Sevenfifty: Starter-Relais verpolbar??

  • Hallo alle!


    Nachdem ich immer öfter Probleme beim Starten bekam (nur Klick und dann nichts), habe ich nach einem Hinweis von einem Freund den Starter-Relais ausgebaut. Das Teil habe ich bestellt und erhalten, nur scheint die Polung umgekehrt im Vergleich zum Original, dh Motor- und Batterie-Kontakt sind vertauscht.
    Kann ich das Teil einbauen, ohne einen Schaden befürchten zu müssen? Weiß jemand ob der Relais in beiden Richtungen schaltet?


    Vielen Dank im Voraus für eure Hilfe!

  • zumindest theoretisch kann man das relais nicht verpolen. wenn du praktisch die anschlüsse der dicken plusleitungen, d.h. die eine leitung zum anlasser, und die andere von der batterie + kommend, vertauschen würdest, hättest du einfach keinen strom in der fahrzeugelektrik und könntest das relais erst gar nicht über den anlassschalter ansteuern. guck die anschlüsse am relais genau an, an einem anschluss siehst du eine überlappende weisse (verzinkte) blechlasche (kann auch sein das sie drunter liegt, oder auch aus kupfer ist, je nach relais ob original oder zubehör), über die die grüne 30 ampere sicherung die verbindung zur fahrzeugelektrik herstellt, bzw. erst nach der 30 amp sicherung zum sicherungskasten geleitet wird. der andere anschluss hat nur eine kupferlasche und führt zum anlasser. die belegung des steckers, welcher auf die 4 kontakte geschoben wird, und die beiden schraubanschlüsse, wie folgt falls nötig: schraubanschlüsse oben liegend, stecker unten...


    grosser schraubanschluss oben links zum anlasser.
    grosser schraubanschluss oben rechts von/zur batterie plus.
    kleiner steckanschluss oben links masse relaisspule.
    kleiner steckanschluss oben rechts plus relaisspule.
    kleiner steckanschluss unten links UND unten rechts = plus zur fahrzeugelektrik über 30 amp. fuse...


    vielleicht ist auch ein falsches relais gekommen, oder es ist anders aufgebaut. aber unter wahrung der obigen anschlüsse kann man fast jedes japanische anlasserrelais verbauen. jeder hersteller hat fast nur 2 oder max. 3 verschiedene relais verbaut. dein seven fifty relais steckt auch in in einigen anderen hunderten modellen, nicht nur bei honda... :wink:

  • Vielen Dank für den ausführlichen Hinweis!
    Nachdem ich alles mit einem Multimeter durchgecheckt habe stelle ich fest:
    Beim Originalteil ist nach der angegebenen Orientierung (große Kontakte oben) der Batterie-Anschluss oben links, beim Ersatzteil oben rechts (da ist auch die Blechlasche zur Sicherung). Sonst ist alles wie geschildert.
    Die Kernfrage lautet aber: Schaltet der Relais in beiden Richtungen, dh macht es einen Unterschied, ob die Batterie am Schließer- oder am Spulenkontakt hängt? Theoretisch, stelle ich mir vor, sollte das keinen Unterscheid machen, denn der Kontakt sollte so oder so zustandekommen, wenn die Spule (über den Starterknopf) geschlossen wird.
    Kann das aber jemand aus der Praxis bestätigen?


    Übrigens habe ich einmal ein altes CB 400F fast erstanden, nur hat bei der Probefahrt die Leistung nach ca. 1 km nachgelassen. Vermutlich würde ich es heute kaufen...


    LG

  • nein, es würde ja erst gar kein strom in der fahrzeugelektrik zur verfügung stehen, um das anlasserelais überhaupt betätigen zu können weil das kabel zum verteilersicherungskasten (zuerst jedoch über das zündschloss) von der batterieplusleitung abgeht, die auf klemme 88 schliesser arbeitsstrom eingang gelegt ist. würdest du dieses kabel nun tauschen und es auf klemme 88a schliesser ausgang legen, dann würde durch die nicht vorhandene blechlasche (welche mit der 30 amp sicherung verbunden ist) auch kein strom auf das vom anlasserrelais abgehende kabel mit der klemme 30 gelangen.


    bei älteren fahrzeugen jedoch wäre es möglich diese klemmen zu vertauschen, dort gibt es nur 88, 88a arbeitsstrom, und 85/86 als antrieb. klemme 30 als plusleitung zum zündschloss würde dabei aber direkt von der batterie abgehen. dieses ist jedoch bei dir nicht der fall, du musst also auf korrekten anschluss der kabel achten. guck mal auf dem relais ob klemmenbezeichnungen drauf sind, diese würden es dir sicher erleichtern das relais zu montieren.


    weiterhin, je nach aufbau und möglicher last des relais sollte man den vorgegebenen stromfluss nicht umkehren. je nach form der innen liegenden kontakte kann es zu unerwünschten erscheinungen wie vorzeitigem verschleiss durch funkenerosiven abbrand der schliesserkontakte kommen. ähnlich dem abbrandbild einer zündkerze oder zündkontakten. bei kontakten von benzinpumpen sieht man diese spuren ebenso, auch wenn es bei 12 volt zu keinem starken spannungsinduzierten schaltlichtbogen kommt, die ströme aber sind nicht minder zu verachten... würdest du also die anschlüsse am relais vertauschen, kann es viel viel später auch dazu kommen dass das relais nicht mehr öffnet und mit geschlossenem kontakt durch die oberflächenrauhigkeit der verbrannten kontakte festhängt. so was hatte ein kollege mal früher. hatte ein gsx1100e gespann auf der bühne und wollte zum messen fürs anschliessende ventile einstellen die nockenwellen stück für stück mit den anlasser durchtickern. jedoch blieb das (verpolte) relais hängen, der motor orgelte trotz zündung weiter, das öl spritze aus dem offenem kopf, er trat vor schreck auf die schaltung und flog im ersten gang nen meter von der bühne, nur um 2 meter weiter gleich in die werkbank einzustechen. na weiteren ca. 30 sekunden, das hinterrad drehte immer noch und machte schwarze striche auf die bodenfliesen, konnte ein weiterer kollege dem hoppelndem bock endlich durch dass durchkneifen des batteriekabel "hinrichten"... :D:D:D


    ergo, du siehst, es hat alles seinen sinn... :wink:

  • Hallo Wichsi,


    erstmal vielen Dank für die erheiternde Schilderung. (Es wäre überlegenswert, die Szene zwecks Verfilmung nachzustellen -- hat Actionkino-Potential.)
    In der Tat bestätigt die Kennzeichnung auf dem Gehäuse ("B" = Batterie, "M" = Motor) die Beobachtung, dass die Blechlasche unbedingt erforderlich ist, damit der Strom über die Hauptsicherung zum Sicherungskasten gelangt. Der Nachbauteil mit umgekehrter Polung hat allerdings keine Kennzeichnung.
    Also suche ich weiter nach dem richtgen Teil...

  • mach doch mal nen foto in macroaufnahme. nur weils vielleicht anders aussieht, muss es ja nicht heissen das es nicht passt indem man es um 180 grad verdreht montiert oder einfach die beiden leitungen vertauscht, wenn sie lang genug sind :wink: relais ist relais, dem ist es wumpe was es schaltet. hab schon aus der not herraus an unseren alten deutz 3 zylinder nen anlasserrelais zur schaltung der glühkerzen benutzt. oder anders rum, von nem kumpel auf dem dorf seine z1000 mit nem VW relais der vorglüheinrichtung als ersatz für sein defektes anlasserrelais zum leben erweckt. wichtig nur dass das relais für diese ströme ausgelegt ist.

  • Hallo,


    hier ein Bild von beiden Relais, links der Ersatz und rechts das Original.
    Ich habe schön daran gedacht, das Stück um 180° gedreht einzubauen, aber die Kabel zum Anlasser und Batterie sind nicht lange genug, da müsste man zumindest den Kabelbaum aufmachen und ein bisschen strecken. Im Ebay habe ich auch einen allgemeinen Relais für 30A gefunden; könnte sich leichter ummodeln lassen, nur müsste ich mir das Innenleben genauer ansehen.
    Kann man eigentlich den Relais aufmachen, ohne das Gehäuse zu zerstören (Stück vom Alten habe ich schon abgebrochen!)?


    Gruß und Dank

    Dateien

    • DSC00019.JPG

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  • du willst ein relais mit maximal 30 ampere schaltlast nehmen? wenn dir das nicht sofort aufraucht, dann tut es das sicher kurze zeit später. ein anlasser bei einem mittelgrossen motorrad hat meist so rund um 1000 watt leistung. kleinvolumigere weniger, sehr grossvolumige dementsprechend mehr. im regelfall ergibt sich aus der leistung eine belastung des anlasserrelais mit 70 bis 100 ampere. aber das ist so kaum messbar, da dass startverhalten eines jeden motorrades anders ist, die temperatur nie gleich, etc... im tiefsten winter ist das öl sehr zäh, das kühlmittel kann ne konsistenz ähnlich wie halb angefrorenes wassereis haben, vielleicht wird das krad auch mit eingelegtem gang und gezogener kupplung gestartet, der motor dreht äusserst gequält, die ersten zündungen laufen vielleicht nicht sauber ab, etc... daher muss so ein relais muss wenigstens den kaltstartstrom aushalten können, den die batterie bereit stellen könnte. je nach typ batterie liegt dieser bei 180 bis 250 ampere, wobei ich das jetzt nur auf moppeds mit mittlerer hubraumklasse und konventioneller reihen bauform beziehe, sowie batterien bis max. 14 amp. beziehe... daher experimentier da nicht rum und öffne die relais, kauf entweder original oder sieh zu dass du deine kabel ein stück ziehen kannst um das zubehörteil zu montieren.

  • Ich habe mich wohl falsch ausgedrückt, meinte nur einen Relais mit einer Fassung für eine 30A-Hauptsicherung, die Nennschaltlast ist natürlich etwas anderes.
    Aber du hast offensichtlich viel Umgang mit solchen Geräten bisher gehabt, deshalb eine weitere Frage:
    Der Grund für den Relais-Austausch ist, dass der alte zum Schluss nur noch "klick" gemacht hatte, der Starter hat sich nicht gedreht. Beim Startversuch habe ich zwischen Startermotor-+ und Rahmen gemessen -- kein Strom. Wie kann ich da sonst sicher sein, dass der Relais schuld ist, ohne einen Ersatzrelais dahinein zu flicken (180°!)? Kann ich den alten im ausgebauten Zustand irgendwie überprüfen? (Z.B. 12V anlegen, Widerstand messen)

  • du kannst, wenn das relais und anschlüsse noch montiert sind, mit einem grossen und alten schraubendreher recht gefahrlos die beiden grossen polanschlüsse überbrücken. oder mit ner alten geöffneten wasserrohrzange über den steg zwischen den anschlüssen gehen. kann kurz knistern, aber damit betätigst du nur rein den anlasser und weisst um dessen funktion. wirkt martialisch, aber es ist ja kein direkter kurzschluss der batterie. aber vergewisser dich dass kein gang eingelegt ist. weiterhin kannst du auch den widerstand messen. 12 volt anlegen und den durchgang messen. sollte im regelfall so um die 0,3 bis 1 ohm sein.

  • Als ich den Durchgangswiderstand in der oben empfohlenen Art gemessen habe, habe ich gemerkt, dass sich der Relaisschalter zwar umlegt (klick), Strom ist aber trotzdem nicht geflossen. Ich habe dann alle Stecker-Kontakte sowie die Batterieanschlüsse überprüft und habe festgestellt, dass der Minuspol an der Batterie einen Wackelkontakt hatte bzw. leicht korrodiert war. Seit ich das behoben habe, startet die Maschine jedesmal verlässlich.
    Also vielen Dank für die Erklärung der inneren Zusammenhänge, das hat bei der Fehlersuche immens geholfen. Bei der nächsten Österreichtour lade ich dich auf ein Weißbier ein. Einverstanden?


    Gruß und Dank