Einmal Grödner Joch und zurück

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    Oben ein paar Eindrücke, welchen den unten stehenden Bericht abrunden sollen.



    Ein Trio aus Honda Forza 350 (!), Ducati Scrambler und Buell XB12S startete vorige Woche zu einer 4-Tages-Tour. Gepäckmäßig war die Honda klar im Vorteil, denn Helmfach und Topcase boten unkompliziert genug Stauraum, während die anderen beiden etwas "basteln" mussten. Die Alpine Earplugs eingestöpselt, das Sena verbunden und die 3 Fahrer gekoppelt - und los ging es.



    Tag 1


    Am Fuße der Schwäbischen Alb startete der Trip. Da für Donnerstag noch reihenweise Unwetter vorausgesagt waren, wollte man zunächst ein paar Kilometer machen. Mit Calimoto haben wir im Vorfeld eine relativ direkte Linie abseits der Autobahnen ausgesucht. Ehningen, Biberach, Bad Wurzach, Kempten hießen die Orientierungspunkte. Schon früh war klar, dass der Tag noch sommerliche Temperaturen bringen würde. In Nesselwang wechselten wir den "Untersatz" und jagten einmal den Alpspitz-Coaster hinunter. Da nur noch wenige Kilometer bis Österreich übrig waren, vereinbarten wir als ersten Tankstopp "Bichlbach". Über Pfronten her kommend, fuhren wir nach dem Füssener Tunnel auf die B 179. Hier trafen wir auf den ersten nennenswerten Verkehr des Tages. Klar, jetzt waren wir auf der touristischen Hauptroute angekommen. Mit einem herrlichen Blick auf die Zugspitze stärkten wir uns mit Almdudler und Schnitzel im Rasthof Zugspitzblick. Das Wetter war immernoch fantastisch. Unwetter? Gewitter? Nichts zu sehen. Also folgten wir weiter unserem Plan, über Arzl und die Pillerhöhe via Gacher Blick in Richtung Kaunertal einzuschwenken. Auch auf der Pillerhöhe, bei rund 1500 Höhenmetern, erwarteten uns übrigens sommerliche Temperaturen. So waren wir dann froh, kurz danach in unserer Pension in Pfunds einzuchecken, die Klamotten zu wechseln und das erste Gösser öffnen – und trinken - zu können. Abends auf dem Balkon plauderten wir über die zurückgelegten 300 Kilometer (obwohl wir Dank Sena bereits den ganzen Tag über Benzin-Gespräche führten). Vor dem Schlafengehen ging dann auch tatsächlich der erste Regenschauer nieder.



    Tag 2


    Die Nacht brachte endlich etwas Abkühlung. Bei bewölktem Himmel und 17 Grad starteten wir in Richtung Nauders auf der B180, wurden aber kurzzeitig von einer Straßensperre wegen Steinschlags ausgebremst. Für uns nicht schlimm, so konnten wir uns vorne einreihen und die Strecke bis zum obligatorischen Fotostopp am Reschensee mit Maximal-Geschwindigkeit hochdüsen. An der Stelle sei gesagt, dass die Forza wegen der Navigation meist vorausfuhr und trotz bauartbedingter schlechten Schräglagen-Freiheit ein gesetzeskonformes und dennoch zügiges Reisen möglich machte. Der nächste Halt sollte Meran darstellen. Die Reiseleitung, ich, erläuterte einen kurzen historischen und kulturellen Abriss über Land und Leute im Vinschgau und das Südtirol, während die beiden Mitfahrer und Südtirol-Neulinge so die Strecke durchs Vinschgau als sehr kurzweilig erlebten. Meran: Stopp am Motorradparkplatz in der Freiheitsstraße, Affogato, Kaffee und Eis am Fluss – und weiter ging es. Auf der Schnellstraße Meran-Bozen wollten wir nun die restlichen Kilometer nach Seis durchziehen, was hervorragend klappte. Nächster Tankstopp in Bozen, dann ging es über Völs dem Schlern entgegen. Angekommen im Hotel tauschten wir Motorrad- gegen Freizeitklamotten und die Zweiräder gegen die Seiser Alm-Bahn. Am Compatsch erwartete uns der erste hausgemachte Zirbenschnaps, bevor wir zu einem „Spaziergang“ aufbrachen. Beeindruckt vom herrlichen Panorama redeten wir danach im Hotelpool und beim Abendessen mit Blick auf die Santnerspitze über die Planung von morgen. Gefahren sind wir heute nur 160 km, was im Vorfeld zu Gunsten von Wandern und Wellness sowieso so gewollt war.



    Tag 3


    Seis, Kastelruth, Wolkenstein, Grödner Joch – das sind die Stichworte des Vormittags. Frisch gestärkt starteten wir unsere Maschinen. Das Wetter? Einmalig – Postkarten-Idylle! In zügiger Motorradgeschwindigkeit gings dem Sellastock entgegen. Wegen einer Radveranstaltung wussten wir bereits seit Wochen, dass wir nicht über La Villa ins Pustertal reisen würden. Deshalb durften wir Drei das Bergpanorama auch Retour aufsaugen. Überholt haben uns tatsächlich auf diesen Kilometern ein paar einheimische Rennmaschinen, während wir weiter die Blicke links und rechts (und auf die Straße) schweifen ließen. Unsere Reihenfolge wechselten wir dann und wann mal durch. Als wir in Richtung Plose/Würzjoch abbogen, war dann der Verkehr wieder deutlich reduziert. Enge, kurvige Passagen, manchmal gestört von doch dem ein oder anderen Schlagloch boten Kurvenspaß ohne Ende. Erst die Strecke westlich vom Kronplatz in Richtung Bruneck und Pustertal ließ uns Zeit zum Verschnaufen. Die Pustertaler Sonnenstraße, wie sie richtig heißt, wurde ihrem Namen gerecht. Verkehr? Null. Alles fuhr „unten“. Erst unser Wechsel auf die alte Brennerstraße über Franzensfeste, Sterzing und dann aufm Brenner brachte uns wieder ein paar „Mitreisende bzw. manchmal hirnlos Überholende“ sowie einige heftige Windböen. Der Rest des Tages ist schnell zusammengefasst: Bergisel-Schanze, Flughafen Innsbruck, Seefeld-Mösern – 269 km, 6:09 Fahrtzeit. Abendessen, ORF-Musik, Zweigelt, Blick zum Herzjesu-Feuer, Heia.



    Tag 4


    Heute sollte es wieder nach Deutschland gehen – nicht aber ohne zunächst via Leutasch nochmal einsame Bergstraßen und strahlend blauem Himmel zu genießen. Über Mittenwald erreichten wir GAP, den Ettalsattel und dann wieder einmal völlig leere Straßen in Richtung Lechbruck. Erst kurz vor Buchloe meldete sich der Magen und der Durst bei einem schattigen Biergarten. Perfektes Timing! Krumbach, Laupheim, Erbach umfuhren wir wieder einmal großzügig auf leeren Straßen. Nach 330 Kilometern und 6 Stunden Fahrzeit und einer Eiskaffee-Pause auf der Alb in Feldstetten endete die Reise wieder, wo sie begonnen hatte.



    Resümee:


    Eine tolle Tour. Die Interkom-Einheiten verbanden wir via Blauzahn und hatten während der ganzen Reise keine Probleme. Der Verbrauch der Forza lag mit durchschnittlich 2,9 Litern auf 100 km deutlich unter den Erwartungen. Die beiden anderen Moppeds benötigten etwas mehr, aber alle kamen mit einem Tankstopp pro Tag gut aus. Der Sitzkomfort mit der Original-Hondabank war ok – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die Scheibe war tatsächlich über 90% der Tour unten. Alle drei Fahrer waren mit dem Alpine „Race“ ausgerüstet, was wirklich sehr angenehm war. Die Verkleidung der Forza war so gut, dass es mir tatsächlich an den Beinen „warm“ wurde. Die Reisverschlüsse der Textilkombi-Beine liegen zwar Nakedbike-konform, aber boten hinter der Frontverkleidung zu wenig bis keinen Durchzug. Würden wir die Tour genauso nochmal machen? Ja – und sogar mit mehr Km-Leistung statt Panorama- bzw. Trinkpausen pro Fahrtag. Das Popometer war noch nicht am Anschlag. Die Routenplanung im Vorfeld mit Calimoto mussten wir nicht ändern – lediglich bei ein, zwei Straßensperrungen nahm die App sehr schnell Korrekturen vor, als wir „auf Verdacht“ einfach in Richtung des nächsten Wegpunktes abbogen. Die 30 PS bzw. 31 Nm Drehmoment der Honda und die 100 PS der Buell bzw. die Ducati irgendwo dazwischen sind gut kombinierbar. Lustig war, wie manch ein Motorradfahrer die vorausfahrende Forza „mitgrüßte“, während der ein oder andere Rollerfahrer dies nicht tat.


    Unsere Stationen waren St. Lukas in Pfunds, Rungghof in Seis und Olympia in Seefeld. Lediglich ersteres ist ein echtes Motorradhotel, aber die anderen beiden standen qualitativ in nichts nach.

    "No ned hudla!" :007: