, auf eine größere Fläche verteilt (darunter liegt das Edelstahlblech + die schwarze Dichtungsscheibe mit Stahlkern - das hält).
    Das Aluscheibchen führt auch dazu, dass sich der Kolben gar nicht mehr bewegen kann und somit im Gehäuse nicht mehr arbeitet.
    Oben drauf wieder das Gehäuseteil, die Schrauben sind noch lang genug trotz Dichtung und Blech. Für das Foto mit Gehäuse siehe ein Beitrag weiter unten, es dürfen hier nur 6 Fotos rein pro Beitrag.


    Damit habe ich die Gabel so weit, Federn, Stahlflexleitungen, Beläge usw. sind neu vorhanden und das muss nur noch montiert werden. Danach geht es eine Stufe weiter in Richtung Heck und dort wartet der spannende Blick auf die Nockenwellen...


    Ich meld mich
    Micha

  • Hier noch das fehlende Foto für TRAC mit Gehäuse und neuer Dichtung:
    WP_20161027_23_27_04_Pro.jpg


    Zur überzähligen Kabelei unter der Lampe: die Kabel laufen wirklich in die Blinker rein zwecks amerikanischer Standlichtfunktion. Ein weiteres Paar könnte man an eine Doppelhupe anschließen (gleiche Farben wie Hupekabel), ich habe aber nur eine drin. Ich habe die schön wegisoliert und gebündelt, da fliegen sie nun nicht mehr so unordentlich rum.


  • Moin Micha,
    mit Verwirbelungen stellst du eine turbulente Strömung her, wie beim Golfball. Eine laminare (=geschichtete) Strömung löst sich leichter von der Oberfläche ab als eine turbulente. Beim Golfball bedeutet das ein kleineres Rückstromgebiet ("Windschatten") hinter dem Ball, damit weniger Strömungswiderstand.

    Hendrik

  • Hendrik: Ja siehst du so ist das wenn man sich nur Halbwissen merkt und dann auch noch damit angibt :) Ich hatte mir das für eine Strömung im Rohr so gemerkt, dass durch Wandrauigkeit hervorgerufene Mikrowirbel in Wandungsnähe die Randeffekte verringern und somit eine gewünschte laminare Strömung im Rohrinneren begünstigen würden. Da war das Golfball-Beispiel nicht passend. Wieder was gelernt!

  • Habe heute Abend den heiligen Ventildeckel der hinteren Zylinder, thermisch benachteiligt aber besser zugänglich und somit für die Untersuchung des worst case geeignet, geöffnet und die Nockenwelle betrachtet.
    Hier die Ergebnisse:
    WP_20161106_19_18_37_Pro.jpgWP_20161106_19_19_47_Pro.jpgWP_20161106_19_22_23_Pro.jpgWP_20161106_19_24_54_Pro.jpg


    Leichte Abnutzungserscheinungen (70.000km!) aber keine Löcher! Das hat mich beruhigt. VF nach 1985 kann man wohl kaufen ohne größere Ängste haben zu müssen.


    Beunruhigt hat mich aber, dass beim Öffnen des LiMa-Deckels mir ein Schwapp Öl entgegen kam, das mag dort einen fingerbreit gestanden haben.
    Ist das normal oder ein undichter Kurbelwellensimmering? Und wenn, wie gefährlich wäre das?


    Schöne Woche wünscht
    Micha