Zylinder & Laufbuchsen (CB250K -> CB350K)

  • Hallo zusammen!


    Zeit für meinen ersten Post hier! Ich lese mich schon eine ganze Weile kreuz und quer hier durchs Twin-Forum, zu allem was die CB250K & CB350K angeht.


    Ich habe eine CB250 von 1972 (laut Brief eine K4), nach Ausstattung (Trommelbremse vorne) aber eher eine K3. Diese Maschine soll nun in absehbarer Zeit einen frischen Motor bekommen…


    Technisch ist auch schon klar, wohin die Reise gehen soll: Nämlich zu mehr Hubraum und mehr Leistung, ich möchte einen 350er Motor aufbauen.

    Das wird auf Basis eines 250er Motors passieren, allerdings mit dem Kurbeltrieb einer 350er, den ich mir bereits besorgt und geprüft habe. Die nötigen Zerspanungsarbeiten mache ich selbst, entsprechende Maschinen und Erfahrung damit habe ich zum Glück.


    Die meisten nötigen Teile habe ich schon, nur Kolben, Zylinder und Nockenwelle sind derzeit noch offene Punkte. Wahrscheinlich werde ich WISECO-Kolben mit 66mm Durchmesser verwenden um auf 346ccm zu kommen. Damit komme ich dann endlich auch zu meiner eigentlichen Frage:


    Bisher habe ich nur diverse 250er Zylinder in meinem Fundus, deren Laufbuchsen natürlich viel zu klein dafür sind. Ein 350er Zylinder ließe sich ohne Probleme soweit ausspindeln, dass man 66er Kolben verwenden kann (bei dann 2,35mm verbleibender Wandstärke der Buchsen). Leider habe ich bisher keinen solchen Zylinder, frage mich jetzt aber natürlich, ob man nicht einen 250er Zylinder entsprechend modifizieren könnte!?


    Kann mir jemand sagen, wie weit ich den Aluguss eines 250er Zylindergehäuses aufspindeln kann, bis ich am Grund der Kühlrippen Probleme bekomme? Ich meine hier irgendwo gelesen zu haben, dass bei den 350er Zylindergehäuse bis 71mm ginge. Kann man das 250er Zylindergehäuse genauso weit aufspindeln, oder ist der Guss selbst anders, dass nur weniger ginge? Falls ja: Weiß jemand, wie weit man 250er Zylindergehäuse aufspindeln kann, ohne Probleme zu bekommen?


    (Im Prinzip müsste ich ja auch nur auf die 70,7mm wie bei den Laufbuchsen vom 350er kommen, könnte den Außendurchmesser der Laufbuchsen ggf. aber auch größer machen, wenn ich die eh neu anfertige…)


    Viele Grüße,

    Mike

  • Hi Mike,

    das Gussteil ist identisch. Beim 250k Zylinder kommen ab 72mm die Rippen zum Kettenschacht hin durch, da bilden sich genau mittig zwei rechteckige Fenster. Das bleibt auch bis etwa 74mm Bohrung so. Die Gussteile sind auch alle Identisch innerhalb aller K-serien von '68 bis '73. Kannst Du also machen. Beim Kopf genau das gleiche, lässt sich anpassen. Die Phase vom Kopf tauche ich vollschneidend mit Wohlhaupter, wenig Drehzahl und einer Tiefenmessuhr an der Z-Achse ein bis auf Bohrungsdurchmesser am äußeren Rand. Ich habe mir mal einen 250K Zylinder genommen und alles weggefräst, was unterhalb der Kontaktfläche zum Kopf sitzt, sodass ich eine 1cm hohe Aluminiumbrille auf den Kopf stecken kann, und die Spindelachse dazu zentrisch ausrichten kann. Wenn Du genug Höhe zw. Frästisch hast, kannst Du auch einen kompletten 250K Zylinder draufstecken zum Ausrichten. Buchsen neu anfertigen habe ich auch schön 4-5 mal für die Zylinder gemacht, würde ich nun aber nicht mehr. Für weniger Geld als für das Material bekommst du Buchsen anderer Modelle, Kawasakis 400er oder Yamahas kleine XS liefern billiges Material hierfür.

    Sag auch bescheid, falls Du die Innenringe zum Nadellagerumbau der NW brauchst, wenn Du in der Lage bist, die selbst Außenrundzuschleifen, ich baue die jedenfalls immer um.

  • Es geht auch ohne einen Zylinderblock zu opfern, zumal nicht jeder solche im Überfluß rumliegen hat. Ich habe eine Plexiglasplatte verwendet und

    Restmaterial für einen Zentrierdorn.IMG_0001.JPGIMG_0002.JPG

    Das Zeug fand sich im Bestand. Der Zentrierdorn hat den Durchmesser der Zylinderbohrung, er wird in die Vertikalspindel gespannt. Man kann ihn

    nun in den Zylinder absenken und den Zylinder aufspannen. Die Plexiglasplatte hat bereits zwei Bohrungen genau im Abstand der Passhülsen

    bekommen und kann nun auf den Zylinder gesteckt werden. Die beiden seitlichen Aussparungen habe ich ebenfalls schon vorher angebracht, sie

    schaffen Platz für die Spannpratzen. Man kann nun eine Bohrung von z.B. 8mm setzen und evtl. nachreiben so daß ein Zylinderstift genau hinein

    geht. Oberseite der Platte markieren, dann den anderen Zylinder auf gleiche Weise zentrieren, die Platte wieder auflegen und Zentrierloch bohren.

    Wenn man nun den Zylinderkopf mit Passhülsen versieht und die Platte mit der markierten Seite zum Kopf auflegt, kann man ihn mit Hilfe des

    in der Spindel gespannten Zylinderstifts exakt fluchtend zum Zylinder aufspannen.

  • Perfekt, danke schonmal für eure Antworten!

    Dass die Gussgehäuse der Zylinder identisch sind, vereinfacht eine ganze Menge, dann muss ich mir nämlich nicht extra noch einen alten 350er Zylinder besorgen!


    Dass man eventuell andere Laufbuchsen verwenden kann, daran habe ich nicht gedacht. Gute Idee!

    Ich hab gleich mal etwas recherchiert, die genannten Motoren haben folgende Eckdaten:


    Kawasaki Z400: 64mm Bohrung bei 62mm Hub

    Yamaha XS 360: 66m Bohrung bei 52,4mm Hub


    Die Laufbuchsen von einer 360er XS würden im Durchmesser „Plug & Play“ passen, Länge müsste man prüfen und ggf. anpassen.

    Allerdings konnte ich weder für die Z400 noch für die XS360 einzelne Laufbuchsen finden, da müsste man dann also auch komplette Zylinder besorgen und die Buchsen dort ausbauen…


    Da ich noch ein längeres Stück Rundmaterial aus Sphäroguss EN-GJS-600 (auch als GGG-60 bekannt) mit 80mm Durchmesser hier habe, werde ich wohl eher das nehmen und die Buchsen selbst drehen. Sind ja nur zwei Stück…

  • Zur Bearbeitung des Zylinderkopfs:

    Meine Fräsmaschine hat zum Glück relativ viel Verfahrweg in der Z-Achse, habe auch schon Vierzylindermotorblöcke aus dem Auto aufgespannt und zusätzliche Stehbolzenbohrungen gesetzt…

    Da kann ich also ohne Probleme den Zylinderkopf der CB auf den Tisch aufpratzen, dann einen alten Zylinder aufstecken, das dann per Messtaster auszentrieren und dann den Zylinder wieder abnehmen. Bekomme ich problemlos hin!


    Die Idee sich extra eine Lehre entweder aus vorhandenem Material oder einem alten Zylinder herzustellen ist aber durchaus gut, gerade weil es vielen gängigen Fräsmaschinen in Z ja durchaus eher an Verfahrweg mangelt.


    Zum Thema Nockenwelle:

    Das ist damit das einzige noch verbleibende Fragezeichen. Und zwar ein großes Fragezeichen! Aus meinem 250er Spendermotor hat leider irgendwer mal die Nockenwelle herausgepflückt, die war also vermutlich noch brauchbar, fehlt mir jetzt aber.

    Ich könnte ggf. die Nockenwelle aus dem derzeit verbauten Motor nehmen, oder mir (eher wahrscheinlich) an anderer Stelle eine Zweite besorgen, damit ich am Ende zwei komplette Motoren habe.


    Ein Umbau auf Nadellager macht Sinn, dazu habe ich mich auch schon etwas eingelesen, dazu hat speziell Ricardo hier im Forum ja auch schon einiges gepostet! :wink::topX:

    Ich denke, das werde ich ins Auge fassen. Zentrierbohrungen auf der Drehmaschine einbringen und Rundschleifen sollte sich eigentlich auf der kleinen Werkzeugschleifmaschine realisieren lassen, auch wenn das dann vermutlich eher eine interessantere Ausspannung werden dürfte.


    Zuerst kommen aber der Unterbau und die Zylinder dran, danach dann der Kopf...

  • das "aufspannen" der nockenwelle ist doch relativ einfach

    zwischen zentrierspitzen nehmen und ein drehherz samt mitnehmer verwenden

    mfg hermann

  • Hallo Hermann! Das prinzipielle Vorgehen zwischen Spitzen ist schon klar, deswegen schrieb ich ja in meinem letzten Post auch "Zentrierbohrungen auf der Drehmaschine einbringen und Rundschleifen".

    Mit "interessante Aufspannung" war vielmehr gemeint, dass das vom verfügbaren Platz her im Speziellen auf meiner Werkzeugschleifmaschine knapp wird und von daher ggf. etwas Improvisation erfordern dürfte... :wink::roll:


    Viele Grüße, Mike

  • ach so

    na dann sorry fuer das wiederholen, von bekanntem wissen:oops:

    mfg hermann

  • Ich könnte Dir CB 900 Boldor Laufbuchsen anbieten.

    Innen 64,5mm

    außen 71,55mm

    Bund ca. 79mm und 4,75mm dick

    Die Laufbuchsen der XS 360 sind außen noch größer und Du kannst ja auch nicht einen neuen 66mm Kolben in eine gebrauchte Buchse mit 66mm Bohrung einpassen.

    Die Buchse ist nach dem einpassen in den CB Zylinder auch sicher nicht mehr 100% rund.


    Gruß

    Daniel

  • XS360 - natürlich kauft man einfach einen kompletten Zylinder. Einfach auf die Herdplatte, warten bis er raucht, einmal aufstuken, und herausfallen die Buchsen. Bekommt man ja für 20 Euro. GGG60 ist leider kein Laufbuchsenmaterial, du willst keinen Sphäroguss, sondern Lamellengraphit für Laufbuchsen. Also GG25 zb. Gebrauchte Laufbuchsen haben einige Vorteile gegenüber der Neufertigung, zum Beispiel, dass sie schonmal gealtert sind, und sich dadurch nicht mehr so sehr setzen. Ich kann mal im Keller in der Kiste gucken, ich meine ich habe noch 6-7 Paar Buchsen, aber sicher bin ich nicht. Zylinderkörper habe ich auch noch 8 oder so. Nockenwelle: Ja, genau. Mit Lynette aufzentrieren und sauber bohren, zwischen den Spitzen nochmal den Rundlauf checken, bis man zu einer unverbrauchten Stelle der Lagersitze eine Rundlaufabweichung <2/100mm hat. Oft muss man hierzu in der DZM Schnecke ersteinmal auf 5-6mm aufbohren, damit man mit genügend steifem Zentrierbohrer rankommt, ohne dass er exzentrisch gedrückt wird.

    Als Lager kannst du HK2218RS nehme, kaufe ich immer bei Agrolager. Ich kann Dir auch einen fertigen Satz Lagerschilde mit vermessenen Lagern senden, ich habe mir einen Lehrdornsatz angefertigt, damit ich die Innenmaße der Lager nach dem Einpressen erfassen, und dann passend schleifen kann. Aber Du kannst natürlich auch die NW-Buchsen auf 22,10 Schleifen, und dich dann in 1-2/100mm-Schritten herantasten, bis das Lagerschild straff drauf passt. Meistens sind die Lager nach dem Einpressen innen zwischen 22,03-22,05mm. Feinarbeiten mache ich mit dem Abziehstein. Mein Wink mit den Buchsen von mir galt insbesondere der Unterbrecherseite, die ist etwa 45mm lang, zudem sind meine buchsen aus 1.2379 in 22.50 gefertigt, damit man sie nach dem Aufkleben genau passend schleifen kann. Auf Werkzeugschleifmaschine sollte es gehen.

    Ich habe sonst auch noch ein paar umgebaute Nockenwellen da, falls Du sonst keine zur Hand hast. Auch neu geschliffene von Campro.


    Rundheit der Buchsen nach dem Einsetzen ist kein Problem. Das mit dem Innenmaß jedoch schon. Boldor Buchsen könnten gehen, man muss eben die Länge messen. Von vielen Motoren passt es Durchmessertechnisch, aber die Buchsen sind dann zu kurz.

  • Die Bol'dor Buchsen wären eine Alternative, weil kürzbar auf das originale Maß von ca 107 mm, ob der Kragen passt, weiß ich allerdings nicht.

    Eine andere Alternative sind Rohlinge aus Schleuderguß, die gibt es in verschiedenen Gußqualitäten, Motoren-instandsetzer verwenden die auch,

    der Herr google weiß da ziemlich viel. Einen GGG 60 Klotz zu fast 90% zu zerspanen ist wahrscheinlich die schlechteste aller Lösungen, schon wegen

    der zu investierenden Zeit, aber auch wegen des Aufwands, die dauernd schwarzen Nasenlöcher in Betrieb zu halten.

    Nadellagerung der Nockenwelle ist schön, sehr wahrscheinlich auch dauerhaft, aber teuer. Ich habe mit Bronze-Buchsen gute Erfahrungen gemacht.

  • Ich habe für Buchsen sonst immer Stangenmaterial von einer lokalen Kolbenringfabrik gekauft - die hat leider vor 2 jahren geschlossen. Deren Material waren Vollstangen gg25, die von der Gießerei innen bereits vorgebohrt wurden. Bei 1 Euro pro centimeter war das etwa halb so teuer wie das äquivalent von mahle/ks. Zumal die großen Hersteller leider nur 2-3 verschiedene Rohlinge in den Dimensionen in denen wir uns bewegen anbieten. Das Material war 85mm außen, 55mm innen, und man brauchte pro Buchse auf einer kleinen Drehbank 1,5h. Dadurch dass Grauguss sich gut schälen lässt, kann man schön proportional zur Antriebsleistung auch 5-20mm zustellen. Damit geht es recht fix.

    Dennoch, das Problem der Rollpopel bleibt bestehen, genau wie Ziehkeil schreibt. Drehbank saubermachen, macht bei GG deutlich mehr Spaß, als bei langspanigen Materialien.


    Nadellagerung: wenn man sie vernünftig umbaut, sind sie recht aufwändig, wenn man wie Mike die Werkzeuge selbst hat, bekommt man das für unter 100 Euro hin, dafür ist es in jedem Fall die erstrebenswerte Lösung. In der Hauptsache zerstört nicht Verschleiß die originalen Lager, sondern laufender Motor bei Moped auf Seitenständer, genereller Kaltstart und Betrieb in Notlaufsituationen. Bronze hilft ggfs., weil es sich nicht so gern kaltverschweißen mag, dennoch löst es das Grundproblem nicht. Sofern die Ölpumpe fit ist, man keinen Kurzstreckenbetrieb hat, und den Motor ordentlich warmfährt, gibt es im Regelfall sowieso kein Problem.