Haben Bremsbeläge ein Verfallsdatum?

  • Hallo,


    ich habe vor kurzem ein gut erhaltenes K-Modell-Vorderrad mit Duplex-Bremse ergattert. Nach dezenter Aufhübschung soll dieses nun in meinem CB350er rein. Dabei waren auch ein Paar recht gut erhaltener Original-Bremsbacken, deren Beläge noch genau so dick sind wie bei einem neuen Paar (aus dem Zubehörhandel, nicht Original-Honda), das ich auch noch habe. Allerdings dürften die Original-Bremsbacken mindestens 30 Jahre alt sein. Der Reifenhändler meines Vertrauens hat nämlich festgestellt, das der alte Reifen, den ich bei ihm habe abmontieren lassen, von 1989 stammt. Ich vermute daher, dass die Bremsbacken mindestens genauso alt sind. Ich stelle mir daher die Frage, ob ich die alten Backen weiter verwenden kann oder lieber die neuen nehme (also Honda-Original alt oder Nicht-Original neu). Oder grundsätzlich gefragt: Haben Bremsbeläge ein Verfallsdatum?

    Grüße

    Emil


    Der Worte sind genug gewechselt, Laßt mich auch endlich Taten sehn! Indes ihr Komplimente drechselt, Kann etwas Nützliches geschehn.

    (Johann Wolfgang von Goethe: Faust: Eine Tragödie)

  • :o


    Bremsbeläge haben kein Mindesthaltbarkeits- oder Verfallsdatum. Sie "leiden" nur unter der Hitze, die beim Bremsen entsteht.
    Wenn die Oberfläche der alten Beläge sich (fast) genauso anfühlt wie bei den ungebrauchten, würde ich sie weiterverwenden. Wenn Du mit dem Fingernagel drübergehst, als ob Du da 'ne Linie ziehen wolltest, und sie fühlen sich an wie Glas oder Stahl, ist das schlecht. Sie sollten einen irgendwie etwas "weichen" Eindruck machen, auch wenn Du nicht wirklich 'ne Spur von Deinem Fingernagel siehst.


    Ich würde dann aber trotzdem einmal mit feinem Schleifpapier rübergehen - habe ich vor Jahrzehnten so gelernt, dass man das macht, wenn man Bremsbacken schonmal in der Hand hat. Ob das irgendwelchen tatsächlichen Effekt hat :nixweiss:






    :wavey:

    [SIGPIC][/SIGPIC]
    Meine Maschinen sind alt genug, um selbst zu entscheiden, das macht es manchmal etwas anstrengend, mit ihnen unterwegs zu sein.
    Wenn meine Fähigkeiten nachlassen und ich meine CM 400T nicht mehr fahren kann, dann hole ich mir 'n Motorrad - und wenn's damit nicht mehr geht, 'n Lanz Bulldog.

  • Ich würde dann aber trotzdem einmal mit feinem Schleifpapier rübergehen :


    Ich gebe zu bedenken, dass die originalen Beläge asbesthaltig sind, und zweifle damit das "Anschleifen" als gute Tat an.
    Ich habe sowohl alte wie auch neue Beläge in diesen Bremsen gefahren, und muss sagen, dass das Bremsverhalten neuer Beläge nach meinem Ermessen dem der alten überlegen ist. Da neue Beläge asbestfrei sind, sind sie jedoch nicht so sehr Temperaturstabil und neigen meiner Erfahrung nach bei viel Bremserei eher zum Fading. Mir kam die cb350 Bremse zwar stets als ausreichend dimensioniert vor, dennoch bin ich auf die Superhawk-cb77 Trommel gewechselt. Gleich dimensioniert wie die der 450k kommt sie direkt in einer 18" Felge, und passt natürlich ohne viel Gefummel in die 350er Gabel. Das richtige Einstellen der Bremsbacken zueinander ist jedoch wichtig. Dank richtiger Duplexmechanik gibts hier ja zwei auflaufende Backen, und wenn das Tragbild stimmt, entfernst Du die Bremse recht effektiv aus der Entschleunigungsgleichung, weil in der Hauptsache die Kontaktfläche zwischen Boden und Reifen, insbesondere in Abhängigkeit des Reibungskoeffizienten der jeweiligen Gummimischung das Bottleneck ist.

  • Danke für die Infos.


    ricardo
    "dennoch bin ich auf die Superhawk-cb77 Trommel gewechselt."
    Wie kommt man denn an so was dran?

    Grüße

    Emil


    Der Worte sind genug gewechselt, Laßt mich auch endlich Taten sehn! Indes ihr Komplimente drechselt, Kann etwas Nützliches geschehn.

    (Johann Wolfgang von Goethe: Faust: Eine Tragödie)


  • Wie kommt man denn an so was dran?


    Einfach abwarten, und kaufen, wenn sie auftauchen. Ich glaub ich hab auch noch so ein Rad rumliegen. Musst Du allerdings von jemandem, der weiß was er hat, mit 200 Euro rechnen, viele wollen auch mehr dafür haben. Man kann auch glück haben und sie mal für 60 oder 100 Euro bekommen, ist aber Glückssache, und eher selten. In der 450 haben sie auch bei einigen Baujahren statt 19" vorn eine 18" Felge verbaut, die ist allerdings breiter. CB77 1,65" Felge, CB450 1,85 oder 2,00, wenn ich nicht irre. Müsste ich jetzt in der Werkstatt nachsehen, da stehen noch ein Paar.

  • Brauchst nicht nachzuschauen, hat mich nur grundsätzlich interessiert. Ich bau jetzt erst mal mein Rad ein.


    Hab mal bei Ebay-USA gesucht, da gibts noch erstaunlich vieles für die cb77 (wobei der Transport ganz schön ins Geld gehen kann).

    Grüße

    Emil


    Der Worte sind genug gewechselt, Laßt mich auch endlich Taten sehn! Indes ihr Komplimente drechselt, Kann etwas Nützliches geschehn.

    (Johann Wolfgang von Goethe: Faust: Eine Tragödie)

  • Bremsbeläge altern auch unbenutzt.


    Vielleicht ein moderner Sinterbelag nicht, das alte Glump schon.


    Das geht beim Fahren schneller, aber Kollegen berichten auch über schlechte Bremsleistung bei alten Neuteilen.


    Ein Moppedspezi hat gerade wegen lausiger Bremsleistung einer an sich groß dimensionierten Trommelbremse einer 50er zwei Satz Bremsbacken neu bekleben lassen.


    Das geiche habe ich gerade mit den 50 Jahre alten Bremsbacken der Italjet machen lassen.


    Der alte Belag kommt runter, die Backe wird glasgestrahlt, dann kommen verklebte neue Beläge drauf, für den Trommeldurchmesser, den man gemessen hat.


    Deshalb schickt man die Backen mitsamt der Bremsankerplatte ein.



    Hier ist Winter und wir sind beide in der Restaurierungsphase, können also noch nicht berichten wie gut das bremst.


    Aber wenn ich den Belag anfase, dann ist das schon ganz anders als ein Feilstrich über das glasharte alte Belagmaterial.



    Nachtrag:


    Wenn das organische Belagzeuchs durch die Wärme beim Bremsen verglast, wie man das nennt, und immer mehr aushärtet, dann ist anzunehmen, dass bei weniger Wärmeeintrag, also Raumtemperatur, das genau gleich passiert, aber eben verlangsamt.

    Einmal editiert, zuletzt von mart!n ()

  • Dann werd ich wohl meine neuen Bremsbacken verbauen. Die alten werde ich mal neu belegen lassen.

    Grüße

    Emil


    Der Worte sind genug gewechselt, Laßt mich auch endlich Taten sehn! Indes ihr Komplimente drechselt, Kann etwas Nützliches geschehn.

    (Johann Wolfgang von Goethe: Faust: Eine Tragödie)

  • ... Wenn das organische Belagzeuchs durch die Wärme beim Bremsen verglast, wie man das nennt, und immer mehr aushärtet, dann ist anzunehmen, dass bei weniger Wärmeeintrag, also Raumtemperatur, das genau gleich passiert, aber eben verlangsamt.


    Als Energiesparer könnte ich da auf die Idee kommen, mein Ei nicht für 7 Minuten bei 100°C zu kochen, sondern für 28 Minuten bei 25° C ;)


    Ich könnte mir eher vorstellen, das Oxidation was negatives bewirkt. Bei meiner 1000er habe ich 15 Jahre alte rote, unbenutzte Brembo eingebaut, die machen keine Probleme. Die 400er bekommt neue Beläge.

    [SIGPIC][/SIGPIC]

  • Der Kleber alter Beläge löst sich auch gern mal auf, sodass die Beläge von den Backen abfallen. Bei Backen, wie die der cb350, die neu vom Händler nur 20 Euro kosten, lohnt sich das neu Belegen nicht. Bei denen in meiner 200er Trommel sind auch neue Beläge auf alten Backen drauf, kostet 16 Euro pro Backe, aber dann muss man sie eben noch abdrehen, sodass sie in die Nabe passen. Einige Bremsbelagsbuden bieten das auch als Service an, aber sicher ist man dann auch 50 Euro hinterher los, oder gern auch mehr.

  • Bei 50 Jahre alten Teilen, die nicht mehr erhältlich sind, ist mir der Preis wurscht.


    Mein Spezl hat für zwei Satz Backen und Versand um die 50.- gezahlt.


    Ich habe bisher nur nen Lieferschein und noch keine Rechnung.



    Faxe


    "Als Energiesparer könnte ich da auf die Idee kommen, mein Ei nicht für 7 Minuten bei 100°C zu kochen, sondern für 28 Minuten bei 25° C"



    Ebenso geistreich wie lustig.
    Noch lustiger ist zu wissen, dass du z.B. Nudeln auch in lauwarmem Wasser al dente oder weich "kochen" kannst.
    Dauert nur länger.


    Chemische Reaktionen laufen in der Tat bei mehr Temperatur schneller ab, eine Oxodation bleibt trotzdem eine Oxidation.


    Deshalb heizt man eine Garage nicht, in der das Auto im Winter in der Streusalzbrühe steht.


    Und wenn man Beschichtungen gegen Streusalzfraß im Labor testen will und der Versuch nicht 10 Jahre dauern soll, macht man was?
    Richtig, man beheizt die Prüfkammer......


    Als Energiesparer könnte man auf die Idee kommen, auch wissen zu wollen, was Energiezufuhr bewirkt ......

    Einmal editiert, zuletzt von mart!n ()

  • Bei Autos die hinten eine Trommelbremse haben ist es gang und gäbe die Beläge zu wechseln wenn sie entweder abgerosten sind von der Trägerplatte, sprich der Kleber aufgegeben hat oder der Tüv beim Prüfstand feststellt dass die Dinger verglast sind und nix mehr bremst. Die Technik ist beim Motorrad die Gleiche, nur die Benutzung und Lagerung wohl anders.....

    "Du redest mit deinem Motorrad? Findest du das nicht merkwürdig?"
    "Wieso? Ich finde die Gespräche mit manchen Menschen viel merkwürdiger!"

  • Das "Verglasen" von Bremsbelägen ist aber keine Oxidation. Daher geht das auch nicht bei Raumtemperatur.

    [SIGPIC][/SIGPIC]

  • Scheinbar geht das doch.


    Sonst würden alte "Neubeläge" ja bremsen.


    Wieviel Temperatur braucht das Eiweiß in den Belägen denn, um zu gerinnen?


  • Wieviel Temperatur braucht das Eiweiß in den Belägen denn, um zu gerinnen?


    Hallo…
    echt jetzt?
    Ich frug mich seit Jahren, für was das B in den Rembo-Bremsen steht.
    Etzet.
    B wie Bio.
    ;-)


    @Emil: probiere aus. mehr als 50m Bremsweg aus 100 => Tonne. Egal wie alt.
    Bremswirkung erst, wenn „Betriebstemperatur” erreicht => Tonne. Egal wie alt.