Twin Motoren drosseln und entdrosseln

  • Aus aktuellem Anlass fang ich mal an, eine umfassende Anleitung zusammen zu stellen. Es gibt hier jede Menge Erfahrung zu dem Thema im Board, deshalb fänd ich es Klasse wenn ihr auch eure Tips dazu abgebt.


    Warum das Ganze? Es gibt doch schon 1.356.735 Threads dazu...


    Ich möchte das einmal als komplette Sammlung oben über dem Twin Forum stehen haben, weil eigentlich wöchentlich danach gefragt wird. Ich werde den Thread dann nach einiger Zeit entspammen und zusammenfassen.


    Damit dürften dann alle Fragen auf einen Blick beantwortet sein :D


    Gruss
    ralf

  • Einleitung:


    Die Zweizylinder Motoren der CB250T/CB400T ab etwa 1977 bis hin zur CB450S gibt es jeweils in zwei verschiedenen Leistungsstufen.


    Bei den 250ern sind es 17 und 27 PS, bei den 400ern und 450ern sind es 27 und 43 bzw. 44 PS.


    Grundsätzlich unterscheiden sich beiden Versionen durch andere Nockenwellen.


    Es ist auch möglich, offene Versionen durch Gasanschläge oder Drosselblenden auf die heute aktuellen 34PS zu drosseln.

  • Meine CB 450S sind im Speziele Scheiben,


    am Vergaser zum Drosseln


    :bb: Fonsi

  • Welche Teile brauche ich für den Umbau?


    Zunächst einmal die passende Nockenwelle.Bei der 450S auch noch ein paar Vergaserteile und ein Kettenritzel.


    Eine Auflistung findet ihr in den Tüvgutachten in der Boarddatenbank:


    Hier für die 250er Versionen:
    http://www.honda-board.de/hb/downloads.php?do=cat&id=4


    Hier für die 400er und 450er Versionen:
    http://www.honda-board.de/hb/downloads.php?do=cat&id=5


    Damit habt ihr auch gleich das nötige Gutachten, um den Umbau eintragen zu lassen. Aber dazu später mehr.


    Auf dem Gebrauchtteile-Markt besteht jedoch ein kleines Problem mit den Nockenwellen.
    Es gibt zig verschiedene, die man im ausgebauten Zustand leider nicht mehr auseinander halten kann. Die unterscheiden sich in den Steuerzeiten.


    Grundsätzlich kann man dort nur gedrosselte NW mit 34mm Nocken und offene mit 37mm Nocken unterscheiden. Welche genau vor einem liegt, ist unmöglich herauszufinden. Verbaubar sind sie alle, egal ob 250ccm oder 450ccm. Deshalb kann man nur hoffen, das die NW die man gerade bekommen hat auch gut zur Motorcharakteristik passt. Eine Garantie dafür gibt es nicht.

    Einmal editiert, zuletzt von ralfw. ()

  • @ FonsiO: Danke für den Hinweis, werd ich gleich mal drauf eingehen.


    Honda hat damals die Leistung der gedrosselten Version an die Versicherungsklassen angelehnt. Einen 34PS Führerschein gab es noch nicht.
    Deshalb gibt es auch keine 34PS Version als Werkslösung


    Deshalb kann man heute nur auf Teile von Fremdanbietern zurückgreifen, um sich eine 34PS CB450S zu bauen.


    Basis dafür ist immer die offene Version. Es werden dann Gasanschläge oder Blenden (Scheiben) in die Ansaugstutzen eingebaut.


    Die nötigen Gutachten bekommt ihr dann bei den Firmen, die diese Bausätze anbieten.

  • Ich mach jetzt mal eine kleine Pause. Morgen gehts weiter mit dem eigentlichen Umbau, Eintragung, eventuellen Risiken usw.


    Wenn ihr dazu Anregungen, Kritik oder Ideen habt, haut kräftig in die Tasten :D


    Gruss
    ralf

  • auch wenn mich dat nicht wirklich angeht:


    find ich klasse :!::wink:

    ...wenn ich nur nicht so zerstreut räwe....

  • Ist leider nicht ganz so.
    Ich hab da gerade mal selbst nachgeforscht. So hat zum Beispiel die CM400T eine andere 43PS Nockenwelle wie die 400N und die wiederum eine andere wie die 450er.


    Schau mal auf die Seite von Twintreiber. Der hat dort die Steuerzeiten aus den Werkstatthandbüchern aufgelistet.Von den offenen NWs:


    http://www.detlefkroeger.de/Adress.html


    Es gab hier vor ca. einem Jahr einen Thread, bei der jemand davon berichtet hat, das er zwei verschiedene 37mm Nockenwellen verbaut hatte und das die sich auch im Laufverhalten des Motors bemerkbar gemacht haben.

  • Ich hatte gerade etwas Zeit auf der Arbeit und bin mal die Gutachten durchgegangen :wink:


    Demnach gibt es folgende Nockenwellen:


    34mm:


    14101-414-601 CB250N,CB250T
    14101-413-711 CB400N,CB400T,CB450N,CM400T
    14101-ML4-650 CB450S



    37mm:


    14101-414-010 CB250N,CB250T
    14101-443-010 CB400N
    14101-413-010 CB400T,CB450N,CB450S,CM400T


    Das Problem daran ist halt, das es außer der Nockenhöhe keine Merkmale gibt, an denen man eine ausgebaute gebrauchte Welle unterscheiden kann.

  • Nun gehts los mit dem eigentlichen Umbau.


    Neben der Nockenwelle empfiehlt es sich, vorher folgende Teile zu besorgen:


    Eine Ventildeckeldichtung, die Dichtkegel an den Ventildeckelschrauben und eine Lichtmaschinendichtung und etwas Schraubensicherungsmittel.


    An Werkzeug braucht ihr neben den üblichen Allgemeinwerkzeug einen Drehmomentschlüssel und Fühlerlehren zum Ventilspiel einstellen.


    Bitte bei der ganzen Aktion darauf achten, das keine Kleinteil oder Dreck im Motor versenkt werden.


    1. Den linken Motordeckel abnehmen. Auf dem Rotor findet ihr die OT-Markierung der Kurbelwelle. Ausserdem kann der Motor dann mit der Rotorschraube sehr einfach durchgedreht werden.


    2. Den Ventildeckel abnehmen


    3. Die beiden M7 Schrauben des Nockenwellenrades anlösen, aber noch nicht entfernen. Die sitzen teilweise recht fest und in diesen Stadium könnt ihr den Motor noch einfach durchdrehen.


    4. Kurbelwelle und Nockenwelle auf OT stellen.


    5. Bei Motoren mit aussenliegender Ölsteigleitung die Leitungen zu den beiden Kipphebelböcken abmontieren.


    6. Jetzt könnt ihr die Kipphebelböcke entfernen. Diese werden mit den Zylinderkopfschrauben gehalten. Die Schrauben sind sehr lang und gehen durch den Zylinder bis ins Motorgehäuse. Im Rahmen befinden sich jedoch Montageöffnungen, durch die die Schrauben rausgezogen werden können.


    Wichtig:
    Erst nur mit einer Seite anfangen. Die Schrauben langsam über Kreuz lösen und Stück für Stück rausdrehen. Die Kipphebelböcke sitzen auf Passhülsen und hängen oft sehr fest. Deshalb empfiehlt es sich, den Zylinderkopf mit zwei Kopfschrauben zu sichern, befor ihr mit der zweiten Seite weitermacht.Dies dient dazu, das ihr nicht versehentlich die Kopf- oder Fußdichtung beim Abnehmen der Böcke losreißt. Die Kopfschrauben bitte genau so ablegen, wie sie ausgebaut wurden. Die sind zum einen unterschiedlich lang und zum anderen haben die teilweise Gummiringe aufvulkanisiert.


    7. Wenn die Kipphebelböcke runter sind, liegt die Nockenwelle vor euch.
    Allerdings ist noch das Kettenrad und die Kette dran. Jetzt könnt ihr die beiden kleinen Schrauben vom Kettenrad ganz rausdrehen und das Kettenrad seitlich vom Flansch wegdrücken. Jetzt könnt ihr die Kette vom Kettenrad abheben und die Nockenwelle seitlich rausziehen.
    Die ganze Sache kann man sich sehr erleichtern wenn man den Kettenspanner vorher entspannt.


    Wichtig:
    Achtet darauf, das euch dabei nichts in den Kettenschacht fällt. Besonders die kleinen Schrauben des Kettenrades :roll: Die Kette könnt ihr so lange mit einem querliegenden Schraubendreher oder ähnliches hochhalten, damit ihr die nicht anschliessend aus dem Kettenschacht rausfummeln müsst.


    8. Jetzt wird die ganze Sache mit der anderen Nockenwelle in umgekehrter Reihenfolge wieder zusammen gebaut. Gewinde der Kopfschrauben kontrollieren und ggf. reinigen, alle Lagerstellen mit Öl versehen.
    Die Kurbelwelle muss dabei auf OT stehen und die Nockenwelle mit der Kerbe auf der linken Seite senkrecht nach oben. Das Kettrad hat auch eine Markierung, die links und rechts genau mit der Zylinderkopfkante fluchten muss. Wenn das stimmt, passen hinterher auch die Steuerzeiten.


    Falls ihr den Motor mit ausgebauter Nockenwelle verdrehen müsst, zieht dabei bitte die Steuerkette hoch, damit sich unten an der Kurbelwelle nichts verkeilt.


    Die kleinen M7 Schrauben des Nockenwellenrades bekommen jeweils etwas Schraubensicherung und werden mit 18 - 22 Nm angezogen.


    Die Auflageflächen der Nockenwellenböcke dünn mit einem Dichtungsmittel versehen. Die Zylinderkopfschrauben werden mit 30-33 Nm über Kreuz von innen nach aussen angezogen.


    Danach bleibt eigentlich nur noch die Kette wieder zu spannen und das Ventilspiel einzustellen. Und natürlich die übrigen ausgebauten Teile wieder anzubringen.

    Einmal editiert, zuletzt von ralfw. ()

  • Der nächste Teil der Fortsetzungsgeschichte kommt morgen.


    Ich werde auch noch Fotos einbauen, aber alles nach und nach.


    Gruss
    ralf



  • Jou, hab die 400N übersehen, Sorry

  • Jetzt ist die Nockenwelle drin und das Mopped läuft schon etwas schneller (oder auch langsamer, je nachdem was eingebaut worden ist).


    Die Leistungsänderung muss aber nun auch eingetragen werden. Die Gutachten findet ihr (wie anfangs erwähnt) hier in der Datenbank oder auf honda.de .


    Das Entdrosseln wird von vielen Tüv-Prüfern relativ locker gesehen und meistens ohne viele Umstände eingetragen. Beim Drosseln sieht es oftmals anders aus. Da es in dem Fall auch um Führerscheinklassen und Versicherungsprämien gehen könnte wollen die meistens schon genau wissen, ob das Motorrad auch wirklich gedrosselt worden ist.


    Es könnte also sein, das die eine Bestätigung von einem Fachbetrieb haben wollen, das die Nockenwelle wirklich verbaut worden ist.Er kann es ja nicht sehen, wenn das Motorrad zusammengebaut vor ihm steht :wink:


    Im zweifelsfall empfiehlt es sich, den Prüfer vorher zu fragen, welche Belege er sehen möchte.


    Nachdem der Tüv die Leistungsänderung eingetragen hat müßt ihr noch zur Zulassungsstelle und auch dort die Leistungsänderung eintragen lassen.
    Die Zulassungsstelle benachrichtigt normalerweise eure Versicherung, zumindest war es hier in Oberhausen so. Am besten mal kurz fragen, ob es in eurem Landkreis auch so ist.


    Jetzt dürft ihr damit legal durch die Gegend fahren :0018:

  • Jetzt komme ich zu allgemeinen Fragen zum Nockenwellenumbau.


    Immer wieder tauchen Fragen auf, wie etwa "Schadet das Entdrosseln meinem Motor?"


    Im allgemeinen nicht. Der Motor ist für die höhere Leistung ausgelegt und nur für den deutschen Markt auf 27 PS gedrossel. Ihr solltet euch aber vor Augen halten, das ihr es mit 20 - 30 Jahre alten Material zu tun habt. Wenn ihr jetzt also die Leistung permanent ausreizt, kann es schon passieren das der Ölverbrauch schnell ansteigt. Das hängt natürlich auch davon ab, in welchem Zustand euer Motor vor dem Umbau war.


    "Braucht man das Ritzel und die Vergaserteile bei der 450S wirklich?"


    Dazu gab es auch schon endlose Diskussionen.Mit dem Umbau der Nockenwelle erreicht ihr etwa 90% . Die Erfahrungen hier im Board gehen wohl dahin, das man das Ritzel machen kann, wenn eh ein Kettenwechsel ansteht. Und die Vergaserteile sind wohl nicht mehr Lieferbar, so das sich die Frage von selbst erledigt.


    Bei den ersten 250T stehen auch andere Vergaser auf der Teileliste. Hierzu habe ich leider keine Erfahrungswerte.


    Jetzt werde ich im Laufe der Woche noch einige Fotos aufbereiten und dann ist der Nockenwellenthred fertig. Wenn euch noch was einfällt, bitte melden.


    Gruss
    ralf