Servas,
kurz vor Weihnachten 2019 ergab sich für mich die Möglichkeit, ein Rider 550 unter Ausnutzung diverser Gutscheine, Punkte und Cashback für knapp über 200,-- zu erwerben. Da das vorhandene Navi vom Mitbewerber aus der absoluten Einsteigerklasse mich schon immer mit seiner langsamen Geschwindigkeit und dem niedrig aufgelösten Display unterwältigt hatte, war das Upgrade eigentlich ein No-Brainer. Dachte ich, denn die Realität sieht leider anders aus und ich hätte mich vermutlich besser VORHER mal in den TomTom-Foren herumgetrieben und die diversen Probleme nicht erst im Livebetrieb herausfinden müssen. Ganz klar: mein Fehler.
Fangen wir also mal damit an, was meine schlechten Erfahrungen mit dem Rider 550 sind:
- nicht nachvollziehbare Resets während der Tour. Die Tour kann nur nach einem „Trommelreset“ wieder aufgenommen werden. Dies passierte mir bislang auf jeder Tour mindestens zweimal, manchmal auch öfter pro Tag. Einen Grund kann ich nicht erkennen. WTF?
- Mehrmals pro Tag verliert das Rider 550 die Bluetoothverbindung zum Headset. Meistens kündigt sich das durch auf einmal blechern, abgehackt und scheppernd klingende Ansagen an. Manchmal aber auch nicht. Ein normaler Reset behebt das Problem, kostet aber unnötig Zeit. WTF?
- Zumindest mit meinem Intercom darf das Rider 550 erst als zweites Gerät verbunden werden, wenn man auch noch ein Mobile (egal ob für Kommunikation oder Medienwiedergabe) nutzen möchte. Ist das Rider 550 das erste verbundene Gerät, steigt es zuverlässig innerhalb der ersten 20-30 Minuten aus – siehe oben. WTF?
- bei bislang jeder meiner Touren wollte das Rider 550 irgendwann unbedingt nochmal zurück zu einem bereits abgefahrenen Wegpunkt. Das kann der letzte oder aber auch der zweite oder 42. der Tour sein. Es ist hierbei egal, ob die Route als .itn oder .gpx vorlag. WTF? (Und ja: die Touren sind "vernünftig" geplant, Wegpunkte ordentlich und ausreichend gesetzt und mit myrouteApp auch für TomTom angepasst! Bevor jemand auf Gedanken kommt.^^)
- manchmal wird das Display einfach schwarz, erwacht aber nach einiger Zeit wieder zum Leben. Routing und Ansagen sind während dieser Zeit weiterhin aktiv. Trat nur bei Temperaturen um 0 Grad auf und konnte oberhalb von 5 Grad nicht beobachtet werden. Trotzdem: WTF?
- das Rider 550 verfügt über Bluetooth und WiFi. Das Teilen einer .itn-Route über diese Kommunikationswege ist nicht möglich. WTF?
- die TomTom eigene Webseite sowie die App MyDrive für das Mobile zur Tourenplanung lässt keinen Export im TomTom eigenen Format .itn zu. Lediglich .gpx ist möglich, unterliegt aber im Gegensatz zum Mitbewerber starken Einschränkungen (z.B. kein Überspringen von Wegpunkten oder Änderung des Routentyps). WTF?
- Routen im TomTom eigenen Format .itn lassen sich nur über eine USB-Verbindung zum heimischen PC importieren – nicht aber über die MyDrive App oder MyDrive Webseite. WTF?
- das Touch-Display hat scheinbar keine gute Regenerkennung. Bereits leichter Nieselregen und damit im Laufe der Zeit verbundene Bildung größerer Tröpfchen führen zu ungewollten, willkürlichen Bedienaktionen des Gerätes. Workaround: Empfindlichkeit des Displays herunterstellen. Dies geht zu Lasten der Bedienbarkeit. WTF?
- der verbaute WiFi-Chip ist grottenlahm und steigt gerne aus. Ein Radarkamera-Update mit 7,8MB dauert Stunden. Update des Kartenmaterials mit mehreren GB dauert entsprechend länger und bricht gerne zwischendurch mal ab. Manchmal ist nach einem abgebrochenen Update auch gar keine bereits vorher installierte Karte mehr verfügbar – Neuinstallationen des gleichen Kartenmaterials brechen dann grundsätzlich ab. Workaround: Irgendeine Karte, möglichst vom anderen Ende des Planeten installieren. Workaround 2: das Gerät per USB an den heimischen PC anschließen und dessen Internetverbindung nutzen. Der Download ist dann schneller, die Kartenupdates werden dadurch aber nicht zuverlässiger. WTF?
- um Echtzeit-Verkehrsinformationen zu erhalten, muss im Hintergrund auf dem Mobile ständig die MyDrive App laufen. Einfaches Tethering reicht nicht. Warum?!? Nicht unbedingt WTF... trotzdem schlecht gelöst.
- einen Mediaplayer gibt es nicht mehr wie in vorherigen Versionen. Wäre nice, um den Akku des Mobile zu schonen. Nicht unbedingt WTF, aber: WARUM? Früher ging´s doch auch.
- Ablesbarkeit bei starkem Sonnenlicht ist abhängig von der Anbringung sehr schlecht; bei mir muss es fast senkrecht stehen. WTF?
- um auf dem Display auch im Sommer bei klarem Himmel und starker Sonneneinstrahlung etwas erkennen zu können, muss das Display auf maximale Helligkeit eingestellt sein. Hierdurch leidet die Akku-Laufleistung deutlich. In meinem Fall war nach knapp vier Stunden ohne externe Stromversorgung Schicht im Schacht. Das ist zu wenig. An der 1000er hat es eine Stromversorgung per Ladehalterung, wenn ich jetzt aber mal die 600er nehmen möchte und einfach nur den RAM-Mount umklemme, komme ich damit nicht aus.
- das Herausnehmen aus der mitgelieferten Halterung ist sehr umständlich und hakelig. Kein WTF, trotzdem nicht elegant gelöst. Beugt allerdings Diebstählen vor.
- Keine verfluchte Mailadresse oder Telefonnummer um den Support zu erreichen? Ja, das hindert zahlende Kunden bestimmt wirkungsvoll an eine Kontaktaufnahme. Willkommen in der Steinzeit des Kundenservices!
Was das Rider 550 richtig gut macht:
- die Routenberechnung im Gerät selbst ist richtig schnell und wenn man einfach nur einen Wegpunkt anfahren will auch gut bei kurvigen und hügeligen Einstellungen (Kurvigkeit und Hügeligkeit kann und muss separat eingestellt werden, sonst wird wieder jede mögliche Kurve bei Ortsdurchfahren mitgenommen^^)
- das Display ist gut aufgelöst und zeigt Informationen wie Tankstellen entlang der Route zuverlässig an, ohne dass dafür ein POI gewählt werden oder ein extra Routenpunkt eingefügt werden muss.
- der Radarkamera-Warner ist relativ aktuell, warnt rechtzeitig und wird in Ländern, in denen dieses Feature verboten ist, automatisch deaktivert.
Nur sooo wenige Punkte, die für den Rider500 sprechen. Schlecht. Da hätte ich gleich einen Chinaböller kaufen und modden können. Da hätte ich vermutlich hier mehr Support gehabt.
Der TomTom-Support über Facebook rührte sich zwar anfangs, verlor aber schnell ob der umfangreichen Mängelliste das Interesse und meldete sich nicht mehr. Inzwischen bin ich mit Tante L. dran, die den Schas ja verkauft hat. Beweislastumkehr ist halt aktuell das Thema, aber da ich einige Punkte auch vorher schon dokumentier hatte, sehe ich dem gelassen entgegen und übergebe die Sache perspektivisch meiner Rechtschutzversicherung, falls nicht zumindest ein (Vorab-) Austauschgerät dabei rumkommt. Sollen die sich damit rumschlagen.
Mein Fazit: Finger weg!
LzG,
André