Strahlen mit Soda für 50,- / 100,- / 200,- Euro

  • Zur Zeit versuche ich die Frage zu beantworten, ob ich meine Teile selbst strahlen sollte.
    In diesem Beitrag gebe ich meine Erkenntnisse als Laie wieder.
    Jeder mag seine eigenen Schlüsse daraus ziehen.


    Meine Internetrecherchen dauern nun schon einige Wochen.
    Der Grund ist, dass es ebenso viele unterschiedliche Meinungen wie Anwendungsfälle gibt.
    Man muss also genau wissen was man will, besser noch, was man nicht will.
    Große verrostete Teile, wie bspw. eine PKW-Bodengruppe, in relativ kurzer Zeit zu säubern,
    bedeutet, dass man ein entsprechend "starkes" Equipment benötigt.
    Das gilt für die Gerätetechnik, als auch für das Strahlmedium.
    Ein Zylinderkopf oder die Zylinderbank eines 4-Zylinder-Motorrades braucht anderes Gerät.
    Das gilt erst recht für noch kleinere Teile (Anlassergehäuse, Trommelbremse einer Mofa, etc.).
    Das Unterdruckverfahren, das sehr häufig von Modellbauern benutzt wird, halte ich für
    die Arbeiten an Mofa, Moped und Motorrad nicht für geeignet.
    Wer will kann ja im web mal nach "Böhler Strahlkabine" suchen.


    Wer häufig strahlt und große Teile (z.B. Motorradrahmen) im Visier hat, braucht eine angepasste Ausrüstung.
    Kurz gesagt, ein leistungsfähiger Kompressor und u.U. Sand oder Korund als Strahlmittel.
    Die Eckdaten wären beschrieben mit 400 l/min Luftausgangsleistung bei 7 oder 8 bar.
    Da Strahlkabinen in solchen Fällen wohl nicht in Frage kommen, ist Verluststrahlen angesagt.
    Das bedeutet, dass billiges Strahlmittel wie Sand eingesetzt wird.
    Da die Stäube von Quarzsand lungengängig sind und evtl. Silikose verursachen, rate ich davon ab.
    Normaler Sand tut es auch und ist nur unwesentlich teurer.
    25 kg Granatsand Körnung 0,2 - 0,3 kosten etwa 30,- €
    Allerdings sollte man bei allen Strahlmethoden eine Staubmaske und eine Schutzbrille tragen.
    Beim Verluststrahlen mit Sand oder Korund sollte ein kompletter Körperschutz getragen werden.
    Bei Markus Maurer bekommt man zusätzliche Infos zur Gerätetechnik und zum Arbeitsplatz.

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    Die Instandhaltung von Luftschlössern ist ein kostspieliges Vergnügen.
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  • Mein oben genanntes Beispiel Zylinderkopf und Zylinderbank ist auch mein aktuelles Problem.
    Mit Sand oder Glasperlen möchte ich nicht strahlen.
    Davon hat man mir abgeraten, da Strahlreste den Garaus des Motors bedeuten können.
    Mit Trockeneis zu strahlen bedeutet, dass die technische Ausrüstung den Hobbyetat sprengt.


    Als echte Alternative kommt das Niederdruckstrahlen mit Soda in Frage.
    Niederdruckstrahlen beschreibt Strahlarbeiten bei einem Druck von 2,0 .. 4,0 bar.
    Das habe ich mir bei einem befreundeten Auto-Restaurator (MG etc.) angesehen.


    Strahlen ist sicher auch eine Preisfrage.
    Die versuche ich jetzt zu beantworten.


    3 kg Soda kosten etwa 11,- €
    Wer sich nun eine günstige Ausblaspistole (15,- €) kauft und einen Kompressor leiht (15,- pro Tag),
    kann schon für 50,- € seine ersten Gehversuche starten.
    Ich denke nicht, dass das die beste Lösung ist, ein gangbarer Weg ist es aber allemal.


    Meine favorisierte Lösung sieht allerdings anders aus.
    Der finanzielle Aufwand beläuft sich auf 55,- € für eine Sandstrahlpistole 2200 SMA VAUPEL
    zuzüglich 3 kg Strahlmaterial für 11,- € und 15,- .. 20,- € pro Tag für einen Leihkompressor.
    Damit sind in Summe nicht mehr als 100,- € aufzubringen, man hat aber das Material
    für den nächsten Einsatz griffbereit.


    Wer den Kompressor (z.B. Güde 210/8/24) kaufen will, muss nochmal 100,- € anlegen
    und müsste sein Portemonnaie um insgesamt 200,- € erleichtern.


    Die Gerätschaften habe ich nach folgenden Kriterien ausgesucht:
    - Luftverbrauch (Pistole)
    - Luftmenge (Kompressor)
    - Preis- / Leistungs-Verhältnis
    - Zubehör
    - Möglichkeit der Reparatur und der Ersatzteilbeschaffung

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    Die Instandhaltung von Luftschlössern ist ein kostspieliges Vergnügen.
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  • Sandstrahlpistole 2200 SMA VAUPEL


    Die Körnung der Strahlmittel sollte bei 0,2 bis 0,4 liegen.
    Durch den drei Meter langen Schlauch ist das Ansaugen der Strahlmittel direkt aus einem Eimer möglich.
    Durch die stufenlos einstellbare Strahldüse werden Strahldichte und Strahlstärke geregelt.


    Der Pistolenkörper ist aus solidem Aluminium mit Fingerschutz am Griff der Druckluftpistole
    und einer Öffnung zum Aufhängen.
    Zuführung der Strahlmittel durch einen 3 m langen Ansaugschlauch


    Strahldüse und Injektionsdüse aus Hartmetall, gehärtet


    Betriebsdruck: 6 bis 8 bar
    Luftverbrauch durchschnittlich ca. 150 bis 200 l / min
    Druckluftanschluß: Innengewinde 1/4"


    http://www.korotec.de
    55,- Euro


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    Kompressor Güde 210/8/24


    Direktgeflanschter, ölfreier Kolbenkompressor


    - Druckminderer
    - 2 Manometer
    - Motorthermoschutz
    - Rückschlagventil
    - Sicherheitsventil


    Technische Daten
    - Netzanschluss 230 V 50 Hz
    - Schutzart: IP44
    - Max. Leistung: 1,1 kW
    - Kesselinhalt: 24 Liter
    - max. Ansaugleistung: ca. 140 l / min.
    - max. Druck: 8 bar
    - Abgabeleistung: 80 l / min.
    - Schall - Leistungspegel: 92 dB (A)


    - Breite 550 mm Höhe 600 mm Tiefe 320 mm
    - Gewicht 19 kg


    http://www.guede.ws/sys/dl/p50033_de.pdf
    100,- Euro

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  • Meine ersten Gehversuche habe ich heute unternommen.
    Leider habe ich den o.g. Kompressor nicht bekommen.
    Eine gleichwertige Alternative war aber verfügbar.
    Ich habe mir einen kleinen Kompressor mit folgenden Daten besorgt:


    Kompressor Lematec Airmaster 210/6
    - Netzanschluss 230 V 50 Hz 7,5 A
    - Kesselinhalt: 6 Liter
    - max. Ansaugleistung: ca. 210 l / min.
    - max. Druck: 8 bar
    - Abgabeleistung: ca. 100 l / min.

  • Ich war skeptisch wegen des kleinen Druckbehälters, aber die Ergebnisse waren ganz ok.
    Zumindest haben die ersten Experimente gezeigt, dass es nicht unbedingt
    sehr teures Equipment sein muss um an kleinen Teilen gute Ergebnisse zu erzielen.
    Leihgebühr für den Kompressor: 12,- Euro pro Tag
    Sodaverbrauch etwa 150 g für alle Experimente (unerwartet wenig). :wink:
    Bei keinem der unten gezeigten Beispiele ist der Zeitaufwand größer als 15 .. 30 Sekunden.


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  • Kein Licht ohne Schatten.


    Das Strahlmittel, das ich bestellt habe, habe ich als "baking soda" bzw. Natriumhydrogencarbonat gekauft.
    Wenn man nach dem Begriff "Soda" googelt, bekommt man mehrere Produkte angeboten.
    Immer sind es verschiedene chemische Zusammensetzungen.
    Ob sie alle gleich gut zum Strahlen geeignet sind, kann ich nicht sagen.


    Sicher ist auf jeden Fall, dass es nicht gesundheitsschädlich ist oder der Umwelt Schaden zufügt.


    Natriumhydrogencarbonat ist wasserlöslich.
    Das heißt, dass der weiße Schleier auf der Arbeitsfläche nach dem nächsten Regen verschwindet. :wink:
    ABER!
    Natriumhydrogencarbonat löst sich nicht in Motoröl.
    Ich hatte gehofft, dass ich mit der Wasserlöslichkeit auch die Öllöslichkeit einkaufe.
    Der befragte Chemiker verneinte, ein Experiment zuhause bestätigte das (s.u.). Schade.
    Das bedeutet, dass die Arbeitsschritte folgendermaßen aussehen müssen/sollten:
    - Reinigung der Teile
    - Strahlen der Teile
    - Abblasen des Staubes (bzw. abwaschen mit Wasser und trocknen mit Druckluft)
    - Grundieren


    Zur "Reinigung der Teile" muss gesagt werden, dass das Soda verölte oder fettige Teile nicht reinigen kann.
    Öl- und fettfrei müssen die zu strahlenden Teile also vorher gemacht werden.


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    Dateien

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    Die Instandhaltung von Luftschlössern ist ein kostspieliges Vergnügen.
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