Unerwünschte Motorradfahrer - ein Beispiel aus dem Leben

  • Servas,


    bezugnehmend auf das andere, inzwischen geschlossene Thema und auch die Streckensperrungen u.a. im Tirol möchte ich Euch mal ein Beispiel präsentieren, wenn mal als Motorradfahrer eben nicht mehr willkommen ist.


    Hintergrund: für das in 2020 in Vorarlberg stattfindene Treffen der Kurvenkönige (https://community.kurvenkoenig.de/), das ich freundlicherweise organisieren darf, habe ich im Großen Walsertal bei einer Käserei um eine Führung angefragt. Nachfolgend ein Auszug aus der Mail auf meine Anfrage:


    "Als Organisator von Motorradgruppen/rundfahrten möchte ich Sie noch drauf hinweisen, dass wir uns als Biosphärenpark Großes Walsertal und Österreichisches Bergsteigerdorf dazu verpflichtet haben keine motorisierten Verstaltungen zu unterstützen oder zu bewerben. Nehmen Sie drauf bitte in der Kommunikation entsprechend Rücksicht. Leider ist auch bei uns im Großen Walsertal die Verkehrsbelastung, nicht zuletzt durch starken Ausflugs- und Rundfahrtsverkehr der meist keine Wertschöpfung in die Region bringt, zum diskutierten und problematischen Thema geworden".


    Das trifft zwar sicherlich auch PKW-Reisende, ist aber unterschwellig ein deutliches "wir wollen Euch nicht".


    LzG,
    André

    Motorradfahren ist das Schönste, was man angezogen machen kann und nach schräg kommt flach.

  • Naja, was hat eine regionale Käserei auch in der Tat schon groß von einer Führung für themenfremd angereiste Motorradfahrer? Immerhin ist man ehrlich und schiebt nicht irgendeinen fadenscheinigen Grund vor.

  • Naja, was hat eine regionale Käserei auch in der Tat schon groß von einer Führung für themenfremd angereiste Motorradfahrer? Immerhin ist man ehrlich und schiebt nicht irgendeinen fadenscheinigen Grund vor.


    Nur für die indigene Bevölkerungsschicht bieten die vermutlich keine Führungen im Internet an... ;)

    Motorradfahren ist das Schönste, was man angezogen machen kann und nach schräg kommt flach.

  • In der Tat habe auch ich den Eindruck, dass Motorradreisende im Durchschnitt eher wenig Geld in der Urlaubsregion lassen, dabei aber teils erhebliche externe Kosten generieren.
    Insofern verstehe ich diese Haltung.


    Wanderer, Radfahrer oder Drachenflieger nehmen sich vielleicht mehr Zeit für eine Region, für das Essen, für die Kultur, für Mitbringsel. Und sind dabei sehr viel verträglicher.
    Wanderer und andere Naturtouristen bleiben aber fern, wenn zu viel unverträgliche Motortouristen das Tal beschallen.
    Ich habe bspw. auf keiner Motorradreise bisher ein Theater besucht. Kein Kino, nur organisiert Führungen oder Museen und das äußerst selten. Meist wird gefahren, getankt, mal nen Imbiss oder einfaches Lokal und abends höchstens mal nen Bier. Kaum mal regionale Handwerkskunst gekauft.
    Es gibt auch die anderen, Luxusbiketouris, aber nicht jeder Tourist, nicht jeder Euro von denen und nicht jeder Arbeitsplatz, der dadurch entsteht, ist jeden Nachteil wert.


    Ich würde als Nichtfahrer Motorräder heute durch die Bank zu laut und zu schnell charakterisieren. Denn schon als Fahrer finde ich, das müsse nicht so sein, dass viele Motorräder immer lauter und immer schneller werden.


    Ich denke, wir haben es mit unseren Motorfahrzeugen längst übertrieben, alles überreizt.
    Andererseits hatten Motorradfahrer schon einmal ein eher negatives Image, bevor sich auch die Tourismusindustrie um uns riss. Dass wir nun scheinbar nicht allesamt überall umgarnt werden, ist da nun auch kein Beinbruch.

  • Dass wir nun scheinbar nicht allesamt überall umgarnt werden, ist da nun auch kein Beinbruch.


    Wie verschiedene Threads immer wieder zeigen,
    kann manch "passionierter Motorradfahrer" mit Kritik an sich und seinem Verhalten nicht gut umgehen.


    Nichtmotorradfahrer verstehen einfach das Heroische nicht, dass darin liegt,
    fossile Brennstoffe möglichst schnell und laut abzufackeln.


    Der Wind dreht halt machmal schnell.
    Wer hätte vor 1o Jahren gedacht, dass "Seenotretter" ein Schimpfwort sein könnte? :gruebelx:

    Scheiß drauf, ich probiers!

    :hehe:

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  • So what? :wink1:


    In vielen "touristisch schönen" Orten und Regionen werden die Touristen inzwischen zur Massenplage - ob das nun die Kreuzfahrtschiffsreisenden in den Hafenstädten sind oder die Italienreisenden, die das schöne Tirol abseits der Brennerautobahn geniessen wollen. Auf längere Sicht zerstört der Massentourismus viele seiner Ziele, wenn nicht rechtzeitig gegengesteuert wird. Etliche Regionen haben zu lange drauf gesetzt, jeden abzugreifenden Euro/Dollar/Rubel mitzunehmen - die Betonwüsten an vielen ehemals schönen Orten rund ums Mittelmeer darf man da gerne als Mahnmale sehen ...


    Wenn eine Region sich nun mit besonderem Fokus auf Bergsteiger und Wanderer profilieren will, gehört es dazu, motorisierten Gruppenveranstaltungen möglichst keine Anreize zu bieten - das hat nix mit "unerwünschten Motorradfahrern" zu tun sondern ist Teil eines Tourismuskonzepts, welches ganz gezielt auf wenig motorisierten Verkehr setzt. Auto-Gruppenreisen sind dort genausowenig willkommen.



    Hättest Du eine 50köpfige Radwanderergruppe angekündigt, hättest Du wahrscheinlich problemlos einen Termin für eine zünftige Käsevesper :lecker: gekriegt.






    :wavey:

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    Meine Maschinen sind alt genug, um selbst zu entscheiden, das macht es manchmal etwas anstrengend, mit ihnen unterwegs zu sein.
    Wenn meine Fähigkeiten nachlassen und ich meine CM 400T nicht mehr fahren kann, dann hole ich mir 'n Motorrad - und wenn's damit nicht mehr geht, 'n Lanz Bulldog.

  • Mit Motorrad, mit Sozia, in einer Motorradfahrergruppe das 27. Glied sein, nach organisierter Anfahrt und Tagesablauf vielleicht hungrig einen Gottesdienst gemeinsam besuchen, oder danach mit den Klamotten durstig durch eine stinkende Käserei schwitzen.
    Also das hat alles mit Freiheit wie ich sie verstehe nichts zu tun, noch dazu wenn man dabei anderen auf den Wecker auch noch geht.
    Mir gefällt vieles nicht was ich so auf meinen Touren sehe. Die GS Pulks Durchschnittsalter 65, Durchschnittsgewicht 130kg, Durchschnittspreis der Motorräder 25 000.-.
    Genauswenig gefallen mir die 150PS Geschwader die Rennstil imitieren, aber nicht auf angelegten ungefährlichen Rennstrecken sondern auf brandgefährlichen Strassenabschnitten im Gebirge.


    Es ist längst ein Punkt erreicht wo viele erkennen >weniger ist mehr<. Immer mehr und alles gleichzeitig haben zu wollen hebt die Lebensqualität nicht.

  • :wink1:


    Genauswenig gefallen mir die 150PS Geschwader die Rennstil imitieren, aber nicht auf angelegten ungefährlichen Rennstrecken sondern auf brandgefährlichen Strassenabschnitten im Gebirge.


    Und wenn das Wort "Kurvenkönige" auftaucht, werden viele nur genau solche Motorradfahrer erwarten - die sie dann möglicherweise tatsächlich ausdrücklich nicht vor ihrem Haus oder in ihrer Region haben wollen. Auch wenn das - rein durchschnittlich gesehen - vielleicht genauso nette Menschen sind wie die Honda-Board-Mitglieder :wink1:






    :wavey:

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    Meine Maschinen sind alt genug, um selbst zu entscheiden, das macht es manchmal etwas anstrengend, mit ihnen unterwegs zu sein.
    Wenn meine Fähigkeiten nachlassen und ich meine CM 400T nicht mehr fahren kann, dann hole ich mir 'n Motorrad - und wenn's damit nicht mehr geht, 'n Lanz Bulldog.

  • ...aber es sind die Regionen auch mitschuld. Bauen monströse Strassen und beschweren sich dann über die Folgen.


    Da spielt es auch keine Rolle die denkmalgeschützte Grossglocknerstrassse zu verschandeln, die Tunnel tiefer zu manchen und die Kehren auszubauen damit die riesigen Autobusse passieren können.
    Richtig ekelhaft der Betonbaustil im Vergleich zu den schönen Steinrundbögen der ursprünglichen Baumethode.
    Aber es muss anscheinend so sein.

  • Tja, was soll ich machen? "Meine" Gruppe rekrutiert sich nunmal aus dieser Community. Komischerweise habe ich bei diversen Touren, die ich dort organsiert (mit-)gefahren bin, noch nie einen Krawallbruder und bis auf einmal noch keinen Adrenalinjunkie dabei gehabt... den ich nach der Veranstaltung aber auch nur im Forum große Töne von Isle of Man und Sardinien habe spucken hören. Ansonsten alles wirklich gesittete und angenehme Leute, egal ob aus der Schweiz, Österreich oder Deutschland. Allerdings gibts bei uns auch keinen einzigen Harley-Fahrer. Für die sind wir vermutlich nicht elitär genug. Oder zu leise. ;)


    Auch noch komisch: jeder der Touren, die ich in Gruppen mitgefahren bin, hatte neben einem regionalen Bezug auch kulturelle Einflüsse. Manchmal eher Geheimtips, manchmal naturgemäss für die Masse. Und es hat da auch niemand den ich kenne im Schnitt weniger als ca. 150 Euro in der Region gelassen. Pro Tag. Paare eher weniger auf Grund von Kostenskalierungseffekten... Vermutlich aber im Schnitt eher mehr, tanken allerdings eingerechnet. Gehört aber wohl auch zur Wertschöpfungskette... ;)

    Motorradfahren ist das Schönste, was man angezogen machen kann und nach schräg kommt flach.

  • Ja nu, jetzt haste eine Niederlage einstecken müssen.
    Ich freu mich, dass du uns teilhaben läßt.


    Bewältigen musst du es am Ende aber alleine.


    So wie wir alle. Oooohm!

    Scheiß drauf, ich probiers!

    :hehe:

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  • Eine Schaukäserei oder zwei kann ich dir in meiner Region empfehlen. :D

    Schützt die Wälder - Esst mehr Biber!

  • :wink1:


    Tja, was soll ich machen? ...


    Was sollen die anderen machen? Die kennen Dich und Deine Gruppe nicht und können Dir auch nicht an der Nasenspitze ansehen, was sie von Dir zu erwarten haben. Sie könnten natürlich von allen immer das Beste erwarten und immer wieder von einigen (zu vielen) übelst auf die Glocke kriegen (Abgase, Gestank, Lärm etc.).
    Hättest Du Dich da früher drum gekümmert (viel früher), hätten sie sich vielleicht nicht als "Biosphärenpark und Bergsteigerdorf" definiert und profiliert, sondern als "Desoxy-und-seine-Kumpels-Lieblings-Touren-Region" und ihre schöne Landschaft und die Kurvenstrecken für alle anderen, die nicht auf Deiner Freundesliste stehen, gesperrt, um von Gestank und Krach verschont zu bleiben.


    Dann hätten wir hier jetzt statt dieses Themas einen "Das Kleinwalsertal ist für alle Motorradfahrer ausser Desoxy gesperrt - das ist Diskriminierung"-Thread von motorradfahrenden dreckigen Säuen, aber dann hätten wir vielleicht sogar was zu lachen :wink1:




    ... und dabei ist doch garnicht Winter :crazy:






    :wavey:

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    Meine Maschinen sind alt genug, um selbst zu entscheiden, das macht es manchmal etwas anstrengend, mit ihnen unterwegs zu sein.
    Wenn meine Fähigkeiten nachlassen und ich meine CM 400T nicht mehr fahren kann, dann hole ich mir 'n Motorrad - und wenn's damit nicht mehr geht, 'n Lanz Bulldog.

  • Das gewählte Beispiel sagt wohl eher was über die Mentalität derer aus, die sich mit derartigen Argumenten äussern, als über das Verhältnis der Menschen zu den Motorradfahrern.

    5 Mal editiert, zuletzt von rollermachtspass ()

  • Zitat

    Und es hat da auch niemand den ich kenne im Schnitt weniger als ca. 150 Euro in der Region gelassen.


    Das ist immer ein starkes Argument und hätte man vielleicht hervorbringen können. Andererseits impliziert die Frage nach einer Käsereiführung ja schon das Interesse an der Region auch außerhalb von spannenden Trassierungselementen.
    Es wäre schade, wenn diese ablehnende Haltung in diesem Fall Schule macht. Vielleicht muss man nun immer dazuschreiben, was die eigene Gruppe charaktisiert - gerade in unsere Gesellschaft mit immer weniger "wir".


    Was aber negative Auswirkungen und schöngerechnete Gewinne durch Tourismus bedeuten können, habe ich schon in meiner Heimatstadt erlebt - und ich habe lange an einem Hotspot gewohnt: Noch mehr Druck auf Mieten (Mietshäuser als Ferienwohnungen), ausufernde Prostitution, mehr Drogenhandel, überall bepinkelte Hauseingänge von Sauftouris (u.a. "Pub Crawl"), verstopfte Straßen und dafür viele neue Niedriglohnjobs.
    Eine perfekte Entwicklung geht anders. Die Leute gucken sich heute auch die negativen Effekte an, siehe Standortvergabe der Olympischen Spiele.