Restauration XL250K3, Fragen zum Anfang

  • Hab gerade den anderen Motor aufgemacht und mußte laut lachen.

    Hier hatte der Vorbesitzer nicht mit Schmierfett gegeizt !

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    Aber er hat sich auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert.

    Eine falsche, und zwar viel zu lange Schraube für die Kickstarter Befestigung, hat ein kleines Loch im Seitendeckel auf der anderen Seite hinterlassen.

    "... das Böse (Murks) ist immer und überall" :heheha:

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    If it ain't broken, don't fix it.

  • Nabend,


    ja, der Murks ist immer und überall.

    Hab vor zwei oder drei Jahren den Motor meiner 600RM gemacht.

    Hab die XL als defekt gekauft und das war sie dann auch.

    Da hat so ein Held den Ölfilter falschrum eingebaut und dann das Gehäuse mit den Schrauben zusammengezogen.

    Dabei hat er dann das Ölfiltergehäuse nach innen aufgesprengt, so daß der Kopf kein Öl mehr bekam.


    Die Klemmschraube am Kickstarter war zu lang und er hat dann das Gehäuse damit durchgetreten?


    Nun, ich hab meinen Motor heute auch aufgemacht.

    Die Deckelschrauben waren händisch zurechtgelängte Inbus.


    Und Schmierfett wäre mir da auch lieber gewesen.

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    Gruß

    Jürgen

  • Sieht ja nach einer feinen Fett/Wasser Emulsion aus :heheha:

    Kann mir gut vorstellen, daß der Vorbesitzer ein Kärcher Jünger war.

    Und leider ist das obere Nadellager nur mit einem kleinen Filz abgedeckt.

    Schade, daß Honda San keinen Simmerring genommen hat.

    If it ain't broken, don't fix it.

  • Ja, mit einer ordentlichen Portion Kalkbrösel.

    Hab noch kein "Handbuch Motor", von daher weiß ich noch nicht, wo das Nadellager ist.

    Ist das oben an der Stelle, wo dieser Kupplungshebel durch den Deckel geht?

    Wenn ja, ich hätte nicht gedacht, daß dort ein Lager ist, das sieht aus, wie ein Loch.


    Den Kupplungsstift hab ich ja gezogen, da kam auch Wasser raus.

    Das muß da schon Jahre drinstehen.

  • Ups - was die Dichtung angeht, da hat mich meine Erinnerung getäuscht.

    Es ist doch ein richtiger Wellendichtring (16×22×2.5) verbaut.

    Darunter ist das Nadellager. Auf dem Bild noch in altem Fett festgebacken.

    Auf den Zeichnungen bei CMS aber auch schön zu sehen.


    Was die "Kalkbrösel" angeht. Das ist Magnesiumoxyd.

    Das ist der große Nachteil gegenüber Aluminium. MgO ist nicht so beständig und dicht.

    So schrieb das Kradblatt schon so treffend:

    Sparsame Besitzer und Ganzjahresbetrieb killten die sorgfältig gebaute Honda, die einen starken Feind hatte: Korrosion. Die Motorgehäusedeckel aus Magnesium verblühten zu weißem Staub

    https://kradblatt.de/honda-xl-250-k3


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    If it ain't broken, don't fix it.

  • Nabend,


    besten Dank für den schönen Bericht.


    Ja, ich habe das Nadellager gefunden.

    Alter Verwalter, das hat aber echt gelitten, es fühlte sich echt an, als wäre da nur ein dreckiges Loch. Da hat sich nix mehr gedreht, erst nach einem Schluck Benzin erkannte ich das Lager. Und das will was heißen, denn ich arbeite in dieser Branche.


    Fazit von heute:

    Lichtmaschinendeckel noch zu retten, die Bohrung für den Kupplungshebel ist nicht so vergammelt, daß man da nichts mehr reinstecken kann.

    Um diese Bohrung rum ziemlich dicke Brösellandschaft, habe ich abgekratzt.

    Der Spulendeckel hat eine fette Schramme vom Sturz, vielleicht bekomme ich den als Ersatz.

    Kupplungsdeckel alles gut.

    Ob ich den Motor selbst noch weiter aufmache, entscheide ich nach der Spülung.

    Das Öl unten im Gehäuse und dann die wenig vorhandenen Rückstände schrieen eigentlich nicht um Hilfe.

    Die Nockenwellenhaube mach ich mal runter.


    Außerdem: Die Gute hat doch einen Ölfilter. Diese Zentrifuge habe ich heute abgebaut (hatte mir für die 125er schon mal einen Schlüssel für die Kronenmutter gebastelt) und gereinigt. Das sah eigentlich nicht so schlimm aus, aber ich denke, ich war der Erste, der da reingeschaut hat.


    Frage:

    Wie bekommt man den Schmiernippel aus dem Lichtmaschinendeckel? Heizplatte und ziehen?

    Der wird sonst beim Strahlen leiden.


    Ach und noch eine Frage:

    Was heißt denn 14T.15.T.ONLY


    Gruß

    Jürgen


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  • Zuerst die einfache Antwort. 14T bzw. 15T "Teeth" stehen für die möglichen Antriebsritzel.

    Auch hier will ich auf den guten Richard Prentice verweisen. Auf einer Seite hat er ein Bild von einem Seitendeckel

    bei dem sich die Kette tief ins Gehäuse eingeschnitten hatte, weil der Besitzer ein Ritzel mit 16 Zähnen montiert hatte.


    Zum Schmiernippel kann ich leider nichts sagen. Schätze mal, der ist eingepreßt und ein Austausch ist nicht vorgesehen.

    Ich würde versuchen so einen kleinen Stopfen drauf zu stülpen, wie er manchmal bei Bleiakkus mitkommt (Entlüftung).

    If it ain't broken, don't fix it.

  • Nabend,


    also erstmal danke für Deine Geduld und Auskunftsbereitschaft.


    Wenn man weiß, was "14T.15T." heißt, dann wird es plötzlich ganz schlüssig :idea:


    Dein Schlüssel ist aber auch sehr schön, ich mußte Schlüsselflächen anfräsen, das hast Du Dir erspart.


    Gruß

    Jürgen

  • Also, Ventilhaube ist ab.

    Sieht sehr gut aus.

    Ich bin nicht sicher, ob der Deckel oben mit einem transparenten silikonartigen Dichtmittel angebracht wurde, aber da war sowas drauf.

    In allerkleinsten Mengen, also ganzganz wenig. Ich nehm da immer Hylomar.


    Nockenwelle sieht sehr gut aus, Kipphebel auch. Steuerkette und Schienen sind einwandfrei.


    Also ich werde den nicht weiter zerlegen. Das, was ich jetzt ohne alle Deckel und mit dem Endoskop gesehen habe, lässt mich hier nur Dichtungen tauschen, Deckel lackieren und dann rein damit.


    Anzugsmomente werden wohl die gleichen sein, wie bei der 125er, da hab ich ein Handbuch, Ventilspiel such ich mal beim Richard raus.


    Gruß

    Jürgen

  • Also wenn's im Zylinderkopf so gut aussieht, dann ist das schon die halbe Miete bei diesem Model. :)-

    Beim Ventildeckel kommt nur ein wenig Dichtmasse ran. Und wirklich nur ganz wenig. Weil wenn zuviel davon nach innen rausquillt,

    läuft man schnell Gefahr, daß Teile davon irgendwann die dünnen Ölkanäle verstopfen.


    Ein paar Daten aus dem WHB kann ich dir hier kurz durchgeben.

    Ventilspiel: E = 0,05mm / A = 0,08mm

    Drehmomente (Kopf):

    M10: 30-36Nm

    M8: 20-25Nm

    M7 (NW-Rad): 18-22Nm

    M6: 8-12Nm

    M5 (Kipphebel): 7-11Nm


    Diese Werte sind auch für alle übrigen Schrauben anwendbar.

    Will sagen, die Abweichungen (z.B. zwischen Feingewinde und Normal) sind so gering,

    daß sie vermutlich außerhalb unserer Meßtoleranzen liegen. Außerdem überlappen sich die Toleranzbereiche zum größten Teil.

    If it ain't broken, don't fix it.

  • Danke.

    Ja, ich hatte auch etwas mehr Baustelle erwartet, aber ich mach den echt nicht weiter auf.

    Dichtungen sind jetzt bestellt, bin mal gespannt, was ich vergessen habe.

    Für den labbrigen Gummistopsel dreh ich mir einen Aludeckel mit O-Ring, so der Plan.


    Die Gehäusedeckel werde ich strahlen und lackieren und dann ist Hochzeit.


    Mir ist aber grad noch was aufgefallen.

    Gehört hinten an das Schutzblech noch so eine Verlängerung dran?

    Bislang ist nach dem lackierten Teil schluß.

    Und sonst ist da ja kein weiterer Rückstrahler dran, also geh ich davon aus, daß da noch was fehlt.


    Gruß

    Jürgen

  • Ja ja, die gute alte Schutzblechverlängerung.

    Das war früher eines der beliebtesten Betätigungsfelder von TÜV und Polizei.

    Seit der ganzen EU-Harmonisierung kümmert es praktisch keinen mehr.

    Das ist so ziemlich der einzige Vorteil, den die EU-Bestimmungen jemals für uns Motorradfahrer gebracht haben. :o


    Theoretisch brauchen die alten Kisten natürlich immer noch diese Verlängerung, da sie ja Bestandteil der ABE ist.

    In der Praxis ist es aber so, daß sich nur wenige TÜV-Prüfer mit alten Motorrädern wirklich gut auskennen.

    Ich muß den Leuten z.B. jedesmal sagen, daß die gelben Bremslichter bis EZ 1982 zulässig sind.

    In dem Zusammenhang glauben sie dann auch immer, daß der komische Gummistopper am Seitenständer auch erlaubt ist - obwohl es genau dafür keinen Bestandsschutz gibt :heheha:


    Also wegen der Verlängerung würde ich mir keine Sorgen machen. Allerdings braucht es einen Reflektor. Das weiß wirklich jeder Prüfer.

    Am besten mit e-Nummer. Es gehen aber auch die alten Stanley Teile. Die waren auch am Original.

    Rund müssen sie mind. 60mm groß sein. Eckig weiß ich jetzt nicht - aber etwa gleich große Fläche.


    Links im Bild das unrühmliche Original. Rechts ein abgesägtes Teil, das zumindest den guten Willen gezeigt hatte.

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    Und so fahre ich aktuell mit meinen 3 XLs rum. Auch der TÜV hat's noch nie beanstandet.

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    If it ain't broken, don't fix it.

  • So - jetzt doch noch ein Beitrag zum Thema Lager für den Kupplungsausrückhebel.

    Und das soll dann auch mein letzter Beitrag dazu sein, bevor ich noch jemanden langweile. :roll:


    Den einen Seitendeckel, in dem schon jemand Hülsen eingesetzt hatte und damit die Schmierkanäle verschlossen hat,

    konnte ich mit einem Dremel, viel Gefühl und noch mehr Glück soweit in Ordnung bringen.

    Man tut sich mit sowas viieeeel leichter, wenn man noch einen 2. Deckel in Reserve hat. :cool:


    In den anderen Seitendeckel habe ich eine Hülse reingesetzt. Nur 8mm tief - damit der Schmierkanal eben nicht verstopft wird.

    So eine schöne Zentrierhilfe, wie sie Richard Prentice angefertigt hatte, konnte ich nicht machen. Habe leider keine Drehbank.

    Aber ich hatte noch so einen komischen 12mm Fräser in meinem Fundus, den ich im unteren Loch mit einer abgesägten 6mm Inbusschraube zentrieren konnte. Oben zentrieren war einfach. Da tat es eine 16mm Hülse.

    Aber das untere Loch zentrisch aufzufräsen ist insofern ein Problem, weil es schon stark oval und nach einer Seite ausgeschlagen war.

    Allerdings im unteren Teil vom Loch war noch ein ca. 2mm Rand von der originalen (runden) 10mm Bohrung vorhanden.

    Darin konnte ich dann mittels besagter abgesägter (und aufgebohrter) Inbusschraube eine Zentrierung erreichen. Eigentlich waren 2 Durchgänge mit verschieden langen Schrauben notwendig, weil nur ca. 4mm auf einmal gingen.

    Aber was soll's - es hat funktioniert und ich bin ganz happy. :scool:


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    If it ain't broken, don't fix it.

  • Sehr schön, also bitte, langweilen tut das sicher nicht.

    Wenn Du mal ein Drehteil brauchst, dann laß es mich wissen, Du hast mir schon so viel Auskunft gegeben, daß das mal eine Drehhilfe wert ist.

    Du brauchst doch da jetzt eine Gleitlagerhülse.....


    Den unteren Rand dieser Bohrung kenne ich, das ist bei meinem Deckel mit dem Endoskop auch sichtbar gewesen. Das dürfte die original Gußbohrung sein, die dann aufgebohrt wurde.


    Aber heute hab ich im Teileberg des Teileträgers was gefunden, was mich erschreckt hat.

    Allerdings passt das Lochbild zur Befestigung nicht ganz, somit ist das vermutlich nicht von einer XL

    Erschreckenderweise würde aber der Abdruck vom Kennzeichenhalter ganz genau zur XL passen, kann also sein, daß so ein Perversling das mal an der XL gefahren hat.


    Das sieht jetzt so wie ich das fotografiert habe, schon schlimm aus, von der Seite sieht das richtig grauslig aus.


    Gruß

    Jürgen


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