Hallo zusammen,
ich bin jetzt seit Juli Besitzer einer 125 Mode, habe den Eindruck, dass das Modell hier noch nicht angemessen repräsentiert ist und dachte mir, ich schreibe mal etwas.
Warum eine Mode?
Ich bin von 2012 bis 2022 einen Vision 110 gefahren. Neben einer netten Tour von Berlin bis hinter Neapel überwiegend hier im Berliner Stadtverkehr, wo dieser Roller, wie es jemand mal sehr schön ausdrückte, „eine Waffe“ ist: nur unwesentlich schwerer als ein Fahrrad (erst recht nach dem Wechsel von der Erstbereifung auf Heidenaus), klein und handlich, und im normalen Stadtverkehr so schnell wie ein Auto ohne dessen Parkplatzprobleme. Tolle Langzeitqualität, die Honda da geboten hat.
Nach zehn Jahren war es aber Zeit für etwas Neues.
Das Gewicht ist mir sehr wichtig und ich wollte bei Honda bleiben. Daher habe ich die Leistungsgewichte Vision – SH Mode – SH verglichen. Viel geben sie sich nicht, aber die Mode hatte die meisten PS je Kilo. Ob das Ding nun 90 oder 100 läuft, ist mir nicht wichtig.
Also die Mode.
Zur Tat geschritten. Habe im Juni 2022 gerade noch den letzten vorrätigen (weinroten) Mode beim Hondahändler meines Vertrauens ergattert. Die anderen lagen irgendwo vor Bremerhaven fest. Probefahrt? No way. Harte Zeiten!
Und wie sieht die Realität nun aus?
Verglichen mit meinem 2012er-Vision ist die 2022er-Mode natürlich ein Quantensprung: Start-Stopp, diese nett beleuchtete Zündungs-/Sitzentriegelungs- usw. Einheit zusammen mit Keyless Go ohne zu steckenden Zündschlüssel, LED, das Fahrwerk ist komfortabler, verstellbares Federbein, schönere Soziusrasten, laut Honda-Webseite hat sie sogar einen USB-C-Anschluss (dort stand ja auch mal, dass die SH 350 129 Kilo wiegen soll…), aber USB-A ist auch ganz nett, wenngleich etwas verbaut (beim Aufladen kommt mein Handy nicht an die GPS-Satelliten heran und kann nicht mehr navigieren) und Wasserkühlung. Trotzdem scheint sie mir etwas lauter als die luftgekühlte Vision, deren angenehm zurückhaltendes Geräusch ich sehr mochte.
Ein Integralhelm Größe XL passt immer noch nicht unter die Sitzbank, was angesichts der Schwüre von Honda („Das Staufach unter dem Sitz wurde auf 18,5 l vergrößert, genug für einen Integralhelm und mehr.“) einfach doof ist. Allerdings fahre ich auf dem Mode auch lieber mit einem Jethelm und der passt unter die Sitzbank.
Die Mode wiegt 18 Kilo mehr als der Vision, und das merkt man schon. Der Mode fährt sich einfach „erwachsener“, liegt natürlich auch besser auf der Straße, hat das komfortablere Fahrwerk, aber es fehlt das fahrradgleiche, „rotzfreche“ Handling des Vision, das irgendwo zwischen den 100 und den 118 Kilo verloren gegangen ist!
Dafür hat sie 2,5 (oder so) PS mehr und zieht ein bisschen besser. Vollgas habe ich noch nicht gegeben, und es gibt ja einige Stimmen, wonach sie ganz gut abmarschiert.
Mein Vision Made in China war schon technisch gut qualitätsgesichert. Ich denke, dass Honda das im Griff hat und dass „Made in Italy“ bei Honda nicht besser oder schlechter als „Made in Vietnam“ ist.
Die Bremsen könnten einen besseren Druckpunkt bieten. Da war mein Vision knackiger. Ein paar cm mehr Sitzhöhe (bin 1,82) wären nicht von Schaden. Sitzen tue ich trotzdem gut auf dem Ding. Längste Strecke waren bislang 150 km. Soziusbetrieb habe ich noch nicht ausprobiert.
Das Design liegt im Auge des Betrachters… mir, der ich zwischenzeitlich auch mal eine Vespa 300 GTS gehabt habe, gefallen die etwas gefälligeren Linien der Mode ganz gut, ohne dass mich jetzt das etwas kantigere Design der Vision gestört hätte. Vielleicht ist die Mode etwas "damenhafter" gezeichnet als die übrigen Honda-Roller. Solange die Farbe nicht pink ist, stört mich das aber nicht.
Insgesamt wirkt die Mode deutlich wertiger als mein 2012er-„Cheap China“-Vision, wo wirklich nur das Notwendigste dran war, das Zentralinstrument kaum mehr als ein Tacho war und letzteres einfach grottig aussah.
Ich denke, wer in 2022 genau hinschaut, was er für welchen Preis bekommt (eine Marotte von mir, deswegen kann ich mich auch nur ca. alle zehn Jahre zu einem Neukauf überwinden) und bereit ist, hierfür ggf. Zugeständnisse bei Komfort, Leistung o.ä. zu machen, für den könnte die Mode interessant sein.
Für alle anderen gibt es z.B. den 750er-Mode oder gleich die BMW GS, aber so what. Ich fahre Motorrad- oder -roller, um in der Großstadt mobil zu sein oder ein Abenteuer zu erleben! Und nicht, um eine Höchstgeschwindigkeit > 200 km/h erreichen zu können und dabei Fünf Sterne-Komfort auf jedem Kilometer genießen zu können. Wobei dieser Genuss durch das ganze Geraffel, was man dann mitführen muss, für mich auch wieder getrübt würde.
Wie geht es weiter?
Aktuell stehe ich bei ca. 800 km, als nächstes kommt die „Idioteninspektion“ bei 1.000 km, die ich aus Garantiegründen wahrscheinlich noch bis nach 2023 herauszögern werde. Ob das angesichts der erwarteten Honda-Qualität erforderlich ist, wage ich allerdings zu bezweifeln.
Momentan habe ich beruflich extrem viel zu tun. Aber ich „hoffe“ auf die sich abzeichnende Rezession und dass ich in Q3 2023 die Möglichkeit habe, mit der Mode eine ähnlich lange Tour wie mit meiner Vision (siehe oben: Berlin-Neapel und zurück) zu machen - der Weg ist das Ziel und ich ehre Euch, Ihr GS-Treiber, möchte aber nicht mit Euren 300 kg tauschen).
Perfekt wäre für mich ein Roller mit 100 kg und ca. 15 PS, für den ich auch 5.000 Euro hinlegen würde, wenn er denn in Honda-Qualität daherkommen würde. Ein Honda Forza 125 mit 161 kg spricht mich logischerweise nicht an. Aber viele Menschen hier in Deutschland stehen ja auf „top of the notch“, egal, was es kostet oder wiegt… viel Spaß mit dem bleischweren und, ähem, nicht wirklich preiswerten Achtelliter!
Das vielleicht mal als Input für die Entwickler bei Honda, die mit ihrem aktuellen Roller-Portfolio aber schon ganz gut den deutschen Markt begriffen haben.
Es wäre schön, wenn die Mode die gleiche Langzeit-Qualität wie meine Vision (und ohne deren erforderlichen Tausch des Lenkkopflagers) hätte.
Wir werden sehen!