CBX 750 F Kolbenringe wechseln

  • Hallo zusammen!
    Bei meiner CBX sind wohl die Kolbenringe hinüber. Im kalten Zustand pustet sie ganz schön ordentlich blauen Qualm in die Umwelt. Sobald sie aber warm ist, sieht man davon nichts mehr. Da sie jetzt auch seit ein paar Tagen etwas Öl durch die Kopfdichtung rausdrückt, überlege ich mir, das ganze vielleicht in einer Werkstatt reparieren zu lassen. Kann mir dazu einer eine Werkstatt im Ruhrgebiet und Umgebung empfehlen, oder hat jemand eine ungefähre Vorstellung, was die Arbeit mit Teilen kosten darf?
    Ich stehe momentan echt vor der Überlegung "reparieren oder Gebrauchtmotor besorgen".
    Hoffe, Ihr könnt mir helfen.

  • Wenn man Kolbenringe einbaut, gehört vorher etwas durchgehohnt.


    Und zuvor die Zylinder und Kolben incl. Höhenspiel der Kolbenringe vermessen - was evtl. auf vier neue Übermaßolben hinausläuft.



    Auf alle Fälle würde ich bei einem Motor älteren Baujahres die Ventilschaftdichtungen mitmachen.
    Wobei man die V. dann wohl einschleifen würde.


    So kommt bei älteren Semestern meist eines zum anderen - bis es auf punktuelles Improvisieren und den Rest lassen oder einen wirtschaftlichen Totalschaden hinausläuft.


    Ich würde mal schauen, was ein gebrauchter Moor kostet.

  • @ Martin
    Was soll das mit dem Höhenspiel, wernn ich neue Ringe einbauen möchte? Was sagt das Höhenspiel aus?
    Ich kenne das so, dass nach dem Hohnen die "Lücke" des Kolbenringes im eingebauten Zustand messen soll. Ist sie zu groß (=Zylinderdurchmesser zu groß), müssen Kolben m. Übergröße verwendet werden. Aber Höhenspiel??


    Oh Speedy,
    schwere Frage. Leider hast Du weder Bilder von Deiner Maschine, noch eine Zustandsbeschreibung eingestellt.


    Motor von einer Firma überholen lassen:
    Ich denke, dass sie hohnen würden und der Spass kostet Geld. Ich suche gerade selbst jemanden, der meine beiden Zylinderbänke (habe noch eine Reserve ;-) ) beurteilt und mir ein Statement abgeben kann. Jede Firma muss auf ihre Leistung eine Garantie geben, muss so leisten, dass es einem Gerichtsverfahren stand hält. Wenn die den Motor zerlegen, dann kommt selbstredent ein komplett neuer Motordichtsatz zum Tragen. Der muss ja so oder so gekauft werden. Für mich ist klar, dass dann die Ventile neu eingeschliffen werden. Kolbenringe neu und dann an dem Ende ein Kompressionsverlust :-( ?


    Gebrauchtmotor:
    Es gibt an und ab welche, aber ich bezweifle den Zustand derselbigen. Im eingebauten Zustand probelaufen lassen und Kompression messen, gegebenenfalls auch den Öldruck. Aber diese Vorraussetzungen sind noch seltener anzutreffen. Einen Sevenfiftymotor könnte man viell. nehmen, musste aber die Kupplung auf Seilzug umbauen. Den Motor kannst Du nicht auf hydraulische Kupplung umbauen ohne eine der Getriebewellen zu tauschen. Ich weiß gerade aucvh nicht, wo Honda die Leistung von 91PS auf 78PS reduziert hat.
    Gebrauchtmotor ist ein Glücksspiel.


    Echtes Honda Werkstatthandbuch (keine Reparaturanleitung) kaufen, gezielt hier Fragen und den Motor Step by Step wieder aufbauen.


    Wenn Du das so machst, dann kannst Du auch das Kurbelgehäuse teilen, den Limakettenspanner, die Lima- und Steuerkette tauschen.
    Vor Ausbau des Motors aber unbedingt die Lima KOMPLETT ausbauen, ansonsten brauchste evtl. einen Abzieher und Rotorhalter.
    Den ganzen Mist habe ich jetzt auch vor mir, möchte aber zudem noch meine Kurbelwellenlager und Pleuellager messen. Das ist kein Muss, aber perfekt.


    Eine andere Lösung wäre, dass Dir jemand zuverlässiges privat den Motor wieder aufbaut.


    Wirtschaftlichkeit:
    Möchtest Du das Moped bis zu Deinem Tode fahren und ist der Gesamtzustand gut, so kann sich das lohnen. Willst Du sie eh irgendwann wieder verkaufen, dann ist es der Verlust schlechthin.

    3 Mal editiert, zuletzt von cementario ()

  • Höhenspiel der Ringe in ihren Nuten - stell dir das jetzt mal stark vergrössert bildlich vor.


    Ein Ring gleitet mit dem Kolben im Zylinder nach unten. Der Ring liegt wegen seiner Reibung an der Zylinderwand an der oberen Fläche seiner Nut an - der Kolben zieht ihn.


    Ist seine Nut zu hoch, streift er Öl von der Zylinderwand ab und speichert es in seiner Nut, auch zwischen der inneren Seitenfläche der Nut und dem Ring.


    Gleitet der Kolben wieder nach oben, liegt der Ring nicht mehr oben in seiner Nut am Kolben an, sondern unten.


    Das ist die klassische Ölpumpe.



    Auch wenn Kolben und Zylinder an allen Durchmessern maßhaltig sind, können sie wegen zu großem Höhenspiel der Ringe Schrott sein, da sie es sind, die den Ölverbrauch verursachen.



    Ältere Hondas sind da teilweise nicht unbedingt für berauschende Qualität bekannt.



    Angaben zum max. zulässigen Höhenspiel finden sich im WHB.

  • Soweit ist mir das schon klar, mir war aber nicht klar, dass die Abnutzung in der Nut liegt. Ich hatte die Kolbenringe im Visier...#


    Noch effektiver ist die Ölpumpe, wenn die Kolbenringe falsch herum eingebaut werden :-).

  • Ich werde in den nächsten zwei drei Tagen die Verschleißgrenzen hier eintragen.


    Meine Zylinderbänke werde ich einem Motoreninstantsetzer zeigen, der, so wie man mir sagte, volle Auftragsbücher hat. In der Hoffnung, dass er mir eine ehrliche Meinung sagt und keine Aquise betreibt.

  • So, hier reiche ich, wenn auch verpätet (aber hier scheint sich gerade eh nichts zu tun) die Daten aus dem Werkstatthandbuch nach.


    Spiel Kolbenring-Ringnut; Oberster Ring: 0,015-0,045mm, Verschleißgrenze: 0,6mm
    Spiel Kolbenring-Ringnut; Zweiter Ring: 0,015-0,045mm, Verschleißgrenze: 0,6mm


    Kolbenringstoßfuge; Oberster Ring: 0,15-0,30mm, Verschleißgrenze: 0,5mm
    Kolbenringstoßfuge; zweiter Ring: 0,15-0,30mm, Verschleißgrenze: 0,5mm
    Kolbenringstoßfuge; Ölring: 0,30-,90mm, Verschleißgrenze: 1,1mm


    Kolben- und Abstreifringe immer um 120°versetzt einbauen.
    Der zweite Kolbenring ist an der Flanke konisch. Die "verjüngte" Seite muß in Richtung Kopf eingebaut werden. Sinnvoll wäre die Seite 7-6 aus dem Werkstatthandbuch.

  • Ich habe mal gesehen, dass die Kolbenringe auf Grund von Ölkohle so festsaßen, dass man sie mit der Hand nicht mehr bewegen konnte. Kann man daraus irgendwelche Rückschlüsse ziehen?


  • Bei den rot markierten Maßen wäre es wohl 0,06!


    Fest sitzende Kolbenringe können sich dann nicht mehr an den Zylinder anlegen, logisch!


    Ich hatte auch schon Ringe, die waren in den Nuten fest gerostet.
    Typischer Standschaden!


    Der 2. Ring ist ein "MINUTENRING".

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  • Klar, 0,06mm muß es heißen. Danke für das genaue Hinschauen. Meinen Beitrag von gestern kann ich jetzt nicht mehr korrigieren. :-(


    Kann es bzgl. des Standschadens bedeuten, dass im Falle von viel Pech, auch die Zylinder gelitten haben könnten oder ist es dann ziemlich sicher?

  • So,zwischenzeitlich habe ich mir eine 12-er Ninja gekauft, weil ja die Saison weitergeht und mein Terminkalender keine wirkliche Schrauberzeit vorsah. Außerdem soll ich einer Mechatronikerazubi im zweiten Lehrjahr, das Überholen/Zusammensetzen eines Motors beibringen :-) und so kann ich nicht mehr nächtens schrauben.


    Aaaaber, ich habe weiter gemacht. Meine beiden Zylinderbänke habe ich für einen Groschen in die Kaffeekasse vermessen lassen. Zu Hause mit den Soll und Verschleißwerten verglichen, habe ich feststellen müssen, dass die eine Bank noch seeeehr gut ist. Vorsorglich brachte ich sie zwecks "bürsten" wieder dorthin, zahlte 50€ und habe mir nun neue Kolbenringe bei Scheuerlein in Ansbach bestellt. Dort kosten sie 156€. Honen wäre für diese Bank eine Schande gewesen und mit dem Bürsten bekomme ich wieder ein "Honbild" (ohne nennneswerten Abrieb) hin, so dass das Öl wieder anhaften kann.
    Zylinder vermessen lassen lohnt sich! Dann weiß ich wenigstens was gehauen und gestochen ist.


    Im nächsten Schritt werde ich die Kurbelwellenlager und Pleuellager vermessen. Danach entscheide ich weiter.

  • Ich lasse gebrauchte Zylinder nacharbeiten.


    Denn am Umkehrpunkt des obersten Kolbenringes bildet sich ein Absatz.


    Ist der gebrauchte Zylinder minimal niedriger als der alte, ist die Fussdichtung (womöglich aus einem Zubehör-Dichtsatz) etwas dünner, das Kurbelgehäuse ein wenig anders gefräst als das, von dem der Zylinder stammt, läuft der Ring gegen diesen Absatz, dann weitet er sein Nut auf.


    Ich hatte jetzt den Motor einer ZX-7 da, die 7 Jahre gestanden ist, man hat deutlich gesehen, wo in den Zylindern die kolbenringe geparkt haben, ich vermute, dort elektrochemische Korrosion stattgefunden.
    Die Stellen waren nicht tastbar, haben aber genügt, einem Kolbenring bis zum Bruch zu belasten.

  • Was verstehst Du unter "nacharbeiten? Meinst Du damit auch bürsten?
    Ich nehme seit 1989 Zubehördichtsätze von Athena und hatte nie ein Problem Fuß hast du um jeden Zylinder einen O-Ring und über die gesamte Zylinderbank eine Papierdichtung.

    Einmal editiert, zuletzt von cementario ()

  • Polo bietet Dichtsätze von Paaschburg & Wunderlich.
    Hat da jemand Erfahrung damit?