Defekte Gewinde in Alu-Motor-/Getriebegehäusen instandsetzen...?

  • Hi!


    Bin gerade wieder einen Motor für meine MTX80R am aufbauen. Und wie so oft bei den völlig verbastelten Dingern tauchen hier und da einige Gewinde auf, die nicht mehr so "super" sind.:(
    Diesmal hab ich Glück gehabt, und alle Schrauben nochmal festgekriegt.


    Aber es ist nicht mein letzter Motor, den ich aufbaue, und ich ahne, dass bei einigen der Gehäusehälften das ein oder andere Gewinde im Eimer sein wird. Oben am Kupplungsdeckel könnte man damit leben, aber unten, und vor allem um das Kurbelgehäuse herum, ist das natürlich sch...


    Also mal eine Frage an alle, die sich auskennen, oder Ideen haben:


    Was kann man tun, wenn das Muttergewinde im Gehäuse kaputt ist? :confusedx:


    -Größer bohren und eine Stufe größer schneiden ist hier in den seltensten Fällen eine Option
    -Durchbohren und mit Mutter auf der Gegenseite absichern geht auch so gut wie nie


    Also:


    • Mit flüssigem Alu aufgießen, neu bohren und schneiden?
      - Da könnte mein Block direkt mitwegschmelzen an der Stelle, oder?
      - Oder gibt es einen festen Kunststoff zum Aufgießen, bohren und schneiden?


    Habt Ihr Empfehlungen für sowas?
    Anmerkung: Es handelt sich hierbei übrigens in der Regel um M6er Gewinde.


    Bin mal gespannt...


    Greetings, Casalla

    Beim Beschleunigen müssen die Tränen der Entzückung waagerecht zum Ohr abfließen...

  • Ich beschäftige mich momentan ganz aktuell damit aus gegebenem Anlass (Nachbars BMW GS 1100, Zylinderkopfdeckel).


    Von den bekannten Verfahren zum Ausbohren und Einsetzen von fertigen Gewinden kommen sicher ein paar in Frage, sind aber wegen der Dünnwandigkeit an der betreffenden Stelle ausgesprochen kritisch.


    Flüssige Kunststoffe kommen hier nicht in Frage, da Bohrung horizontal liegt.
    Einige Hoffnung bringt ein 2-K-Kitt von http://schwanheimer-industriekleber.de/kitt/, ähnlich gibts aber auch von anderen Hersteller günstiger, ob gleiche Leistung, weiss ich nicht. Der Temperaturbereich liegt bei 130° mit kurzfristigen Spitzen von 300°.



    Ich hatte der Firma folgende Frage gestellt:
    ...
    Es handelt sich um ein ausgerissenes Gewinde am Motorblock eines Motorrades.
    ...
    Ob der Kitt zur Anwendung kommen kann. entscheidet sich auch an der Frage, wieviel Material ausgebohrt werden muss, um einen festen Halt zu gewährleisten.
    ...
    Kommt man mit einem Ausbohren von 2 mm für den Kitt aus?


    So die Antwort:
    ...
    bei dem Gewinde müssen Sie nichts aufbohren. Sie tragen einfach den Kitt in dem Loch auf. Anschließend benetzen Sie die Schraube mit Öl (Trennmittel) und drehen diese in das Loch mit dem Kitt. Nun lassen Sie den Kitt 24 Stunden aushärten. Danach können Sie die Schraube wieder herausdrehen (durch die vorherige Benetzung mit Öl) und haben ein neues/restauriertes Gewinde.



    Versuch macht kluch, ob mein BMW-Nachbar das Problem so lösen wird, ist noch unklar.


    H.

  • Hi!


    Das klingt schonmal sehr sehr interessant mit dem Kitt.
    Bei mir ist es so, dass ich flexibel bin, was die Lage der Löcher betrifft - der Motor ist komplett zerlegt und daher sehr handlich (ist ja auch weder groß noch schwer).
    Kennst du flüssige Kunststoffe, die in Frage kämen? Wonach müsste ich da googlen?


    Und noch eine Frage, schon fast ein eigenes Thema:
    Am Motorblock sind dort, wo Kettenritzel und Polrad mit einer Plastikabdeckung abgedeckt werden, auch einige Löcher komplett ausgebrochen.
    Könnte man mit diesem Kitt evtl diese Stellen "wiederherstellen"? Viel müssen die nicht halten, aber es ist eben besser, mit 4 statt 2 Schrauben.


    Edit: Grade die Seite besucht, das klingt gut. Ich glaub das probiere ich einfach mal aus.

    Beim Beschleunigen müssen die Tränen der Entzückung waagerecht zum Ohr abfließen...

    Einmal editiert, zuletzt von Casalla ()

  • Wenn Dein BMW Nachbar es durch forangeschrittene Schraubertätigkeiten geschafft hat das Aluminium-Gewinde zu zerstören, dann wird das bei dem Kunststoffgewinde noch schneller gehen.

  • Wenn noch Material da ist: Time-Sert

  • Wenn Dein BMW Nachbar es durch forangeschrittene Schraubertätigkeiten geschafft hat das Aluminium-Gewinde zu zerstören, dann wird das bei dem Kunststoffgewinde noch schneller gehen.


    So ist es :)



    Dabei ist es so einfach : nie einen Hebel für M6 verwenden, nur einen Schraubendreher.


    Und bei M8 in Alu mit der Faust noch etwas nachdrehen. Hebellänge max 10 cm.


    M6.jpg

    Einmal editiert, zuletzt von hondaschlumpf () aus folgendem Grund: Tip Schraubendreher

  • ... sehe ich auch alles so!
    War alles ein böses Versehen und die (falsch) voreingestellte Drehmomentknarre, mit passenden Nuss aufgesteckt, war ein Reflex - weil zum Greifen nahe, ... wie es halt so geht, selbst bei versierten Schraubern. Und das ist er ohne Zweifel! Soll 8 Nm, Ist war 20 Nm. Über Vorschädigungen kann man nichts sagen, aber ist ja auch egal. Ab ist ab.


    H.

  • In der 'Tat gibt es keine bessere Möglichkeit ein Alugewinde zu ruinieren als auf eine Drehmomentschlüssel zu vertrauen.

  • ... zumal es überhaupt keine Notwendigkeit gibt, die 8 Nm Soll auch auf Punkt und Komma einzuhalten. Die Schrauben haben einen Bund, der auf der Zylinderwandung aufsitzt. Das ist das Maß, mit dem die Dichtung des Deckels maximal angepresst werden kann. Mehr Drehmoment geht allein auf das Gewinde und nicht mehr auf die Dichtung. Hat er alles gewusst und vielfach schon gemacht - und dann trotzdem ...


    Zum Kitt:
    Ich bin momentan dabei, eine ruinierte Verzahnung eines Kunststoff-Getrieberades einer Küchenmaschine zu "restaurieren" und teste dabei verschiedenen Möglichkeiten, die beim Motorradschrauben aus verschiedenen Gründen sicherlich keine Anwendung finden können.
    U.a. auch vergleichbaren (?) Kitt eines anderen Herstellers, wobei die Temperatur-Daten und die Angaben über Härte (84) sehr ähnlich sind.
    Jetzt mag es am Alter der Packung (mehrere Jahre) und / oder mangelhafter Durchmischung gelegen haben, beim Auspuhlen aus der Form hat sich das Zeugs als ziemlich bröselig erwiesen. Mein Trennmittel - Alufolie - lässt sich allerdings noch nicht mal mit ner Messerspitze abkratzen, ohne Material mitzunehmen. Die Haftung auf der Folie ist wirklich gut.


    Anderer Versuch für diesen Zweck (!), Formgießen mit "Roses Metall". Das hat eine Schmelztemperatur von nur 96° C ; erste Probegüsse sehen recht gut aus, kann was werden.
    R-M ist das Zeugs aus den Leitungslötverbindern mit Schrumpfschlauch, die man auch mit Heißluft oder Feuerzeug zu Wege bringt.

    Einmal editiert, zuletzt von horst.w ()