Vergaser Honda SL 125

  • Hallo Zusammen,

    ich bin neu hier und habe eine dringende Frage an die Spezialisten unter euch.

    Ich besitze eine sehr schön restaurierte SL 125 von 1974. Leider fährt sie wie ein Sack Nüsse. Wenn sie warm ist, neigt sie zum Absaufen, bei Vollgas ruckt sie irgendwie. Den Leerlauf muss ich extrem hochdrehen.

    Der Vergaser war gereinigt worden. Der Schrauber, der sich der Sache angenommen hat, meinte, dass der Keihin zu ausgelutscht sei. Er hatte ein Ersatzkit von Keyster bestellt und meinte, es sei nichts zu machen. Dann hat er irgendein Chinateil bestellt, dass es auch nicht besser gemacht hat.

    Auf meiner Suche nach einem Vergaserspezialisten und nach einem guten Ersatzteil bin ich schier verrückt geworden. Ich finde einfach nichts. Ausserdem sind die Angaben, die ich finde sehr unterschiedlich. Von 20 bis 22 mm ist alles dabei. Einmal heisst es 100er Haupt-Düse, dann 92er. Mal heisst der Vergaser PW 20, dann PC 20.

    Kann vielleicht jemand Licht ins Dunkel bringen?

    Oder können die oben genannten auch von der Zündung oder Ventilen herkommen. Ich weiss, Ferndiagnosen sind immer schwer.

    Oder hat jemand einen Tipp für Ersatzvergaser oder Quellen? Ich finde immer Takegawa, Kitaco oder Daytona für Honda Dax in der etwa gleichen Anmutung, aber eben nie richtig bestückt für die SL.
    Oder hat jemand einen Vergaserspezi an der Hand. Der Vergaser-Papst und die Manufaktur haben schon abgesagt.

    Danke für eure Hilfe!

    Tobias

  • Hi und :welcome:


    erstmal gilt es dahinterzukommen, ob der Motor zu fett oder zu mager läuft.

    Du schreibst, er neigt warm zum "Absaufen" - absaufen bezeichnet üblicherweise, dass der Motor wegen viel zu fettem Gemisch ausgeht. Ist das tatsächlich der Fall oder meintest Du damit nur, dass er dazu neigt auszugehen?

    Wie sieht die Zündkerze aus? Weiss, grau, schwarz? Ist ein neuer originaler Luftfilter vor dem Vergaser und der Ansaugtrakt dicht, dass keine Falschluft einströmt?


    Dann ist zu prüfen, ob die Ventile richtig eingestellt sind und ob der Zündzeitpunkt stimmt. Ausserdem muss (geht nur mit Zündlicht-Stroboskop zu prüfen) die Frühverstellung der Zündung einwandfrei arbeiten.


    Wenn das soweit ok ist, Fremdversager erstmal beiseite legen. Im Originalvergaser sämtliche Kanäle mit dünnem Kupferdraht durchstochern, mit Bremesenreiniger und Pressluft durchblasen. "Reinigen" im Ultraschall macht viele Teile äusserlich wieder schön, schafft es aber oft nicht, verstopfte Kanäle und Bohrungen freizumachen.

    Mit allen Originaalteilen wieder zusammenbauen - aus dem Keyster-Satz nur Dichtungen verwenden.


    Wenn das Bild stimmt, das ich vom SL 125-Vergaser gefunden hab:

    Die Leerlaufeinstellschraube (das ist die, die keinen mit den Fingern greifbaren Kopf hat) an der Seite ganz rein und 2 Umdrehungen wieder raus, dann versuchen zu starten. Der Schieber sollte nur ganz wenig angehoben sein, damit der Motor läuft - über die Schraube mit dem Kopf zum dran drehen kannst Du das einregeln. Mit vorsichtigem Nachregeln an den Schrauben sollte der Motor auf stabiles Standgas zu bekommen sein, so dass der Schieber so wenig wie möglich angehoben ist.


    Wenn das alles nicht weiterführt, darfst Du mit China-Versagern experimentieren ...






    :wavey:

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    Meine Maschinen sind alt genug, um selbst zu entscheiden, das macht es manchmal etwas anstrengend, mit ihnen unterwegs zu sein.
    Wenn meine Fähigkeiten nachlassen und ich meine CM 400T nicht mehr fahren kann, dann hole ich mir 'n Motorrad - und wenn's damit nicht mehr geht, 'n Lanz Bulldog.

  • Nicht vergessen, Steuerzeiten zu kontrollieren. Ein Zahn Versatz kann sowohl "Standgas extrem hochdrehen" als auch den Sack Nüsse verursachen.


    Der Schrauber, der sich der Sache angenommen hat, meinte, dass der Keihin zu ausgelutscht sei.

    Den Schrauber kannst du getrost entsorgen. Dummes Geschwätz pur!

  • Vielen Dank erstmal! Mit Absaufen meinte ich tatsächlich, dass sie beim Ausrollen dann einfach ausgeht. Jemand, der solche Vergaser zuverlässig aufbereitet, kennt ihr nicht zufälllig?
    grüsse

    Tobias

  • :wink1:


    An diesen Versgasern gibt es normalerweise nichts aufzubereiten. Eine Drosselklappenwelle, die ausgeschlagen sein könnte, dass an der Welle Falschluft gezogen wird, haben sie ja nicht :D


    Häufig sind in alten Versagern Kanäle/Bohrungen verstopft - weil aber die Reinigungsflüssigkeit in einen verstopften Kanal oft garnicht reinläuft, werden die Verstopfungen auch im Ultraschallbad nicht beseitigt. Aber den Vergaser da reinzupacken ist halt bequem und einfach, und meistens sehen die Teile danach auch schöner aus als vorher.

    Mit Druck (bremsenreiniger und Druckluft - wie schon erwähnt) überall durchblasen, am besten gegen die normale Strömungsrichtung, sind die Kanäle besser wieder freizubekommen.






    :wavey:

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    Meine Maschinen sind alt genug, um selbst zu entscheiden, das macht es manchmal etwas anstrengend, mit ihnen unterwegs zu sein.
    Wenn meine Fähigkeiten nachlassen und ich meine CM 400T nicht mehr fahren kann, dann hole ich mir 'n Motorrad - und wenn's damit nicht mehr geht, 'n Lanz Bulldog.

  • Hi Tobias,

    Glückwunsch zu deiner SL125. Ist einfach eine besonders schöne Enduro.
    Die Probleme mit dem Leerlauf sollte man in den Griff bekommen.
    Auch wenn's etwas länger dauert. Schließlich ist das Bike rund 50 Jahre alt - da kommt es auf ein paar Wochen oder Monate doch nicht an. ?

    Bei deinem Vergaser sollte es sich um den gleichen Vergaser wie bei meiner XL125K2 handeln.
    Das ist der Typ, bei dem die Schwimmerkammer mit einer Klammer gehalten wird.
    Siehe auch hier XL125K2 Restaurierung (ab Beitrag #38)


    Natürlich sollten alle anderen Fehlerquellen erst einmal ausgeschlossen werden können. Zündung, Ventile, Kompression, ...


    Beim Vergaser ist der Schwimmerstand lt. WHB bei 24mm.
    Schwimmernadelventil dicht ?
    Alle Kanäle und Düsen im Vergaser frei ? (auch die ganzen kleinen Kanäle)
    Dann geht's ans Einstellen.


    Bei diesen simplen Vergasern gibt es grundsätzlich 2 Typen.
    Die mit Gemischregulierschraube (die ist in Richtung Einlaßstutzen),
    und die Typen mit Luftregulierschraube (die ist in Richtung Luftfilter).


    Beim dem Typ mit Gemischregulierschraube ist die Grundeinstellung leicht.
    Die Gemischregulierschraube etwa 1,5 Umdrehungen öffnen und dann abstimmen.


    Wenn dein Vergaser diese Klammer unter der Schwimmerkammer hat, dann ist es wohl der mit Luftregulierschraube.
    Bei diesem Typ ist es schwieriger eine funktionierende Grundeinstellung zu finden. (Ähnlich wie bei Membranvergasern von Motorsägen u.ä.)
    Man braucht schon eine funktionierende Einstellung bevor man loslegen kann.
    Das WHB gibt hier wenig Hilfe.
    Sobald der Motor läuft (!) gilt es mittels Leerlaufschraube (das ist die für den Gasschieber-Anschlag) die Drehzahl auf ca. 1200 U/min einstellen.
    Dann die Luftregulierschraube ein- oder ausdrehen, so daß sich die Leerlaufdrehzahl erhöht (in kleinen Schritten drehen, nur so ca. 1/4 Umdrehung auf einmal).
    Dann wieder mit der Leerlaufschraube die Drehzahl auf ca. 1200 U/min runter bringen.
    Das ganze wiederholen, bis man mit der Luftregulierschraube keine weitere Drehzahlsteigerung mehr erreicht.


    Wenn das nicht hilft, würde ich auch mal abseits von Vergaserproblemen suchen...


    Gruß Mark

    If it ain't broken, don't fix it.

  • Wenn das nicht hilft, würde ich auch mal abseits von Vergaserproblemen suchen...

    ....da vermutlich nicht alle Einstellungswerte des Motors passen. Ich habe den Verdacht, daß das nicht der Fall ist, das geschilderte Benehmen des

    Motors bestärkt mich darin. #3 ist ernst zu nehmen, Ventilspiel und Zündzeitpunkt mit Prüfung der Verstellung natürlich sowieso.

  • Hallo,

    ...mein ich auch.

    Bevor man solch einen Motor mit unbekanntem Wartungsstand (und das scheint hier der Fall zu sein) überhaupt in Betrieb nimmt, sollte man unbedingt sicherstellen, dass das Ventilspiel, der Zündzeitpunkt samt Verstellung, und die Steuerkettenspannung in Ordnung sind. Das ist so wichtig wie ein funktionierender Ölkreislauf. Motorschaden droht.

    Ein Kompressionstest wäre auch sehr hilfreich.

    Die Hauptdüse ist lt. "Das Motorrad" -Testbericht 1974 und lt. WHB eine 105er. Wenn eine zu kleine Hauptdüse im Vergaser steckt, droht Überhitzung.

    Der Vergaser selbst ist lt. Test ein 22er.

    Im übrigen ist es auch nicht verkehrt, seinen Wohnort anzugeben. Vielleicht wohnt ein Member in der Gegend, der sich die Sache mal ovr Ort anschauen könnte.

    Gruß

  • Hallo zusammen,


    ich komme aus dem schönen Kreis Gütersloh in OWL und habe ein "ähnliches Problem" mit dem Vergaser meiner SL 125

    Und zwar habe ich die HOLDER, NEEDLE.JET durch zu starkes rein drehen beschädigt. Wie sagt man so schön "doofheit wird bestraft".


    Jetzt suche ich Ersatz für das gute Stück. Bei CMSNL sind die Teile leider ausverkauft. Hat jemand einen Rat? Zur Not würde ich es auch mit einem China Vergaser probieren. Jemand eine Idee wo und welchen ich für die SL bestellen kann?


    Danke vorab 6 Viele Grüße Screenshot 2022-10-05 at 14.39.12.png


  • Hallo,

    google mal die ET-Nummer des Düsenstockes, 16139107710.

    Da kommt eine Fa. Pellencini in der Schweiz, die wohl noch 1 Stück hat. Für 17,75 Schweizer Franken....Da ist man im Bereich dessen, was ein China-Vergaser kostet. Erhältlich beim großen Auktionshaus für weniger als 25€ inkl. Versand. Eigene Erfahrungen habe ich keine damit, aber dem Vernahmen nach funktionieren sie zur Zufriedenheit.

    Gruß