Gabel-Öl, Menge und Typ - Erfahrungsbericht

  • Zu diesem Thema wurde hier schon Einiges geschrieben, dabei blieb aber auch Einiges offen. Deshalb dieser Erfahrungsbericht. Und weil ich mir vorstellen kann, daß über die genannten Hürden noch manch anderer stolpern könnte.


    Edle Wilbers-Federn mit Original-Öl bestellt und (ausführliche!) Beschreibung gelesen. Und da begann die Konfusion:
    Honda.: Öltyp ATF (AutomatikGetriebeÖl), 140mL einfüllen
    Wilbers: Öltyp SAE10, Luftsäule 140mm
    Da ist man zunächst schon mal irritiert, der eine gibt das an, der andere dies.


    Dazu kommen die Infos
    - Weniger Öl macht es weicher, mehr Öl macht es härter
    - Niedrige SAE-Klasse macht es weicher, hohe SAE-Klasse macht es härter.
    Allein das läßt einen Laien vermuten, daß er tagelang experimetieren muß...



    Aber gut, gehen wir erstmal nach Wilbers-Daten (steht außen am Federn-Karton).
    - Also altes Öl raus (mehrfach "pumpen", damit der altes Rotz auch rausgeht). - Auf das Spülen mit Leichtbenzin habe ich verzichtet. Neues Öl rein.
    - Mit dem Zollstock 20cm eingetaucht. Wenn der Ölpegel bei 6cm ist, habe ich 14cm Luftsäule (20-6=14). Nicht vergessen: Bei eingeschobenen Rohr messen. (Zollstock hat den Vorteil, daß das Öl leicht abwischbar ist. Die von Wilbers genannte Lösung mit Flasche und abgemessenem Saugrüssel ist toll - wenn man sowas hat)



    Was nicht im Werkstattbuch steht: Im Gabelrohr ist noch ein "Schieber", der sich im Öl bewegt. Durch das "Pumpen" beim Ablassen ist nicht nur sein obere Bereich leer, sondern auch der untere (da, wo manche Gabel sogar eine AblassSchraube hat). Dieser untere Bereich muß erstmal wieder mit Öl gefüllt werden, bevor gemessen/gefahren werden kann. Dazu das Rohr zwischen die Beine klemmen (oder wer hat: In den niedrig montierten Schraubstock) und beim Hochziehen oben mit der Hand luftdicht abdecken. Hand weg beim WiederReinschieben. Dieses "Pumpen" min. 10x machen. Man merkt dann schon, wie der "Schieber" mehr und mehr innerhalb des Öl gleitet.



    Zurück zu Wilbers.
    Probefahrt: Das volle Gehoppel, bei Tempo versetzt sogar das Vorderrad. Lebensgefährlich! Dann nochmal mit 16cm Luftsäule versucht, aber ohne Änderung. (Weniger Öl, mehr Luftsäule = weichere Dämpfung)



    Na gut, versuchen wir jetzt die Honda-Variante:
    Altes Öl raus, neues rein - 140mL. (ATF entspricht einer kleineren SAE-Klasse = weichere Dämpfung) Dann habe ich (aus Neugier) nachgemessen: Luftsäule 21cm. (Zur Erinnerung: Wilbers sagt 14cm)


    Probefahrt: Gleiten wie auf einer Sänfte.



    Ergebnis 1:
    Es gibt viele Infos (auch hier im Forum), aber keine ist recht fassbar. Als Laie ist man schnell durch den Wind. Mein Tipp: Honda-Methode, weil leicht und einfach. Wer es härte möchte, füllt einfach etwas mehr Öl nach (geht auch im eingebauten Zustand). Bloß keine Experimente mit verschiedenen SAE-Ölen, denn richtig gemacht bedeutet das: Jedesmal Gabelrohre ausbauen, komplett Leeren, ... (OK, ich hab das jetzt etliche Male gemacht, irgendwann wird man richtig schnell... aber wozu?). So etwas lohnt für reine Rennmaschinen, aber kaum für Serienmoppeds.


    Ergebnis 2:
    - Wenn die vorhandenen Federn oberhalb der Verschleißgrenze sind (gleich/länger 48cm), sind sie immer noch brauchbar und müssen nicht getauscht werden.
    - Wilbers gibt praxisfremde Befüll-Werte an. Vorsicht!
    - Es geht nichts über die Honda-Variante: Einfach einfüllen und gut.
    (Nebenbei: ATF ist günstiger als das Wilbers-Öl)



    Möge diese Erfahrung (auch in Teilen) Vielen nützlich sein.
    (Ich danke meiner Frau für ihre Geduld)