... und da stand er, am Straßenrand

  • Moin Männer,


    Nach meiner kurzen Vorstellung (http://www.honda-board.de/hb/threads/100537-2-Zylinder-aus-dem-Südwesten?p=2053773#post2053773)hier nun mein Problem: heute wollte ich mein gutes Stück nach einem erfolgreichen Schrauber-Wochenende ( u.a. Ochsenaugen verbauen, Sicherung für den Hauptscheinwerfer erneuern ) ein wenig ausfahren bzw von daheim in die neue Heimat überführen. Eine Tour von knapp 150km. Die ersten 70 Kilometer liefen erfreulicher Weise problemlos, die Blinker blinkten, der Scheinwerfer warf seinen Schein, und plötzlich war die Leistung weg. Und im Rückspiegel weiße Rauchschwaden. Oh je... Sofort die vorbeieilende Ausfahrt genommen ( grade noch so, aber der Blinker tat seinen Dienst! ), Motorrad abgestellt und erstmal geguckt. Und geguckt. Und vor allem geguckt wo das ganze Öl herkommt. Am Hauptständer, am Hinterreifen, alles voll. Bald auch eine kleine Lache auf dem Asphalt. Wo kommt's her?! Augenscheinlich aus der Kurbelgehäuseentlüftung, alles andere sah lediglich besudelt aus, war als Ursache aber eher auszuschließen.


    Erster Verdacht: Kolbenringe... Was meint ihr? Was kann es sein, was kommt auf mich zu??


    Bin für jeden Tipp dankbar!

  • Wenn aus der Kurbelwellenentlüftung so viel Öl kommt, deutet das IMHO auf einen kapitalen Motorschaden hin (Kolbenringe würde passen, wenn nicht schlimmeres). Genaueres wirst Du wohl erst erfahren, wenn der Motor geöffnet wird.

    Grüße

    Emil


    Der Worte sind genug gewechselt, Laßt mich auch endlich Taten sehn! Indes ihr Komplimente drechselt, Kann etwas Nützliches geschehn.

    (Johann Wolfgang von Goethe: Faust: Eine Tragödie)

  • Das willst du nicht wirklich wissen. Das nennt sich klassisch : kolbenfresser, anders entsteht nicht so ein Druck im Kurbelgehäuse.
    So ist das halt, mit den alten Böcken, immer für eine Überraschung gut.
    Peter

    Es gibt immer den Einen der es besser weiß, auch wenn er keine Ahnung hat.

  • Kann es sein, dass der Rauch leicht bläulich war?
    Ohne Rauch hätte man bei dem vielen Öl ja noch was von verlorener Ölein- oder ablassschraube oder undichter Dichtung vermuten können, aber das sieht für mich Laien gar nicht gut aus.


    So ein schönes, altes Motorrad, eine 76er CB250G. Sehr schade!
    Auch wenn es etwas blöd von mir kommt, aber Autobahnfahren mit so nem Stück, hmpf... aber das kann natürlich überall passieren. Gut, dass du es rechtzeitig bemerkt hast, ein ölgetränkter Hinterreifen kann schlimme Folgen haben.

  • Bei nem Kolbenfresser hätte doch der Motor blockiert.


    Aber ums öffnen kommst du eh nicht rum...

    "Du redest mit deinem Motorrad? Findest du das nicht merkwürdig?"
    "Wieso? Ich finde die Gespräche mit manchen Menschen viel merkwürdiger!"

  • Bei nem Kolbenfresser hätte doch der Motor blockiert.


    Aber ums öffnen kommst du eh nicht rum...


    Ein Kolbenfresser kann im Extremfall zum Klemmen führen, ist aber selten. :wink:
    Peter

    Es gibt immer den Einen der es besser weiß, auch wenn er keine Ahnung hat.

  • Oha, das hört sich ja erstmal garnicht positiv an. Natürlich sieht man erst was wirklich passiert ist wenn der Motor auf ist, aber eure Kommentare lassen Böses erahnen... *unterdrücktes Schluchzen* :mecry:


    Bzgl. Autobahnfahrt mit so einer alten Kiste: auch wenn's alt ist ist es für mich ein Gebrauchsgegenstand und muss sowas abkönnen! Zum in die Garage stellen und angucken kaufe ich mir sowas nicht. Passiert ist passiert, jetzt muss ich zusehen dass ich zum Wochenende einen Transporter von einem Kumpel leihen kann, damit ich die alte Dame abholen kann. Die steht nämlich noch auf halber Strecke beim Bauern in der Scheune und darf sich mal Gedanken ob dieses Verhaltens machen :D Der ADAC wollte mich nur zurück nach SB bringen, aber da bringt sie mir nix, muss nach KA... Und dann mal sehen wie es im Motor aussieht...


    Ein sehr freundlicher User hat mir sofort eine ausführliche Nachricht geschickt und mir einiges erklärt, was passiert ist, was ich machen muss, was auf mich zukommt. Vielen Dank an der Stelle! Sein Angebot: er hätte noch einen Motor-Rep-Satz für das K-Modell. Passt der mitunter auch für die G?


    Vielen Dank euch allen,
    JL

  • Evtl. auch mal bei David Silver nachschauen
    https://www.davidsilverspares.co.uk/CB250G5/


    Neue Kolben kosten da 24-28 Pfund, ein Komplettsatz Kolbenringe 29 Pfund (plus Versand). Übrigens sind dort die Teilenummern für Kolben der K-Modelle die gleichen wie bei den G-Modellen.
    Aber erst mal würde ich den Motor aufmachen und schauen, was wirklich los ist und ob da evtl. noch mehr auf Dich zukommt.

    PS: Hast Du eigentlich mal vor der Inbetreiebnahme diese Hinweise beachtet: http://www.honda-board.de/hb/t…Twins-der-60er-70er-Jahre ?

    Grüße

    Emil


    Der Worte sind genug gewechselt, Laßt mich auch endlich Taten sehn! Indes ihr Komplimente drechselt, Kann etwas Nützliches geschehn.

    (Johann Wolfgang von Goethe: Faust: Eine Tragödie)

    2 Mal editiert, zuletzt von Emil1957 ()

  • Hallo Emil,


    Danke für deinen Link, den Shop kannte ich nicht, bin da noch nicht so ganz in der Materie drin. Bislang lief alles mehr oder weniger glatt :heheha: Die Teilenummern sind für K und G tatsächlich gleich, was das Angebot für den Rep-Satz natürlich interessant macht. Aber wie du sagst, erstmal den Motor öffnen und sehen, was Sache ist. Alles andere ist bis dahin Spekulation.


    Und natürlich habe ich die Wiederinbetriebnahmehinweise NICHT beachtet, die Mühle lief ja... Hab sie vor zwei Jahren auf Achse überführt, und bin sie seitdem sporadisch gefahren, da ich mehr dran geschraubt habe und das mit dem Fahren dann schwierig war. Zudem muss ich seit einem Jahr immer zwischen Saarbrücken und Karlsruhe pendeln um zu Schrauben. Am Samstag lief sie erstmals wieder seit relativ langer Zeit, ich kann es nicht genau eingrenzen, aber sie stand schon eine Weile. Bin sie dann problemlos mal zu meinen Großeltern gefahren (auch Landstraße) und dann gestern sollte sie die lange Ausfahrt bewältigen. War jetzt im Nachhinein betrachtet vielleicht ein bisschen optimistisch, aber ich sah keinen Grund es nicht zu wagen, da sie ja wirklich anstandslos lief. Jetzt hab ich den Salat :moehre: Aber ich fühle mich hier bislang wirklich gut aufgehoben und bin sehr positiv überrascht! Denke das darf man mal erwähnen, ist im anonymen WWW ja nicht immer so...

  • Habe bei meiner CJ auch nach 2 Wochen ein Loch in den Kolben gebrannt. Nie nach dem Ölstand geschaut und den Luffi Deckel etwas offen wegen dem cooleren Sound...
    Und? Nach 3KM Schnellstrasse war auch die Leistung weg. Tja, war Lehrgeld, aber seit dem, stresse ich die alte Dame nicht mehr. Da macht das gemütliche fahren doch mehr Spaß.

  • Krasse Erfahrungen! Aber es kann doch nicht sein dass die Karren einfach keine Autobahn/ Landstraße abkönnen?! Mit was sind die denn angegeben bzgl der Höchstgeschwindigkeit? Also ich kann jetzt nicht genau sagen wie schnell ich gefahren bin, dazu schwankt die Tachonadel zu sehr, aber irgendwas zwischen 100 und 120. Das muss doch drin sein, altes Teil hin oder her?!


    Im Grunde müsste ich ja sinnvoller Weise jetzt dem kompletten Motor einmal umkrempeln und neu machen, sonst stehe ich nach Teilüberholung ( je nachdem was sich offenbart ) ja bei der nächsten Tour wieder da... Kriege ich grade nicht in den Kopf dass die Motoren scheinbar für'n ***** sind

    2 Mal editiert, zuletzt von R0ADRUNN3R ()

  • Die können schon "Autobahn", aber wer kennt die Vorgeschichte des Motor (Motorrad)? Das Einzige was alle Luftgekühlen Motoren nicht mögen ist im Sommer im Stau stehen, oder Stop and Go in der Stadt.
    Die Pflege macht letztendlich die "Musik". Wenn die Zündung nicht stimmt, zu wenig Öl oder schlechte Luftfilter, oder, oder, dann ist ein Schaden vorprogramiert. Der irgendwann zum "Gau" führt.
    Peter

    Es gibt immer den Einen der es besser weiß, auch wenn er keine Ahnung hat.

  • Stau bringt das Öl so richtig in ein hohes Temperaturfenster, aber die Kolbengeschwindigkeiten sind mäßig. Ich denke, Dauerlast im hohen Geschwindigkeitsbereich >75% vmax ist nicht wirklich ungefährlicher. Schlimm natürlich erst hohe Last, dann Stau bei Hitze, wo die Temperatur durch die Decke geht und dann nach Stauende gleich volle Möhre. Geradezu tödlich.


    Hier ist wohl eher die Problematik causal, dass der Motor längere Zeit nicht (gut) lief. Gerade da würde ich aber nicht Dauerlast fahren, schon gar nicht dreistellig. Aber wie gesagt, v.a. in dem genialen verlinkten Beitrag: Diese herrlichen, alten Stücke brauchen etwas Zuwendung. Ich finde es auch klasse, dass sie noch genutzt werden und nicht nur museales Dasein fristen. Das kann ja so ne CB250 auch - wenn auch nicht so gut wie 90er Jahre LC-Bikes. Deshalb toitoitoi für den TE!

  • Krasse Erfahrungen! Aber es kann doch nicht sein dass die Karren einfach keine Autobahn/ Landstraße abkönnen?! Kriege ich grade nicht in den Kopf dass die Motoren scheinbar für'n ***** sind


    Die können das alle ab. Aber Du musst bedenken, dass die Dinger für die damalige Zeit "SuperSport" waren. Und anders als bei einer BSA von vor dem Krieg, gibt es hier Sachen die bei etwas Verschleiss nicht einfach klappern, sondern auseinanderfliegen, wenn man sie nach ewiger Schuppenzeit wiederbelebt.
    Ich gebe bei meiner 325er immer an jeder Ampel vollgas, wenn sie warm ist, schalte ich sehr spät und drehe die Gänge aus, und auch auf der Autobahn hab ich aus der trotz originalen alten Kolben und etwas nachgehonten Zylindern noch knappe 140 herausquetschen können. Verreckt ist mir noch gar nichts, der Ölverbrauch ist im letzten Jahr komischerweise wieder gesunken (normalerweise ändert sich das bei 5000km und meiner Fahrerei eher in die andere Richtung), und das linke Pleuellager klappert unermüdlich vor sich hin. Kurzum: Ich erwarte eigentlich, dass der Motor gelegentlich auseinander fliegt, und das schon seit 2000km. Reserve steht auf der Werkbank, aber ich komme nicht dazu zu tauschen... der Schuster hat die schlechtesten Schuhe, Ihr kennt das.
    Es ist einfach nur töricht so eine Karre nach 30 Jahren wartungsstau oder schlechter Lagerung wieder ins Leben zu kicken und zu denken dass das neue Öl die Standschäden im Motor behebt. Das war Dein Fehler.
    Meine Karre springt immer und bei jedem Wetter an, egal wie lange sie Stand. Dank e10 kickt man nach einem Monat gern mal 20-30 mal (puh!) aber sobald was Wasser durch ist, startet sie morgens wie abends kalt wie warm beim ersten Kick. Alltagstauglichkeit nach einer Frickel- und Reparaturperiode von 1000km ist 95%, ab und an stirbt mal eine Zündkerze. Oder irgendwas wird undicht. Aber ich bin noch nie liegen geblieben. Vielleicht auch dank ADAC plus - wenn es kein Problem wäre liegen zu bleiben, bleibt man irgendwie nie liegen.

    Einmal editiert, zuletzt von ricardo ()

  • Die Motoren sind ja keine historischen Stücke von 1920. Die sind fürs Drehen gebaut und können das auch ab, wenn sie in gutem Zustand sind. Standschäden werden da gerne übersehen bzw. unterschätzt. Allein das Aussehen des unteren Ölsiebs kann grausam sein (zu). Kurzum, Inbetriebnahme ohne Überholung ist nicht wirklich möglich.
    Der vorliegende Schaden ist überschaubar, selbst wenn der Motro komplett hin wäre, so eine bekommt man.