Das ist es ja, was mich zum nachdenken bringt. Es sind halt alles gute Leute (BMW Meister / Ingenieure), die privat viel mit Motorsport/Rennen zu tun haben und die ich schon etwa 25 Jahre kenne, ohne das die jemals an ihren Fz Probleme hatten. Motorräder und Pkw. Immer alles top in Form. Ich meine damit, die verkaufen mir ne Bremsscheibe, wenn die wirklich gewechselt werden muß und nicht nur so zum Geldverdienen. Ich habe manchmal das Gefühl, das ich denen mein Geld "einprügeln" muß. Wie schon geschrieben, ich hab' da nicht so die Ahnung. Es wurde mir halt so bei der RD13 gesagt. Einer von denen hat eine CBR 600 F (eine von 6 Maschinen), dort kontrolliert er jetzt zum erstenmal nach 12 Jahren und etwas über 20tkm das Ventilspiel. Das aber auch nur, weil er das Ding "frisch" gemacht hat. Das Teil soll über 280 km/h laufen (ich glaub ihm das, ich kenn den :)-).
Es ist beim besten Willen nicht nachvollziehbar, daß jemand, der über solche Qualifikationen verfügt, das Einstellen des Ventilspiels schlabbert - es sei denn, er hat ausschließlich Motoren mit selbstjustierenden Kipphebeln. Ein zu strammes Ventilspiel führt dazu, daß das Ventil nicht komplett schließt, d.h. die Verbrennung ist unsauber und das Ventil, der Kipphebel und u.U. die Nockenwelle nehmen Schaden. Stell´ Dir einfach vor, daß das Ventil, dessen Schaft nach oben noch Druck auf den Kipphebel ausübt, im Verbrennungstakt immer noch mit Gewalt nach oben gegen den Kipphebel geschlagen wird.
Ein zu lockeres Ventilspiel führt dazu, daß der Kipphebel das Ventil nicht komplett öffnet, was ebenfalls erst einmal einen schlechteren Motorlauf zur Folge hat. Gleichzeitig werden aber die Abgase durch einen zu kleinen Auslass-Spalt gepresst, was auch nicht im Sinne der Erfinder ist.
Tatsache jeglicher Mechanik ist, daß mechanische, hochbelastete Elemente abnutzen (Kipphebelfläche, Ventilschaftkopf, Kipphebellager, Nockenwelle) , ausleiern und sich - wenn verstellbar - auch über die Zeit u.U. gerne mal selbst verstellen. Um das zu vermeiden, prüft man das Ventilspiel. Wir reden hier über Meßwerte von kleiner/gleich 1/10 Millimeter, nicht zu vergessen. Wenn Du mal rechnen willst, wie oft ein Einlaß- oder Auslaßventil öffnet oder schließt bei 12.000km Fahrstrecke, 100km/h und einer Durchschnittsdrehzahl von vielleicht 4.500 U/min:
12.000km bei 100km/h gleich 120 Stunden Fahrzeit. 120x60min=7.200 Minuten. 7.200 Minuten x4.500U = 32.400.000 Umdrehungen. Jeder vierte Takt ist Ansaug- / oder Auslaßtakt = 8.1Mio Ventilbewegungen. Wenn der Kipphebel also 8.100.000 mal auf das Ventil geklopft hat, soll man kontrollieren. Nachvollziehbar, oder?
Letzte Woche mußte ich wieder mal mit einem Werkstattmeister ausdiskutieren, warum meine Alufelgen am VW-Bus nicht mit 180Nm sondern mit der Werksvorgabe von 160Nm angezogen werden sollen. Warum sich nicht irgendeiner mal an die Werksvorgaben halten kann, die ich schon mit einem Zettel an´s Lenkrad klemme beim Abgeben des Fahrzeuges, werde ich nie verstehen. Diese Vorgaben haben einen Sinn, und ich hab´ keine Lust auf 15% zu hohe Drehmomente bei einer erheblichen Scherbelastung der Radschrauben mit einem Dreitonner. Das ist für nix gut, außer für´s Ausleiern der Gewinde und Schrauben.
Ich habe mich vierzehn Jahre beruflich bei einem großen Automobilhersteller europaweit mit Engineering und Produkthaftung beschäftigt und eines ist mir in Fleisch und Blut übergegangen - Wartungs-, Drehmoments- und andere Vorgaben werden nicht aus Jux gemacht oder aus der hohlen Hand, sondern sind Werte aus Berechnungen, Erfahrungen und Tests von Leuten, die wissen, wovon sie reden.
Man muß sicher nicht alles wie ein Gebetsbuch mit sich rumschleppen; da wechselt man das Öl halt mal 3.000km später, checkt das Ventilspiel ein wenig später und tankt vielleicht auch mal zwei Oktan weniger im Auslandsurlaub - aber die "Ich weiß das besser weil sich noch nie einer beschwert hat"-Mentalität in Werkstätten ist wirklich bescheiden.
Meiner Mutter hab´ ich mal einen gebrauchten Opel Agila gekauft, 30tkm auf der Uhr. In der Inspektion hab´ ich dann darauf hingewiesen, man möge bitte das Getriebeöl mit wechseln; ist eine tatsächlich sehr seltene Sondervorgabe des eigentlichen Herstellers Suzuki, weil im Getriebe ein spezielles Einlauföl ist, das bei 30tkm raus muß und gegen reguläres Getriebeöl gewechselt wird. Steht aber laut und deutlich im Servicehandbuch des Fahrzeuges, kann jeder Kunde selbst nachlesen. Ein völlig entsetzter Blick des Meisters offenbarte, daß die letzten hundert Agilas, die durch seine Werkstatt gingen, alle noch bei dem x-fachen an Laufleistung mit dem Originalöl herumfahren. Wenn das Getriebe also irgendwann im Eimer ist, denkt da noch einer an den Pfusch vor ein paar Jahren?
Beste Grüße
Chris