CB 750 Seven Fifty (RC42) Wechsel Steuerkettenspanner und Lichtmaschinenkettenspanner (auch CBX 750 F - relevant)

  • Erst einmal: falls das hier nicht erwünscht ist, gebt bitte Bescheid. Ich möchte hiermit einen kleinen "Ratgeber" schreiben, für Leute, deren CB Seven Fifty rasselt. Ich bin kein Fachmann, sondern beschreibe einfach, wie ich an die ganze Sache heran gegangen bin. Nm-Angaben etc. wird man hier nicht finden, bitte kauft euch für das ganze Unterfangen ein Werkstatthandbuch (sind nicht so teuer und lohnen sich)!!!

    Zu empfehlen ist auch eine Videoserie auf Youtube des Nutzers moppeltoll, welcher beim fast baugleichen Motor der CBX 750 F den LiMa-Kettenspanner wechselt. Einfach mal danach suchen.


    Vorgeschichte

    Ich habe mir April 2021 eine Seven Fifty BJ 1993 mit ca. 83.000 km gekauft, welche schon beim Kauf deutlich zwischen 1500 und 2500 rpm rasselte. Das ganze wollte ich diesem Winter beseitigen, da es wirklich unschön klang.


    Diagnose

    Im Motor der SF befinden sich zwei Ketten: einmal die Steuerkette und dann die Generatorkette/Lichtmaschinenkette, da die LM außenliegend ist. Beide Kettenspanner sind auch nicht von außen nachjustierbar, da diese sich durch Federkraft nachstellen sollen. Diese Kettenspanner verklemmen jedoch gerne, oder im Fall des LiMa Kettenspanners bricht dieser gerne (Problem gab es beim fast baugleichen Motor der CBX 750 F auch schon; erst ab BJ 1994 wurde eine verstärkte Version in der SF verbaut).

    Herausfinden, welche Kette klappert, ist meines Eraachtens sehr schwierig, da es fast keine Methoden dazu gibt. Deshalb habe ich einfach beide gewechselt.

    Test für LiMa Kettenspanner: Abdeckung des Generators abbauen und mit einer Nuss leicht auf der Schraube der Lichtmaschine hin- und herdrehen. Hört man ein leichtes Klacken und hat man ein wenig Spiel, ist es wahrscheinlich die LiMa-Kette.


    Ausbau des Motors

    Für Generatorkettenspanner muss der Motor definitiv raus, für Steuerkettenspanner wohl nicht unbedingt.

    Ab muss natürlich alles, was im Weg ist und was mit dem Motor irgendwie verbunden ist. Der Motor wird dann in Fahrtrichtung nach links herausgehoben. Das Ding ist wirklich schwer, mindestens zu zweit machen!

    Es gibt auch die Möglichkeit, das Motorrad vorsichtig auf die Seite zu legen und den Motor dann "auszustülpen". Wir haben ihn jedoch herausgehoben. Einbau aber wiederum per Stülpen (nachher mehr dazu).

    Damit der Motor heraus kann, muss die Ölwanne abgenommen werden. Hier bitte unbedingt fotografieren, wie die Aufsteckölleitungen und das Ölsieb sitzen!


    Wechsel des Lichtmaschinenkettenspanners/Generatorkettenspanners

    Der Motor muss auf den Kopf gedreht werden. Achtung: evtl müssen deshalb die Hydrostößel entlüftet werden, dazu mehr im Teil "Steuerkettenspanner".

    Es müssen alle Deckel ab, die die untere und obere Getriebehälfte verbinden. Glaube das waren quasi alle Seitendeckel. Schrauben bitte geordnet und getrennt/beschriftet aufbewahren.

    Der Impulsnehmer muss auch ab, sind nur zwei Kreuzschlitzschrauben.


    Alle Schrauben der oberen und unteren Getriebehälfte lösen. Achtung: von oben kommen auch 4 Schrauben! Diese nicht vergessen! (zum Lösen dieser Schrauben muss auch der Anlasser ab)

    Die Schrauben der Kurbelwelle Stück für Stück von außen nach innen über Kreuz lösen.


    Nun sollte man die beiden Hälften trennen können (es müssen weder Ölpumpe noch Kupplung raus). Evtl. mit einem Gummihammer nachklopfen.

    Falls die Hälften sich nicht trennen lassen wollen hilft auch (aber ganz vorsichtig!!!) mit einem Spachtel in die Dichtfläche zu hämmern. Sollte im Normalfall aber nie gemacht werden, ihr zerschießt euch die Dichtfläche damit!! Überprüft lieber, ob wirklich alle Schrauben, von oben UND unten gelöst sind! (wir haben da nämlich drauf herumgekloppt wie Blöde, bis wir gemerkt haben dass diese 4 Schrauben von oben gefehlt haben)


    Beim Abziehen der Getriebehälfte darauf achten, dass die Getriebewellen nicht herausfliegen. Diese bitte zur Seite legenund nicht dran herum spielen.


    Wenn das getan ist, liegt auch schon der LiMa-Kettenspanner frei. Falls er gebrochen ist, nach losen Teilen im Motorraum suchen. In unserem Fall war er von außen heile, nur Nachspannfeder war etwas komisch (wahrscheinlich war das aber nicht Grund des Rasselns, dazu bei "Steuerkette" mehr.

    Alle drei Schrauben raus, neuen Spanner rein, mit passendem Drehmoment festziehen. Dann den Sicherungsstift ziehen und der Spanner sollte schön auf die Kette drücken.


    Nun das ganze wieder rückwärts.

    Vor dem Einbau alle Lagerschalen und Laufflächen mit Öl einschmieren. Gibt dafür spezielles Öl mit Notlaufeigenschaften, ich kenne es unter dem Namen "C-Öl", Honda hat da einen Fachbegriff für.


    Getriebewellen wieder rein, (vorsichtig!).

    Dann die Dichtfläche von beiden Hälften mit Silikondichtmasse dünn einschmieren (vorher evtl sauber machen) und Motorhälfte wieder drauf. Das ist etwas tricky, denn die Schaltgabeln müssen passend auf die Schaltwelle gesteckt werden. Bei uns ging es sofort, einfach mal schauen.


    Erst die Kurbelwellenschrauben mit passendem Drehmoment Stück für Stück andrehen, diesmal von innen nach außen, über Kreuz.

    Dann die restlichen Dichtschrauben auch draufstecken und mit richtigem Drehmument über Kreuz festziehen.

    Tipp: Um zu ermitteln, welche Schrauben wo hin gehören, alle Schrauben erstmal nur in die Löcher stecken. Sie müssen alle gleich weit herausgucken.


    Alle Deckel außer der vom Impulsgeber (brauchen für für Steuerkettenspanner) mit neuer Dichtung und Silikondichtmasse wieder drauf (evtl sauber machen) und wieder festziehen.

    Hoffe ich habe nichts vergessen.


    Wechsel des Steuerkettenspanners

    Ventildeckel ab und Kurbelwelle auf OT stelllen (am Impulsgeber drehen; Pfeil dort muss auf den Strich beim T zeigen. Gleichzeitig müssen Markierungen der Ritzel der Nockenwelle aufeinander zeigen (und die Nocken von Zylinder 4).


    Hier bitte äußerst genau nach Montageanleitung arbeiten, ich habe nicht alles im Kopf!!!


    Die Ölleitungen zwischen den Nockenwellen und das Schutzblech ab. Für den Wechsel des Steuerkettenspanners muss die Einlassnockenwelle raus. Dafür den alten Kettenspanner entspannen (habs nicht mehr genau im Kopf, irgendwie den Stift runterdrücken und dieses Blech so hochschieben, dass diese "Stufe" unter dem Stift unter das Blech rutscht.


    Die Nockenwellenklemmungen über Kreuz und Schritt für Schritt lösen. Ritzel von Nockenwelle lösen, beides vorsichtig heraus ziehen.


    Achtung: Die Steuerkette so nach oben ziehen/befestigen, dass sie immer ein bisschen Spannung zur Kurbelwelle hat und nicht dort herunterrutschen kann.


    Jetzt können die vier Schrauben des Kettenspanners gelöst werden, der Spanner muss von der Gleitschiene gelöst werden, damit er raus kann (aufpassen, dass nichts in den Motor fällt!)


    Neuen Spanner verbauen. Aber bitte richtig herum: hier kommt meine unfassbare Story: anscheinend wurde dieser vom Vorbesitzer einfach Richtung Auslassseite befestigt. Daher auch das Rasseln! Wir konnten das absolut nicht fassen...


    Neuen Spanner rein und alles passend befestigen, die Splinde zur Befestigung der Gleitschiene nicht vergessen. Mit passendem Drehmoment über Kreuz anziehen. Nockenwelle auch mit o.g. C-Öl auf Laufflächen rein, Ritzel mit Locktite und passendem Drehmoment anziehen. Ist etwas tricky, die Kette wieder drauf zu bekommen. die Klemmungen auch wieder über kreuz mit passendem Drehmoment festziehen. Neuen Kettenspanner aktivieren, sodass dieser die Kette wieder fest zieht. Wichtig: gucken, ob die Steuerzeiten noch passen, ggf angleichen. Wie gesagt: Nocken des Zylinders 4 müssen aufeinander zeigen, Markierungen auch. Kurbelwelle auf Strich bei T. Der Rest ist ja logisch, alles wieder fest, Silikonmasse aauf die Dichtung bla bla bla


    Jetzt kommen wir zum Dilemma und dadurch auch zu den Hydrostößeln

    Mir ist beim Festziehen der Klemmungen nämlich eine Schraube so abgebrochen, dass wir sie nicht wieder heraus bekamen. Der linksdrehende Gewindeschneider ist darin nämlich auch abgebrochen. Deshalb mussten nun beide Nockenwellen raus, die Kipphebel und Hydrostößel auch, und dann der Zylinderkopf runter und zum Fachmann.

    Haben mir dann für 330€ die Schraube rauserodiert und das Gewinde neu gemacht. Nein, das war absolut nicht wirtschaftlich, mir wurden auch andere Kosten versprochen... Naja zurück zum Thema.


    Da die Hydros raus mussten und der Motor ohnehin durch die Arbeit am LiMa-Kettenspanner auf dem Kopf stand, mussten diese entlüftet werden. Eigentlich muss man diese einzeln in einem Behälter mit Diesel mit einer Rückseite eines Bohrers (oder dem extra Werkzeug dafür) so lange aufpumpen, bis keine Luft/Dreck mehr kommt. Aber: ich habe sie nur kurz in Diesel gelegt, da ich davon ausging, dass der Rest sich von selbst entlüften wird (der Motor wird die erste Zeit beim Laufen klackern).


    Wenn die Hydros draußen waren, muss der Raum, wo diese rein kommen, vorher mit Öl gefüllt werden.


    Einbau des Motors

    Beim Einbau haben wir den Motor seitlich auf den Boden gelegt und das Motorrad quasi "drüber gestülpt". Hat ganz gut geklappt. Alles schün fest ziehen, passt. Zündspulen richtig herum einbauen. Bei den Zündkabeln bitte auf die richtige Nummerierung achten (auf den Kabeln steht die jeweilige Zahl von 1-4).


    So, jetzt habe ich keine Lust mehr, noch weiter auszuschweifen. Vielleicht konnte ich ja helfen. Bei Fragen bitte fragen.


    Übrigens haben wir dann auch noch herausgefunden, dass die Dichtflächen der Zylinderkopfichtung saumäßig zerkratzt waren. Ich weiß nicht, wie man sowas schafft. Das haben wir nicht mal mit unserer Spachtelaktion am Getriebe geschafft. Würde mich zu gerne interessieren, was da gemacht wurde bzw. was kaputt war, dass die so im Arsch ist. Ist aber alles zum Glück dicht.


    MfG Levin :)

  • Edit: Diese Arbeit klingt sehr kompliziert. Letztendlich ist es aber jedem möglich, der etwas Ahnung vom Schrauben, einen Kumpel und ein Werkstattbuch hat. Ist nur etwas zeitintensiv. Ihr schafft das schon^^

  • Hallo Levin,


    das hast du schön beschrieben.

    Vor allem die Ölwanne mit den Ölrohren und dem Ventil abzubauen und dann erst den Motor herausnehmen.

    Wenn man dazu den Ventildeckel auch abnimmt bekommt man den Motor heraus ohne den Rahmen zu zerkratzen.


    Der Motor kommt in Fahrtrichtung nach rechts raus, ich denke da ist bei dir ein Schreibfehler.


    Defekte Spanner zu identifizieren geht sehr wohl.

    Ist es der Limaspanner kommt das Geraeusch von unten links, ist es der Nowekettenspanner ist das Geraeusch unterm Tank.

    In beiden Fallen reicht dazu Anlasser/Leerlauf Drehzahl.

    Denn bei der Drehzahl macht sich die Ungleichförmigkeit zwischen Kurbeltrieb und der Gegenseite am meisten bemerkbar, durch Schlagen der nicht gespannten Kette.

    Bis denne und frohes Schaffen :)

    Viele Gruesse
    Thomas


    6- Gang Getriebe fuer CB Sevenfifty verfügbar, einfach fragen..............

  • Der Motor kommt in Fahrtrichtung nach rechts raus, ich denke da ist bei dir ein Schreibfehler.


    Defekte Spanner zu identifizieren geht sehr wohl.

    Ist es der Limaspanner kommt das Geraeusch von unten links, ist es der Nowekettenspanner ist das Geraeusch unterm Tank.

    Natürlich meine ich rechts... Korrigiere ich sofort.


    Mit der Diagnose hast du das richtig beschrieben, das dachte ich auch. Bei mir war das Klappern im unteren Bereich, deshalb bin ich auch von LiMa ausgegangen.

    Nur die Sache mit dem falsch verbauten Steuerkettenspanner lässt mich schließen, dass das Problem wohl dort lag. Kann sehr gut sein, dass die Kette dann an das Gehäuse geschlagen hat, weil das auf beiden Seiten verschieden ist. Ich verstehe immer noch nicht, wie man bitte so etwas falsch verbauen kann:roll:


    Danke aber für die Ergänzung!