ZitatOriginal von Jürgen_Kiel
lies mal in dem beigefügten link nach, durch die geänderten Steuerzeiten muß der Zündzeitpunkt verändert werden weil laut Bolle der Kolben schon weg ist wenn der böse Zündfunken kommt.
halthalthalt, langsam:
Der Kolben hat mit der Nockenwelle nichts zu tun! Du musst die beiden Systeme (Nockenwelle+Steuerzeiten+Ventiloeffnungen bzw. Kurbelwelle+Kolben+Zuendzeitpunkt) zunaechst getrennt betrachten:
Die Zuendung (Kerzenfunken) des Gemischs wird eingeleitet, wenn der Kolben noch nicht am OT angelangt ist. Die Kolbenposition ist mit der
Zuendpunktverstellung ja direkt ueber die Kurbelwelle verbunden.
Waehrend nun die Flammfront (Explosionswelle) sich mit endlicher Geschwindigkeit von der Kerze ausgehend durch das Gemisch nach unten frist, steigt der Kolben weiter Richtung OT. Idealerweise treffen Kolben und Flammfront dann zusammen, wenn der Kolben geradeso den OT ueberquert hat und anfaengt nach unten zu wandern.
Trifft die Flamm(explosions)front zu frueh auf den Kolben (d.h. schon in der Aufwaertsbewegung), gibt das einen recht ungesunden Schlag auf das ganze System und v. a. in die falsche Richtung (so wie ein Frontalaufprallunfall), insbesondere leidet der Kolbenboden und kann platzen. Im Extremfall sinkt die Leistung, weil die zu fruehe Zuendung ja den aufsteigenden Kolben bremst.
Trifft die Flammfront zu spaet auf den Kolben (d.h. er ist bereits wieder weit in der Abwaertsbewegung) dann ist der Schlag wesentlich sanfter (Auffahrunfall), aber man verliert auch Leistung (da das Gemisch ja schon wieder dekomprimiert wird bzw. einfach die Arbeit Kraft mal Weg sinkt).
Bei den Serienmotoren wird die Fruehzuendung auf "spaeter" eingestellt, um das Material zu schonen und um zu vermeiden, dass bei einer leichten Verstellung des Zeitpunktes (Serientolereanz, ungenuegende Wartung) die Zuendung sofort in den destruktiven Bereich rutscht. Deshalb kann man bei Zuendungsvorverstellung an Serienmotoren ein bischen Leistung herausholen, was aber fuer den Alltagsbetrieb nicht so zu empfehlen ist, da man sonst staendig die Zuendung ueberpruefen muesste (Gilt v.a. fuer die alten Kontaktzuendungen, da ist das Geraffel oft schon nach 2-3000 km wieder verstellt).
Logisch ist natuerlich, dass die Fruehzuendung von der Drehzahl abhaengt, bei Null-Drehzahl (d.h. stehender Motor) ist die Fruehzuendung 0 Grad und erreicht uber den drehzahlabhaengigen Fliehkraftregler bei einer gewissen Drehzahl den Maximalwert.
Durch die geaenderten Nockenwellen-Steuerzeiten, Vergaseranpassung, Hoeherverdichtung etc kann sich aber das Gemisch bzw. dessen Druck aendern. Dadurch aendert sich die Geschwindigkeit der Flammfront, so dass eine Zuendzeitpunkt-Anpassung vorzunehmen *sein koennte*.
Fuer die Bolle gilt z.B.:
alle Motoren: rund 10 Grad im Leerlauf
maximale Vorverstellung:
750-er Motor: 30,0 Grad ab 6000 U/min
900-er Motor: 28,5 Grad ab 3100 U/min
1100F - Motor: 28,5 Grad ab 3500 U/min
Du siehst, trotz verschiedener Nocken, Vergaser, Hub und Bohrung aendert sich die Honda-Vorverstellung nicht wesentlich!
Bei hoeher komprimierten Motoren (das ist bei den Wisecos auf jeden Fall der Fall) im Alltagseinsatz verstellt man die Fruehzuendung eher wieder ein bischen auf spaeter, um das Material zu schonen.
Wenn der Yosh 50 Grad angibt, dann gilt das fuer Rennmotoren, die aber nicht lange alltagstauglich sein duerften
Zitat
Werkstatt sagt, Ventildeckel ab und über OT suchen dann die Zündung verstellen, so daß Zündung wieder fast auf OT erfolgt, was jetzt nicht mehr der Fall ist.
aaaaaah, jetzt kommen wir dem ganzen naeher:
Wenn die Werkstatt sagt, Du sollst den OT suchen und die Fruehzuendung (im Stand) auf "O" stellen, dann heisst das nicht anderes, als dass Du die originale Vorverstellung einstellen sollst!
Wie schon gesagt, stellt man den Zuendzeitpunkt mit Bezug zum OT des Kolbens ein, und die Fruehzuendung ist 0 Grad beim stehenden Motor.
Bei der Einstellung des Zuendzeitpunktes bei der Boldor sucht man (laut Werkstatthandbuch) den Kolben-OT ueber Markierungen an der Grundplatte des Fruehverstellers (Markierung 1,4 T = Zylinder 1 u. 4 top). Diese Markierung stimmt aber manchmal nicht exakt mit dem tatsaechlichen Kolben-OT ueberein (Fertigungstoleranzen. Bei der Bolle haben wir schon so 3 Grad Abweichung gehabt).
Wenn Du die originale Fruehzuendung exakt einstellen moechtest, dann musst Du den OT des Kolbens ausmessen. D.h. : Zuendkerze v. Zylinder 1 (oder 4) abschrauben, Stricknadel einfuehren und Kurbelwelle so lange drehen, bis Du genau den OT des Kolben hast. Das ist etwas fieselig, man macht sich 2 Marken auf der Zuendgrundplatte, wenn sich die Nadel jeweils vor u. nach dem OT gerade wieder zu senken beginnt und die Mitte der beiden Marken ist nun Deine neue "1,4T" Referenz. Nun muss der Induktionszapfen am Fliehkraftversteller genau dem linken Aufnehmerzapfen des Nehmers gegenueber sitzen. Falls nicht, musst Du den Aufnehmer verdrehen bis es passt.
Gruss
Frank