Kurvendiskussion

  • Wie fahrt ihr in der Regel Kurven? 27

    1. Variante 1 (hinterschneiden) (11) 41%
    2. Variante 2 (der Klassiker) (6) 22%
    3. Ich achte da nicht drauf, ich fahre einfach (10) 37%

    Kurven kann man ja auf viele Arten und Weisen fahren. Die wohl bekanntesten "Verfahren" sind:


    Variante 1: Kurven hinterschneiden:
    kurven-03eps-v1387851.jpg




    Variante 2 (der Klassiker): Kurve mit etwa gleichbleibendem Abstand (60-100cm) zum linken (bei Rechtskurven) bzw. rechten (bei Linkskurven) Fahrstreifenrand fahren. Der Abstand bleibt die ganze Kurve über ungefähr gleich. Vorteil: man kommt bei Linkskurven nicht zu nah an die Fahrbahnmitte und man fährt ungefähr in der Spur in der sich Autoreifen bewegen. Das heißt die Wahrscheinlichkeit dass etwas im Weg liegt ist meiner Meinung nach geringer (die Blechkisten räumen das ab). Auch Ölflecken etc. befinden sich ja meist eher in der Fahrstreifenmitte.



    Von außen angefahren wird die Kurve ja bei beiden Varianten. Der Unterschied besteht also "nur" darin dass beim hinterschneiden der Abstand zum Fahrbahnrand/Fahrstreifenmitte nicht gleich bleibt. Man fährt eine Linkskurve von Rechts an, bewegt sich in Richtung Fahrbahnmitte bis zum Scheitelpunkt, und bewegt sich dann beim beschleunigen wieder in Richtung rechter Fahrbahnrand (siehe Bild oben)


    Und genau da (also bei Linkskurven) stellt sich mir die Frage: kommt man beim Hinterschneiden nicht recht nah an die Fahrbahnmitte und somit der Oberkörper zu nah an den Gegenverkehr wenn man es konsequent durchzieht?



    In der Fahrschule habe ich Variante 2 beigebracht bekommen. In vielen Motorradbüchern und Zeitschriften ließt man immer wieder dass das Hinterschneiden das non-plus-ultra wäre.


    Ich mache es im Moment so: bei Rechtskurven hinterschneide ich, bei Linkskurven mach ich so ein "halbherziges" hinterschneiden, damit mein Oberkörper weit genug von der Fahrbahnmitte weg bleibt. Zum verhungern zu viel, zum satt werden zu wenig quasi.


    Wie macht ihr das (dafür die Umfrage) und warum?

  • Ich nutze beide Fahrspuren, die ganze Breite der Strasse - wenn die Kurve weit genug einsehbar ist.


    Ist sie nicht einsehbar, fahre ich so, als würde gleich ein Bus seine Front auf meine Strassenseite schieben, um um's Eck zu kommen.
    Denn so muss er fahren, wenn es im Gebirge enge Kurvenradien hat.
    Von "meiner" Strassenhälfte bleibt mir dann wenig bis nichts - und darauf muss ich mich einstellen.

  • :o


    Ich fahre Kurven - selbst wenn sie gut einsehbar sind - fast immer auf "Sicherheitslinie", weil ich mir das so angewöhnt hab und nicht vor jeder Kurve über die Linie nachdenke.


    Sicherheitslinie heisst, relativ weit aussen (bei Rechtskurven am linken Rand meiner Fahrbahn, nicht auf der Gegenfahrbahn), so dass ich die Kurve so weit wie möglich übersehen kann. Und erst, wenn ich aus der Kurve raus sehen kann, dass die Strasse frei ist, ziehe ich nach innen.
    Dabei das Tempo immer so, dass ich auf alles, womit ich auf öffentlichen Strassen rechnen muss (Radfahrer oder haltendes Fahrzeug auf meiner Fahrbahn, Gegenverkehr in jeglicher Form etc.), stressfrei reagieren kann.






    :wavey:

    [SIGPIC][/SIGPIC]
    Meine Maschinen sind alt genug, um selbst zu entscheiden, das macht es manchmal etwas anstrengend, mit ihnen unterwegs zu sein.
    Wenn meine Fähigkeiten nachlassen und ich meine CM 400T nicht mehr fahren kann, dann hole ich mir 'n Motorrad - und wenn's damit nicht mehr geht, 'n Lanz Bulldog.

  • :o


    Seitdem Fahren grundsätzlich als Unrecht gilt (Verschmutzung der Umwelt, Gefährdung der Mitmenschen etc.), nur mit gewissen Einschränkungen.


    Und unter Berufung auf Donald T. (nicht Donald D. :wink1:) ist auch klar, dass rechts nicht unbedingt rechts sein muss, sondern alternativ auch woanders sein könnte :irre:






    :wavey:

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    Meine Maschinen sind alt genug, um selbst zu entscheiden, das macht es manchmal etwas anstrengend, mit ihnen unterwegs zu sein.
    Wenn meine Fähigkeiten nachlassen und ich meine CM 400T nicht mehr fahren kann, dann hole ich mir 'n Motorrad - und wenn's damit nicht mehr geht, 'n Lanz Bulldog.


  • Ein ziemlich wichtiger Aspekt ist, bei uns jedenfalls, ob es bergauf oder Talwärts runter geht. Und es spielt auch eine ziemliche Rolle, wie steil die Kurve selbst ist und wie weit es neben der Kurve senkrecht runtergeht.
    Eine weitere Rolle spielt die max. Schräglage des Töffs weil bei einem "Tiefgelegten" kann man im Bedarfsfalle nicht noch einen Ticken weiter reinlegen.


    Die Blaue Linie von Maysi ist im Flachland und bergauf bestimmt die sicherste und man liegt auch genüsslich in die Kurven rein.

    Aber talwärts wird man intuitiv die Kurven hinterschneiden, soweit sie einsehbar sind und in Linkskurven mit Gefälle bremst man nicht nur vor der Kurve sondern belässt die rechte Hand bis zum Kurvenausgang an der Bremse.


    Deshalb behaupte ich, dass es generell nicht schlecht oder gut ist zu hinterschneiden sondern jene Technik anzuwenden ist, welche die Topographie abverlangt.

    Schützt die Wälder - Esst mehr Biber!

  • Bei soviel grauer theorie, vergeht mir dich glatt die lust am fahren...

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  • Dann habt ihr das aber komisch in der Fahrschule gelernt. Ihr seid dann ausgangs der rechts zu weit links - da wo das Auto ist.
    Dazu sehr schön die Bilder und Videos bei Varanhannes: http://www.varahannes.at/fahrtechnik.htm


    Die in der Grafik vorgegebene, durchgezogene Linie ist leider auch nicht sicher, weil man in der Links zu weit nach innen gerät und ausgangs der Links am Fahrbahnrand ist - was man nur machen sollte, wenn direkt wieder eine scharfe Links anschließt, um dort weit hineinsehen zu können.
    Eine imho sicherere Linie mit dieser Grafik würde ich ungern hochladen, ich glaube niemand von euch besitzt die Rechte an der Grafik, oder?!


    Ich beschreibe mal "meine" Linie:
    1) Anfangs in Anfahrt auf die Rechts gerade bei Gegenverkehr nicht ganz an der Linie fahren, sondern normalerweise so, dass man praktisch mit seiner linken Seite an der Linie ist und nicht mit dem halben Motorrad quasi drüber. Abhängig von der Übersicht - ist bspw. rechts ein steiler Berghang, ist frühzeitiges Sehen extrem wichtig. Man stelle sich vor, gleichzeitig quält sich ganz rechts ein Radfahrer und kommt ein Lastzug entgegen. Also evtl. sogar noch weiter links anfahren. Je nachdem. Stimmt soweit.
    2) Einlenken würde ich minimal später und einen etwas kleineren Radius wählen,ausgangs der Rechts würde ich länger am Fahrbahnrand bleiben; der späte Scheitel ist so ok, könnte noch minimal später.
    3) Ich würde ausgangs der Rechts aber nicht öffnen und in die Mitte des Fahrstreifens reinbeschleunigen vor so einer engen Links, sondern außen (in Bezug auf die Links) bleiben: Die Kurven sind hier im Beispiel viel zu eng und dicht aneinander, selbst wenn es nur beispielhaft sein soll, das geht gar nicht, die Kurvenkombi ist so niemals dynamisch fahrbar. Ohne Zwischengerade oder Wendeklothoide wird das nix mit Beschleunigen, da kann man froh sein, wenn man überhaupt rumkommt. Also würde ich möglichst "rund" fahren, Gas anlegen und die Links von außen anfahren.
    4) Die Links also weiter außen anfahren, länger außen bleiben und nicht so weit nach innen am Scheitelpunkt sowie am Ende eher innen das gedankliche und tatsächlich Kurvenende wählen, nicht außen - der Beispielfahrer ist ja mit dem Kopf im Gegenverkehr und beschleunigt dann zum Kurvenaußenrand, wenn auch mit großen Radius: Wirklich sicher ist das nicht. Falls da mal ein kleiner Quersteher ist, ist nicht mehr viel "Luft".


    Die Alternative, eine Links immer außen zu fahren, gleichmäßig, geht ja auch. Aber das wäre nicht die "Spur" des rechten Autoreifens, da speziell Autofahrer die Kurven meist schneiden, dass jemand genau mit gleichem Abstand zum Rand fährt, sieht man selten.
    Wo es sicherer ist, ist immer eine Streitfrage. Fährt man bspw. ausgangs einer Rechts so extrem weit rechts wie Varahannes, kann man bei weniger Fahrzeugkontrolle mal in der Rabatte landen. Auch wird in engen Kurven, u.a. durch die Schleppkurven von Lastzügen, gerne Dreck und Schotter auf die Fahrbahn geschleudert, dieser Dreck verweilt eher dort, wo die Autoreifen nicht hinkommen. Genauso Rollsplit von lange zurückliegenden Bauarbeiten oder zum Abstumpfen bei Glätte sowie Nägel, Scherben, etc.: Je nach Region sammelt sich das gern am Fahrbahnrand, das kennt jeder Berliner Radfahrer leidvoll.


    Die Fahrbahn ist bei Sauberkeit nicht wirklich dort griffiger, wo die anderen Fahrzeuge entlang fahren. Bitte nicht mit der Formel 1 vergleichen, wo nur die Ideallinie Grip hat: Gerade in Berlin merke ich das sicht- wie hörbar, wie die komplett polierten Fahrbahnoberflächen in den tief gewalzten Spurrinnen einfach keinerlei Verzahnung zulassen, wohingegen die Fahrbahnmitte spürbar rauher ist. Also auf sehr viel befahrenen Fahrbahnen mal darauf achten. Öllachen sind aber in der Fahrbahnmitte eher, das ist richtig.


    Das Schöne ist: Es gibt nicht nur eine sichere Linie, sondern mehrere. Es gibt eine Ideallinie in Bezug zum guten Sehen, eine in Bezug zum Abstand von Fahrbahnrand und Gegenverkehr, eine in Bezug zur Griffigkeit und Dreck auf Fahrbahnen oder in Bezug auf Ausweichmöglichkeiten etc.. Solange man sich wohlfühlt, kann man da durchaus variieren, sollte aber v.a. das gute Sehen verbinden mit einer Sicherheitsreserve. Also im Zweifel immer ein wenig langsamer fahren als man sich gerade noch traut. Mit Betonung auf "immer".

    Einmal editiert, zuletzt von Halbliter ()

  • Ein ziemlich wichtiger Aspekt ist, bei uns jedenfalls, ob es bergauf oder Talwärts runter geht. Und es spielt auch eine ziemliche Rolle, wie steil die Kurve selbst ist und wie weit es neben der Kurve senkrecht runtergeht.
    Eine weitere Rolle spielt die max. Schräglage des Töffs weil bei einem "Tiefgelegten" kann man im Bedarfsfalle nicht noch einen Ticken weiter reinlegen.


    Die Blaue Linie von Maysi ist im Flachland und bergauf bestimmt die sicherste und man liegt auch genüsslich in die Kurven rein.

    Aber talwärts wird man intuitiv die Kurven hinterschneiden, soweit sie einsehbar sind und in Linkskurven mit Gefälle bremst man nicht nur vor der Kurve sondern belässt die rechte Hand bis zum Kurvenausgang an der Bremse.


    Deshalb behaupte ich, dass es generell nicht schlecht oder gut ist zu hinterschneiden sondern jene Technik anzuwenden ist, welche die Topographie abverlangt.


    :goodp:

  • Wenn beide Kurven komplett einsehbar sind, nutze ich beide Fahrbahnen.


    Einsehbar heist, kein Strauch oder Schild kann die schmale Sihoulette eines Radfahrers, Moppedfahrers etc. verdecken, die Strasse gehört wirklich mir.
    Ich habe für beide Spuren Steuern bezahlt, also nutze ich auch beide.


    Solche Kurvenkombinationen gibt es tatsächlich, in den Bergen.


    Da ist entscheidend, ob und wie die in Hanglage sind.


    Ist auf dem Beispielbild die Talseite links, die Hangseite rechts, ist die Rechts blind.
    Weit außen anfahren, dann nach innen ziehen - und sehr vorsichtig sein.
    Kommt ein Reisebuss entgegen, kann es sein, dass der mit dem vorderen Überhang über dem Strassengraben auf MEINER Seite einschwenkt, um den engen Radius fahren zu können.


    Am Scheitelpunkt der Rechts muss ich dann anhalten können!
    Dass der auf meiner Seite ist, spielt keine Rolle, der kann nicht anders.


    Sobald die links einsehbar und frei ist, kann man einlenken.
    Wo man einlenkt, hängt auch stark vom Motorrad ab.
    Die Versys 650 schlägt engere Haken als die Versys 1000.
    Aber die 1000er wird man eher gerade stellen, um voll beschleunigen zu können, dafür nimmt man die etwas geringere Kurvengeschwindigkeit in Kauf.



    Ist die Talseite rechts, ist die Rechts einsehbar, die fährt man dann evtl. auch auf der Gegenfahrbahn an und visiert den rechten Strassenrand tief in der Links an.


    Erst wenn die Lnks einsehbar ist, verläßt man den Strassenrand. Es kann schließlich auch was breites daherkommen.



    Wo die Mittellinie ist, ist auf so schmalen Strassen und in so engen Kurvenkombinationen nur theoretischer Natur.
    Ein langes Fahrzeug im Gegenverkehr MUSS auf meine Seite - danach muss man sich richten.



    Um Lastwechsel zu eliminieren lege ich in so engen Ecken das Gas an - mit der Fussbremse erfolgt dann die Feinabstimmung der Einlenkgeschwindigkeit.


  • Dabei das Tempo immer so, dass ich auf alles, womit ich auf öffentlichen Strassen rechnen muss (Radfahrer oder haltendes Fahrzeug auf meiner Fahrbahn, Gegenverkehr in jeglicher Form etc.), stressfrei reagieren kann.



    Genau - Dreh- und Angelpunkt ist die Geschwindigkeit, die angepasst sein sollte.


    Aber wenn man sieht was die Möchtegerne-Racer so im normalen Strassenverkehr an den Tag legen...
    Naja, sollen die bunten Lederhäute eben als Organspender dienen, das Hirn bei den Rasern ist eh nicht mehr vorhanden.



    Grüßle


    cs200peter

    Roller fahr´n, dat is so als wennte fliechst...:007:

  • Und wer definiert jetzt, wer ein "Raser" ist?



    Soll ja sogar Rollerfahrer geben, die ihre Sackkarren tunen, um sich mit Autos an der Ampel zu messen.......

  • Das gäbe jetzt wieder eine müssige Streitdiskussion.


    Um es mal so zu sagen. Jeder der heil nach Hause kommt ist die/mehrere Kurve(n) ,,gut,, gefahren, mit was für einem Fzg. auch immer. Wobei natürlich,,gut,,auch wieder im Auge des Betrachters liegt.


    Wie gesagt,,Müßig,,:)-

    Gruß Gerhard