CB450 K1 Probleme mit linkem Zylinder

  • Hallo Twin Spezies,
    ich fahre seit 19 Jahren eine CB450K1 inkl. Motor- und Getriebeschrauberei und habe folgendes Problem mit dem linken Zylinder, dass ich mir irgendwie nicht mehr erklären kann...


    Der linke Zylinder läuft erst ab ca. 3000 U/min mit. Vorher läuft nur der rechte. Ist der linke dann mit angesprungen, kommt er erst nach ca. 20 Sekunden wieder runter und stirbt dann ab. Der rechte läuft weiter. Das Runterkommen des linken Zylinders kann ich beschleunigen indem ich den Choke zumache.
    Die Kerze des linke Zylinders ist feucht, bekommt also anscheinend Sprit.
    Ein Einstellen der Lehrlaufgemischschraube bringt an der linken Seite keine echte Veränderung.


    Was habe ich schon gemacht:


    Ansauggummis original Honda, 1,5 Jahre alt
    Falschluft konnte ich mittels Bremsenreiniger nicht feststellen.
    Vergaser gereinigt
    Neue Düsen und Dichtungen und Lehrlaufgemischschraube an beiden Vergasern eingebaut
    Zündspulen inkl. Kabel und Kerzen über Kreuz getauscht
    Kerzen erneuert
    Vergaser auch über Kreuz getauscht ohne Gaszüge einzuhängen
    (Bringt keine Veränderung des Phänomens, die LLG-Schraube zeigt beim linken Vergaser auf der rechten Seite jedoch wieder Wirkung bei 3/4 Umdrehungen.)
    Kompression 11 bar auf beiden Seiten.
    Zur Zeit ist eine Newtronic Zündung verbaut. Dynamisch abgeblitzt.
    Ventile sind auf 0,05mm eingestellt.


    Habt ihr eine Idee warum die Kiste links erst ab 3000 U/min anspringt und dann nicht mehr sauber runterkommt?
    Gruß aus dem Ruhrgebiet
    Ata

  • Moin,


    :wink1:


    meine schnelle (und natürlich vollkommen unbegründete und rein spekulative) Ferndiagnosenidee sagt, dass beim linken Zylinder das Standgassystem und/oder das Übergangssystem zu ist - also nochmal raus, soweit möglich zerlegen und dann mit viel Bremsenreiniger und viel Druckluft versuchen, alle Kanäle "verkehrtrum" (also entgegen der normalen Strömungsrichtung) durchzuspülen. Problem dabei ist, dass Du auch in kleine Austrittsöffnungen im Versager irgendwie mit Druck reinkommen musst :o






    :wavey:

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    Meine Maschinen sind alt genug, um selbst zu entscheiden, das macht es manchmal etwas anstrengend, mit ihnen unterwegs zu sein.
    Wenn meine Fähigkeiten nachlassen und ich meine CM 400T nicht mehr fahren kann, dann hole ich mir 'n Motorrad - und wenn's damit nicht mehr geht, 'n Lanz Bulldog.

  • Moin,
    danke für die schnelle Reaktion.
    Der verdächtige linke Vergaser läuft auf der rechten Seite ohne Probleme im Standgas...
    Und lässt sich auch super über die Leerlaufgemischschraube regeln.
    Darum bin ich mir sicher, dass der Vergaser funktioniert. Ansonsten würde ich das Teil mal zum Profi geben, aber ich glaube am Vergaser liegts nicht, leider.


    Kann auch am Motor selber die Ursache liegen, zum Beispiel Haarrisse im Kopf oder sowas?
    Undichtes Einlassventil ist auch schon öfter genannt worden. Kann das möglich sein, wenn die Kompression bei 11 bar liegt?
    Irgendwie knifflig...

  • :o


    Wenn Du die Versager lechts-rinks vertauschen kannst und rechts alles ok ist, schliesse ich mich der Einschätzung an, dass er funktioniert.


    11 bar deutet darauf hin, dass der Motor ordentlich ansaugt und was zu verdichten hat - was er da verdichtet, ist die Frage. Problem müsste zwischen Versager und Einlassventil sein - Riss im Ansaugkanal zum Ölraum sollte aber mit Blaurauch auf sich aufmerksam machen. Und Riss nach aussen sollte auf Bremsenreiniger ansprechen ...



    Wenn allerdings die Zündkerze feucht wird, scheint - wie Du schon beschrieben hast - Sprit genügend anzukommen. Kannst Du den linken Vergaser mal von der Spritzufuhr abklemmen und leer machen und dann bei laufendem Motor (Standgasdrehzahl) prüfen, wie der linke Vergaser auf Bremsenreiniger im Ansaug reagiert?
    Mein Verdacht geht jetzt in Richtung Zündung - wenn der linke Zylinder von Standgas bis 5000 beim Abblitzen ok ist, geht der Verdacht auf schwachen Zündfunken.
    Zündspulen sind schon getauscht ohne Ergebnis - jetzt würde ich (sofern vorhanden) mal wieder auf Original zurückbauen. Kann auch ohne Frühverstellung sein, da es ja um das Verhalten im niedrigen Drehzahlbereich geht. Wenn mit einwandfreien Kontakten und Kondensatoren nix besser (oder irgendwie signifikant anders - so dass man da weitersuchen kann) ist, fällt mir wohl auch nichts mehr ein ... :o






    :wavey:

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  • Hallo Ata,
    trenne dich von dem Thema Vergaser, dass ist bei der 450 nicht das Problem. Prüfe die Nockenwellenlagerung!! Kompressionstest ist bei der 450, kein Indiz für dichte Ventile im Betrieb. Über die Zündanlage kann ich kein Urteil abgeben, könnte aber auch solche Symptome verursachen.
    Peter

    Es gibt immer den Einen der es besser weiß, auch wenn er keine Ahnung hat.

  • Hallo Peter,
    danke für den Input. Kann ich das Lagerspiel durch Hebeln an der Nockenwelle mit entspannter Steuerkette spüren oder muss die Welle inkl. Öffnen der Steuerkette raus und dann inkl. Lagerbohrung vermessen werden?
    Kann man das Lagerspiel auch durch Abdrücken des Zylinders mit Druckluft feststellen?



    Gruß
    Ata

  • Hallo Ata,
    das kannst du "erhebeln" auch mit gespannter Steuerkette. Wie sehen die Schlepphebel aus, ist auch ein Schwachpunkt. Prüfe auch die Ventile in der Führung (erhebeln), die Führungen werden innen Oval, durch die unkonvensionelle Hubbewegung der Torsionstäbe.
    Zur zweiten Frage, nein.
    Peter

    Es gibt immer den Einen der es besser weiß, auch wenn er keine Ahnung hat.

  • Hallo Peter,
    dann werde ich das Spiel in Lagerung und Ventilführung mal prüfen. Ich hatte den Motor und den Kopf vor 1.5 Jahren mal offen. Damals ist mir Nichts aufgefallen. Weder Spiel noch verschlissene Schlepphebel. Kann sich aber auch ändern...
    Ich denke ein undichtes Einlassventil kann bei 11bar Kompression ausgeschlossen werden, oder? Im Notfall muss ich mir mal nen Kompressor besorgen.
    Gruß
    Ata

  • Eben nicht, das ist bei dieser Art Ventiltrieb etwas anders. Das schließt erst bei höheren Drehzahlen nicht mehr.
    Peter

    Es gibt immer den Einen der es besser weiß, auch wenn er keine Ahnung hat.

  • ricardo
    Höher heißt nichts anderes, wie mehr als Starterdrehzahl um Kompression zu messen.
    Du darfst aber gerne andere Ideen einbringen.

    Es gibt immer den Einen der es besser weiß, auch wenn er keine Ahnung hat.

  • Achso, Du nimmst Bezug zur Startdrehzahl. Desshalb schien es mir falschrum, aber dann stimmt das. Ich weiß nicht, warum die Torsionsfedern bei steigenden aber <3000u/min drehzahlen ein anderes verhalten als konventionelle Federn zeigen sollen, aber das weißt du als 450er Fahrer sicher besser als ich.
    Meine einzige erfahrung mit einem komischen Laufverhalten wie diesem war stets Luftfilter zu in kombination mit dann überfettetem Zylinder und NGK Kerzen, die damit nicht klarkommen (die 8er waren besonders schlimm, bei 6ern hab ich es fast nicht bemerkt). Seit ich auf Bosch gewechselt hatte, und die W3CC fahre, hatte ich das Problem nicht mehr, aber es gibt hier erstmal keine Indizien, die in diese Richtung weisen...

  • :o


    wenn bei mehr als 500/min (oder was so Starterdrehzahl ist) die Ventile nicht mehr richtig (nur zu 90% oder so) schliessen, reicht ab 3000 die Restkompression aus, um zu zünden (weil das Gas-Luft-Gemisch nicht schnell genug weg kann).


    Ich hatte schonmal 'nen Motor mit Ventilschaden, da setzte der zweite Zylinder erst bei 5000 ein :o
    Der hatte allerdings "normale" Ventilfedern und bei Starterdrehzahl 'nen Meßwert nah bei Null ...






    :wavey:

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  • Der große Unbekannte bleibt trotzdem erst mal, die elektronisch Zündung.
    Da würde ich mit der Fehlersuche anfangen.

    Es gibt immer den Einen der es besser weiß, auch wenn er keine Ahnung hat.

  • Danke zusammen.
    Werde mal das Spiel prüfen und dann ggf. wieder auf Kontakte umbauen. Wenn das nichts bringt drücke ich den Zylinder mal ab.
    Ich muss nur noch die Zeit finden...
    Ata