Zusammenbau Top-End

  • Hallo zusammen,


    im Laufe der Woche werde ich meine CB200 Zylinder aufgebohrt auf 1.Übermaß incl. neuer Kolben zurückbekommen. Dann gehts an den Zusammenbau. Ich habe mir noch eine neue Spannrolle (die große ohne Zahnprofil) gekauft, obwohl die alte Rolle noch optisch gut war, denn sie kam mir recht hart vor (eher wie Plastik als wie Hartgummi), sowie eine originale Kopfdichtung von Honda (der Kopfdichtung aus dem Komplettsatz von ?? traue ich nicht ohne dies begründen zu können).
    Wenn schonmal alles soweit auseinander ist...https://abload.de/img/cb_200_038i9jwz.jpg
    Die Montage ist mir soweit klar (habe engl. Shop-Manual und im Prinzip umgekehrt wie die Zerlegung), dennoch die Frage an die Leute, die es schön öfter mal gemacht haben (ist für mich beim 4-takter das erste Mal):
    Gibts irgendwas zu beachten, so in Richtung "wird gern mal vergessen" oder "typischer Anfängerfehler" ?
    Bin dankbar für jegliche Tipps.


    Danke,
    Gruß
    Klaus

    Früher war vieles besser. Und meistens aus Holz.

  • Vor dem Zusammenbau sollten die Zylinder und die Nockenwellenlager geölt werden. Außerdem meine ich mich zu erinnern, dass man in die "Kammern", in denen die Nocken laufen, ein wenig Öl einfüllen muss. Die Zylinderkopfmuttern gleichmäßig und in 2-3 Schritten anziehen. Ansonsten werden gerne mal irgendwelche O-Ringe vergessen. Außerdem sollte man nach dem Einbau der Nockenwelle den Motor ein paar mal durchdrehen, damit sich alles setzen kann. Dann Steuerzeiten und Ventilspiel nochmals kontrollieren.
    Ansonsten ist das alles kein Hexenwerk.
    Viel Spaß beim Schrauben. :-)

  • evtl. noch das Du schaust das Du einen Helfer dabei hast um die Zylinder aufzusetzen. Da der Motor ja ein Gleichläufer ist müssen beide Kolben ja gleichzeitig geführt werden und dann fehlt schnell die dritte Hand. Vorallem wenn man das zum ersten Mal macht kanns einem Nerven kosten das Gefummel ordentlich zusammen zu setzen ohne das man verkantet oder die Steuerkette ins Kurbelgehäuse fällt.


    Die Nockenwellenlager soll man mit einer Mischung aus Motoröl und Molybdänfett schmieren und ich dreh die Ventileinsteller immer weit zurück sodaß beim Aufsetzen der Kipphebelböcke kein Gegendruck vorhanden ist - durch die beiden Zylinder in OT würde ja immer auf einem Zylinder Druck durch die Ventilfedern entstehen und einstellen muß man die Ventile ja eh.


    Ach und noch eins - wenn Du eh alles auseinander liegen hast hast Du auch die Ventilschaftdichtungen gleich neu gemacht und in einem die Ventile säubern und einschleifen - das wird gern vergessen wenn man sonst nur 2 Takter macht.

    Im Durchschnitt fahre ich 3-Takter........

    2 Mal editiert, zuletzt von Hubra-Tuning ()

  • Vielen Dank an alle für die guten Tipps!
    Gut ölen beim Zusammenbau, und Molybdänfett liegt auch bereit!
    Der Kopf wurde meiner Einschätzung nach schonmal wohl vor kurzem beim Vorbesitzer überarbeitet, denn es war kaum Ruß oder sonstige Ablagerungen innen im Kopf. Das bischen was da war, konnte ich mit einem in Bremsenreiniger getauchten Lappen einfach abwischen. Dabei zeigten sich in einem Zylinderkopf auch Spuren von Einschlägen - vermutlich eines früher mal gebrochenenen obersten Kolbenrings ?
    Die Ventile scheinen auch richtig dicht, ich habe den umgedrehten Kopf mit Benzin gefüllt, da ist auch nach 15 min nix verschwunden - von daher "never change a running system".
    Der zweite Mann (also 3. und 4. Hand) steht auch auf Abruf bereit...
    Ich bin am überlegen, ob ich nicht die Kolben einbauen, soweit wie möglich unten rausgucken lasse und dann den Zylinder samt Kolben ablasse und dies dann gemeinsam an die Pleuel mit den Kolbenbolzen montiere.
    Ist das Blödsinn oder kann man das so machen ? Andererseits haben die Zylinderbuchsen unten eine schöne Anfasung, ich hatte das Einführen mit den alten Kolben geübt, ging eigentlich (einzeln) ganz gut...
    Wie gesagt, erstes Mal...
    Gruß
    Klaus

    Früher war vieles besser. Und meistens aus Holz.


  • Ich bin am überlegen, ob ich nicht die Kolben einbauen, soweit wie möglich unten rausgucken lasse und dann den Zylinder samt Kolben ablasse und dies dann gemeinsam an die Pleuel mit den Kolbenbolzen montiere.
    Ist das Blödsinn oder kann man das so machen ? Andererseits haben die Zylinderbuchsen unten eine schöne Anfasung, ich hatte das Einführen mit den alten Kolben geübt, ging eigentlich (einzeln) ganz gut...
    Wie gesagt, erstes Mal...
    Gruß
    Klaus


    Das ist die Standardmontage-Technik bei BMW-Motorrädern da geht das aber auch wesentlich leichter da immer nur 1 Zylinder betroffen ist.
    Bei einem parallelen 2-Zylinder wird das ganz schnell ziemliche Fummelarbeit beim Einführen der Kolbenbolzen bzw Einbringen der Kolbenbolzensicherung.
    Ich hab das auch schon überlegt das mal so zu probieren, kam aber noch nicht dazu, wenn Du es versuchst wär ich an einem Erfahrungsbericht interessiert.


    mfg GS_man

    Backup not found:
    A>bort R>etry P>anic?


    PS: Ich nehme mich selbst nicht ernst, Du bist selbst schuld, wenn Du es tust!

  • Moin Klaus,


    Ventile dicht ok aber ob die Ventilschaftdichtungen noch weich sind und öldicht abschliessen kannste leider so nicht testen, das merkste erst wenn der Motor läuft und qualmt. Nachdem ich einmal einen Motor aus genau diesem Grund wieder aufmachen mußte wechsel ich die Ventilschaftdichtungen prinzipiell immer ausser wenn ich von mir selber weiß das ich die vor xy km erst gemacht hab.
    Das mit dem Zylinder mit eingesetztem Kolben aufsetzen ist ne nette Idee aber dann haste für die Fummelsarbeit "Einsetzen der Kolbenbolzensicherungen" (was normal schon fummelig ist) sehr wenig Platz. Und alles mit Lappen abdichten damit die Dinger nicht ins Kurbelgehäuse fallen! Besser ist die Kolben auf die Pleuel montieren und dann beide Kolben mittels je einer Art "Gabel" (2 Flacheisen mit ner Schraube verbunden pro Kolben - die Flacheisen hochkant sodaß die Kolben nahezu auf OT sprich so weit es geht raus sind) gegen nach unten weg gehen aretieren und dann die Kolbenringe mit je einer Hand zusammen drücken während der Helfer langsam den Zylinderblock absenkt. Die Steuerkette mit nem Kabel/Seil/was auch immer an der Wand hinter der Werkbank gegen Runterfallen sichern (erst durch die Zylinderbank fädeln natürlich - ich hab so ne Art Galgen dafür den ich in den Schraubstock spanne damit die Kette senkrecht hängt und nicht in irgendeine Richtung den Zylinderblock drückt ) dann braucht die keiner festhalten. Und denk bitte bei den Kolbenringen an den Versatz - beim 4Takter haste ja keine "Nasen" am Kolben wo die Stoßkanten der Ringe dran ausgerichtet werden.

    Im Durchschnitt fahre ich 3-Takter........

  • Um beide Kolben erst in den Zylinder und dann auf die Pleuel zu stecken, werden dir vermutlich die Hände ausgehen. ;-)
    Erst die Kolben montieren, dann die Zylinderbank aufstecken. Geht aber sehr gut mit der Anfasung, habe ich letzte Woche an einem CB400N-Motor gemacht.
    Vor dem Zusammenbau die Kolbenringstoßfugen um 120° zueinander verdrehen.
    Und ganz wichtig: Neue Kolbenbolzensicherungsringe verwenden und mit der Öffnung nach unten einbauen.
    Gruß Uli

  • Oh, jetzt kommt je richtig Leben hier rein!
    Also, das mit dem vorher in den Zylindern eingesteckten Kolben scheint dann doch nicht das einfachste Vorgehen zu sein.
    Kolbenbrettchen habe ich schon angefertigt (früher hab ich die aus Holz gemacht, heute mach ich mir die genau passend mit dem 3d-Drucker). Flacheisen erscheint mir etwas hart im Zusammenspiel mit den Alu-Kolben.
    Steuerkette werde ich über der Werkbank am Deckenhaken fluchtend anbinden, solange kann mein Nachbar den Zylinder in der Schwebe halten. Dann wie von Hubra-Tuning beschrieben werde ich die Ringe zusammendrücken und der Nachbar darf den Zylinder ablassen.
    Das wird noch spannend. Aber wat mut, dat mut. Werde hier berichten, was schief gegangen ist :-)
    Der Motor hat vor der Überholung normal gelaufen, nicht gequalmt oder sonstwie Kummer gemacht, ich konnte aber nur ca. 50km fahren, da er soviel Öl aus der Motorentlüftung gedrückt hat. Kompression war irgendwo zwischen 7 und 8 bar, der Ölausstoß ist aber der Grund weshalb ich mir das antue. Geplant wars ja nicht...


    Gruß
    Klaus

    Früher war vieles besser. Und meistens aus Holz.

  • Hallo
    Die Kolben vorher in den Zylinder einführen habe ich schon öfters gemacht geht auch. Aber auch anders ist kein Hexenwerk.. Ich kippe den Zylinder leicht schräg immer von links nach rechts und dann beim nächsten Ring andersherum. Die Ringe natürlich richtig stellen.. Die Stöße immer auf der höheren Zylinderseite .Wo sie stehen spielt keine Rolle drehen sich im Betrieb eh.. So geht der Zylinder meist ohne Fummelei von selbst drüber. Hoffe es ist verständlich wie ich das mache..

  • Kolbenringe drehen sich im Betrieb nicht, es gibt keine Kraft, die das bewerkstelligen könnte. Deshalb ist ein Versatz der Ringstöße
    vorteilhaft. Daß die Sicherungsringe für die Kolbenbolzen immer erneuert werden müssen, ist Quatsch, diese Lehrmeinung ist so
    sinnlos wie alt. So ein Ring wiegt 0,2 g. Wenn die Öffnung seitlich steht, ist eine Hälfte, also 0,1 g aktiv. Die Beschleunigung, die
    nötig ist, damit die Masse von 0,1 g eine Kraft von mindestens 30 N entwickelt, ist astronomisch hoch, weit jenseits von gut und böse.
    Wenn sich die Öffnung von Hand nicht mehr als halbieren läßt, passiert garantiert nichts, wenn die Öffnung nach unten oder oben
    schaut schon zweimal nicht.

  • Kolbenringe sollten versetzt montiert werde das sehe ich auch so.. Habe es nicht deutlich geschrieben. Bei meinen Rennmotoren die leider häufig zerlegt wurden konnte ich aber schon feststellen das die Stellung der Stöße im Vergleich zur Montage verändert war (drehen ist natürlich der falsche Ausdruck) Warum weiß ich nicht .Bin nur ein einfacher Schrauber...

  • Das habe ich auch schon bemerkt. Und zwar, als ich einen Zylinder nochmals ziehen mußte, weil ich die Paßhülsen am Zylinderfuß
    vergessen hatte. Die Ringe waren nicht mehr an der Stelle, die ich eigentlich vorgesehen hatte. Das ist sicher beim Montieren passiert,
    spielt aber auch keine Rolle, zumal manche auch Versatz von 0-180-0 für das Beste halten. Einen Beweis, daß eine Variante besser ist, gibt es
    aber nicht. Kaffeesatz oder Intuition, ich weiß es nicht!

  • Versetzen der Stoesse ist i.O. Aber wieviel ist eigentlich unerheblich, da sich die Kolbenringe im Betrieb weiter verdrehen (Kreuzschliff).
    Das ist keine Behauptung sondern eine Beobachtung nach Erfahrung.
    mfg hermann

  • Kolbenringe drehen sich im Betrieb nicht.


    Ja, es gibt auch keine "Festsättel" bei Motorrädern, ich lese mal mit, gibt schon interessante Theorien. Schon mal etwas von Ringrotation, Kreuzschliff und Kippbewegung gehört? Außer nur abzudichten, haben Kolbenringe noch ein paar mehr Funktionen.

    Es gibt immer den Einen der es besser weiß, auch wenn er keine Ahnung hat.