Generalüberholung CB400N JA/NEIN?

  • Hallo Gemeinschaft,


    seit November steht in meiner Garage eine CB400N und ich bin fleißig am rumbasteln.
    Das gute Stück hat nun schon 67k km drauf und ich spielte mit dem Gedanken einer Generalüberholung.
    Nun sind die Leute die sowas machen sehr rar bzw. weit weg. Die Idee es selbst zu machen kam mir auch schon, aber ich denke, es scheitert am Werkzeug und am Know-How, sowie an der Zeit (wie so oft).
    Gefahren bin ich nur ein paar Meter auf dem Hof, der Vorbesitzer sprach von leichten Rütteln bei hohen Drehzahlen und schob's auf den Vergaser.


    Es heißt ja immer, die Hondamotoren sind unzerstörbar. Ist eine Generalüberholung, obwohl der Motor sonst gut läuft evtl. unnötig bzw. finanziell schwachsinnig?
    Mit ein bisschen Geduld findet man onöine einzelne Motoren zu kaufen, auf die man im schlimmsten Fall zurückgreifen kann.
    Hat jmd. Erfahrung was sich Restaurierer dafür bezahlen lassen? Bisher kamen auf Anfragen in der Umgebung nicht einmal Schätzungen.


    Viele Grüße
    CB400NRacer

  • Erstens finanziell, äh, schwachsinnig,
    zweitens vermutlich unnötig,
    wenn nicht die üblichen Wartungsarbeiten wie Vergasersäuberung, -syncronisation, Ausgleichsketten spannen etc.zuvor erledigt werden.


    Meine ganz persönliche Meinung: Nicht diesen Eimer! :nono:

    Scheiß drauf, ich probiers!

    :hehe:

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  • Sinnvoll ist es nur wenn du interesse hast dir Kenntnisse anzueignen, da an der CB mit wenig Werkzeug alles machbar ist.


    Sonst hat Afrikaans recht, alle Wartungsarbeiten penibel ausführen, fahren und Spaß haben. Erst was machen wenn wirklich ein Fehler vorliegt. Vergaser ultraschallen schadet natürlich nie.

    "Du redest mit deinem Motorrad? Findest du das nicht merkwürdig?"
    "Wieso? Ich finde die Gespräche mit manchen Menschen viel merkwürdiger!"

  • :wink1:


    'ne wirkliche Generalüberholung könnte schon problematisch werden - nicht alle Übermaßkolben, Kolbenringe und Lagerschalen sind direkt verfügbar :o
    Bei 67000 sollte sowas auch noch nicht nötig sein.


    Die Motoren sind problemlos zerstörbar - Ölstand am Minimum und 100 km Vollgas können schon reichen.



    Etwas mehr als alle Wartungsarbeiten solltest Du machen - die Schwingenlager sind wahrscheinlich seit über 50000 Kilometern nicht mehr abgeschmiert worden. Zerlegen, reinigen und mit viel Fett wieder einbauen, dann regelmäßig (alle 7500 Kilometer zusammen mit allen anderen Wartungsarbeiten) abschmieren. Brauchst Du nur 'ne kleine Stoßpresse.


    "Rütteln" unter Last ist meistens Vergaserproblem - wenn's nach (evtl. Reinigung und) Einstellung nicht weg ist, musst Du mit Düsennadeln und Schieberfedern experimentieren.


    Wenn der Motor sonst gut läuft, wirklich alle Wartungsarbeiten erledigt sind und da immer noch ein Problem ist, gib Bescheid - ich würde (sofern die Maschine nicht mehrere Jahre gestanden hat) an den Vergasern erstmal nicht viel machen. Schwimmerkammer ab und Ablagerungen rauswischen (sollte nicht viel drin sein) und die Drosselklappen auf Gleichlauf bringen (Anleitung dazu an anderer Stelle hier im Twin-Forum zu finden - notfalls hau ich den Text auch nochmal hier rein :o).






    :wavey:

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    Meine Maschinen sind alt genug, um selbst zu entscheiden, das macht es manchmal etwas anstrengend, mit ihnen unterwegs zu sein.
    Wenn meine Fähigkeiten nachlassen und ich meine CM 400T nicht mehr fahren kann, dann hole ich mir 'n Motorrad - und wenn's damit nicht mehr geht, 'n Lanz Bulldog.

  • Ich habe das gerade hinter mir, allerdings hat meine nur 38000 drauf. Meine fuhr und TÜV war kein Problem, nach dem ich die Bremse repariert hatte.


    Der Motor lief, reagierte gut aufs Gas, tat sich nur etwas schwer auf Touren zu kommen und lief unrund, wenn er kalt war. Die Lenkung war, gerade noch im Toleranzbereich, schwergängig. Der Gasdrehgriff ging zäh. Die Gabelrohre waren trocken, aber tauchten beim Bremsen tief ein. Das war mein erster Eindruck und die Überlegung war gar nichts zu machen und sie erstmal zu fahren.


    Dann kam das große Aber.


    Das Fett ist bei mir über 30 Jahre alt. Und 30Jahre altes Fett hat seine schmierende Funktion schon lange verloren.


    Das fing mit dem Lenkkopflager an. Mit jeden Teil das ich abschraubte wurde der Vorderbau leichter, schon bald merkte ich eine Rasterung in der Lenkung, die darauf schließen ließ, dass hier mehr getan werden muss als nur das Fett auszuwechseln. Das ganze Drama meines Lenkkopflager ist hier in einem Thread dokumentiert. Es kamen neue Originalteile rein und viel Fett, einen ganzen Samstag verbrachte ich damit das Lenkkopflager ein zustellen.


    Dann kamen die Gabelrohre dran, neues Öl fein dosiert in ml-genauen Schritten wurde nach einer Petroleumspülung eingefüllt. Der Antrieb für den Tacho wude zerlegt, gereinigt und mit neuer Wälzlager fett versehen. Was da an alten Fett zu Tage kam, spottete dessen Definition, das nur noch Knetgummi.


    Dann kam die Schwinge dran, der Bolzen war knochentrocken und in den Buchsen war eine Mischung aus frischen Fett und alter Knetmasse. Die Buchsen und Hülsen waren noch OK. Die Teflonbuchsen kannst nur mit einer Fettpresse raus drücken, wenn du sie raus schlägst, sind sie kaputt. Eine Bastellei mit viel Improvisationen und einen Samstag füllend.


    Das Reinigen der Kette und des Ritzelkasten kostete mich 0,5ltr. WD40. Getriebeöl das ich noch über hatte, reichte mir zur Schmierung.


    Das schlimmste war, die hintere Felge von 30Jahre alte Schmiere-Strassendreck zu befreien. Das Kettenrad samt Buchse und Felgennabe wurden mit Alupaste geschmiert. Hier musst dein Augenmerk besonders darauf richten.


    Vom Vergaser zerlegter ich nur Schwimmerkammer und Kolbendom. Und mangels eines Ultraschallreiniger nahm ich ordentlich WD-40 und fein dosierte Druckluft, das nahm den Schmutz und feinen Korrosionsstaub. Die Düsen lies ich drin, warum soll man die ausbauen. Die Nadel wurde auf Abnutzung geprüft und für OK befunden.
    Mit 2,5 Umdrehung waren die Leerlaufgemischschrauben auch wieder eingestellt. Korrosion und Aufblühungen am Vergasergehäuse fand ich nicht. Ich sparte mir auch die Dichtungen. Mit Kaltstartspray wurde der Motor, als er dann lief, auf Falschluft getestet. Nullproblemo, Eine Synchronisation der Vergaser sparte ich mir erst mal, mit einem 1000Gradtemermometer mass ich die Temperatur der Krümmer Röhre, vom Kaltstart an war kein nennenswerter Temperaturunterschied fest zustellen. Wer hat schon ein Synchrotester zu Hause, ich nicht, also muss man sich mit dem behelfen was man hat oder bekommt. An der Synchronisationsschraube war bei mir noch der Herstellerseitige Siegellack dran, touch not an runing system.


    Neue Zündkerzen, Zündkabel etwas gekürzt und die Stecker wieder rein gedreht, das war mein ganzer Aufwand an der Zündung.


    Obligatorisch, ist natürlich ein neuer Luftfilter, in Getriebeöl getränkt, und ein Ölwechsel samt neuem Filter mit mineralischen Mehrbereichsöl für Motoräder mit Nasskupplung. Autoöl geht nicht, das mag die Kupplung nicht.


    Ich habe viel gelesen, und mir auch Literatur gekauft. Das massenweise angebotene Reparaturhandbuch ist von zweifelhafter Qualität, teilweise sind die Angaben und Empfehlungen nicht richtig, auch geht der Autor sehr salopp über sehr wichtige Bereiche, einen Drehmomentschlüssel kennt dieser schreibende Experte gar nicht. Ich habe mir einen Ersatzteilkatalog und ein paar Nachträge des WHB und Schrauberhandbuch gekauft.


    Das erste was ich mir nach dem Motorrad gekauft hatte war ein Drehmomentschlüssel. Stahlschrauben in Alugewinde, ohne Drehmoment eine spannende Geschichte. Es gibt keinen bescheuerten Satz aus den Mechanikerkreisen als: Nach fest kommt ab.


    Wer sich einmal mit Zugfestigkeit verschiedener Materialien und deren elastische Eigenschaft aus einander gesetzt hat, kann das bestätigen.


    Die Wellen für Tacho- und Drehzahlmesser wurde geölt. Gaszüge und Kupplungs mit Teflonspray behandelt. Die selbsttätige Rückstellung des Gasdrehgriff brachte mich an den Rande des Wahnsinns.


    Vor zerlegen, Trennen oder demontieren von Kabeln, Steckern und Bowdenzügen solltest du unbedingt deren Verlegung aus verschiedenen Perspektiven fotografieren, ...... Aus Erfahrung wird man klug. Ich habe es dann doch hin bekommen, nach zwei Samstagen.



    Viel Freude beim Schrauben

  • Hi, ich hab ne Überholung im Oktober 2016 grad abgeschlossen, im Sommer das Moped, dann bis Oktober gefahren und dann den Motor überholt Bohren auf 1. Übermaß hohnen, Kolben und Ringe neu, grosse Nocke und Ventilschaftdichtungen und Kopf planen.
    bin bisher 3 mal gefahren Ca 100 km gesammt,alles TOP.
    Aber ich würde dazu nur raten wenn Du das alles selber machst, ausser Bohren/hohnen und Ventile (da ne Fachfirma kost nicht die Welt 160,- bei mir)alles andere lohnt sonst nicht. Grundvorraussetzung ich ein Reparatur Buch kost CA 25,- im Netz.

    Schönen Gruß vom Möhnesee


    Elmar