Reisebericht -CH- Graubünden 2009 (hjl-d)

Aber auch der weitere Rundblick war atemberaubend!

Und Erinnerungen wurden wach! In dem Ristorante hatte ich 1993 schon mal mit meiner Frau zu Mittag gegessen. Da war es auch Anfang September, aber als wir wieder aus dem Lokal kamen hatte es heftig zu schneien begonnen und wir haben "die armen Moppedfahrer" bedauert, deren Maschinen alle schon ein weißes Häubchen bekommen hatten. In dem Urlaub waren wir nämlich mit der Dose unterwegs.

Unweit hinter der Passhöhe führte mich mein Weg dann links ab, über den Forcola di Livigno, ins gleichnamige Hochtal. Was soll ich schreiben, schon wieder ein Highlight! Erwähnen sollte ich vielleicht noch, dass ich mittlerweile in Italien gelandet war. Aber wie auf der ganzen Tour ...von Grenzkontrollen keine Spur!

In Livigno führte mich der Weg dann nach Südosten über den Passo di Foscagno in Richtung Bormio, wo nach einem Rechtschwenk die Anfahrt zum Passo di Stelvio (Stilfser Joch) erreicht war. Und der war der Hammer, in zweierlei Hinsicht! Atemberaubende Serpentinen hinauf und fürchterlicher Rummel auf dem Pass!

Also gleich wieder einige Höhenmeter zurück und über den Umbrailpass in Richtung Müstair. Da ist man dann für ein paar Kilometer wieder in der Schweiz. Auf dem Weg bietet sich ein wunderschöner Blick auf das Kloster Marienberg.

Und am folgenden Lago di Rèsia (Reschensee) konnte ich noch eine Touristenattraktion fofografieren. Der See ist wohl ein Stausee! Owohl ich bestimmt ne gute halbe Stunde gewartet habe, der Pfarrer ist nicht "aufgetaucht"!

Nachdem ich nun mehrfach die Grenzen zwischen der Schweiz und Italien passiert hatte, wollte ich doch endlich mal ein anderes Land sehen ...und schwubs war ich in Östereich. Kurz hinter Nauders, den Skifans wohl auch sehr bekannt, durchfährt man eine enge Schlucht, die zu früheren Zeiten anscheinend äußerst verteidigunswürdig war.

Der nächste Grenzübergang ließ auch nicht lange auf sich warten, aber in welchem Land war ich denn nun jetzt. Auf jeden Fall ging dann, in einer scharfen Rechtskurve, ein Sträßchen links ab nach Samnaun, meinem Tagesziel. Natürlich war ich schon vorbei geschossen... also drehen und hinauf ins Zollfrei-Paradies. Wie schon erwähnt, es war ein Sträßchen und es kam, was kommen musste: vor mir ein Dutzend Dosen, davor 2 Reisebusse, davor ein großer LKW. Wäre ja nicht ganz so schlimm gewesen, denn einige wenige Überholmöglichkeiten, zumindest für Moppeds, gab es. Aber was macht man, wenn so dämliche Schilder selbiges verbieten und ausgerechnet in dieser Dosenschlange die Rennleitung mitfährt?

Als ich noch dabei war einen Schlachtplan zu entwerfen, kam eine Rechtskurve und dahinter die Rettung! Zwei Dosenfahrer hatten sich "getroffen" und die Rennleitung war zur Unfallaufnahme erschienen. Ergo, hinter der nächsten Kurve Stoff und vobei an der Schneckenkarawane.

In Samnaun angekommen, ein ähnlicher Rummel wie auf dem Stilfser Joch. Aber auch hier, wie fast überall auf meiner Tour, vorbildliche Moppedparkplätze mitten im Geschehen!

...und ein herrliches Beispiel schweizer Gründlichkeit!

...aber ne Stange zollfreie Zigaretten musste natürlich mitgenommen werden. Umgerechnet ca. 29,- Euronen für 20er Packungen waren ja schon ein Schnäppchen. Nebenbei habe ich dort in einem äußerst unscheinbaren Lokal auch vorzüglich gespeist. Ach ja und die Spritpreise, ein Liter Super kosteten da ganze 86 Cent! Warum haben Moppeds nur so kleine Tanks?

Es war mittlerweile später Nachmittag geworden und somit wollte ich nun ohne große Umwege nach Bergün zurück. Über Scuol, Susch und Zuoz ging es wieder nach La Punt-Schamues und hier rechts ab auf den Albula-Pass, den ich auf fast leerer Straße zügig passierte. Mein Hotel war auch bald erreicht und auf der Uhr standen 356 Kilometer! Deshalb stand fest, dass die Tour am nächsten Tag auf jeden Fall kürzer ausfallen sollte.

Davon aber Morgen mehr, wenn ihr denn wollt!?

...sodele, dann mach ich hier mal weiter.

Die Tour an Tag 3 sollte also kürzer werden, aber auf jeden Fall einen Pass beinhalten, der ja eigentlich keiner ist. Der Glass-Pass wurde nie durchgängig für den Verkehr fertiggestellt und somit endet die Straße in 1846 m Höhe hinter dem Berggasthof Beverin.

Aber erst mal der Reihe nach. Von Bergün aus ging es abwärts Richtung Filisur, wo ich mir ein architektonisches Highlight nicht entgehen lassen wollte. Eines der berühmtesten Brückenbauwerke Europas, das Landwasser-Viadukt, welches zur Strecke der Albulabahn gehört. Auf der HP der Gemeinde gibt es extra eine Karte zum Runterladen, auf der die besten Standpunkte zum Gucken und Fotografieren eingezeichnet sind. Das Viadukt steht nämlich nicht direkt an einer Straße, ist aber zumindest von dort teilweise zu sehen. Und was sehe ich!? Im wahrsten Sinne des Wortes ROT! Wird das Teil doch gerade aufwändig saniert und ist deshalb komplett mit roten Planen verhangen.

Nun weiß ich aber wenigstens, dass dies mit Geldern der UNESCO geschieht, da die Albulabahn seid 2008 zum Weltkulturerbe zählt.

Also weiter nach Thusis, wo ich dieses Mal mehr Glück hatte. Es war Wochenmarkt angesagt und wann hat man schon mal die Gelegenheit einen Schweizer Markt zu besuchen.

Danach ging es aber geradewegs zum Glass-Pass. Ohne Navi hätte ich allerdings so meine Probleme bekommen, den Einstieg zu finden. Im ersten, noch sehr gut ausgebauten Teil der Strecke, bietet sich immer wieder ein toller Blick auf Thusis und die angrenzende Bergwelt. Weiter oben war dann plötzlich schluss mit lustig (oder auch nicht :D)! Wegen Bauarbeiten war die Straße gesperrt und es wurde auf eine Umleitung verwiesen ...und nur deshalb hatte ich eine Reiseenduro mit!

Immer den handgemalten Schildern nach durchs Unterholz.

Auf der unsprünglichen Straße zurück, wurde es aber auch nicht besser. Ich wusste garnicht, dass eine einzige Asphaltstraße so viele Buckel und Löcher haben kann. Das Gebiss der Reisenden sollte jedenfalls ziemlich fest im Kiefer sitzen und die Federn und Stoßdämpfer der Fahrzeuge von guter Qualität sein! Oben angekommen eröffnete sich aber wieder eine grandiose Bergwelt, gepaart mit einer (für einen Städter) wohltuhenden Stille.

Die einladende Terrasse des Berggasthofes Berverin wurde sogleich geentert und bei der Chefin ein hühles Getränk geordert. Und vor allem hatte ich ja noch eine liebe "Pflicht" zu erfüllen, der ich sehr gerne nachgekommen bin. Gell Michael!

Zu meinem großen Erstaunen wurde ich anschließend auch nicht rausgeschmissen!