Hallo,
das Thema hier heißt doch "Sinn und Unsinn der Beschränkung" und nicht "wie erreicht man heutzutage 200 PS".
Bevor ich Führerschein gemacht habe, dachte ich, die 34 PS würde gerade mal reichen, um nicht umzufallen. Notgedrungen bin ich dann natürlich 34 PS gefahren, war dann doch nicht soooo langsam, aber ich habe auch die (tw. gefährlichen) Grenzen von 34 PS kennengelernt.
Gefährlich weil: Bundesstraße, LKW-Windschatten, locker flockig überholen wollen, raus aus Windschatten, extremer Gegenwind --> keine nennenswerte Beschleunigung. Na danke! Von 7 sek von 0-100 war dann doch nicht mehr allzuviel zu merken.
Ich habe aber auch einige Fehler gemacht, die mit 150 PS wahrscheinlich mit einem Sturz geendet hätten. Deshalb finde ich es sinnvoll, nicht mit 150 PS anzufangen. Ich halte aber gar nichts davon, das von oben vorzuschreiben. Jeder ist seines Glückes Schmied. Man gefährdet doch hauptsächlich sich selber.
Eine Regelung ist wie immer: es trifft diejenigen, die sich eigentlich gesetzestreu verhalten wollen. Diese werden bevormundet. Die anderen, die es nicht interessiert, die machen die Maschine doch sowieso auf. Das fängt bei Mofas an, die auf einmal 75 km/h fahren, und geht weiter über 48PS-Maschinen, die aber offen sind und zB 100 PS haben.
Hier im BRB ist auf Landstraßen oft nur noch 70 erlaubt. Es geht schnurgeradeaus, links und rechts nur Felder: 70 km/h. Wen triffts? Die braven Fahrer. Die fahren ca. 70. Wem ists egal: diejenigen, die Samstag nachts besoffen nach der Disko mit 150 rumbrettern, um den Kumpels zu zeigen, wie toll man doch schon Autofahren kann. An Viehzeug und die nächste Kurve denken die dann natürlich nicht.
Auch die hier angesprochenen 200 km/h in der Stadt: wer machts: die, dies nicht interessiert, dass man nur 50 fahren darf. Glaubt denn irgendwer, dass die bei einer gesetzlichen Regelung von zB 150 PS für Anfänger nicht trotzdem mit einem 200 oder 500 PS-Auto rumfahren? Ich nicht. Es trifft dann diejenigen, die eigentlich mit der elterlichen 200-PS-S-Klasse (relativ schwer und schlechte Beschleunigung) fahren wollen, das aber nicht dürfen und sich deshalb ein eigenes Auto kaufen müssen.
Man kann die Grenze auch auf 75 PS setzen - dann geht auch die Fahrt mit dem elterlichen 90-PS-Sharan nicht mehr, der nun wirklich nicht schnell ist.
Von einer Aufstiegs-Prüfung halte ich gar nichts. Wo ist denn der Sinn, wenn ich mit zB 1000 km Fahrpraxis auf 48 PS eine 250 PS-Maschine vorgesetzt bekomme, hinter mir ein TÜV-Prüfer fährt und ich jetzt beweisen muss, dass ich die 250 PS beherrsche? Es hat gar keinen Sinn! Mit der Polizei (oder dem Prüfer) im Rücken werde ich vernünftig fahren. Ich werde nicht bis auf 220 beschleunigen, 7 Autos in einem Atem-Zug überholen und dann die nächste Kurve mit 180 nehmen. Ich fahre gesittet, brauche für die Prüfung also auch keine 250 PS, auch keine 70. Überhaupt brauche ich keine andere Maschine als während der 48-PS-Prüfung. --> es ist also im Prinzip nur eine Wiederholungsprüfung.
Ich gehe übrigens davon aus, dass die Versicherungsklassen nur ausgedacht sind. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass eine 100-PS-Maschine beim Unfall mehr Schaden anrichtet als eine mit 50 PS. Die allermeisten Unfälle dürften (über alle PS-Klassen hinweg) ein Ausritt ins Feld ober auch ein Absteigen über den Lenker und gleichzeitig über eine Motorhaube sein. Da aber Motorradfahrer erwiesenermaßen selten (oder weniger oft) an zweitgenannten Schuld sind, ist die Leistung des Motorrad dann auch egal.
Ich denke, die Versicherungen sagen sich eher: der hat viel Geld für seine Maschine ausgegeben, der kann schnell fahren, wir wollen auch ein Stück vom Kuchen.
Achja: nochmal zu der Vernunft: Ich hätte mir als erstes Motorrad nie eines mit 34 PS gekauft. Allerdings hätte ich mir schon aus Vernunftsgründen nie eines mit 150 PS gekauft. Ich denke, es wären so ca. 60 bis 80 geworden. Wahrscheinlich hätte mir 200 km/h als vmax ausgereicht - so handhabe ich es auch mit Autos. Dann hätte ich nie diese Erfahrung mit dem o.g. Gegenwind beim Lkw-Überholen gemacht und auch nicht die negativen Erfahrungen auf der Autobahn (jeder Kleinwagen ist schneller als ein 34-PS-Motorrad). Dann wäre ich nicht dermaßen genervt von solchen Situationen gewesen und wäre wahrscheinlich auch nie auf 150 PS umgestiegen. Mein Gedanke war damals nämlich, dass ich die Nicht-Nerv-Grenze nicht selber erkunden will, sondern eben ein Motorrad kaufe, bei den ich definitiv nicht genervt bin. Dann würde ich heute vielleicht immer noch in der 78-PS-Klasse rumfahren.
Liebe Grüße
Anna