Maschine macht sich selbstständig und ist unkontrollierbar (DCT)

  • Hallo Bikerinnen und Biker!


    Ich möchte Euch hier ein Problem schildern, dass für mich unerklärlich ist und aktuell auch an Honda Deutschland von mir kommuniziert wurde.


    Problem: Plötzlicher Standgasschub bei „NC700S DCT“ was beinahe das Leben gekostet hätte!!!


    Das ganze passierte meiner Lebensgefährtin bereits im August 2015 bei einer Biketour in der Nähe vom Chiemsee. Sie hatte an den Unfall keinerlei Erinnerung, da Sie mit einer schweren Gerhirnerschütterung und einem Schlüsselbeinbruch bewusstlos in die Klinik kam. Das einzige was Sie sagte, war "Ich weis nicht wie das passiert ist - es ging alles so schnell".
    Wir hatten das Moped "NC700S DCT" im April 2015 gebraucht beim Honda-Händler in Holzkirchen mit KM-Stand 2.600 gekauft, Baujahr März 2013. Seit dem Unfalltag wurde die Maschine nicht mehr bewegt, außer kurzes Bewegen 2-3 Kilometer, und wurde von Ihr nicht mal 300 KM gefahren seit dem Kauf. Die Maschine stand seit jeher mit Hoffnung, dass Sie vielleicht wieder aufsteigt und ne Runde dreht in der Garage. Ich hatte damals die Maschine repariert und immer gedacht, Sie hätte einen persönlichen Fehler gemacht und ist beim Wendemanöver am Gasgriff hängengeblieben, doch vor knapp einer Woche wurde mir mit einem heftigen Schockmoment vor Augen geführt, was damals passiert sein könnte.
    Hatte die Maschine geputzt (Eimer Wasser und Schwamm) wie alle Monate wieder da der Staub sich darauf breit gemacht hat und habe eine kleine Runde zur Trockenfahrt drehen wollen. Kurzes Stück die Straße von unserem Haus in Richtung Hauptstraße, Blinker nach links, kurzes stehen bleiben und zum Abbiegen einlenken. Zum Anfahren leichtes Gas bewegen und plötzlich drehte das Gas wie von Geisterhand selbst hoch und die Maschine raste selbstständig davon. Überrascht machte ich das einzigst mögliche, nämlich am Bremshebel gewaltig ziehen. Wer meint, das dies reichen würde hat geirrt! Die Maschine ist gesprungen wie ein bockiges Pferd und war nicht mehr kontrollierbar während sie auf eine Hausmauer zugesteuert hat. Letzte Chance "NOTAUS-Schalter" betätigen. Ich war einen Moment total schockiert und hab versucht die Situation einzuordnen. Am Ende stand nur noch ein möglicher technischer Defekt für mich fest. Ich fahre seit über 20 Jahren nun Honda, begonnen mit der TransAlp, Africa Twin, Varadero 1000, CBR1100XX und Fireblade aber sowas ist mir noch nie in meinem ganzen Bikerleben passiert!!!!
    Zurück zur Garage habe ich die Maschine dann geschoben und immer noch versucht zu verstehen was hier gerade abgegangen ist. Mit einer Größe von 1,90 meter und nem Gewicht von 100kg hatte ich wirklich Probleme diese kleine Kiste zu bändigen. Da wurde mir klar, wie es meiner Liebsten mit unter 1,60 und 55kg am Unfalltag ergangen sein musste!!! UNGLAUBLICH!!!
    Ich stehe aktuell in Kontakt mit Honda Deutschland und warte auf Rückantwort von einer kompetenten Stelle zu dem Thema. Meine Rechtschutzversicherung hat mir geraten, die Maschine zu einem unabhängigen Gutachter zu fahren. Erst wenn dieser den möglichen technischen Defekt feststellt springt die Rechtschutz ein.


    Natürlich würde mich sehr interessieren, ob vielleicht noch jemand eine ähnliche Situation erlebt hat um hier entsprechend Erfahrung austauschen zu können.


    Linke Hand zum Gruß.....

  • Üble Sache!
    Hat die NC E-Gas?
    Mir ist das mal bei einer K100RS passiert, weil sich der Gaszug verhakt hatte und kein Schließen möglich war. Allerdings hatte die wenigstens einen Kupplungshebel...

    Cafe Racer, der: ein bisher einwandfrei funktionsfähiges Motorrad, das der Besitzer zerlegt hat und in zehn Forenbeiträgen beschreibt, was er alles damit machen würde, wenn er Zeit, Geld, Werkzeug und Ahnung hätte.

  • Üble Sache!
    Hat die NC E-Gas?
    Mir ist das mal bei einer K100RS passiert, weil sich der Gaszug verhakt hatte und kein Schließen möglich war. Allerdings hatte die wenigstens einen Kupplungshebel...


    Nein, die NC hat einen doppelten Gaszug, weswegen es extrem unwahrscheinlich ist, das die Maschine selbststaendig mehr Gas gibt. Hängenbleiben ist natuerlich technisch moeglich, aber da man ja einen schließer-zug hat, ist es fuer mich schwierig vor zu stellen was genau passieren muss, damit die geschilderte Situation entsteht. Der OP schreibt das einzig moegliche war bremsen, insofern muss also der oeffner-zug gas gegeben haben und der schließer-zug versagt haben, ansonsten waere die Drosselklappe dicht gewesen.


    Meine erste Idee waere das im Schreckmoment am Gas gezogen wurde und dann sind viele Fahrer wie gelaehmt und koennen's nicht loslassen. Aber der Kollege scheint ja nun auch kein Anfaenger zu sein. Wenn der Gutachter was rausfindet wuerde ich das gerne hier lesen, vielleicht lernt man was.

  • Ich bin auch gespannt, auch wegen der Kosten des Gutachtens. Die wird der Versicherungsnehmer wohl unabhängig vom Rechtsschutz vorschießen müssen und sie als Nebenschaden einklagen. Üblicherweise fordert das Gericht ein solches Gutachten bei einem gerichtlich beauftragten Sachverständigen ein.

    Cafe Racer, der: ein bisher einwandfrei funktionsfähiges Motorrad, das der Besitzer zerlegt hat und in zehn Forenbeiträgen beschreibt, was er alles damit machen würde, wenn er Zeit, Geld, Werkzeug und Ahnung hätte.

  • :gruebelx:


    ... die NC hat einen doppelten Gaszug, weswegen es extrem unwahrscheinlich ist, das die Maschine selbststaendig mehr Gas gibt.


    :gruebelx:



    Ist das nicht 'ne Maschine mit elektronischer Einspritzung? :nixweiss:
    Und die Schalt-Elektronik hat auch keinen Zugriff auf das "Gas"? Das heisst, das DCT wechselt in den nächsten Gang, ohne kurz Gas wegzunehmen? Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen ...


    Kenne es (nur bei Autos, habe mich mit Moppeds dahingehend noch nicht beschäftigt), dass zur schnelleren und sanfteren Drehzahlanpassung die Elektronik kurz abregelt ...






    :wavey:

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    Meine Maschinen sind alt genug, um selbst zu entscheiden, das macht es manchmal etwas anstrengend, mit ihnen unterwegs zu sein.
    Wenn meine Fähigkeiten nachlassen und ich meine CM 400T nicht mehr fahren kann, dann hole ich mir 'n Motorrad - und wenn's damit nicht mehr geht, 'n Lanz Bulldog.

  • Die Hornet 900 hat auch eine elektronische Einspritzung, kombiniert mit Öffner- und Schließerzug.
    Wie die Kombination mit DCT aussieht, weiß ich aber nicht.

    Cafe Racer, der: ein bisher einwandfrei funktionsfähiges Motorrad, das der Besitzer zerlegt hat und in zehn Forenbeiträgen beschreibt, was er alles damit machen würde, wenn er Zeit, Geld, Werkzeug und Ahnung hätte.

  • :o


    Bei den Einspritzern mit "mechanischem" Gas, wie ich sie auch aus dem Pkw-Bereich kenne, betätigen die Züge die Drosselklappe. Und über 'nen Sensor wird der Elektronik die Drosselklappenstellung mitgeteilt quasi als "Wunsch, was der Fahrer jetzt gerne hätte". Und die Umsetzung in tatsächlich zugeführte Spritmenge macht dann die Elektronik, ggfs. kombiniert mit Eingriffen in die Zündungssteuerung (wie früher die Unterdruckverstellung beim kräftigen Gasgeben den Zündzeitpunkt auf früh umgesteuert hat für bessere Beschleunigung, obwohl die Drehzahl noch nicht nach Frühzündung verlangte).


    Welche Auswirkungen da Regelfehler (zu hohe Einspritzmenge, Frühzündung, was weiss ich noch ...) im Extremfall haben können :nixweiss:






    :wavey:

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    Meine Maschinen sind alt genug, um selbst zu entscheiden, das macht es manchmal etwas anstrengend, mit ihnen unterwegs zu sein.
    Wenn meine Fähigkeiten nachlassen und ich meine CM 400T nicht mehr fahren kann, dann hole ich mir 'n Motorrad - und wenn's damit nicht mehr geht, 'n Lanz Bulldog.

  • Ich kann mir schon vorstellen, was passiert ist, vorausgesetzt es ist ein Einspritzer.


    Meine 600er für die Rennstrecke hatte das Problem auch. Also eigentlich hatte es der Vorbesitzer, der die eingebaute Drossel semiprofessionell ausgebaut hat und anschließend nicht in der Lage war, die Ansaugstutzen richtig einzubauen. Damit war es möglich, dass die gesamte Ansaugeinrichtung inkl. Airbox kippte und der Motor unterhalb der Drosselklappen Nebenluft zog. Beim wheelie üben hat die 600er dann eingespritzt als gäbe es kein Morgen. Das Ergebnis dürfte klar sein. Jedenfalls "bin ich billig dran gekommen" und habe seitdem ein Möppi für die Rennstrecke.


    Mir ist das zum Glück aufgefallen, weil ich einem Kumpel das Möppi vorführen wollte nachdem ich es abgeholt hatte. Beim Starten ist die 600er dann ansatzlos bis in den Begrenzer gelaufen, ohne das ich den Gasgriff überhaupt berührt habe. Die komplette Einspritzung mit Airbox usw. war nur noch lose auf dem Motor oben drauf. Da die 600er ja so eine schicke Tarnkappe auf dem Tank haben und der Tank auch gut festgeschraubt ist, fällt das garnicht so sehr auf, wenn da drunter was locker ist.

    Gruss Streusel

  • :o



    Zum Anfahren leichtes Gas bewegen ...


    Er war ja im anfahren - also Drosselklappe etwas geöffnet ...






    :wavey:

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  • Ist das nicht 'ne Maschine mit elektronischer Einspritzung? :nixweiss:
    Und die Schalt-Elektronik hat auch keinen Zugriff auf das "Gas"? Das heisst, das DCT wechselt in den nächsten Gang, ohne kurz Gas wegzunehmen? Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen ...


    Kenne es (nur bei Autos, habe mich mit Moppeds dahingehend noch nicht beschäftigt), dass zur schnelleren und sanfteren Drehzahlanpassung die Elektronik kurz abregelt ...


    Ja, soweit mir bekannt ne ganz simple einspritzung die beide zylinder ueber einen port bedient. Das DCT ist im Grunde ein mix aus zwei getrieben mit zwei kupplungen. Der gefuehlte Schaltvorgang ist kein schalten, sondern nur der Kupplungswechsel. Sprich beim Anfahren hat das Mopped den ersten und auch den zweiten Gang eingelegt, beide kupplungen sind offen. Beim gasgeben wird dann kupplung eins (wo der erste Gang dran sitzt) geschlossen. Wenn man jetzt beschleunigt sorgt die Elektronik einfach dafuer das Kupplung eins wieder oeffnet und kupplung zwei gleichzeitig schließt. Deswegen gibt es keinerlei Zugkraftunterbrechnung.


    Meines wissens wird da kein Gas weg genommen, aber selbst wenn, dann wuerde Honda das so machen wie es bei Quickshiftern funktioniert: unterbrechen der Zuendung oder der Einspritzung.


    Aendert nichts daran das die Drosselklappe mechanisch bedient wird und wenn diese zu ist, dann kann das Mopped nicht ordentlich beschleunigen, weil einfach keine Luft da ist. Weiter unten hat jemand das Thema Nebenluft aufgegriffen, vielleicht ist da was dran?

  • Ich zolle erstmal dem Fahrer meinen Respekt! Wenn meine X das mal gemacht hätte, dann hätte ich vor Schreck als letztes an den Notaus gedacht! Bremse ja, danach wäre schon die Mauer gekommen! Gratulation! :)

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    Spritmonitor: oliwei