Steuerkette bei CB350K gerissen

  • Vor zwei Wochen wollte ich das zu dem Zeitpunkt noch schöne Wetter nutzen und eine kleine Tour mit meiner CB350K machen. Leider bin ich nur 15 km weit gekommen, dann war plötzlich ein rasselndes Geräusch aus dem Motor zu hören, der danach ausging und sich nicht mehr starten ließ. Der Kickstarter ließ sich nicht mehr betätigen, was übles befürchten ließ. Zum Glück passierte das ganze in der Nähe einer ÖPNV-Haltestelle, so dass der Heimweg gesichert war. Dann den Motolug-Anhänger in den Fiat Panda geladen und mit Sohnemann (als Schiebehife) zur Pannenstelle gefahren, den Anhänger zusammengebaut und die Gute rauf geschoben. Zu Hause angekommen, habe ich dann mal kurz den Zylinderkopfdeckel gelupft und sofort gesehen, dass da keine Steuerkette mehr war.

    Heute habe ich dann mal den Motor ausgebaut und den Zylinderkopf und die Zylinder abgenommen. Das ging wegen der fehlenden Steuerkette erstaunlich einfach:D. Zum Glück hatte sich die Kette aber nicht ganz in den Ölsumpf verabschiedet, sondern ließ sich mit einem Haken aus dem Schacht hochziehen. Da war dann auch der Grund für das ganze Malheur sichtbar:


    Es hatte sich offensichtlich eine Kettenlasche (nennt man das so?) gelöst,

    Steuerkette_gerissen.jpg


    Ich kann nur vermuten, dass bei der Überholung des Motors durch den Vorbesitzer (welche durch eine ausführliche Fotodokumentation belegt ist) dieser die Kette nicht korrekt vernietet hat, genaues weiß ich aber nicht. Dazu habe ich nun zwei Fragen an die Spezialisten


    1. Stellt die Kettenlasche eine Gefahr dar?

    Das Teil liegt ja vermutlich unten im Ölsumpf. Wenn es sich vermeiden lässt, möchte ich auf eine komplette Demontage des Motors verzichten, damit ich es rauszuholen kann. Aber natürlich nur, wenn keine Gefahr besteht, dass das Teil irgendwas beschädigt. Ich muss dazu sagen, dass nicht der originale Schleuderölfiter eingebaut ist, sondern ein Cappellini-Filter mit "echten" Filtereinsatz.


    2. Sollte ich eine vernietbare Kette verbauen?

    Es gibt die Steuerketten für die K-Modelle ja auch mit Nietschloss, was den Einbau erheblich vereinfachen würde. Ob eine solche verbaut war, weiß ich nicht. Gibt es hierzu Erfahrungen?


    Ich werde morgen mal den Zylinderkopf auf mögliche Schäden prüfen, heute war es schon zu dunkel.

    Grüße

    Emil


    Der Worte sind genug gewechselt, Laßt mich auch endlich Taten sehn! Indes ihr Komplimente drechselt, Kann etwas Nützliches geschehn.

    (Johann Wolfgang von Goethe: Faust: Eine Tragödie)

  • Hallo Emil,

    Das sieht sehr nach Murks aus. Die Nut im Bolzen des Teils, das vermutlich mal ein Kettenschloß war, mußte wohl einmal den Clip aufnehmen.

    Wenn der Clip falsch herum, also das geschlossene Ende entgegen der Laufrichtung aufgesteckt wird, kann er sich lösen, das sieht dann so aus

    wie bei dir. Bei der C/CB 72/77 Serie waren Kettenschlösser üblich weil Endlosketten nicht montierbar sind. Die Konstruktion ist absolut zuverlässig,

    sofern die Feder richtig herum eingebaut ist. Die beiden fehlenden Teile im Ölsumpf rumliegen zu lassen, wäre mir etwas zu gefährlich. Um ein

    Nietschloß sicher zu schließen, ist ein Werkzeug notwendig, das du wahrscheinlich nicht hast. Außerdem kann es dir passieren, daß du eine CB 72-

    Kette bekommst und ein 450er Nietschloß. Das passt nicht zusammen, weil die Kette etwas dickere Bolzen hat als das Nietschloß. Eine Endloskette

    ist auf jeden Fall die bessere Wahl. Den Motor auf den Kopf zu stellen und das Gehäuse-Unterteil abnehmen geht eigentlich recht gut, nach Entfernen

    des Lagerdeckels in der Mitte kann man die Kurbelwelle herausheben ohne den Ölfilter und den LIMA-Läufer zu demontieren. Ich würde das jedenfalls

    so machen. Den Vorgänger-Murks siehst du übrigens sehr schön an der deutlich dünneren Lasche des Kettenschloßes gegenüber den Laschen

    der Kette.

    Gruß

    ZIEHKEIL

  • :bow: Mal wieder eine schnelle und äußerst informative Antwort von Ziehkeil. Solche Mitglieder machen ein Forum wertvoll. Vielen Dank.

    Gruß Norbert.

    Ob zwei oder vier Räder, Hauptsache alt.:bb:

  • die laschen des am unteren bildrand zu sehenden kettengliedes laesst mich doch auch stutzen

    mfg hermann

  • ZIEHKEIL

    Danke für die Einschätzung. Dann werde ich mich mal dran begeben, den Motor komplett zu öffnen. Dazu aber direkt eine Frage: Ist es dabei unbedingt notwendig, die Kupplung und die Lichtmaschine zu demontieren? Der Startermotor ist übrigens entfernt, ich kicke nur.


    Ich habe heute auch mal den Zylinderkopf und die Zylinder inspiziert. Die gute Nachricht: Grundsätzlich sieht alles tiptop aus, kein Piiting, Riefen o.a. an der Nockenwelle und den Kipphebeln, schöne Honspuren an den Zylinderwänden. Die schlechte Nachricht: Der Dichtigkeitstest (mit Spiritus im Brennraum) hat ergeben, dass die Ventile links dicht sind, rechts läuft der Spiritus aber direkt über das Einlassventil raus. Die Vermutung lag also nah, dass das rechte Einlassventil bei dem ganzen Malheur einen Schlag vom Kolben abbekommen hat, eine Inspektion des Kolbens ergab auch mehrere Dellen im Bereich des Ventils.

    Kolben_1.jpg


    Ich hab mir direkt mal einen preisgünstigen Ventilfederspanner bestellt, um die Ventile demontieren und mir das genauer anschauen zu können. Ich rechne aber damit, dass ich ein neues Einlassventil benötige.


    Bei der Inspektion ist mir aber noch eine andere Delle am Kolben aufgefallen, allerdings auf der Auslasseite, aber außerhalb des Ventilbereiches.

    Kolben_2.jpg


    Kann ich mir ehrlich gesagt nicht erklären, wo das herkommt. Ist das bedenklich?

    Grüße

    Emil


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  • ZIEHKEIL

    Sorry, wer lesen kann, ist klar im Vorteil :heheha:

    Hab Deinen Satz "kann man die Kurbelwelle herausheben ohne den Ölfilter und den LIMA-Läufer zu demontieren" glatt überlesen.

    Grüße

    Emil


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  • Hallo Emil,

    Das LIMA-Gehäuse mit Stator muß natürlich ab, der Rotor kann aber bleiben. Ich habe gerade nachgeschaut, die Sache ist doch nicht ganz so einfach.

    Um die Kupplung auszubauen muß der Ölfilterbecher auf der Kurbelwelle abgenommen werden und die Ölpumpe abgeschraubt werden. Das Abheben

    des Unterteils geht zwar ohne Ausbau der Kupplung, der Zusammenbau ist aber eine arge Fummelei, weil die Schaltklinke hinter der Kupplung und

    gleichzeitig der Kolben der Ölpumpe in Position gebracht werden müssen und man die Schaltklinke kaum sieht. Viel besser geht es, wenn man den

    Ölfilterbecher abnimmt, aber dazu braucht man einen Schlüssel um die Nutmutter auf der Kurbelwelle zu öffnen. Ich meine, ich hätte es schon

    mal ohne Kupplungsausbau geschafft, sicher bin ich mir allerdings überhaupt nicht, ist schon über zwei Jahrzehnte her. Die Macken im Kolbendach

    haben mit dem Steuerkettenfall ziemlich sicher nichts zu tun, wenn der obere Ring schön frei ist, also nichts klemmt, ist da kein Handlungsbedarf.

    Aber den Vergaser genau inspizieren, ob nicht vielleicht eine Schraube fehlt oder der Steg unten an der Choke-Klappe fehlt oder sonst ansaugseitig

    etwas nicht ganz ordnungsgemäß aussieht, das ist bestimmt kein Fehler.

    Gruß

    ZIEHKEIL

  • Danke für die Info, Hutmutterschlüssel habe ich.

    Grüße

    Emil


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  • ein hutmutterschluessel kann eine einfacher ring- oder gabelschluessen sein

    ein nutmutterschluessel hingegen nicht:gruebelx::oops:

    die ventile speziell die auslass wuerde ich auf jeden fall ersetzen, denn schon eine leichte verbiegung kann auf dauer zum abriss fuehren

    sind die ventile nur minimal verbogen ziehen sie sich auch beim dichtheitstest wegen der kraft der ventilfedrn wieder in den sitz

    mfg hermann

    ps kannst du meine bemerkung unter # 4 aufklaeren

  • Ja, ja, nicht nur wer lesen kann ist klar im Vorteil, auch der, der schreiben kann. Ich meinte natürlich Nutmutter, einen solchen Schlüssel habe ich (neben diversen für Hutmuttern :D) auch.

    Wegen Deiner Bemerkung #4 muss ich morgen mal schauen,

    Grüße

    Emil


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  • hermann27

    Ich habe mir heute die Kettenglieder nochmal angeschaut, sind alle gleich (bis auf das Kettenschloss). Dass das auf dem Bild anders aussieht, ist wohl den schlechten Lichtverhälnissen geschuldet.

    Grüße

    Emil


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  • Emil1957,

    So habe ich das auch gesehen.

    hermann27,

    Wenn ein Ventil nach vermutetem Kolbenkontakt noch dicht ist, hatte es entweder keinen Kontakt oder aber es steckt in einer WURF-Passung,

    dann ist Erneuerung von Ventil samt Führung angezeigt.

  • ZIEHKEIL

    da habe ich aber ganz andere erfahrungen.

    miinimalst krumme ventile ziehen sich sehr wohl so auf den sitz zurueck, dass sie noch dicht sind

    auch staerker verbogen ventile koennen durchaus noch intakte fuehrungen hinterlassen, denn die ventile verbiegen meist in dem bereich um die schweisstelle herum und die taucht bekanntlich nicht in die fuehrung ein.

    trotzdem wuerde ich bei einem steuerkettenriss immer alle ventile austauschen. wem schon mal ein vetil bei vollgas abgerissen ist weiss genau warum ich das schreibe

    mfg hermann

  • Das ist alles richtig, nur sind diese Ventile alle nicht mehr dicht. Ein um 5/100 krummes Ventil ist in einer Führung mit 2/100 Spiel ist einfach nicht

    mehr dicht, egal ob der Sitzwinkel 45° oder 30° beträgt. Daß sich die Ventile vorzugsweise um die Schweißstelle zwischen Schaft und Teller

    biegen, weiß ich auch. Ein dichtes Ventil in einer guten Führung zu ersetzen ist schlicht unnötig, auf Verdacht die Kurbelwelle zu überholen, weil

    vielleicht ein Bruchstück des lumpigen Kettenschlosses irgendwo rumgeschwebt ist, ist ein vergleichbarer Blödsinn. Hirn walten lassen und

    die Kirche im Dorf lassen ist da weitaus besser. Nur um Aufschreien bzgl. Winkeln vorzubeugen: Alfa Romeo hat 30° Sitze, der Maserati 3,5l

    Sechszylinder hat 38°, der vermeintlich goldene Mittelweg, reparaturtechnisch natürlich eine Katastrophe, insbesonders pekuniär.

  • warum neigst du eigentlich so zu uebertreibungen

    von der kurbelwelle war nie die rede, die wuerde nur in betracht kommen wenn die ventile massivst die kolben getroffen haetten oder gar abgerissen waeren

    bei einer gerissenen steuerkette sind die ventile immer in gefahr und ein vorsichtshalber austausch durchaus eine ueberlegung wert.

    ich wuerde sie jedenfalls ersetzen, da ein spaeterer abriss viel teuer wird

    mir ist schon einmal ein ventil abgerissen und ich sage dir das ist absolut nicht lustig.

    die meinung oder erfahrung anderer als bloedsinn oder ohne hirneinsatz zu bewerten wirkt schon etwas ueberheblich

    deine motorueberholungen kannst du ja gestalten wie du moechtest

    aber anderen zu raten grosszuegig oder gar leichtsinnig zu reparieren halte ich fuer nicht so gut

    mfg hermann