Honda CB 450 S CDI zerlegen/reparieren (mit Bildern)

  • In diesem Thema möchte ich vorstellen, wie ich bei der Reparatur einer CDI von einer Honda CB 450 S vorgegangen bin.
    Das Thema soll anderen Fahrer mit Zündungsproblemen helfen, sich an das Zerlegen des Zündungssteuergerätes zu trauen.
    Ausgeklinkt ist das Thema zur besseren Auffindbarkeit und Übersicht aus meinem letzten Thema, in dem es zunächst um den Austausch von Instrumentengummis geht (ab Seite 3 zur CDI): https://www.honda-board.de/hb/…%C3%BCr-Instrumente/page3


    Zündungsprobleme mit diesem Motorrad scheinen keine Seltenheit zu sein, als Ursache vermute ich in erster Linie gebrochene Lötstellen und gealterte Bauteile.
    Bei mir äußerte sich das Problem in einer ausfallenden Verstellung des Zündzeitpunks bei höheren Drehzahlen. Sobald der Motor ordentlich warm war hatte der Motor oberhalb von ca. 4000 U/min keine Kraft mehr, egal wie weit das Gas aufgedreht wurde. Der Fehler ließ sich unterdrücken, indem ein nasser Lappen zur Kühlung um die Zünndbox gewickelt wurde. So waren knapp 100 km ohne Ausfall der Zündzeitpunktverstellung möglich.
    Ein Dauerzustand war das natürlich nicht. Eine andere, gebrauchte CDI wollte ich nicht besorgen, da ich es für recht wahrscheinlich halte, dass auch ein anderes Steuergerät früher oder später diesen Fehler aufweisen könnte.


    Nach ein wenig Recherche war klar, dass das Steuergerät zerlegt werden musste, was aufgrund der Vergussmasse nicht so einfach erschien.
    Es ist letztendlich aber eine reine Gedultsfrage. Die Vergussmasse ist an sich nicht besonders hart, mit einem kleinen Schraubenzieher und einer spitzen Pinzette ist das Ganze gut zu bewerkstelligen, es dauert nur eben seine Zeit.
    Zunächst wurde die Plastikwanne, in die die Masse gegossen wurde, entfernt. Das geht mit einem scharfen Messer und einer kleinen Zange sehr gut. Als Nächstes lässt sich die Vergussmasse so ziemlich in einem Stück von der Unterseite der Platine abziehen. Dann geht es auf der Oberseite weiter.
    Ich habe dabei die Vergussmasse in kleinen Stückchen entfernt, da zunächst nicht klar war, an welchen Stellen Bauteile zu erwarten sind, die natürlich möglichst unbeschädigt bleiben sollten. Ich hoffe, mit meinen Bildern (am Ende des Beitrags) das ein wenig zu vereinfachen, da zumindest grob erkenntlich ist, wo die einzelnen Bauteile in der Vergussmasse liegen.
    Sobald ein Bauteile freigelegt war wurde es von der Platine runtergelötet, mit einem Stück Klebeband und einem Stift gekennzeichnet und das Bauteil auf korrekte Funktion überprüft (soweit möglich). So war es möglich, die Vergussmasse bis zur Platine zu entfernen.


    Wirklich etwas zu beachten gibt es dazu kaum, sonderlich schwierig ist das wie gesagt nicht, wenn man sich ein wenig Zeit nimmt.
    Das Gehirn der Zündung (der integrierte Schaltkreis mit der Bezeichnung MB4213) sowie der Gleichrichter wurden nicht von der Platine entfernt.


    Die Erkentnisse:
    Eine deutlich sichbar gebrochene Lötstelle war vorhanden. Auf Haarrisse wurden die Lötstellen nicht untersucht. Sämtliche Bauteile bis auf den Tantalelko C4 verhielten sich beim Testen normal, auch bei mäßiger Erwärmung.
    Die Verstellung des Zündzeitpunkts erfolgt anhand der Frequenz der Pulse. Somit ist keine weitere Information außer dem Zündgebersignal für die Verstellung erforderlich.


    Was am Steuergerät geändert wurde:
    Sämtliche Elkos wurden getauscht. Es handelt sich um Bauteile im Centbereich, da wäre wohl am falschen Ende gespart. Schließlich ist es keine Seltenheit, dass Elkos über die Jahre ihre Eigenschaften verändern. Besonders Tantalelkos können da kritisch sein.
    Die Widerstände und die restlichen Halbleiter (Dioden und Transistoren) sowie die Folienkondensatoren wurden nach dem Durchtesten wieder verbaut, diese Bauteile sind in der Regel unempfindlich gegen Alterung.
    Ebenso wurden die Lötstellen der verbliebenen Bauteile (IC und Gleichrichter) nachgelötet.


    Ergebnis:
    Das Steuergerät scheint nach einem kurzen Test wieder zu funktionieren. Ein wirklich ausgiebiger Test über 100 Kilometer steht allerdings noch aus. Das Ergebnis werde ich hier noch ergänzen, sobald das Wetter wieder mitspielt und ich ein wenig Zeit habe.


    Es ist noch nicht entgültig entschieden, wie das Steuergerät wieder ordnungsgemäß verpackt werden soll. Einige Anregungen dazu gab es schon in meinem Thread mit dem etwas unpassenden Namen, den ich oben verlinkt habe.


    An sich ist die Schaltung nicht sonderlich kompliziert, mit etwas Aufwand würde sie sich vermutlich auch nachbauen lassen.
    Es sind in der Schaltung folgende Bauteile verbaut:
    R1: 330 Ω
    R2: 10 kΩ
    R3: 10 kΩ
    R4: 10 kΩ
    R5: 183 kΩ
    R6: 510 Ω
    R7: 270 kΩ
    R8: 1,2 kΩ
    R9: 68 kΩ
    R10: 51,1 kΩ
    R11: 30,1 kΩ
    R12: 510 Ω
    R13: 7,5 kΩ
    Rx: 30 kΩ


    C1: 15 nF Folie
    C2: 10 µF Elko
    C3: 10 µF Elko
    C4: 100 nF Tantal
    C5: 47 nF Folie
    C6: 100 nF Folie
    C7: 47 µF Elko
    C8: 2,2 nF Folie
    C9: 10 nF Folie
    Zündkondensator (C0): gemessene 1,5 µF, keine Bauteilbeschriftung vorhanden.


    Die Eigenschaften der Halbleiter wurden nicht weiter bestimmt, da kein Nachbau der Zündung angestrebt wurde.
    Genauere Informationen (z.B. zu den Toleranzen den Bauteile) sollten sich den Bildern entnehmen lassen.


    Ein paar Daten und eine Beispielschaltung zur integrierten Schaltung (MB4213) gibt es hier: http://ec91129379.sell.everych…er-asic-mb4213-sop14.html
    Die Beispielschaltung ist tatsächlich recht nahe an der Schaltung von der Honda CDI. Bei der dort gezeichneten Schaltung fehlt allerdings ein Massesymbol unten im Bild, also dort, wo R6, C5, C6, C7 usw. zusammenkommen liegt ebenfalls GND.


    Bei weiteren Fragen versuche ich gerne behilflich zu sein.
    Die Bilder sind bewusst recht hoch aufgelöst, sodass man auch nach reinzoomen noch Details erkennen kann.




    IMG13.jpgIMG11.jpgIMG9.jpgIMG7.jpgIMG5.jpgIMG3.jpgIMG2.jpgIMG14.jpgIMG12.jpgIMG10.jpgIMG8.jpgIMG6.jpgIMG4.jpgIMG1.jpg



    Tags zur besseren Auffindbarkeit des Threads von Suchmaschinen:
    Honda 450 S CDI Zündaussetzer Zündproblem stottert Zündbox zerlegen Vergussmasse defekt Kondensatoren

    2 Mal editiert, zuletzt von IPv6 ()

  • Die Schaltung hätte ich mir gern mal angesehen, leider funktioniert der Link nicht.

    Es genügt nicht, keinen Plan zu haben. Man muss auch unfähig sein, ihn umzusetzen

  • Nein, kein Nachtschwärmer. Ich bin in Thailand und daher schon sechs Stunden weiter als du in D. Vielen Dank

    Es genügt nicht, keinen Plan zu haben. Man muss auch unfähig sein, ihn umzusetzen

  • Dann mal Gute Nacht

    Es genügt nicht, keinen Plan zu haben. Man muss auch unfähig sein, ihn umzusetzen

  • Deine Messung der Zündkondensatoren kommt hin.
    In der Annahme, dass Honda Räder nicht immer wieder neu erfindet, kann man sich an Vorhandenes anlehnen, in der Transe (PD06) haben sie 1 µF.
    Schaltplan anbei (auf Freigabe warten), oder in dem Forum transalp.de / Technik / Reparaturen stöbern, da ist noch mehr zu finden (ggf auf Variationen achten - mit / ohne Seitenständerschaltung usw.)


    H.
    CDI-Plan.jpg