CB450S '86 Lange Standzeit

  • Servus, habe mir heute eine Honda CB 450 S als erstes Motorrad gekauft. Der Vorbesitzer hatte sie 4 Jahre draußen stehen gehabt.

    Jetzt braucht sie natürlich etwas liebe, um wieder flott zu werden und hoffe hier auf ein paar Tipps, wo ich anfangen soll.

    Flüssigkeiten tauschen und neue Batterie sind mir klar, aber falls sie dann nicht anspringt, wo schaue ich als nächstes nach?


    :sdanke:

  • Erstmal nicht starten. 4 Jahre ist nicht so lang, aber lang genug um gewisse Dinge zu beherzigen. Es gibt hier einige threads die dir weiterhelfen werden. Such mal nach wiederbeleben das sollte dir weiter helfen (Sorry was spät sonst würde ich dir was suchen)

    Vergiss das Pferd - echte Ritter kommen auf dem Motorrad.


    Das Internet is nur ein Hype - Bill Gates 1993

  • Wenn nicht die 4 Jahre der Benzinhahn offen war, ist es eigentlich undramatisch.


    Zündkerzen raus, in jeden Brennraum 'nen Esslöffel WD40-Motoröl-Mischung (1:1) und Motor von Hand (großen Gang reinmachen und am Hinterrad drehen) ein paar Umdrehungen drehen. Ein paar Tage stehen lassen und nochmal von Hand drehen, nach ein paar weiteren Tagen darf mit neuen Zündkerzen gestartet werden.


    In der Zwischenzeit die Schwimmerkammern der Vergaser abhehmen (geht ohne Ausbau der Vergaser) - wenn unten nur wenig Ablagerungen sind, reinigen und wieder anbauen. Wenn der Benzinhahn die ganze Zeit offen war, werden die Schwimmerkammern voll seltsamer Glibbermasse sein und auch Düsen und Kanäle zu sein (weil ständig die leichtflüchtigen Bestandteile des Sprits verdunstet sind und nur die schwewrflüchtigen Reste sich da gesammelt haben). Dann müssen die Versager raus und komplett gereinigt werden - eventuell ist es einfacher, andere gebrauchte zu besorgen, die werden manchmal günstig angeboten und keiner will sie haben ...


    Zum ersten Startversuch Benzinhahn nicht öffnen, Choke nicht betätrigen - Luftfilter ausbauen, Anlasser drehen lassen und dabei Starthilfe-Spray (oder Bremsenreiniger) in den Luftfilterkasten sprühen. Wenn der Motor ein paar Sekunden so gelaufen ist, neuen Luftfilter rein, Benzinhahn auf und ohne Choke mit leichter Zugabe von Starthilfe-Spray in den Luftfilterkasten starten.

    Motor 15 Minuten vor sich hintuckern lassen, dann Öl und Ölfilter wechseln. Wenn der Motor wieder kalt ist, Ventilspiel prüfen.

    Nach 1000 Kilometern würde ich dann nochmal Ölwechsel machen, muss aber nicht sein, danach alle 7500 volles Wartungprogramm. Öl am besten 20W-50 rein mineralisch. Zündkerzen NGK DR8ES (die haben 'nen schlechten Ruf wegen Problemen - bei diesen Twin-Motoren sind sie aber gut).


    Neue Reifen, neuer Kettensatz, Vorderbremse prüfen und zumindest die Bremsflüssigkeit prüfen.

    Nach den ersten (vorsichtigen) Fahrten prüfen, ob auf den Gabelsimmeringen Öl oder Wasser zu sehen ist (Staubkappen hochnehmen) - wenn ja, müssen die Simmeringe neu.



    Soviel dazu ...






    :wavey:

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    Meine Maschinen sind alt genug, um selbst zu entscheiden, das macht es manchmal etwas anstrengend, mit ihnen unterwegs zu sein.
    Wenn meine Fähigkeiten nachlassen und ich meine CM 400T nicht mehr fahren kann, dann hole ich mir 'n Motorrad - und wenn's damit nicht mehr geht, 'n Lanz Bulldog.

  • genial, danke für den ausführlichen Kommentar!

    Ich bekomme morgen meine neue batterie, und kann dann schauen wo ich den ölwechsel mache.

    Staubsaugen müssen gewechselt werden, da ist bissel Korrosion zu sehen... dabei kann man die simmerringe gleich mit wechseln.

    Die Vorderbremse löst sich nicht richtig, da muss man also definitiv mal ran, bremsflüssigkeit wird dann auch getauscht.


    Kannst du mir noch erklären warum das ganze extra aussenrum beim ersten startversuch? Wenn sie einfach so anspringt braucht man das ja nicht, oder?

    Habe bisher nur an rollern geschraubt, da war das ganze deutlich simpler :???:


    Kann man der kette die gerade drauf ist auch einfach mal reinigen und neu schmieren? Oder kann die Schäden haben die ich so nicht sehe?

  • Wenn so ein Motor mehrere Jahre draußen stand, ist das ungut, da ja nie alle Ventile geschlossen sind. Da kann sich Korrosion an den Ventiltellern/Sitzen und an den Zylinderwänden/Kolbenringen gebildet haben. Daher der Tipp mit den WD40/Öl in die Zylinder füllen.

    Ventilspiel prüfen mach zu der Zeit kaum Sinn, denn am Ventilsitz vorhandene Korrosion würde das Ergebnis verfälschen.

  • Hi,


    natürlich kannst Du auch einfach so starten und losfahren - auch Kette schmieren kannst Du Dir sparen ...


    Wenn nach der Standzeit Rost in den Laufbuchsen ist und die Kolbenringe etwas festgebacken, wird das schon irgendwie funktionieren - wenn Du die Teile vorher etwas einweichst mit Öl und mildem Rostlöser, könnte es aber besser funktionieren mit weniger Abrieb ... :D


    Wenn Wasser in die Gelenke der Kette gekommen ist und sich dort Rost gebildet hat, kriegst Du das mit "neu schmieren" nicht weg. Rost in den Gelenken führt zu Verschleiss ebendort und zu einem baldigen Ende der Kette, weil ausgeleiert (und ausgeleierte Kette beschleunigt auch den Verschleiss an Ritzel und Kettenrad) - wirst Du also tauschen müssen, wenn nicht jetzt, dann nach ein paar tausend Kilometern.


    Staubkappen an der Gabel sollten aus Gummi sein - was ist da korrodiert?

    Hast Du Erfahrung mit hydraulischen Bremsen? Sind etwas komplizierter als Seilzüge ...

    Wenn nicht, hol Dir bitte einen dazu, der Dir alles erklärt und Dir auf die Finger schaut, dass Du nichts falschmachst - wenn Du am Motor rumpfuschst, musst Du schlimmstenfalls bald zu Fuß nach Hause laufen, wenn Du an der Bremse rumpfuschst, gefährdest Du Dich und andere :wink1:






    :wavey:

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  • :wink1:

    Ventilspiel prüfen mach zu der Zeit kaum Sinn, denn am Ventilsitz vorhandene Korrosion würde das Ergebnis verfälschen.

    Deshalb schrieb ich ja auch

    Motor 15 Minuten vor sich hintuckern lassen, dann Öl und Ölfilter wechseln. Wenn der Motor wieder kalt ist, Ventilspiel prüfen.

    15 Minuten heisst ca. 10.000 mal Ventil auf und zu - dann sollte da nix mehr sein ...






    :wavey:

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  • Ich kann nachher ein Bild von der staubkappe hochladen, dann seht ihr das...

    Die bremse lasse ich von meinem alten Nachbar richten, der restauriert seit Jahren bmw oldtimer.

    Dazu muss ich sie halt mit dem sprinter 200km in den Norden fahren.

    Da machen wir dann auch simmerringe etc, da ich ungern an Motor, bremse und gabel rumpfusche. Da ist mir mein Leben und das anderer wichtiger als schnell auf die strasse zu hüpfen...


    DANKE nochmal für die Antworten, finde ich super wie hier geholfen wird... speziell der Olaf, dich habe ich schon in vielen anderen Threads gesehen :wavey::sdanke:

  • Das schwarze ist die Staubdichtung - ist angerissen => neu.


    Ob die Ablagerung Dreck oder Rost ist :nixweiss: könnte sein dass da schon Öl, Wasser und Rost bei der letzten Bewegung rausgesabbert sind => zerlegen, reinigen, gründlich prüfen, Simmering und eventuell Gleitbuchsen neu.

    Die Flüssigkei, die noch drin ist, auffangen und genau anschauen - wenn da viel Metallabrieb drin ist (wie Metallic-Effekt auf der Flüssigkeit) musst Du auch prüfen, ob Standrohr und Tauchrohr gegeneinander Spiel haben. Tauchrohr im Schraubstock festmachen, Standrohr mit Buchsen (hauchdünn geölt, ohne Simmering) reinschieben und am halb oder 1/3 eingeschobenen Rohr wackeln - darf kein Spiel spürbar sein.

    Wenn doch => Tauchrohr Schrott.






    :wavey:

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  • Hallo, darf man mal fragen was das gute Stück gekostet hat?

    Weil bei dem ganzen Aufwand stelle ich mir die Frage ob sich das lohnt.

    Fahre selbst eine CB450S (bin der Mann von Heike cmchen) mit mittlerweile 74000km auf der Uhr.

    Ist ein total unkompliziertes Mopped mit hohem Spaßfaktor.

    Da hätte ich bei dem großen Angebot eher ein Exemplar gekauft, welches noch bewegt wird.


    LG Karlheinz aus Rhade