CBforever
Was soll der Trekkerfahrer denn bitte machen? Eine polizeiliche Sperrung der Straße veranlassen, bevor er sie überquert?
Herr Gott, da gelten 50 und wenn ich mir das auf Maps ansehe, dann ist das auch nicht grade ne scharfe, uneinsehbare Kurve, die da deutlich vor der Feldwegseinfahrt gegenüber des Hauses liegt.
Anders als es Dir vielleicht scheint, möchte ich weder eine Diskussion über Ursachen und "Schuld" anzetteln noch finde ich solche Diskussionen nach einem tödlichen Unfall legitim. Stell Dir vor, Du bist Angehöriger und liest im Internet, dass Herrn X aus Y, der zum Unfallzeitpunkt 500 km entfernt war, das nicht passiert wäre, weil der sich für einen tollen Fahrer hält? In genau diese Kerbe haut aber eben der Redakteur. Was bitte weiß jemand, der als Zeitungsschreiber die Unfallstelle aufsucht, über den Hergang? Richtig, gar nichts. Also hält man bitte einfach mal die Klappe, schreibt, dass da der eine die Straße überquert hat und der andere mit ihm zusammenstieß, die Fakten also, ohne dieses schwurbelige "erkannte das zu spät" und "verlor die Kontrolle" und so fort, das nichts weiter ist als eine Schuldzuweisung. Was ich sagen will, ist, dass ja möglicherweise (!) auch der Treckerfahrer den Motorradfahrer "zu spät erkannte".
Solche Unfälle sind zuerst einmal sehr, sehr tragisch. Nicht für uns, wir lesen die Meldung und gehen zur Tagesordnung über, aber für die Hinterbliebenen und Helfer. Ich würde, sollte ein Familienangehöriger betroffen sein, keine Diskussion über "Schuld" lesen wollen und erst recht nicht von völlig Unbeteiligten. Man stellt sich vermutlich genug Fragen in diesem Moment, die man aber sicher nicht von Leuten beantwortet haben möchte, die so wenig wie wir darüber wissen.
Wenn man in Versuchung gerät, die Schuldfrage beurteilen zu wollen, sollte man das deshalb lieber im stillen Kämmerlein tun. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass gerade solche schweren Unfälle später von Gerichtsgutachtern geklärt werden und diese aus hunderten von Info-Bruchstückchen das Geschehene zusammensetzen. Hat die Sonne geblendet? Konnte X den Y sehen? Welcher Straßenzustand? Ölspur? Geschwindigkeit? Gesundheitszustand und Lebensalter? Und und und. Wenn selbst der Fachmann, der alle Fakten kennt, Wochen braucht, um das von allen Seiten zu beleuchten, sollten wir Laien und lediglich "Auch-Motorradfahrer" uns zurückhalten. So verständlich der Wunsch ist, sagen zu können "Das lag an XXX und deswegen hätte es mich, weil es auf mich nicht zutrifft, nicht erwischen können".
Besser wäre, den einzig möglichen "Nutzen" (so schlimm das Wort klingt) daraus zu ziehen: Machen wir uns klar, dass es keine so untypische Unfallsituation war. Die Gefahr vor Augen geführt zu bekommen könnte helfen, mit geschärften Sinnen zu fahren. Kann ich mich darauf verlassen, dass ich am Kurvenausgang freie Fahrt habe? Könnte ich noch ausweichen, wie damals im Sicherheitstraining gelernt? So etwas in der Art. Das fände ich sinnvoll und denke, dass es auch im Sinne unserer Angehörigen wäre, ohne den aktuell betroffenen Hinterbliebenen mit Sätzen wie "Herrgott, da gelten 50" eine Art "Selber schuld" entgegen zu schleudern.