Beiträge von Ralf53

    Das Piemont, lat. „pedes montium“ - zu Füßen der Berge - bietet fahrerische, landschaftliche und kulinarische Genüsse in einer Region, die für ihre weißen Trüffel, „Mon Cheri“-Kirschen und ihre Weine bekannt ist. Die Langhe, die ‚Toskana Piemonts‘, ist dabei ebenso reizvoll wie die abgelegenen und ursprünglichen Täler der italienischen Westalpen.


    On the road to Italy

    Es ist ein Samstag im September. Noch 100 km bis zum Zwischenziel in Beaune. Entspannt rolle ich in Frankreich auf der A31 und ziehe meine Honda Silver Wing hinter mir auf dem 20230909_163920b.jpgTrailer südwärts. Plötzlich ein metallisch schleifendes, „ungesundes“ Geräusch hinter mir. Von 100 auf 0 Km/h in gefühlten 3 Sekunden. Der Rundgang auf dem Seitenstreifen gibt Gewissheit - vom linken Reifen des Trailers sind nur noch Fetzen übrig. Wer sich jemals über eine unverständliche Durchsage am Kölner Hauptbahnhof beschwert hat, wird dies niemals wieder tun, wenn er mal an einer Notrufsäule an einer französischen Autobahn bei 35 Grad gestanden hat. Meine französische Gesprächspartnerin hätte auch chinesisch sprechen können, es war (fast) nichts zu verstehen. Dennoch dauert es gefühlt keine 10 Minuten, dann ist die Straßenwacht vor Ort. Montag oder Dienstag sei mit einer Reparatur zu rechnen; dann sehe ich meinen Anhänger samt Honda Silver Wing auf der Laderampe des Werkstattwagens am Horizont entschwinden. Wir müssen also etwas umplanen. Glücklicherweise ist unser Zimmer in Beaune noch 2 Nächte länger frei. Email nach Italien, dass wir erst später kommen können. Am Montag sind tatsächlich 2 neue Reifen da, dafür bin ich 300 € ärmer. Beaune ist zwar eine sehenswerte Stadt, dennoch sind wir froh, als es am nächsten Morgen endlich weitergeht. Noch einmal werden wir zur Kasse gebeten. Die 12.870 m lange Röhre des Fréjus-Straßentunnels, welche die Pointe de Fréjus (2.932 m) im Mont-Cenis-Massiv unterquert und Modane im Hochsavoyen (Frankreich) mit Bardonecchia im Piemont (Italien) verbindet, macht uns 51 € (!) ärmer; da muss man schon schlucken. Am späten Nachmittag erreichen wir dann ohne weitere Zwischenfälle unsere Unterkunft, das Agriturismo „Locanda dei Cacciatori“ in Somano.
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    Colle Fauniera, Colle dei Morti oder Col Cuneo?

    Wir rollen durch die Ebenen des nördlichen Piemont. Das Land um die Provinzhauptstadt Cuneo ist flach und unspektakulär. Spannung erzeugen lediglich die in schöner Regelmäßigkeit an den Ortsein- und Ortsausgängen stehenden, orangefarbenen Blitzer.

    Es zieht uns zum „Colle Fauniera“, einen der spannendsten und schönsten Pässe in Norditalien, der aber dennoch (noch) als Geheimtipp gilt.

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    Vor uns sollte sich eigentlich das Bergpanorama der Seealpen erheben, doch die Berge der „Cottischen Alpen“ verstecken sich in einer dichten Wolkenwand. Dann plötzlich, als ob ein Hüne alle Hügel ins Landesinnere geschoben hätte, wachsen Erhebungen aus der Erde empor, eine nach der anderen. In Demonte im Tal des Flusses Stura zweigt das Seitental Vallone dell’Arma ab. Hier beginnt der Anstieg zum Colle Fauniera, auch Colle dei Morti oder - um die Verwirrung komplett zu machen - auch als Col Cuneo bezeichnet. Der Fauniera ist kein Übergang mit klangvollem Namen, kann es aber mit den berühmteren französischen Nachbarn wie dem Col de la Bonette, dem Col de Vars oder dem Col de Cayolle locker aufnehmen.


    Zunächst schlängelt sich das Sträßchen relativ gemütlich den Berg hoch. Vereinzelte Häuser, die still und leer erscheinen, stehen am Wegesrand. Der Verkehr beschränkt sich auf einen gelegentlich entgegenkommenden Fiat 500. Wir gewinnen an Höhe, erreichen die Wolken und dann umgibt uns eine trübe Nebelsuppe, die uns die nächsten Kilometer begleiten wird. Ich fahre fast mehr nach Gehör als auf Sicht. Kein Wind, kein Mensch, keine Fahrzeuge; nichts, außer ein paar scheuen Murmeltieren. Das rissige, nur von unzähligen Teerflicken zusammengehaltene Sträßchen ist

    streckenweise schmal, sehr (!) schmal, was ich auch am 20230917_131849b.jpgzupackenden Griff der besten Sozia der Welt merke. Der Asphalt ist rau wie eine Kuhzunge. Gelegentlich liegen Felsbrocken auf der Fahrbahn. Der piemontesische Riese „Colle Fauniera (Colle dei Morti)“ genießt den etwas zweifelhaften Ruf, dass sich seine Passstraße in Auflösung befände. Dem würde ich - zumindest was die Südauffahrt von Demonte aus betrifft - nicht widersprechen wollen. Die Strecke ist dennoch sowohl fahrerisch als auch punkto Landschaft jeden Kilometer wert! Mit jedem Kilometer werden die Hänge steiler, die Felsen schroffer. Kurve um Kurve zieht es die 600er Silver Wing dem Pass entgegen. Wir nähern uns stetig dem 1.840 m hohen „Colle di Caccia“, der als solcher allerdings leicht zu verpassen, da im Grunde ein Scheitel kaum vorhanden ist.

    Je höher wir kommen, umso mehr weichen die Bäume zurück und mit ihnen der Nebel. Sonne durchbricht den Dunst. Der Blick ist nun frei auf kantige, von kleinen Wolken umspielte Berggipfel, vereinzelte Schotterhänge und braun-grüne Almen. Das Teerband führt uns in ein Hochtal mit schönen, gut einsehbaren Kurven. Am „Colle Valcavera“ (2.421 m), von dem in Westrichtung die bis zum „Colle del Preit“ (2.083 m) führende „Maira-Stura-Kammstraße“ abzweigt, lasse ich den Motor der Siwi verstummen. Tiefe Einsamkeit umgibt uns hier oben und eine wunderbare Natur. Hier könnte man ewig verweilen, doch „der Berg ruft“. Wenige 100 m weiter kommt uns bergseitig ein Jeep entgegen. Meine Sozia entscheidet sich spontan abzusitzen und ein Stück zu Fuß zu gehen, während die Siwi im Schneckentempo daran vorbei kriecht. Tipp: nie in den Abgrund schauen! Kurz darauf stehen wir mit unserem Scooter auf dem Scheitel des „Colle Fauniera“ (2.481 m) und lassen unsere Blicke in eine unendliche Weite schweifen. Im Tal weiße Wolkenbänke. Ein echtes Traumpanorama.

    Auf der Passhöhe steht sogar ein Denkmal für den 2004 verstorbenen italienischen Radrennfahrer Marco Pantani; eine lebensgroße Statue, die „Il Pirata“ auf seinem Rad darstellt.

    Wir überwinden den „Colle del Vallonetto“ (2.447 m) und genießen am Rifugio Fauniera in der Herbstsonne ein leckeres Schinkenbrot.

    Auf der Abfahrt zum „Colle d’Esischie“ (2.370 m), der in einer markanten Einkerbung zwischen dem Rocce Ciarmetta (2.553 m) und dem Monte Pelvo (2.555 m) liegt, öffnet sich uns ein herrlicher Ausblick westwärts in den Talkessel des Marmoratals und die umgebenden Berge (Monte la Bianca 2.745 m, Becco Grande (2.775 m).

    Wo kann man schon mal ein Quartett solcher Passgiganten auf einen Streich erleben - noch dazu in solch einer grandiosen Landschaft?


    Wein und Haselnüsse

    Unsere Unterkunft ist umgeben von Haselnüssen, besser gesagt „Haselnussplantagen“, durch die sich die SP56 in weiten Schwüngen zieht. Entspanntes Dahingleiten ist angesagt. Je weiter wir nach Norden kommen, umso mehr weichen die Haselnusshaine dunkelgrünen Weinbergen, welche sich bis zum Horizont erstrecken. Im Herzen der Langhe, am Ufer des Tanaro, liegt das 700 Seelen Dorf Barbaresco (Barbaren-Dorf). Zeit für einen Cafè Crema. Direkt am Dorfeingang lassen wir uns in einem kleinen Cafe nieder. „Due Cafè Crema, per favore“. Ich staune nicht schlecht, als ich eine Tasse mit einer Art kaltem Pudding mit Kaffeegeschmack bekomme. Eigentlich hatte ich mir etwas Flüssigeres vorgestellt, aber ich muss zugeben, es schmeckt nicht einmal schlecht und ist - wie sich später herausstellt - eine italienische Spezialität für heiße Tage (Crema al Cafè). Ein kleiner „Höhepunkt“ im wahrsten Sinne des Wortes steht mir noch bevor. Der „Torre di Barbaresco“, von dem ich in 30 m Höhe einen atemberaubenden Panoramablick auf das UNESCO Weltkulturerbe, die Weinregion „Langhe-Monferrato“, genieße. Unter mir zieht der Tanaro durch das Tal und in der Ferne thronen malerische Örtchen auf den Hügeln.


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    Der Motor meiner Silver Wing erwacht mit einem sonoren Brummen zu neuem Leben. Es treibt uns weiter.

    Sanft geschwungene Weinberge mit schwer tragenden Reben, auf Hügeln thronende Burgruinen und (etwas) schneebedeckte Alpengipfel im Hintergrund - das Piemont gleicht hier einem Paradies auf Erden. Fast könnte man meinen, die Zeit stehe hier still, zwischen den malerischen Hügeln der „Bassa Langa“, wo der Wein angebaut wird, welcher diese Region so berühmt gemacht hat - „Barolo“. Da ist ein Besuch des gleichnamigen Örtchens natürlich ein Muss. Mit unserer Silver Wing haben wir in dem mittelalterlichen Ort keine Parkprobleme. Ein Bummel durch die schmalen, verträumten Gassen - wo gefühlt jeder 2. Laden eine Vinothek ist -, auf der Terrasse einer kleinen Bar eine „Tagliere di salumi e formaggi“ (Wurst- u. Käseplatte), dazu ein Glas dunkelroten Barolo (nicht weitersagen!), was will man mehr?!

    Ein kleiner Zwischenstopp in Monforte d’Alba - „Due espressi per favore“ - dann lasse ich einige Zeit die Gashand spielen, um schließlich am „Cimitero Comunale“, dem Friedhof von Dogliani, erneut abzubremsen. Der monumentale, neugotische Eingang aus dunkelroten Ziegelsteinen beeindruckt mit seinen schlanken, spitz auslaufenden Türmchen, die zum 20230917_160032.jpgHimmel emporstreben. Dem Erbauer der Toranlage brachten diese den Spitznamen „Gaudí der Langhe“ ein.

    Der Motor meiner Siwi hat noch nicht wieder seine Betriebstemperatur erreicht, da liegt vor uns schon die mächtige Kuppel der Pfarrkirche „Santi Quirico und Paolo“. Auf breit ausgebauter Strasse geht es von der Oberstadt Dogliani Castello hinunter zur Unterstadt Dogliani Borgo. (Michele Ferrero, der Vater des Nutella, wurde hier geboren) Ein Stück entlang des Flusses Rea, dann verlässt das Asphaltband den Ort. In schwungvollen, weit gezogenen Kurven ziehen wir erneut die Hügel hinauf. Meine 20 Jahre alte 600er Honda Silver Wing ist ganz in ihrem Element. Hinter Somano links abgebogen und wir sind zurück in der „Locanda dei Cacciatori“, wo wir von unseren Gastgebern Giusi und Paolo schon erwartet werden. Bei einer „Polenta con funghi e formaggio“ - und natürlich einem guten Glas Wein - lassen wir den Tag gemütlich ausklingen.

    Wie es weiter geht und Videos, GPX-Dateien und mehrere Bildergalerien findet ihr auf meiner Homepage. Viel Spass !!




    Südtirol mit seinen Gebirgspässen, kurvenreichen Bergstraßen und engen Kehren ist für Motorroller- und Motorradfahrer wie geschaffen. Eine einzigartige Berg- und Naturlandschaft und dazu ein kleines Gefühl von Freiheit.


    Penser Joch und Jaufenpass


    Kleine Nebenstrassen führen uns über Hafling, Vöran und Mölten am Südhang des Tschögglbergs entlang. Hoch über der Landeshauptstadt Bozen schwingen wir uns auf einer gut ausgebauten, aber verkehrsarmen, Panoramastrasse auf dem Hochplateau des Salten (1.100m) durch Wiesen und uralte Lärchenwälder.

    Vor uns weitet sich der Blick auf die einzigartige Bergkulisse der Dolomiten. Traumhaft! IMG_0069x6.JPGHinter dem Dorf Jenesien (die Wiege der Haflinger Pferde) biegt die SP99 in Richtung Bozen ab und das Navi fordert: links abbiegen! „Via Miramonti“ verkündet harmlos das Straßenschild, doch das steil abfallende Gässchen hat es in sich. Steil…steiler…immer steiler geht es hinab. Da meine 600er Honda Silver Wing keine Motorbremse hat, ist zwangsläufig Dauerbremsen angesagt, was wiederum meiner Hinterradbremse nicht besonders gefällt. Der linke Bremshebel lässt sich immer schwammiger betätigen. Unter meinem Helm entwickelt sich ein Feuchtbiotop. Ehe sich die Bremswirkung ganz verabschiedet erreichen wir die Sarntaler Staatsstrasse. Man muss auch mal Glück haben!

    Der Adrenalinspiegel sinkt und wir folgen den braunen Hinweisschildern Sarntal und Penser Joch. Direkt am Eingang des Sarntals erhebt sich auf einem mächtigen Porphyrfelsen hoch über der Talfer das mittelalterliche Schloss Runkelstein. Die Zufahrt in das lang gezogene Tal führt durch die enge „Sarner Schlucht“ und windet sich, gut ausgebaut, durch 17 (!) Tunnelröhren. Von Sarnthein führt die Strada Stratale 508 die ersten 20 Kilometer leicht ansteigend bis nach Weißenbach. Die Landschaft verändert sich stetig. Raue Bergspitzen fesseln den Blick, während sich die Straße durch das Hochtal mit seinen dunklen Wäldern und weiten Wiesen schlängelt. Der Kurvenspaß ist dabei genauso großartig wie die Aussichten. Die letzten 10 Km geht es mit einer Steigung von 8% bis 12% stetig bergan. Auf dem letzten Kilometer vor dem „Penser Joch“ wird es dann wieder flacher. Auf dem Joch in 2.211m Höhe erwartet uns eine Mondlandschaft. Verdorrtes Gras und kahler Fels, gelegentlich überzogen mit einigen braugrünen Flechten und Moosen. Kein Baum, kein Strauch. Eine Rast auf der Passhöhe ist dennoch ein Muss. Das Panorama reicht von hier oben über die Sarntaler Alpen bis weit in die Dolomiten hinein.20220907_131918.jpg

    Kurvenreich und in bester Hanglage, bei max. 10% Gefälle und mit nur wenigen Spitzkehren, führt die Route hinab ins Wipptal. Die Nordabfahrt ist so entspannt zu fahren, dass ich zwischendurch sogar mal einige Motorräder „jagen“ kann, ehe mich dann allerdings ein Baufahrzeug jäh ausbremst.

    Kurz vor dem mittelalterlichen Städtchen Sterzing windet sich die „Strada Statale 44 del Passo di Giovo“ durch Wälder und Almen dem nördlichsten inneritalienischen Alpenpass, dem „Jaufen“ (2.099m), entgegen. Für Sattelschlepper und Fahrzeuge mit Anhängern über 4,5 m Länge herrscht zwischen Gasteig und St. Leonhard Fahrverbot, dafür ziehen vor mir einige PKW-Fahrer die Passstrasse hinauf, denen - ihrer Fahrweise nach zu urteilen - der Angstschweiß aus dem Auspuffrohr tropft. Gefühlte „Stunden später“ legen wir auf der Passhöhe vor einem winzigen Gasthaus einen kurzen Fotostopp ein. Unter einem herrlich blauen Himmel genießen wir noch einmal die Aussicht auf die Südtiroler Bergwelt. Im Norden erheben sich die beeindruckenden Gipfel der Ötztaler Alpen, während im Süden die Bergspitzen der Sarntaler Alpen in den Himmel ragen.

    Auf der Südwestseite strebt das Teerband nun über 20 Km in weiten Bögen und immerhin 11 beeindruckenden Serpentinen hinab nach Sankt Leonhard. Der Straßenbelag ist gut; es gibt einige Engstellen, die meine Aufmerksamkeit fordern. Auf unserem weiteren Weg durch das Passeiertal, die Heimat des Tiroler Volkshelden Andreas Hofer, nach Meran, werden wir nun immer öfter von Weinreben, Obstplantagen und einer fast mediterrane Vegetation begleitet.


    Durch das Vinschgau ins Val Martello


    Wir genießen das Frühstück im kleinen Biergarten des Gasthofs Falkenstein. Weit geht der Blick hinunter ins Tal und die weiß „gezuckerten“ Berggipfel der Ortlergruppe in der Ferne. Ruhetag oder nicht, das ist die Frage, die sich relativ schnell klärt. Zum Nichtstun ist das Vinschgau einfach zu schön. Ein Blick auf die Karte genügt und das Ziel steht fest. Der Motor meiner Siwi gibt ein sonores Brummen von sich, als wir uns das enge Teerband durch die Weinberge hinab nach Naturns stürzen.

    In Goldrain verlassen wir die SS 38 und wenden uns südwärts. Zunächst flankieren Obstplantagen den Straßenrand, welche bald einem lichten Fichtenwald Platz machen.

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    Über uns thronen die Burgen Ober- und Untermontani. Die Räder rollen auf griffigem Asphalt, der uns über 23 km in den Nationalpark Stilfser Joch und die Ortlergruppe (3.905m) hineinführt. Steil ragen die Felswände am Eingang des „Val Martello“ auf. Zunächst ist das Tal recht breit; erste weitläufige Serpentinen lassen entspannten Fahrspaß aufkommen. Beidseits sattgrüne Almwiesen und vereinzelte Höfe. Ein Schild weist auf die Einkehr „Hermann`s Spelunke“ hin und neben uns gurgelt der Wildbach Plima. Immer wieder begleiten uns Erdbeerfelder. Wir sind im höchstgelegenen Tal Europas, in dem noch Erdbeeren angebaut werden; sogar eine Erdbeerkönigin gibt es hier.

    Hinter dem Dörfchen Gand verengt sich das Tal und steigt deutlich an. Lärchen und Zirben ziehen sich nun die Berghänge hoch. 6 knackige Spitzkehren vom Allerfeinsten erfordern volle Aufmerksamkeit. An der dahinter folgenden Engstelle türmt sich eine mächtige, in den 1950er Jahren errichtete, 83 m hohe Staumauer auf. Auf 1.850 m Meereshöhe spiegelt sich das blaugrüne Wasser des „Lago Gioveretto“ (Zufrittsee) in der Sonne, überragt von Furkel-, Zufallferner, Monte Cevedale & Co., allesamt Dreitausender.

    Die schmale Strasse zieht sich entlang des Sees dem Talende entgegen. Immer wieder erhaschen wir einige Blicke aufs Wasser. Noch einmal ziehen wir genüsslich einige enge Kehren hoch - Steigung 18% -, dann endet die Stichstraße in 2.100m Höhe auf einem Wanderparkplatz. Zwei Berggasthöfe laden zu einer Pause ein; allerdings nicht heute - Ruhetag!
    Mit einem leichten Grinsen im Gesicht geht es daher zurück - die Spitzkehren warten!!


    Weitere Infos, Bilder und Videos sowie gpx-Dateien siehe
    Homepage. Viel Spass :0018:

    Der Westen von Irland zählt zu den spektakulärsten Landschaften Europas. Der Ring of Kerry, die Cliffs of Moher, Moor- und Heideflächen. Schmale Teerspuren winden sich entlang der Küste, klettern über kleine Pässe und tauchen hinab zu traumhaften Buchten.

    Rotterdam - Hull - Holyhead - Dublin

    Das Navi sagt „Fähre fahren“. Autos, LKWs, Camper und eine handvoll Biker warten im Hafen von Rotterdam mit uns auf die Verladung. Die Motorräder dürfen zuerst in den weit geöffneten Schlund der Fähre einfahren. Gurte zum Verzurren der Maschinen liegen für uns bereit. Ich ergattere einen nagelneuen, gepolsterten Spanngurt und verzurre meine Siwi mit wenigen Handgriffen quer über die Sitzbank - fertig. Pünktlich um 19 Uhr legt die Fähre ab, die uns in 12 Stunden nach Hull, im Osten von England, bringen wird. Zeit genug für mich, auf dem Deck die gelb-rot im Meer versinkende Sonne zu genießen.

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    Ein erstes Guinness, ein erstes Kennenlernen der Mitfahrer/-in, dann verziehe ich mich in meine Kabine. Das Brummen der Schiffsmotoren und das Vibrieren der Koje sind gewöhnungsbedürftig, doch irgendwann schlafe ich tatsächlich ein.
    Frühstück gibt es am nächsten Morgen bereits um 6 Uhr. Ich wundere mich, dass ich alleine vor dem Speisesaal stehe. Ich habe die Uhr nicht umgestellt!! In England ist es eine Stunde früher. Der Tag fängt gut an.
    Gegen 9.00 Uhr rollen wir von Bord. Da uns die Fähre von England nach Irland den Zeitplan vorgibt, geht es von Hull aus 350 km über Schnellstraßen und Autobahnen zum Fährhafen Holyhead, von wo wir in 3 Stunden in die Hauptstadt der Republik Irland, Dublin, übersetzen. Während wir die erste Nacht in Irland im Hotel Academy Plaza verbringen, nächtigt meine Siwi im bewachten Parkhaus um die Ecke (weitere Hotels in Dublin findet man hier)

    Durch die Wicklow Mountains zum Rock of Cashel

    Wir verlassen Dublin unter einem strahlend blauen Himmel. Unser Guide lotst uns über quirlige Strassen aus der Stadt. Achtung: alle - wirklich alle ohne Ausnahme - fahren hier auf der falschen Straßenseite!!!

    Der Motor meiner Silver Wing hat kaum seine Betriebstemperatur erreicht, da tauchen wir in die Hügel der „Wicklow Mountains“ ein. In dieser Berglandschaft mit seinen kristallklaren Seen lässt sich der Alltagsstress schnell vergessen. Das schmale Teerband, das sich Strasse nennt, schlängelt sich durch weite Moorlandschaften. Wälder gibt es hier keine. Wir sind fast allein unterwegs. Zügig, doch entspannt schwingen wir südwärts. Gelegentlich müssen wir in die Eisen gehen, um einigen Schafen den Vortritt zu lassen.

    Dann zieht sich der Himmel immer mehr zu. Dunst und Nebel hängen über der grün-braunen Hochebene. Die Stimmung ist mystisch. Man fühlt sich zurückversetzt in eine Zeit, als hier Highlander die Gegend durchstreiften. Das Wetter wechselt zwischen bewölkt und regnerisch hin und her, um sich dann doch für Regen zu entscheiden. Es wird Zeit, die Gummipelle überzuziehen. Im Wassernebel bemerken wir kaum die Straßenkreuzung „Sally Gap“ (503 m), gälisch „Bearna Bhealach Sailearnáin“, einen der höchsten Pässe, wenn nicht überhaupt der höchste ;-) Pass Irlands.

    So schnell wie er gekommen ist, so schnell ist der Regen auch wieder vorbei.

    Die „Old Military Road“ leitet uns ins „Glenmacness Valley“. Die Briten bauten die Militärstraße durch die Wicklow Mountains, um nach dem Aufstand von 1798, irische Rebellen aufzuspüren. Am „Glenmacness Waterfall“, dessen Wasser hier 80 m über blanken Fels in die Tiefe rauscht, legen wir einen Stopp ein und genießen die Aussicht weit hinab ins Tal.

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    Wenige Kilometer weiter, im „Gleann Dá Loch“, dem Tal der zwei Seen, liegen die Ruinen von Irlands berühmtester Klostersiedlung „Glendalough“. In voller Motorradmontur stapfen wir über die Green Road, einen alten Pilgerpfad, durch Wälder, die hier und da einen Blick auf den „Lower Lake“ freigeben. Dann ragt plötzlich der markante Rundturm vor uns 33m in die Höhe, das Wahrzeichen von Glendalough. Das vom heiligen Kevin gegründete Kloster gehört zu den ältesten christlichen Überresten in Europa. Von der einstigen Siedlung sind neben dem Rundturm nur noch die Ruinen einer Kapelle - St. Kevin’s Kitchen - sowie eines Priesterhauses erhalten geblieben, allerdings verleihen die unzähligen Steinkreuze dem Ort eine ganz besondere Stimmung.
    Am späten Nachmittag erreichen wir die idyllische Stadt Cashel. Der Ort wird überragt von einer riesigen Burg, dem „Rock of Cashel“. Die Festungsanlage, einst Krönungsstätte von Königen und Sitz von Bischöfen, thront majestätisch auf einem Felsen, den nach einer Legende der Teufel ausgespuckt hat; auch als Sitz von Feen und Geistern wurde sie vor Jahrhunderten verehrt. Von hier oben eröffnet sich uns ein herrlicher Blick über die gesamte Umgebung. a_20220624_173303.jpg
    Am Abend lasse ich mir im Pub unserer Unterkunft das traditionelle Eintopfgericht Irlands schmecken: Irish Stew (Stobhach Gaelach) aus Hammel- oder Lammfleisch, Kartoffeln, Zwiebeln und Petersilie. Einfach nur lecker!

    Bildergalerie, Videos und GPS-Tracks auf meiner Homepage >>> Viel Spass :-)

    Diesmal geht es in die Pyrenäen, ein rund 430 km langes Grenzgebirge zwischen Frankreich und Spanien. Mit Gipfeln bis fast 4.000 m ist es ein Hochgebirge, das sich wie eine natürliche Grenze vom Mittelmeer bis zum Atlantik erstreckt. Es lohnt sich für Motorrollerfahrer, diesem im Vergleich zu den Alpen relativ gering besuchten Gebirge einen Besuch abzustatten. Man wird belohnt mit unzähligen, kurvigen Gebirgssträßchen und einer grandiosen Landschaft.
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    Auf Grund der langen Anreise haben wir – 6 Silverwinger und ein Burgifahrer - beschlossen, die 1. Etappe mit dem Autozug zu bestreiten. Bei leichtem Nieselregen werden unsere Roller in Kornwestheim auf den Autoreisezug verladen und gegen 22.00 Uhr geht es unserem Ziel Narbonne / Frankreich entgegen. Uwe spendiert zur Feier des Tages noch eine Flasche Wein. Anschliessend hauen wir uns in die schmalen Kojen. Der Wein macht schläfrig und das gleichmässige Rattern des Zuges tut sein übriges. Weiterlesen >>>


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    Der Pfälzerwald ist dicht, blickdicht. Die meiste Zeit zieht man bergauf oder wedelt bergab, ohne jegliche Ausblicke. Nur selten ergibt sich eine Lücke zwischen den Bäumen, und dann lassen sich entweder noch mehr Bäume erblicken oder es taucht eine Burgruine auf. Die höchste Erhebung des Pfälzerwalds - die Kalmit - bringt es auch nur auf 673 Meter und 30 Zentimeter Höhe, was soll da schon drin sein ;-) ?


    Gemütlich geht es entlang kleiner Dörfer wie Sarnstall und Rinnthal durchs Trifelsland. In Annweiler machen wir einen kleinen Umweg und ich treibe meine Honda Silver Wing 600 hoch hinauf zur Reichsburg Trifels. Ihr Name lässt schon erahnen, dass diese in 494m Höhe 1trifels1.jpgauf drei Sandsteinfelsen des Sonnenbergs thront. Zur Stauferzeit war die Burg Aufbewahrungsort für die Reichskleinodien Krone, Zepter, Reichsapfel, Schwert und Lanze. Sie war zugleich Reichsgefängnis, dessen prominentester Gefangener Richard Löwenherz war. Ganz in der Nähe der Festung erhebt sich der Rehberg (577m) aus dem hell-dunklem Grün der umliegenden Wälder. Zurück aus dem Mittelalter nehmen wir die berühmt-berüchtigte B48 im Wellbachtal unter die Räder. In über 20 traumhaften Kurven auf 13 Kilometern geht es in herrlichen Kurvenkombinationen hinauf Richtung Johanniskreuz. Das Tal wird mit zunehmender Höhe immer enger. Schilder weisen deutlich auf

    Geschwindigkeitsbeschränkungen hin, die auch von der Rennleitung kontrolliert werden. Wenn man nicht zu Fuß heimwärts gehen will, würde man auf Pfälzisch jetzt sagen: Uffbasse!


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    Am bekannten Bikertreff „Johanniskreuz“, mitten im Herzen des Pfälzerwalds, ist am frühen Morgen noch nicht viel los. Im Biergarten, gleich am Straßenrand, bleibt daher genug Zeit für zwei Cappuccini, ehe wir in das dunkle Grün des Elmsteiner Tals eintauchen. Hinter der gleichnamigen Gemeinde kommen wir auf die Hauptstrecke des Tales und sofort beginnt die Kurvenpracht. Rechts, links, rechts links... schwingen wir hier schnell hintereinander und in flottem Tempo auf einem der schönsten Abschnitte der Strecke den Speyerbach und an der Bahnlinie des historischen Kuckucksbähnels entlang. Eine fantastische Motorradstrecke unterhalb der Ruinen der mittelalterlichen Burgen Elmstein, Breitenstein, Erfenstein und Spangenberg


    Rebensaft und Flammkuchen

    Wenn in jedem Ort ein Weinfest lockt, die Straußenwirtschaften in den malerischen Orten ihre Pforten öffnen, dann hat man die „Deutsche Weinstrasse“ erreicht. Ein Rebenmeer an den Hängen. Weinstöcke die dicke Trauben tragen, stehen links und rechts der Strasse Spalier. Darin eingebettet, wie an einer Perlenschnur aufgereiht, romantische Winzerörtchen mit bunt geschmückten Fachwerkbauten. Hier würden wir gerne einen Schoppen genießen.1neustadt.jpg

    Doch halt, der beinhaltet beachtliche 0,5 Liter Rebensaft, womit schnell für beste Stimmung gesorgt sein dürfte und das bei nur zwei Rädern unter`m Hintern. So bleibt es bei einem alkoholfreiem Weizen für mich und einem kleinen Weisburgunder für die beste Sozia der Welt. Dazu einen herzhaften elsässischen Flammkuchen mit Speck und Zwiebeln mit Blick auf den historischen Marktplatz von Neustadt an der Weinstrasse. Eine Straßenmusikantin spielt vor dem Brunnen französische Chansons; so lässt sich das leben genießen.

    Gestärkt an Leib und Seele muss ein Abstecher zum Hambacher Schloss, der Wiege der deutschen Demokratie, einfach sein. Im Mai 1832 wehte hier zum ersten Mal die schwarz-rot-goldene Fahne auf dem Kastanienberg.

    3neustadt2.jpgVon Maikammer bietet sich uns eine kleine Schleife auf schmalem Asphalt durch den Pfälzerwald an. Die Kalmithöhenstraße führt uns durch die Haardt, einen 90 Km langen Höhenzug, auf den Gipfel der Kalmit (673m), den höchsten Berg der Region, der eine gute Aussicht in die rund 500 m tiefer gelegene Oberrheinische Tiefebene bietet. Wir nehmen ein Stück der „Totenkopfstrasse“ unter die Räder und stoßen in St. Martin wieder auf die Weinstrasse. Mächtige Burgen und Burgruinen wechseln sich nun ab mit schmucken Weinörtchen. In Bad Bergzabern liegt das imposante, rund 500 Jahre alte Schloss sogar inmitten der Stadt. In ihm residierten einst die Herzöge von Pfalz-Zweibrücken.

    Eigentlich endet hier unsere Tour. Oder doch nicht? Es ist schließlich nicht mehr weit nach Frankreich und dem Parc naturel régional des Vosges du Nord. Weiterlesen >>>

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    Flusslandschaften und starke Mauern

    Entspannt gleiten wir über die „Neunkirchener Höhe“, mit 605m der höchste Berg des Vorderen Odenwalds. Die als Nibelungenstraße bekannte B47 führt uns mit einigen knackigen Kurven entlang der Südflanke des Schenkensbergs, vorbei an der Bismarckwarte und Burg Lindenfels. Wir erreichen Hirschhorn, die „Perle des Neckars“. Umgeben von trutzigen Stadtmauern schmiegen sich die alten Fachwerkhäuser an den Berg. Die Burgenstraße folgt dem Neckartal und wir den Windungen des Flusses.

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    In Gundelsheim, einst Sitz der Deutschordensritter, wenden wir uns gen Osten. Wald und Weinberge begleiten uns ins Tal der Brettach, einem Nebenfluss des Kochers. Obstbaumwiesen bedecken nun die Hänge. Auf einem Bergsporn erhebt sich Burg Maienfels. 30 km gibt der Fluss die Richtung vor, dann tauchen wir ins Herz des niederbayerischen Hügellandes ein. Die Rott ist fortan unsere Begleiterin. Zahlreiche alte Mühlen und Sägewerke prägen die Tallandschaft. Die gut ausgebaute B 19 entlang des Kochers lädt dazu ein „Strecke zu machen“. Zügig geht es zwischen Frickendorfer Höhe und Limpurger Berge entlang.

    Schloss Untergröningen, Schloss Hohenstadt und die Marienburg Niederalfingen hoch über dem Kochertal schauen auf uns herab.


    Zwischen Altmühl und Jurafelsen

    In Altendorf, wo sich die Gailach in die Altmühl ergießt, treffen wir auf eine sanfte Auenlandschaft, durch die sich die Altmühl in weiten Schleifen windet. Das Altmühltal gilt immer noch als der Geheimtipp für Tourenfahrer. Dem Lauf des Flusses folgend geht es entlang begrünter Hänge, aus denen sich die charakteristischen grauweißen Dolomitfelsen erheben. Fahrerisches Können ist hier weniger gefragt, als einfach die Lust am Genießen.

    Historische Städtchen wie Eichstätt und Kipfenberg, sowie Burgen und Burgruinen, die auf waldigen Höhen wachen, begleiten uns. Die gut ausgebaute Landstraße mit ihren weiten Schleifen und Kehren lässt sich zügig fahren. In Kipfenberg schrammen wir dicht am geographischen Mittelpunkt Bayerns vorbei.

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    Die erste Begegnung mit der Donau machen wir im Hopfenland Hallertau in der Nähe von Neustadt. „Wollt ihr mitfahren, sonst mache ich Mittagspause?!“, so der

    Der Tag endet im Biergarten bei Zwiebelrostbraten mit Dunkelbiersoße, Röstzwiebeln und Bratkartoffeln, dazu ein Helles (oder auch zwei) - so kann man es aushalten!

    Der Tag endet im Biergarten bei Zwiebelrostbraten mit Dunkelbiersoße, Röstzwiebeln und Bratkartoffeln, dazu ein Helles (oder auch zwei) - so kann man es aushalten!

    Bayrisches Sauwetter

    Ein Blick aus dem Fenster genügt, um zu wissen: der Tag ist nicht unser. Es regnet Bindfäden und keine Besserung in Sicht. Unseren Plan, Passau anzufahren, können wir getrost vergessen. Also die „Gummipelle“ übergezogen, im Navi eingestellt „Inzell, kürzeste Strecke“ und aufgesattelt. Irgendwann hat der Himmel dann doch ein Einsehen und am späten Nachmittag können wir dann sogar einen phantastischen Regenbogen vor eindrucksvoller Bergkulisse bewundern. Dafür sieht meine 600er Silver Wing jetzt aus „wie Sau“.

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    Rossfeld Panoramastrasse - dem Himmel so nah

    Das Wetter meint es gut mit uns, als wir die Motoren von Michaels Honda NC 750X und meiner Honda Silver Wing FJS 600 starten. Etwas kühl, nur leicht bewölkt. Ideal zum Touren auf der „Deutschen Alpenstrasse“. Hinter Bad Reichenhall geht es in herrlichen Rechts-Links-Kombinationen zur Rossfeld Panoramastrasse hinauf. Meiner Siwi merkt man ihr Alter von 17 Jahren nicht an, kraftvoll hängt sie am Gas. Die Fahrt über Deutschlands höchstgelegene Alpenstrasse ist ein Erlebnis. Die Strasse zieht sich in einer Mischung aus extremen Steigungen und wunderbaren Fernblicken auf 1.540m hinauf. Näher kommen Scooteristen

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    dem Himmel auf keiner anderen (öffentlichen) Straße in Deutschland. Vom Scheitelpunkt, einem teilweise auf österreichischem Gebiet liegenden Hochplateau, bietet sich uns ein atemberaubender Rundblick auf das gewaltige Bergmassiv des Hohen Göll (2.523), auf den Kehlstein (1.881), das Tennen- und Dachsteingebirge (2.995), den Berchtesgadener Hochthron (1.973), sowie das Salzburger und Berchtesgadener Land >>> weiterlesen

    Die Toskana - pittoreske Landschaften und berauschende Gerüche. Einsame Dörfer auf sanften Hügeln, tiefgrüne Zypressen entlang endloser, welliger Straßen und prächtige Kurven ohne Ende.


    Leichter Dunst liegt über den umliegenden Weinbergen, als der Motor meiner Honda Silver Wing FJS 600 zum Leben erwacht. Kleine Wäldchen, Felder mit schwerer roter Erde, Viehweiden und Bauernhöfe huschen vorbei. Herrliche Kurvenreigen begeistern inmitten einer flachen und sanft gewellten Landschaft. Gerade richtig in Schwung gekommen, schon liegt es vor uns - San Gimignano, das „Manhattan der Toskana“, die „Stadt der Türme“. Ursprünglich gab es 72 dieser mittelalterlichen „Wolkenkratzer“. Die Adelsfamilien der Stadt demonstrierten damals ihre Macht durch die Höhe der jeweiligen Wohntürme, jeder wollte den allerhöchsten bewohnen. Oft unbequem und meistens wenig luxuriös war die Aussicht von dort oben sicher beeindruckend. Es wurde allerdings wohl mit der Statik etwas geschludert; heute streben nur noch 13 dieser Geschlechtertürme unversehrt dem Himmel entgegen. Hier scheint die Zeit praktisch im 16. Jahrhundert stehen geblieben zu sein.

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    Ein Grund ist, dass der historische Stadtkern sogar zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Gemütlich schlendert die beste Sozia der Welt mit mir eine Runde durch die engen Gassen, ehe die Tagestouristen sich über den Ort hermachen.Das schwarze Teerband der SP5 geleitet uns weiter südwärts. Schmale, hoch aufragende Zypressenalleen führen auf malerischen Hügelketten zu einsamen Gehöften, sanft abfallende Weinberge gehen in knorrige, silbergraue Olivenhaine über, dunkle Wälder wechseln sich mit hellroten Mohnfeldern ab. Der Duft von Ginster und Rosmarin schleicht sich unter das weit geöffnete Visier. Schon von weitem erblicken wir die Burganlage von Monteriggioni. Von Weinbergen umgeben, erhebt sie sich aus der Ebene. Als wäre er gerade erst dem Mittelalter entsprungen, liegt der Ort auf dem Hügel des Monte Ala. 14 Wehrtürme, 570 Meter Stadtmauer sowie kaum mehr als lenkerbreite Tore beschützten das winzige Wehrdorf perfekt vor dem Ansturm von Autos und Reisebussen. Ein Hauch längst vergangener Tage schwebt durch die Gassen. Die mit Kopfstein gepflasterte Piazza, um die sich eine romanische Kirche, einige Handwerkerläden, kleine Geschäfte und Restaurants gruppieren, lädt unwiderstehlich zu einem Espresso und einem Prosecco (für die beste Sozia der Welt) ein. Dazu etwas pane, pecorino toscano e prosciutto - das Leben kann so schön sein :-).

    Irgendwann müssen wir dann doch weiter. Der Strada Regionale 68 folgend erhebt sich am Horizont auf einem Tuffsteinplateau die IMG_0018.JPGSilhouette der Alabasterstadt Volterra, vor deren Stadtmauern meine Siwi erneut zum Stillstand kommt. Durch die „Porta all’ Arco“, ein altes etruskisches Stadttor, gelangen wir zur Piazza dei Priori, die von einem festungsartigen Palazzo beherrscht wird. Kleine Geschäfte haben ihre Türen geöffnet und bieten Lederwaren, Keramik, Olivenöl, Käse und kitschige Souvenirs an. Aus den „Alimentari“, den kleinen Lebensmittelgeschäften mit kiloschweren Schinkenkeulen, die von der Decke baumeln, strömt ein verführerischer Duft. Der Rundgang durch die grob gepflasterten Gassen ist in voller Motorradkluft doch recht beschwerlich. Erste Schweißtropfen bahnen sich ihren Weg. Nach einem traumhaft guten Panini geht es erneut ins Kurvenparadies. Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt. Abgesackte Straßenränder, Löcher und Risse im Asphalt sorgen zusammen mit der tief stehenden Sonne auf den Nebenstrecken immer wieder unangenehme Überraschungen. Da macht „auf Sicht fahren“ gelegentlich Sinn. Tipp: unbedingt die Warnschilder beachten. Sie sagen nicht, wann das Schlagloch kommt, aber es kommt auf jeden Fall!


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    Die Sonne überzieht die Wolken am morgendlichen Himmel mit einem rötlichen Schimmer. Unser Ziel sind die sanften Hügel des Chianti-Gebiets zwischen Florenz und Siena mit ihren malerischen Weingütern. Wir wedeln an Montaione, Castelfiorentino und Montespertoli vorbei und schon liegt ein atemberaubendes Panorama vor uns, der „Piazzale Michelangelo“, der Balkon von Florenz. Von diesem Platz hat man einen der schönsten Ausblicke hinunter auf Florenz und den Arno. Im Glanz der Morgensonne liegen das Forte Belvedere, die Kirche Santa Croce, die berühmte Ponte Vecchio, der mächtige Dom und der Palazzo Vecchio vor uns. Atemberaubend! Da sieht man dann gerne über die zahlreichen Souvenirhändler und Touristengruppen aus Fernost hinweg.

    Die Via Chiantigiana (SR 222), eine der landschaftlich schönsten Panoramastraßen Italiens, führt uns direkt hinter Florenz in die faszinierende Welt eines der größten Weinanbaugebiete Südeuropas. Sanfte Hügelketten, Weinberge bis zum Horizont aber auch kleine Wälder, Olivenhaine und weite Felder prägen das Chianti. Eine Landschaft wie im Bilderbuch. Dicht beieinander stehen trutzige Kastelle und von mächtigen Stadtmauern geschützte Dörfer. Sie zeugen von der Zeit, in der die Herren von Florenz und Siena hier ihre Machtkämpfe IMG_0006.JPGausfochten. Die Weinorte reihen sich wie an einer Perlenkette aneinander. Die Straße erklimmt einen Hügel nach dem anderen; Kehre reiht sich an Kehre. In Greve in Chianti verführt uns das Ristorante La Cantina an der Piazza Trento zu einem Halt, der sich als kulinarischer Geheimtipp herausstellen sollte. Das Örtchen Radda - eines der drei Gründungsmitglieder des Kriegsbündnisses namens “Chianti” - lockt mit seinem historischen Kern am späten Nachmittag zu einem Spaziergang. Dazu einen Cappuccino an der Piazza Ferrucci und dem geschäftigen Treiben zuschauen, was will man mehr (außer vielleicht noch ein Gelato ;-).


    Reiseinfos, Tourdaten (gpx) und weitere Bilder findet ihr auf meiner HP. Viel Spass :-)

    Im sonnigen Süden Frankreichs befindet sich die Côte d´Azur, die französische Riviera. Hier kann man nicht nur auf den Spuren der Schönen und Reichen wandeln, sondern auch richtig gut Motorroller fahren. Verlässt man die Küste, gelangt man auf kurvenreichen Strecken direkt in das hügelige Hinterland.


    Wir erobern zuerst einmal den Col de l’Espinouse, der mit seinen 828 Höhenmetern allerdings nur ein kleiner Hügel zum Warmfahren ist. Der Pass überquert den Nordost-Zipfel des Plateau de Valensole, dessen Lavendelfelder zu dieser Jahreszeit bereits abgeerntet sind. In Moustiers-Sainte-Marie, einem provenzalischen Bergdorf, ist der erste Cafè au Lait des Tages angesagt. Wir queren den Verdon, dessen türkisfarbenes Wasser sich unweit des Orts durch hohe Felsen in einen der schönsten (Stau-)Seen Südfrankreichs, den türkisfarbenen Lac de Sainte-Croix, ergießt. Ein kurzes Stück gleitet unsere Honda Silver Wing FJS 600 am Seeufer entlang, dann führt uns die D19 abseits der Touristenstrassen nach Aiguines, oberhalb des Lac de St. Croix, am Ausgang des „Grand Canyon du Verdon“. Das Dorf bietet einen hervorragenden Überblick über den See und wird geprägt von dem gleichnamigen Renaissanceschloss.


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    Was folgt ist eine Reise durch eine mediterrane Landschaft, deren Schönheit durch die Herbstsonne der Provence besonders zur Geltung kommt. Ende September herrscht hier wochentags fast kein Ausflugsverkehr. Ein kleiner “Hüpfer” über den Col de la Grange (619m), dann passieren wir schon das Tal der Argens mit seinen Weinbergen und Landschaften aus rosa Sandstein, Korkeichen und Schirmkiefern. Der Col de Vignon (319m), ein kleiner Pass im Hinterland der Côte d’Azur, ist schnell überwunden. Wie immer in dieser Gegend punkten die kleinen Pässe vor allem mit dem, was die quirlige Küste nicht bietet: einsame Straßen, malerische Dörfer und Zweiradidylle. Wer hier Gas gibt, ist selber schuld.

    Wir machen einen kleinen Abstecher zum Lagunenort Port Grimaud. Der im Jahre 1966 künstlich erbaute Hafen wird oft auch als das Venedig am Mittelmeer bezeichnet und ist Anziehungspunkt für jährlich abertausende Besucher. Die Einfahrt in den Hafen selber wird allerdings nur Anlegern gewährt. Der Vergleich mit Venedig ist gewagt und der Tourismus allgegenwärtig. Mein Fazit: darauf kann man gerne verzichten.

    Der Motor der Silver Wing erwacht erneut mit sonorem Klang zum Leben. Wir umrunden den Golfe de St-Tropez und wenige Minuten später fahren wir in den kleinen Hafenort und „Wiege des internationalen Jet-Sets“, Saint-Tropez, ein. Im Gegensatz zu den Pkws, welche sich langsam durch die engen Gassen schieben, habe ich mit meiner Siwi keine Parkplatzprobleme. Im Gegenteil; direkt an der Hafenpromenade sind Parkplätze für Motorräder und Motorroller reserviert und so klappe ich den Ständer der Honda direkt unter den Augen der wartenden „Flics“ (frei übersetzt „Bullen“) aus. Weiterlesen >>>20190925_152437.jpg

    Eine der schönsten Strecken der französischen Seealpen/Region Provence-Alpes-Cote d`Azur ist jene von Jausiers Richtung Süden durch den Parc National du Mercantour bis Saint-Etienne-de-Tinée, auf der man gleich mehrere Pässe überquert. Dabei sollte man den sich anschließenden Col de la Lombarde und den Colle della Maddalena/Italien keinesfalls links liegenlassen.


    Entspannt gleiten wir an Europas größtem Stausee, dem „Lac de Serre-Poncon“, vorbei. An seinen Ufern verläuft eine malerische Strasse, die ihn fast umrundet und immer wieder romantische Aussichten auf kleine Buchten und das türkisblaue Wasser erlaubt. Die Berge im Hintergrund ergänzen das malerische Bild.

    Der Anstieg zum Col de la Bonette (2.715 m) - „Dach der Alpen“ genannt - beginnt in Jausiers. Fast 50 km lang ist die Passstrasse, die vor uns liegt. Zunächst schwingen wir noch durch ein paar Wiesen, auf denen friedliche Schafe grasen. Meine Honda Silver Wing FJS 600 ist hier ganz in ihrem Element, wovon der satte Klang des Motors zeugt. Schnell verschwinden jedoch die grünen Berghänge und machen grauem, zerfurchtem Fels Platz. Kurvenreich windet sich die Straße das enger werdende Tal hinauf. Vorbei an den Überresten der „Casernes de Restefond“, einer alten Festungsanlage auf 2.600 m Höhe, geht es aufwärts. Der Zustand der Strasse wechselt von breit nach schmal, von gut ausgebaut nach Buckelpiste >>> weiterlesen


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    Die Mittelgebirge der Franche-Comté sind ein relativ unbekanntes Motorrollerparadies. Mittelalterliche Ortschaften und Bauernhäuser mit den typischen Tuyé-Kaminen des Haut-Doubs, malerische Abteien, zerklüftete Täler, dunkle Wälder, karge Hochflächen, smaragdgrüne Seen und Wiesen mit gefleckten Kühen prägen die Landschaft.


    Franche-Comté - nie gehört, ehrlich gesagt. Ein schneller Blick ins weltweite Netz verschafft mir Klarheit. Eine Region im Osten Frankreichs, direkt an der Schweizer Grenze. Die beste Sozia der Welt und ich nehmen Quartier in der Auberge des 3 ponts im Tal der Cusance. Der Cusancin, der den beiden großen Quellen Source Noire („Schwarze Quelle“) und Source Bleue („Blaue Quelle“) entspringt, hat ein 150m tiefes Tal in die Karstplateaus gegraben. Es ist recht einsam hier. 69 Einwohner, ein paar vereinzelte Bauernhöfe, mehr nicht. In der stockdunklen Nacht beginnt ein Hofhund zu „singen“. Klingt wie Wolfsgeheul, unheimlich!

    Zum Start in den neuen Tag gibt es - echt französisch - knuspriges Baguette, Croissant, Hartkäse: Comté und starken Kaffee, dann schwingen wir uns entlang des kleinen Flusses durch das „Vallée du Cusance“. Kein Verkehr, gelegentlich ein Traktor, ansonsten Ruhe, Sonnenschein und der Duft nach frisch gemähtem Gras - wunderbar!

    In Baumes-les-Dames stoßen wir erstmals auf den Doubs. Insgesamt 453 km lang, sind Quelle und Mündung des Flusses jedoch nur 90 km voneinander entfernt.

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    Entlang des „Canal du Rhône au Rhin“ (Rhein-Rhone-Kanal) und dem Ufer des Doubs touren wir westwärts und plötzlich haben wir aus dem lichten Wald heraus einen umwerfenden Blick auf die befestigte Altstadt von Besançon. Die Hauptstadt der Region Franche-Comté liegt in einer Schleife des Doubs und wird überragt von einem mächtigen Bollwerk des Festungsbaumeisters Vauban. Da eine Siwi keine Parkplatzprobleme kennt, stellen wir sie mitten in der Stadt, die weltberühmt für die Herstellung von präzisen und teuren Uhren ist, ab. Wir bummeln gemächlich durch die Strassen und genießen das französische Flair mit allen Sinnen gemäß dem Motto: "vivre le temps” - genieße die Zeit. Ein Grand café gehört da natürlich dazu. a_IMG_0022_1.jpg

    Nach einem entspannten Ritt über schmale Departementstrassen, die sich wie ein Spinnennetz durch die Landschaft ziehen, machen wir einen kurzen Fotostopp am mächtigen Château de Cléron, am Südufer der Loue. Das Schloss mit seinem hohen Bergfried und vier Ecktürmen bildet mit einer gotischen Kirche aus dem 14. Jahrhundert und einer Steinbogenbrücke, welche die Loue überspannt, ein beeindruckendes Ensemble >>> weiterlesen










     
     


     
     


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    Der wilde Süden der Toskana ist immer noch so etwas wie ein Geheimtipp. Weite Ebenen wechseln sich mit sanften grünen Hügeln und dichten Pinienhainen ab. Mittelalterliche Stadtfestungen sitzen auf kleinen Hügelkuppen. Wälder, in denen Wildschweine und Wölfe leben. Sand- und Felsstrände, türkisblauem Meer und heißes Schwefelwasser, das aus Felsen sprudelt. Knallroter Klatschmohn, gelb leuchtender Ginster und wild wuchernde Macchia säumen die Straßenränder >>> weiterlesen


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