Hallo,
nach dem ich in ein paar einzelnen Threads schon Fragen zu technischen Details gestellt hatte, möchte ich hier mein gesamtes Projekt vorstellen und die noch laufende Aufbaugeschichte meines Motorrads zeigen. Es zeigt sich, dass an allen Ecken und Enden unerwartete Kleinigkeiten auftauchen, die mich jedesmal aufhalten oder verhindern, dass ich die gerade begonnene Baustelle am Stück abarbeiten kann und ich möchte nicht für das eine Motorrad 1000 Einzelthreads eröffnen.
Vorgeschichte:
Es begann mit einem zufälligen Kontakt über mein Uhrenhobby, der mich zu einer Haushaltsauflösung brachte, bei der eine interessante Uhrenanlage zu retten war. In der Garage standen noch ein Mofa und ein Fahrrad, die auch weg sollten und zu verschenken waren. Das Mofa war schon jemand anderem zugesagt, aber das Fahrrad musste ich haben! Ein Neckermann Klapprad mit 26 Zoll Räder (!), Torpedo Dreigangschaltung und Rücktrittbremse aus dem Jahr 1963 in weitestgehend unverbasteltem Originalzustand. Damals das teuerste Rad im Katalog. Ich habe es komplett zerlegt, die Technik überholt und es wieder aufgebaut. Das Bild hatte ich hier im Forum schon mal gezeigt:
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Als das Fahrrad dann fertig war hatte ich irgendwie wieder Blut geleckt und Lust darauf, mir die Finger mal wieder richtig schmutzig zu machen und größere Objekte als Uhren zu schrauben. Früher habe ich eigentlich immer ein altes Auto zum Schrauben gehabt, aber ein Auto anzufangen war mir alleine schon aus Platzgründen dann doch eine Nummer zu groß. Also ein Motorrad? Nachdem mich vor Jahren mal eine R69S abgeworfen hatte, hatte ich eigentlich beschlossen die Motorradfahrerei künftig sein zu lassen. Nun, man kann nicht alle guten Vorsätze durchhalten. Also begab ich mich auf die Suche.
Die Zielsetzung war ein Motorrad, mit dem man normale Steigungen wie sie mir im Vortaunus begegnen mit 100 hochfahren kann, um nicht ständig überholt zu werden. Überholt werden und selbst überholen sind in meinen Augen potentielle Risiken, die ich minimieren möchte. Aus alten Mokick Zeiten habe ich noch schlechte Erinnerungen an Vollidioten, die ohne nennenswerten Abstand an mir vorbei sind, das brauche ich nicht mehr. Und heute haben so Leute dann auch noch gerne das Handy in der Hand und gucken nicht mal was sie zusammenfahren.
Zurück zum Thema. Es sollte gerne ein Oldtimermotorrad sein, aus den 50er oder 60er Jahren, gerne mit Einzelsatteln, aber wegen meinen Sicherheitsgedanken schon mit Bremslicht und auch mit Blinkern. Mit dieser elektrischen Ausstattung bewegen wir uns zeitlich aber schon in den späten 60er Jahren und die Motorräder hatten meist schon Sitzbänke. Ältere Maschinen elektrisch aufzurüsten ist nicht trivial, die Lichtanlagen hatten wenn überhaupt meist gerade genug Leistung um mit Licht fahren zu können, zusätzliche Verbraucher waren nicht vorgesehen. Ja, es gibt stärkere Generatoren und man kann alles umbauen, aber dann entfernt man sich immer weiter vom Original und muss sich fragen warum man nicht gleich eine modernere Maschine nimmt.
Nachdem ich also von dem Oldtimergedanken in der Form Abstand genommen hatte, kam mir der Youtube Kanal "Altes Blech" von Sven Benischka unter, in dem er zeigt wie er einen, wie sag ichs diplomatisch, nicht mehr ganz dem Zeitgeist entsprechenden Suzuki Chopper zu einer Bobber umbaut. Eine Bobber brauche ich nicht unbedingt, aber die Herangehensweise und die Idee, sich selbst zu bauen was man sich vorstellt fand ich gut. Also änderte ich meine Suche auf ein Motorrad als Basis für einen Umbau. So was müsste doch aufzutreiben sein. Eins der unzähligen Motorräder, die im Frühjahr nicht mehr anspringen, bei denen irgendwann der TÜV abgelaufen ist und die nun nur noch im Weg stehen, nicht mehr fahren und deren Wiederbelebung dem Besitzer einfach zu viel Akt ist. Nackt, mehr als 250 Kubik, gerne eine Soft Chopper, halt kein Yoghurtbecher und auch keine Enduro.
Nach Studium von den üblichen Verkaufsportalen, Herumfragen im Bekanntenkreis etc., wo solche Maschinen zwar zu Hauf angeboten werden, aber meist zu Preisen, die gemessen an fahrbereiten Exemplaren mit TÜV die Instandsetzung als wirtschaftlichen Unsinn erscheinen lassen, kam ich dann auf den Gedanke die sozialen Medien zu nutzen. Eine Suchanzeige auf Facebook, das ich sonst nicht nutze, brachte mir viele Angebote. Die meisten siehe oben. Dann aber eins das mein Interesse weckte: "Ich hätte noch eine cb 650 rc 08 bj 1982 abzugeben". Während sich die Geier auf Fecebook auf die meisten anderen Angebote stürzten, fand dieser Post keine Beachtung. Außer bei mir. Die alten vierzylindrigen Hondas fand ich schon immer gut. Am liebsten mit einer 4in4 dran. Googeln Recherche ergab, dass die RC08 serienmäßig eine 4in4 dran hatte. Also los und ein Bild angefordert und nach dem Preis gefragt. Das Bild war das:
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Zustandsbeschreibung: "Der Kabelbaum musste mal gecheckt werden und die Zündung auch ! Desweiteren ist ein bremsschlauch vorne durch! An denn Seiten teilen sind zwei nubbel abgebrochen! Der Tankdeckel ist auch leider defekt! 150€ hätte ich gerne". Dann auf weiteres Nachfragen: "Die Beleuchtung funktioniert nicht! Und nein sie springt nicht an. Papiere und Schlüssel sind vorhanden. Der Motor dreht und hat auch Kompression! Springt halt nicht an! Der vergaser würde auch komplett überholt das heißt neue düsen Schwimmer und alles was dazu gehört! Packe dir alles was ich habe dazu! Papiere und Schlüssel werde ich natürlich mit dabei packen. Den original auspuff habe ich leider nie selber gehabt! War ne lange Zeit auf der Suche danach weil ich sie in den original Zustand versetzen wollte!"
Ok, ihr seht schon. So was sollte man nicht kaufen. Aber ich konnte mich nicht beherrschen und ein paar Nachrichten, Telefonate und eine Überweisung später war sie mein. Und stand in Köln. Rund 200km von mir weg.
Fortsetzung folgt.
Grüße
Norbert