Fragt doch mal jemanden, der einen Herzschrittmacher trägt und Motorrad fährt: mich
Ich fahre mit einem s.g. 3-Kammer-Schrittmacher. Der Grund sind Rhythmusstörungen, die ohne Schrittmacher immer wieder Ohnmachten und weiter fortschreitende Herzschwäche zur Folge hätten (Für den Kundigen: Totaler Linksschenkelblock, AV-Block II. Grades).
Der Schrittmacher eliminiert alle möglichen bekannten Störungen des Herzens und sorgt für störungfreies Fahren. Störungsfrei, weil man, in der Regel, die Tätigkeiten des Schrittmachers nicht mal spürt
Natürlich habe ich dieses Thema vorher mit mehreren Fachärzten besprochen. Die Ärzte haben das Motorradfahren alle unterstüzt, da es eine moderate Belastung darstellt und somit in den Fachkreisen als Sport gilt.
Aber bitte in jedem Fall erstmal die eigenen Ärzte fragen, da Herzprobleme bei verschiedenen Menschen ganz unterschiedliche Verhaltensweisen notwendig machen können.
Ein Lufthansa-Steward beruhigte mich für die Zukunft mit seiner Meinung: „Wir fliegen lieber mit Passagieren, die einen Schrittmacher haben. Die Störungen sind beseitigt und es ist nicht mit herzseitigen Problemen zu rechnen. Gefährlich sind die vielen Leute, die nicht mal regelmässig zum Durchchecken zum Arzt gehen und dann mitten im Flug einen Herzanfall oder Infarkt bekommen.“
Zur Sicherheit:
Wenn man sich an die Spielregeln hält, hat man viele entspannte Fahrstunden vor sich.
Umgebende, sehr starke Magnetfelder (z.B. MRT, Supraleitende Magneten) und punktuell wirkend, ein über dem Schrittmacher-Steuergerät platzierter Magnet, schaltet den Schrittmacher über einen internen Reedkontakt (Magnetkraftgesteuerter Schalter) auf Standby. Nach Entfernung des Magneten oder Magnetfeldes geht der Schrittmacher sofort wieder in den normalen Arbeitsmodus über.
Bei einem normalen EKG ist das durchaus so gewollt, da man die Herztätigkeit ohne Schrittmacher-Beeinflussung sehen will. Das EKG erfolgt dann natürlich unter Aufsicht.
Mobile Telefone und andere internetgängige Geräte stellen keine Gefahr dar, sofern man einen Sicherheitsabstand von 15 cm einhält. Das Schrittmacher-Steuergerät, die Elektroden und Kabel sind hervorragend abgeschirmt. Bei unserer heutigen Situation der der drahtlosen Kommunikationstechnik ist das auch notwendig. Unsere eigenen, mitgeführten Geräte stellen dabei noch die geringste Belastung dar.
Vibrationen:
Wenn jemand behauptet, daß Schrittmacher sich von äusseren Vibrationen beeinflussen lassen, dann will er garantiert etwas unsinniges verkaufen.
Der Schrittmacher ist unterhalb des Schulterblattes, in einer Tasche aus Muskel- und Fettgewebe, untergebracht. Besser vibrationsgeschützt geht kaum mehr.
Geht gar nicht:
Einzig Kraftsport ist tabu, wegen der Verletzungsgefahr durch Schlag oder Stoß auf Schrittmacher und Kabel. Damit sind auch Tätigkeiten mit Gurtsystemen betroffen, die über die Schulter führen, unter der das Schrittmacher-Steuergerät sitzt. Beim Auto läßt sich dieses Problem durch die Gurthöhenverstellung lösen, wenn der Schrittmacher sowieso nicht auf der anderen Seite eingebaut ist.
So, viel geschrieben, um möglichst viele Fragen abzudecken. Hoffe das hilft und ist verständlich.
Horst