Nockenwelle Maße

  • Hallo Leute,


    fahre eine 350K aus 73. Der Vorbesitzer hat den 250er Motor auf 350 umgebaut. Lief auch soweit, alles gut.
    Plötzlich siffte der Simmerring unter der Zündung sehr stark. Nachdem auch der Wechsel nichts brachte, stellte ich fest, dass das Lager der Nockenwelle durch war. Axialspiel ohne Ende.
    Also im Internet ein neues Lager für die linke Seite gefunden, wo auch bereits eine Messinghülse eingesetzt wurde. Passte jedoch nicht. Innendurchmesser zu gering, bzw Nockenwelle zu dick.
    Verkäufer hatte auch nicht viel Ahnung, ich dachte mir also okay evtl. von einem anderen Model. Bei einem Honda Sammler ein zweites Lager, ebenfalls mit Messinghülse bestellt und zack das gleiche Problem.


    Jetzt stellt sich mir die Frage:
    Sind die Hülsen alle im falschen Maß bzw setzen diese vorraus, dass die Nockenwelle abgedreht wird?
    Oder habe ich eine "andere" Nockenwelle verbaut und mein altes Lager wurde dafür aufgebohrt/gespindelt? Gibt es andere Nockenwellen die ebenfalls in diesen Motor passen und ggf verwendet wurden?
    Dieses flutscht nämlich locker flockig auf die Welle..


    Hoffe ihr habt evtl das Fachwissen..


    Grüße
    Lukas

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  • Hallo Lukas,


    genau dieses Lager ist die Achillesverse der K- Twin Motoren. Die NW läuft direkt im Alu des Lagers und es dauert eine kleine Ewigkeit, bis nach dem Start das Öl dort oben ankommt.
    Jetzt hast du vermutlich gleich zwei NW- Lager bekommen, die bereits aus diesem Grund mit einer Lagerbuchse versehen wurden.
    Du kannst jetzt die NW ausbauen und den Stumpf auf das Maß deines "neuen" Lagers abdrehen und schleifen (lassen), der Stumpf der NW wird mit Sicherheit sowieso durch den Fresser beschädigt sein.
    Zum ausbauen der Welle muß allerdings der Motor raus. Aber wenns richtig gemacht wird ist es verschleißfester wie vorher.


    Und für die Zukunft: nach den Kaltstart den Motor niemals gleich hochdrehen, erst ne halbe Min im Lerrlauf belassen, sonst kann das wieder passieren.


    Gruß
    Wilfried
    (der den selben Schaden auch schon hatte)

  • Okay, mist ich dachte es mir schon fast.
    Habe gehofft, dass man die Lager ausbohrt, um dann die Hülse auf das Ursprungsmaß einsetzen zu können..
    Hatte eigentlich vor, den Motor nicht schon wieder ausbauen zu müssen. :roll:
    Werde ich mich wohl mal an den ricardo zwecks deiner beschriebenen Arbeiten wenden müssen.


    Grüße


  • Du kannst jetzt die NW ausbauen und den Stumpf auf das Maß deines "neuen" Lagers abdrehen und schleifen (lassen)


    AUF GAR KEINEN FALL KANNST DU DAS TUN
    Dann hast Du null Härteschicht, und das Teil läuft keine 2 Minuten ohne direkt festzufressen!



    Zum ausbauen der Welle muß allerdings der Motor raus. Aber wenns richtig gemacht wird ist es verschleißfester wie vorher.


    Stimmt auch nicht, die kann man problemlos bei eingebautem Motor ein und ausbauen.



    Und für die Zukunft: nach den Kaltstart den Motor niemals gleich hochdrehen, erst ne halbe Min im Lerrlauf belassen, sonst kann das wieder passieren.


    Der Öldruck wird am schnellsten aufgebaut, und die Nockenwelle läuft am Schonensten bei etwa 2000u/min. Weiter verhindert auf Schmierung warten kein Fressen. Das Problem ist a) auf dem Seitenständer starten b) kurzstreckenlauf

    Einmal editiert, zuletzt von ricardo ()

  • Hi Lukas,
    wenn du es mit den bronzegleitlagern versuchen willst, musst du die gleitlager mit der xy-referenzfläche (die dichtfläche, die zum NW gehäuse zeigt) nach oben gegen etwas aufspannen, die bohrung via äußerer passfläche, also der, die in das NW gehäuse kommt ausrichten, und dann innen auf Maß spindeln. So hab ich auch meine ersten Nadellagerumbauten realisiert. Wenn das mit dem Ausbuchsen ordentlich gemacht wurde (was ich aufgrund der nicht passenden Passung schonmal anzweifle), könntest Du die Buchsen auch einfach auf eine Gleitpassung aufreiben.
    Das setzt natürlich alles entsprechende Werkzeuge voraus.
    Ich persönlich habe mir ja vor Jahren alle Werkzeuge für den Nadellagerumbau hergestellt, und kann seither die Lagerschilde perfekt fluchtend auf der Drehbank aufspannen und ausdrehen, und baue entsprechend die Kombination NW->Lagerschild auf beiden Seiten auf Nadellager um.
    Mit Hausmitteln wird es vmtl. schwierig für Dich etwas zufriedenstellendes zu erreichen. Ich kann Dir auch die Bohrung in dem gebuchsen Lagerschild passend zu Deiner Nockenwelle ausdrehen, aber dann hast du immernoch das Risiko, dass die andere Seite dann verrreckt.
    Ich kann auch mal schauen, ob in meinem Lagerschildberg noch ein gutes, unaufgebohrtes liegt, aber das ist sehr sehr unwahrscheinlich.

  • Hallo ricardo,
    Der linke Lagerdeckel ist tatsächlich die fertige Fehlkonstruktion! Grund ist die Aussparung im oberen Viertel der Lagerstelle. Diese verhindert, daß sich ein
    Schmierkeil aufbauen kann, weil der Öldruck schleunigst das Weite sucht. Nachdem der zweite Deckel durch Verstellen der Zündung links richtung früh
    und rechts Richtung spät schon wieder unangenehm auffiel, habe ich Nägel mit Köpfen gemacht und ausgebuchst. Das geht auf der Drehbank ganz gut.
    Planscheibe nehmen, in die Mittenbohrung einen Bolzen einsetzen, mittels Gewindestange durch die Spindel anziehen und so nacharbeiten daß die
    Aufnahme des Wellendichtrings genau draufpaßt. Wenn dann der Planlauf der Dichtfläche nach dem Aufspannen nicht sauber ist, kann man mit Lehrenband
    ausgleichen. Dann soweit ausdrehen, bis die Aussparung oben verschwindet. Wenn man dann die Bronzebuchse mit einer Aufspannung, also von der Stange
    herunter drehen kann, sind Flucht-und Rundlauffehler vernachlässigbar klein. Die Arbeit hat 80000 km gehalten, dann ist der Rahmen gebrochen,
    Gesamtleistung 130000, Exitus.... Die rechten Deckel halten ewig, weil sie diese seckelhafte Aussparung oben nicht haben.

  • Beide deckel haben oben die gleiche aussparung.. das weiß ich recht genau, weil ich von den deckeln sicher schon über 100 bearbeitrt habe.. die konstruktion kommt aus der zeit in der man von schmierkeilen noch nicht so viel wusste. , und sich komplett auf spritzölschmierung verlassen wollte. Bei der nicht vorhandenen viskositätt des öls dieser motoren bekommst du da auch auch keinen schmierkeil gehalten ohne eine andere ölpumpe... schlimm ist das nur im kurzstreckenbetrieb, weil das öl besonders auf dem seitenständer stets aus dem nockenwellengehäuse herausläuft.

    Einmal editiert, zuletzt von ricardo ()

  • Hallo ricardo,
    Du hast recht, ich habe gerade im Fundus gekramt und nachgeschaut. Das mit dem Seitenständer ist nicht so recht nachvollziehbar, der ist links, folglich
    ist auf der Zündungsseite der tiefste Punkt im Steuergehäuse. Also muß hier eine Ölpfütze stehen. Ich kann mir aber noch was anderes vorstellen,
    der linke Lagerdeckel ist die am weitesten von der Ölpumpe entfernte Lagerstelle. Ob da nicht oft nur noch ein kläglicher Rest ankommt? Hauptsächlich
    wenn das Öl schon warm und dünn ist und der Druck um so besser durch die Wälzlager entfleuchen kann.

  • Viel schonender wäre es doch die Messingbuchse aufzureiben mit einer Ahle, anstatt diese aufzudrehen. Ich denke, so ist diese ominöse Buchse auch zu behandeln. Neue Ventilführungen werden ja auch nochmal aufgerieben.
    Allerdings würde ich immer den sinnvollen Umbau auf Nadellager bevorzugen, auch wenn dieser teurer ist.

  • Viel schonender wäre es doch die Messingbuchse aufzureiben mit einer Ahle, anstatt diese aufzudrehen. Ich denke, so ist diese ominöse Buchse auch zu behandeln. Neue Ventilführungen werden ja auch nochmal aufgerieben.
    Allerdings würde ich immer den sinnvollen Umbau auf Nadellager bevorzugen, auch wenn dieser teurer ist.


    Im Prinzip hast du recht. Nur, damals vor 47 Jahren hatte ich die kleine Mechaniker-Drehbank meines Vaters und ein paar HSS Drehmeißel zur Verfügung,
    sonst nichts. Heute wäre das in der halben Zeit passiert, dank der Ausstattung, die ich habe. Die Buchse, übrigens Bronze (CuSn) nicht Messing (CuZn)
    würde ich heute auch mit etwas Untermaß innen drehen und nach dem Einsetzen auf Maß reiben, auch wegen der besseren erzielbaren Oberfläche.
    Der Umbau auf Nadellager ist mit Sicherheit gut, aber die Buchsenlösung ist einfacher und ganz sicher nicht viel schlechter.

  • Du erreichst doch mit einer Reibahle keine glattere Oberfläche als mit drehen, oder was meinst du mit besser?

    "Du redest mit deinem Motorrad? Findest du das nicht merkwürdig?"
    "Wieso? Ich finde die Gespräche mit manchen Menschen viel merkwürdiger!"

  • Du erreichst doch mit einer Reibahle keine glattere Oberfläche als mit drehen, oder was meinst du mit besser?


    Doch, die Rauhtiefe wird besser. Zumindest besser als das, was man auf einer alten Drehbank fertig bringt. Bei modernen Drehautomaten sind die
    Verhältnisse natürlich anders. Bronze ist sowieso nicht ganz einfach zu verarbeiten, auch beim Reiben, scharfes Werkzeug ist wichtig.

  • Ok, wir haben in meiner Lehrzeit mal versucht zwecks Zeitersparnis statt ausdrehen ne Reibahle zu verwenden, Ergebnis war egal mit welcher Schnittgeschwindigkeit eine zu schlechte Oberfläche. War allerdings irgend ein Stahlguss. Bin aus dem Job jetzt schon viele Jahre drausen...

    "Du redest mit deinem Motorrad? Findest du das nicht merkwürdig?"
    "Wieso? Ich finde die Gespräche mit manchen Menschen viel merkwürdiger!"