Verhärtete Gummiteile aufbereiten

  • Ich wollte mal von einem Experiment berichten:

    Ich habe in einem amerikanischen Forum für alte Hondatwins den Tipp gelesen, dass man mit einer Mischung aus 1 Teil "Wintergrünöl" (nie zuvor gehört) und 3 Teilen Alkohol verhärtet Gummiteile wieder elastisch bekommt.Es gibt dazu auch mehrere Videos, z.B.


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    Da ich hier zwei steinharte, aber ansonsten gut erhaltene Vergaserflansche einer CB250K rumliegen habe, wollte ich das mal ausprobieren. Also habe ich mir bei einem Chemikalienversand 100 ml Wintergrünöl bestellt. Das gibt es als natürliches Bioprodukt oder synthetisch produziert (Salicylsäuremethylester). Für den Preis der Bioware hätte ich mir aber auch zwei neue Vergaserflansche kaufen können, daher wurde die konventionelle Ware gekauft.

    Von den 100 ml Wintergrünöl habe ich dann 50 ml abgemessen und mit 150 ml Spritus gemischt. In den Rezepten, die ich im Internet gefunden habe, ist zwar meist Isopropylalkohol angegeben, da ich den aber nicht im Hause hatte, kam halt der Spritus zum Einsatz. Die Mischung riecht übrigens recht penetrant, nicht unbedingt schlecht, eher so nach medizinischer Mundspülung. Sollte man trotzdem nur draußen oder bei guter Belüftung verwenden.


    In diese Mischung wurde dann der Testflansch gelegt, nach 2 Tagen habe ich dann mal einen ersten Test gemacht. Und was soll ich sagen: Es hat funktioniert :dance1: . Der Flansch reagierte auf das Zusammendrücken mit zwei Fingern, ohne aber schwabbelig zu wirken. Auch lässt er sich ohne große Kraft auf den Vergaser setzen, was vorher nur mit Erwärmung mit der Heißluftpistole gelang. Sah also alles sehr veilversprechend aus. Ich habe den Flansch dann noch zwei weitere Tage in der Lösung ziehen lassen, nach allem was ich im Internet über die Methode gefunden habe, sollte das ausreichend sein.


    Nach vier Tagen fühlte sich der Flansch so an, wie ich mir ein neues, unbenutzes Teil vorstelle. Es lässt sich mit geringem Aufwand (ohne schwabbelig zu wirken) zusammendrücken. Das noch nicht behandelte Vergleichsteil ist dagegen nur mit größerer Kraftanstrengung dazu zu bewegen, sich ein wenig zu verformen. Einziger Nachteil: Der strenge medizinische Geruch. Der Außendurchmesser ist um ca. 1-2 mm gewachsen, es fühlt sich aber nicht aufgequollen an, ich vermute eher, dass das nicht behandelte Teil mit der Zeit etwas geschrumpft ist und das behandelte Teil nun wieder die Ursprungsmaße angenommen hat. Der Lochabstand hat sich jedenfalls nicht verändert.


    Insgesamt also ein sehr positives Ergebnis. Das Material hat (mit Versand) ca. 17 € gekostet, neue Flansche wären deutlich teurer gewesen. Mal schauen, ob die Genesung auch langfristig anhält, ich habe aber Kommentare gefunden, in denen berichtet wird, dass die positive Wirkung auch noch nach 2 Jahren vorhanden ist.

    Grüße

    Emil


    Der Worte sind genug gewechselt, Laßt mich auch endlich Taten sehn! Indes ihr Komplimente drechselt, Kann etwas Nützliches geschehn.

    (Johann Wolfgang von Goethe: Faust: Eine Tragödie)

  • :danke:


    Ich vermute, die Lösung ist nach einmaligem Gebrauch NICHT wirkungslos geworden.

    Das relativiert die Kosten weiter.

    Scheiß drauf, ich probiers!

    :hehe:

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  • IMal schauen, ob die Genesung auch langfristig anhält, ich habe aber Kommentare gefunden, in denen berichtet wird, dass die positive Wirkung auch noch nach 2 Jahren vorhanden ist.

    Danke für Deinen interessanten Erfahrungsbericht, Emil! :perfekt:


    Wenn Dir die Gummis in Zukunft beim Schrauben mal wieder unter kommen, bitte unbedingt nochmal den jeweiligen Zustand des Gummis mitteilen!



    Kleiner Tip noch von mir für ggf. Interessierte als ad hoc-Lösungsansatz: Gummiteil mit kochend heißem Wasser übergießen oder kurz einlegen. Schafft zumindest für den Moment der Montage die oftmals nötige Geschmeidigkeit.

  • Interessant! Danke für den Bericht Jetzt heißt es abwarten, wie es sich längerfristig verhält. Ist die benutzte Suppe noch für weitere Aktionen tauglich? Der Preis ist happig...


    Ich habe ähnliche Resultate durch die Behandlung mit "ArmorAll" erzielt.

  • „ArmorAll“?


    Davon hab ich genug rumstehen.

    Putzen damit hat ja meist nur kurzfristige Effekte.

    Was aber nicht wundern muss bei oberflächlicher Behandlung.


    Kommt auf die Merkliste.

    Scheiß drauf, ich probiers!

    :hehe:

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  • Saliclsäuremethylester verwendet man tatsächlich als Zusatz für Zahnspülmittel und in kosmetischen Produkten ..hat jedenfalls eine antibakterielle Wirkung.

    Um Gummi wieder einigermaßen weich zu kriegen würd ich Glyzerin probieren.

    CBF 1000 F und Sh 150i

  • Afrikaans, Rosinante

    Der Preis für 100 ml ist sicher ken Schnäppchen, relativiert sich aber, da die Lösung natürlich für eine größere Anzahl von Anwendungen geeignet ist. Ich kann folgendes Angebot machen: Wenn jemand verhärtete Gummiteile hat (die von der Größe aber in ein Marmeladenglas passen müssten) und an einem Langzeitest mitmachen will, kann sich gerne mit mir in Verbindung setzen (am Anfang August, da vorher Urlaub).


    @Robercbf

    Das mit dem Glyzerin mag auch funktionieren, es gibt sicher noch andere Methoden (habe woanders über den erfolgreichen Einsatz von Mesamoll, einem Weichmacher, gelesen). Bei mir hat aber Saliclsäuremethylester ein überzeugendes Ergebnis geliefert.

    Grüße

    Emil


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    (Johann Wolfgang von Goethe: Faust: Eine Tragödie)

  • Danke!

    Den Tipp kann ich auch gut gebrauchen.

    Bis zur Vergasermontage habe ich noch mehr als genug Zeit das Öl zu besorgen.

    :perfekt:

    ...


    Die Instandhaltung von Luftschlössern ist ein kostspieliges Vergnügen.
    ...

  • Ich hab meines hier gekauft


    https://shop.es-drei.de/

    Grüße

    Emil


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    (Johann Wolfgang von Goethe: Faust: Eine Tragödie)

  • Ich habe noch eine Büchse "Dichtungsauffrischerzeug" von Mannol als Zusatz zum Motoröl herum stehen.

    Inhaltsstoffe: großes Geheimnis. Liegt aber nicht fern, dass es auch einen Anteil Wintergrünöl o.ä. enthalten könnte.

    Wenn ich dran denke, werde ich das irgendwann auch mal auf ein Probeteil anwenden.

  • Super Tipps, danke an alle

    Die CBF kommt erst weg, wenn die Brough Superior in der Garage steht

  • Kleine Anekdote zum Thema: In einem anderen Forum hat mir ein Teilnehmer fogendes geschrieben:


    "Das (Anm.: gemeint ist das Wintergrünöl) wurde in den 80ern offiziell als "Rheumamittel" zum einreiben in Apotheken vertrieben.


    Der größte Abnehmer dürfte aber die damalige RC Car Szene gewesen sein.


    Ich bin als Teenie damals ein paar Jahre in der 1:12 Standard in der DM gefahren.


    Als Silikonreifen in der Halle in der DM verboten wurden ( 1983? ) ging man dazu über die Reifen mit Oil of Wintergreen zu präparieren um mehr Haftung auf den glatten Hallenböden zu bekommen.


    Das hat so gut funktioniert das es schnell ebenfalls Verboten wurde weil es die Böden angelöst und beschädigt hat!"

    Grüße

    Emil


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  • Nur der Vollständigkeit halber: Ich habe heute den zweiten Vergaserflansch nach viertägigem Wellnessaufenthalt aus dem Jungbrunnen geholt. Ergebnis ist das gleiche wie beim ersten Versuch: Fühlt sich an wie neu.


    Ich habe auch mal das Gewicht gemessen: 75,5 g (vorher 71,5 g). Das ist erheblich weniger als bei einem anderen Versuch mit einem Weichmacher (Mesamoll), über den ich mal gelesen habe. Dabei wurde fast die gleiche Menge Weichmacher wie das Gewicht des Testteils aufgenommen. Das macht mir Hoffnung, dass der Weichmach-Effekt nicht nur dadurch zustande gekommen ist, dass das Gummi einen gewissen Teil der Mischung aufgesogen hat (was bedeuten würde, dass der alte harte Zustand wieder eintritt, wenn er wieder verdunstet), sondern dass der Effekt längerfristig anhält. Ich werde das Gewicht und die Flexibilität mal die nächten Wochen beobachten.


    Als nächtses kommt das Gummisieb der Ölpumpe ins Bad.

    Grüße

    Emil


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    (Johann Wolfgang von Goethe: Faust: Eine Tragödie)

  • Gummi und "Lösungsmittel" mögen sich.Habe bei uns im Betrieb eine Anlage zu warten bei der das Filtergehäuse mit einem O-Ring abgedichtet ist.Diesen kann ich nach der Reinigung des Edelstahlfilters nicht mehr nehmen da der "gewachsen" ist.Habe mal zufällig einen gebrauchten liegen gelassen und das nach 2 Wochen (ist der Wartungsintervall) bemerkt.Den alten und neuen übereinander gelegt und passt !!! ??? Der frisch gebrauchte ging locker um die zwei drumherum.Also nimmt der O-Ring das Reinigunsmittel was auch Lösungsmittel enthält auf und dunstet es in 2 Wochen wieder aus.Der ausgedunstete O-Ring ist ein klein wenig härter als der neue.Nach etwa einem Jahr 2 O-Ringe im Wechsel benutzen bekommen die so ganz feine Risse und ich schmeiße die dann weg.Ist aber keine Hochdruck Reinigungsanlage und wird mit Umgebungstemperatur betrieben sonst hätte ich den Versuch mit gebrauchten O-Ringen nicht gemacht.

    Grüße Michael


    Wünsche euch daß Ihr immer heile ankommt :dafürx:


    Mein Spaß steht im Vordergrund :wink1: