Nach meinem Vorstellungs-Beitrag https://www.honda-board.de/hb/…er-aus-m-mittleren-Westen
möchte ich hier mal weitermachen, weils ja hierher gehört.
Also, meine CB200 habe ich in diesem kuriosen Zustand gekauft:
https://abload.de/img/linkspzjx8.jpg
Sorry für das mickrige Foto, es stammt noch aus der Verkaufsanzeige. Ich habe nicht das Bedürfnis gehabt, von dem "lila Haufen" bessere Bilder zu machen :-)
Es hat mich einige Überwindung gekostet, die kleine Honda überhaupt mal angucken zu fahren; lila ist definitiv nicht meine Lieblingsfarbe, und Plexi-Windschilder hasse ich sogar.
Aber -Farbe kann man neu machen, Scheibe kann man abschrauben- also hin (immerhin 70 km), und ich war erstaunt über den ansonsten guten Zustand:
Laufräder, Sitzbank, Tank innen, Armaturen alles in wirklich schönem Zustand, der Verkäufer war verhandlungsbereit, also für kleines Geld gekauft und mit einem Van heimgeholt. Der Motor lief nur bescheiden mit Choke im Standgas, beim Gasgeben ging er aus, kein Wunder nach 16 Jahren Standzeit. Das ich das lila echt schrecklich fand, konnte er nicht verstehen, versicherte mir aber das die originale Farbe "muscat green" war - schliesslich waren er und sein Bruder die einzigen Vorbesitzer. Und ein originales Werkstatthandbuch in deutsch gabs auch noch!
Zuhause habe ich dann das Naheliegendste gemacht; die Vergaser zerlegt und mit Überholsätzen von "Keyster" neu ausgerüstet, zusätzlich einen Schwimmer gelötet und den anderen durch einen NOS ersetzt. Nach reinigen der Luftfilter und etwas Einstellfrickelei lief der Motor erstaunlich gut, stabiles Standgas, gute Gasannahme - testen konnte ich das mangels Zulassung natürlich nur sehr begrenzt, also 100m die Straße rauf und runter, das aber einige Male.
Dann habe ich mich um die Kosmetik gekümmert, soll heißen alles in der Originalfarbe lackiert, einschliesslich Tankdekor. Das hatte ich mir für teuer Geld in UK als Aufkleber bestellt, aber ich war nicht fähig, die Riesenlappen faltenfrei auf den Tank zu bringen.
Nach Erwärmen war der erste Aufkleber vollkommen verzogen, da war ich sauer und hab den zweiten als Schablone benutzt und die schwarze Fläche mit dem weißen Rand also lackiert. Ist besser gelungen als ich dachte, zum Schluss alles Lackierte mit 3 Lagen 2K-Klarlack überzogen, fertig. Übrigens alles Spraydosenlackierung, aber die hochwertigen mit hohem Druck und Flachstrahldüsen. Damit habe ich vorher u.a. auch die DKW 139 erfolgreich lackiert.
Die Schutzbleche hatte ich vorsichtig abgebeizt, in der Hoffnung, darunter brauchbaren Chrom zu finden. War aber nix, der Mann mit der lila Farbe hatte ganze Arbeit gemacht und den Chrom tüchtig angeschliffen, damit die Farbe auch gut hält :-(
Für hinten habe ich dann aus England das kurze Schutzblech besorgt, die deutsche Ausführung sah mir zu altmodisch (aus wie das an meiner Kreidler Eiertank, aber da muss das so). Für vorne fand sich bei einem der bekannten Gebrauchtteilehöker dann noch brauchbarer Ersatz.
Ansonsten hab ich praktisch alles überarbeitet, gesäubert, geschmiert etc. pp, Ventile und Zündung gestellt. Bis auf den Motor war der Rahmen nackisch. Was man halt so macht - und es hat Spaß gemacht!
So sieht die kleine CB nun aus:
https://abload.de/img/cimg8497h2jel.jpg
https://abload.de/img/cimg8500zoj33.jpg
Die ersten Probefahrten nach Zulassung offenbarten nun aber ein völlig unerwartetes Problem - massiver Ölaustritt aus der Motorentlüftung.
Das war *richtig* viel Öl, ich habe zum Messen eine Auffangflasche mit Entlüftungslöchern angebracht. Nach ca. 10-15km Strecke waren da mehr als 50ml drin. https://abload.de/img/cimg850124kkn.jpg Grausiger Geruch nach halbverbranntem Sprit, und dann noch so viel. Geht garnicht...
Kompression gemessen, nur 7-8 bar auf beiden Zylindern lt. meinem Schätzeisen.
Meine Diagnose: Zuviel Blowby ergibt zuviel Wallung im Motorgehäuse, ergo Ölaustritt. Wobei ich mich gewundert habe, schliesslich ist es vom Ölsumpf bis zum Entlüftungsschlauch ein weiter Weg, inclusive Labyrinth.
Dann habe ich eine Firma in Ansbach ergoogelt, die unter anderem Übermaßkolben anbietet incl. der Bohr- und Honarbeit. Man hat meinen Verdacht als typisch bestätigt.
Also "flugs" den Motor aus dem Rahmen (was für ein Krampf) https://abload.de/img/cb_200_013c9jw1.jpg , Zylinder abgebaut https://abload.de/img/cb_200_038i9jwz.jpgund. Ein oberer Kolbenring war auch etwa mittig gebrochen, nicht gut... jetzt liegt der Zylinder da beim Motorenbauer zur Bearbeitung.
Die Nockenwelle hat leichtes Pitting, die hab ich zur Begutachtung mitgeschickt (ich kann es nicht beurteilen https://abload.de/img/cb_200_045bnj4z.jpg ). Die Lagerzapfen sehen meiner Meinung nach mittelprächtig aus: https://abload.de/img/cb_200_025m7kyq.jpghttps://abload.de/img/cb_200_02381jlt.jpg
Vielleicht kann jemand mit Erfahrung auch hier was zu sagen ?!
Meister sagt, Nockenwelle geht noch, wird leicht überpoliert. Muss ja keine 100tkm halten. Stimmt, und Kosten hat die Kleine nun auch schon genug erzeugt. Mit den Motorproblemen hatte ich nicht gerechnet, mittlerweile habe ich den Beitrag "Wiederinbetriebnahme der alten Twins" gelesen. Erschreckend. Hätte ich mal besser vorher gelesen. Aber - das Moped ist echt schön und fährt nett - also wird das jetzt in Ordnung gebracht.
Frage: Kann es ausser dem Blowby einen anderen Grund für die Ölspuckerei geben ? Untere Motorhälfte ist noch zusammen, und eigentlich wollte ich das es so bleibt. Da gibts doch keine Wellendichtringe an der KW wie beim Zweitakter, oder ?
Nun warte ich halt auf den Zylinder um alles wieder so zusammenzubauen, das es läuft. Ist mein erster zerlegter Viertakter, ich bin ein bischen nervös. Einen kompletten Motordichtsatz hatte ich eh gekauft - die Dichtungen machen einen passablen Eindruck - allerdings frage ich mich, ob ich nicht in eine originale NOS Honda- Kopfdichtung investieren sollte, es würde mich echt ärgern, den Motor wieder aus dem Rahmen nehmen zu müssen falls die aus dem Dichtsatz nichts taugt. Vielleicht gibts auch da Erfahrungen.
So, das war jetzt echt viel Geschreibe. Würde mich über ein bischen Rückmeldung oder spezielle Tips freuen,
beste Grüße
Klaus