Ösiland Ost & Kultur

  • aug' in aug' mit dracula



    fu.k o'clock in the morning.
    welcher depp hat den wecker auf vier gestellt? ich.
    es ist dunkel, die zeit ist lebensfeindlich, packen, kaffee trinken, anziehen, es ist 5:08 als ich auf dem mopped sitze.
    ich habe nur zwei kilometer bis zur autobahn münchen-salzburg, es geht gleich zügig los.
    an der übernächsten ausfahrt fahre ich ab. schlage den weg nach traunstein ein, zur werkstatt.
    dort steht mein auto.


    es ist kalt, dunkel, unerfreulich und der wetterbericht ist oberübel. ich werde mich umziehen und mit der dose nach wien fahren. da ich in's museum will ist das auch viel praktischer und bequemer.
    aber über knappenfeld nach traunstein, das ist kurvig, scheinbar weckt das die lebensgeister, ich lasse die werkstatt links liegen und schlage den weg nach waging ein. in laufen hat schon eine bäckerei geöffnet, ein cappucchino, eine croissant und wech.
    vom stadtplatz in laufen führt eine wunderschöne brücke über die salzach, auf der anderen seite bin ich schon in östereich.
    vier fade kilometer und das karussel hoch zur kaiserbuche geht los. im unteren teil die reine achterbahn, oben flüssiger.
    an der kaiserbuche angekommen geniesse ich zum ich weiß nicht wievielten male den blick über das salzburger land.
    hügelige voralpen, die berge, seen, weite.
    was für ein ort.


    auf landstrassen richtung salzburgring, weiter zum mondsee. ein stück autobahn richtung linz.
    westlich von linz an die donau. ich liebe es, am wasser zu sitzen, schiffe zu sehen.
    und frage mich immer, woher die kommen, wohin sie fahren.


    an linz vorbei nach süden, dann wieder ein stück autobahn richtung wien.
    ich bin verwöhnt, die landschaft gefällt mir nicht sonderlich.
    bei ybbs fahre ich ab, halte mich richtung süden. ca. 15km langweilige bundesstraße, dann biege ich ab, auf die erste gelb eingezeichnete strasse. hügelig, kurvig, versysland. die leichtigkeit des seins.
    plankenstein, das schild zur burg sehe ich zufällig, eine starke bremsung, abbiegen, auf gut glück den berg hinauf. wunderschöne kurvenkombinationen.
    und dann die burg. nicht groß. nicht toll restauriert. aber im burghof ein biergarten, man sitzt im freien oder unter arkaden oder im gewölbe.
    sehr urig.
    sogar mit übernachtungsmöglichkeit. muss ich mir merken.


    danach lasse ich mich treiben.


    im viereck zwischen semmerring, admont, kalte kuchl und steyr lassen sich unzählige schöne routen finden.
    kein hochgebirge, aber malerische täler, felsige schluchten, niedrige pässe, landschaftlich und fahrerisch enorm abwechslungsreich.
    teils trifft man keine menschenseele, in der nähe des motorradtreffs kalte kuchl ist dann schon mehr los.
    eigentlich habe ich nicht mehr weit, ich will nach wiener neustadt, 50km südlich von wien. aber ich fahre einen umweg durch's höllental - das für motorradfahrer eigentlich himmeltal heißen müßte.
    ein genuß in jeder beziehung. und wenn ich schon mal da bin, dann auch noch schnell auf die preiner gescheid.
    dann endlich gebe ich ruh, 12 stunden unterwegs, das ist lange genug.


    samstag fahre ich nur ein wenig spazieren, geniesse die merkwürdige landschaft.
    das freie, topfebene steinfeld. ein teil davon gegen die winderosion unter maria theresia mit föhren bepflanzt. dahinter hohe berge, rax, schneeberg, hohe wand.


    die ausläufer des rosaliengebirges. das schloß frohsdorf. kommt in einem roman von john irving vor. die welt ist klein.


    nachmittags regnet es, ich fahre trotzdem über den kamm des rosaliengebirges, nach forchtenstein.
    über dem ort die gleichnamige burg, einer der stammsitze des fürstengeschlechts esterhazy.
    bestens erhalten, bestens geführt.
    die führung fällt aus, keine touris da. keiner außer mir.
    schade, das zeughaus hätte ich gerne gesehen. die kuriositätensammlung soll auch ihresgleichen suchen.
    ohne führer darf man nur in die ahnengalerie. 14 wunderschöne räume. die gemälde finde ich langweilig. aber es ist alles mögliche zu sehen, von möbeln aus purem silber über beute aus den türkenkriegen bis hin zu urkunden und sehr alten jagdwaffen.


    adelgeschlechter, das waren ja anfangs teils nur banden- und stammesführer.
    wie konnten die ihren anspruch auf macht legitimieren, mit welchem recht hatten die das recht zu herrschen?
    die frage wurde nicht gestellt, stellte sich natürlich trotzdem.
    es gab eine einfache lösung: "das war schon immer so!"


    man legte sich einen stammbau zu. ließ die ahnen von hofmalern lebensgroß malen und hängte sich das auf. und damit man ein adelsgeschlecht war, dass "schon immer" macht hatte, mußte halt ein guter teil des stammbaumes schlicht und ergreifend erfunden werden.
    dabei wichtig: ganz wichtige vorfahren haben.


    so findet sich im stammbaum der esterhazys neben dem hunnenkönig attila und füllvorfahren für paar fehlende jahrhunderte auch vlad tepes.
    vlad der pfähler. er hat, so heißt es, eine ganze türkische armee auf pfählen aufspiessen lassen, die nachrückenden türken ritten angeblich durch einen wald von leichen.
    rauhe sitten im grenzland.


    aus dem blutrünstigen vlad, der nicht blutrünstiger war, als andere in diesen zeiten voller gemetzel an der grenze zum reich der osmanen in transsylvanien, im heitigen rumänien, wurde später die figur des dracula.
    auf dem gemälde sieht er anders aus als chrostopher lee. aber auch nicht gerade wie ein meßdiener....



    am sonntag fahre ich morgens auf der südautobahn nach wien.
    wien ist für ortsfremde ein dschungel, mit navi kein problem.
    ich will ins heeresgeschichtliche museeum.
    das ist in einenm teil der hofburg untergebracht, das war der sitz des kaisers.


    das museum ist sehr groß und in sehr schönen historischen räumen von beeindruckender schlichtheit außen und prunk und eleganz innen.


    es beginnt mit der zeit der türkenkriege.
    türkenkriege, das klingt komisch, die türkei ist heute weit weg und östtereich nicht gerade ein nachbar davon.
    das war früher anders. ich empfehle wikipedia.
    österreich war groß, die wenigsten wissen wie groß. das osmanische reich war riesig.
    die kriege waren gemetzel von unvorstellbarer grausamkeit auf beiden seiten.


    den ***** gerettet hat den österreichern ausgerechnet eine weibische, französische schwuchtel der in seiner jugend als trunkenbold und tunichtgut auffiel.
    prinz eugen von savoyen.
    ein bemerkenswerter mann wie es scheint.


    dreißgjähriger krieg, die zeit vor und nach dem aufstieg napoeons und der koalitionskriege und des befreiungskriegs, der krieg gegen preußen, aus fast allen zeiten finden sich waffen, uniformen aber auch urkunden, briefe, zeitungsartikel.
    der erste und zweite weltkrieg, die blutige zeit zwischen den kriegen, es wird versucht nicht nur ausrüstungen zu zeigen sondern auch die zusammenhänge darzustellen. mit historischen plakaten, urkunden, briefen, bekanntmachungen.
    ganz ohne geschichtswissen wird es aber ein wenig schwer alles einzuordnen.


    ein saal ist der österreichischen marine gewidmet.
    marine? in österreich?
    bis 1918 waren triest, pula auf istrien und rijeka im heutigen kroatien häfen der K.u.k marine.


    vom schlachtschiff bis zum U-boot hatten die alles. die betonung liegt auf hatten....


    ein turm eines 1917 gesunkenen und in den 60er-jahren gehobenen U-boots ist auch im museum. ein sarg.


    das gewaltigste ausstellungsstück ist einen 38cm-haubitze aus dem ersten weltkrieg.
    das fort verena auf dem monte verena ist noch legal auf schotter erreichbar. dort kann man sehen, wie so ein ding gewirkt hat.


    es ist traurig, dass der krieg der vater aller dinge ist, wie es heißt.
    um das kanonen-monstrum von 80 tonnen gewicht (auch auf die hochfläche von sieben gemeinden) bewegen zu können, wurde das teil in vier lasten zerlegt und mit spezialfahrzeugen bewegt.
    benzinmotor, generator, radnaben(elektro)motor. nennt sich heute hybrid und ist der letzte schrei, tatsächlich ist das über 100 jahre alt.
    den mörserzug entworfen hat ein junger techniker namens ferdinand porsche von dem man später noch hören sollte....


    ich habe genug gesehen, setzte mich auf's mopped, düse heim.
    wegen der schlechten wetterprognose auf der autobahn.
    ein umweg auf der landstrasse, nach steyr, muss sein. ein unglaublich schöner stadtplatz.
    patritzierhäuser, dieser ort muss sehr reich gewesen sein.
    ein kurzer kaffee am stadtplatz, dann heimflug.
    steyr wird mich wiedersehen. der gebirgige teil niederösterreichs auch.


    die wettervorhersage war furchtbar, angeschifft hat es mich kaum. abends kurz am samtag.
    und sonntags auf den letzten 60 kilometer.


    wie gut, dass ich nicht mit dem auto gefahren bin, ich hätte mich schwarz geärgert....

    Einmal editiert, zuletzt von mart!n ()

  • Sehr schöner Bericht. Auch gerade wegen der geschichtlichen Anmerkungen zu den Irrungen und Wirrungen der Menschheit. :topX:

    Scheiß drauf, ich probiers!

    :hehe:

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  • Virtuell mitgefahren - Danke schön! :D

    Ich bin nicht klein, ich bekomm nur später die Regentropfen ab als du.

  • Man muss in A nicht unbedingt in die Alpen um fahrenswerte Strecken zu finden.
    Freut mich wenns dir hier gefallen hat.
    Danke für den schönen, kurzweilig zu lesenden Bericht.
    Bist ja fast bei meiner Haustür vorbeigefahren und hast ein paar meiner Hausstrecken abgegrast.

    Servus und Gut Pfad
    Mickey

    2 Mal editiert, zuletzt von Mickey ()