Hallo, NexusOne,
Ich habe meinen A-Führerschein selbst erst knapp 1 1/2 Jahre, kann also nur aus der Perspektive eines halben Anfängers schreiben. Die beiden Motorräder kenne ich auch nicht; ich habe zwar eine CBR600F, aber Baujahr 2012 (PC41) mit Einspritzer und ABS.
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Ein unverkleidetes Motorrad ist für einen Einsteiger natürlich schon deutlich von Vorteil.
Fand ich nicht. Ich habe ja nicht vor, zu stürzen. Und wenn es doch passieren sollte, sind die 600EUR für die Verkleidung mein kleinstes Problem.
In der Fahrschule lernt man auch, daß verkleidete Motorräder wegen der größeren Fläche windanfälliger seien, während ich in Test-Zeitschriften speziell zu meinem Motorrad das Gegenteil gelesen habe, weil bei unverkleideten Motorrädern der Oberkörper mehr Windböen abbekäme, und diese Kraft werde über die Arme in die Lenkung eingeleitet. Welcher der beiden Effekte überwiegt, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, aber gefühlsmäßig (rein optisch) glaube ich nicht an einen großen Unterschied der wirksamen Seitenfläche.
Für mich war wichtig, daß ich bei längeren Strecken, auch auf der Autobahn, nicht permanent gegen zu viel Winddruck kämpfen muß, weil sonst irgendwann Halsstarre entsteht. Allerdings darf ich in Deutschland auch schneller fahren, als Du in Österreich.
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Vielleicht könnt ihr noch etwas zum Sound sagen
Nur zur CBR600F PC41. Die ist verglichen mit meinem Fahrschulmotorrad, einer Kawasaki ER6n (Zweizylinder, Einspritzer, 53kW, ABS), tatsächlich erfreulich leise. Bei ca. 2000-3000 U/min gibt es zwar eine Resonanz, bei der der Motor ziemlich voluminös und etwas lauter als normal klingt, aber darüber wird er mit steigender Drehzahl gefühlsmäßig eher leiser. Ab 80km/h höre ich den Motor nicht mehr, die Windgeräusche am Helm sind lauter.
Ich persönlich sehe darin einen Vorteil. Es ist sehr angenehm, wenn man auch auf längeren Strecken keinen Gehörschutz braucht und trotzdem keinen Ohrenschaden bekommt, oder wenn man an der Ampel mit anderen Motorradfahren sprechen kann. Ich finde auch, daß es in Naturschutzgebieten (Alpen) die schönsten Motorradstrecken gibt, und ich würde es bedauern, wenn davon weitere gesperrt würden, weil sich Erholungssuchende an unnötigem Lärm von Motorrädern stören. Meine CBR hatte übrigens vom Händler aus einen LeoVince-Auspuff, und ich konnte ihn überzeugen, wieder den originalen anzubauen.
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Wie sieht es mit der Leistung aus. Vor knapp 100 PS habe ich schon sehr viel Respekt
Hatte ich auch, deshalb habe ich mir vor dem Kauf die in Frage kommenden Motorräder ausgeliehen. Ich würde inzwischen sagen, daß die Leistung nicht so kritisch ist, wie daß der Motor keine Mucken und Spirenzchen macht, z.B. schlagartige Gasannahme nach Schiebebetrieb oder starkes Ruckeln und Verschlucken bei etwas zu viel Gas unter 2000 U/min. Diese Unsitten hatte die ER6n (Fahrschul-Motorrad). Letzten Sommer bin ich sie bei einem Sicherheitstraining (Kurventraining) wieder gefahren, und da ist mir der Unterschied zu meiner CBR besonders aufgefallen. Ich fand es schwierig, mich an die ruppige Gasannahme der ER6n am Kurvenausgang zu gewöhnen und damit vernünftige Kurven zu fahren.
Für diese beiden Motorräder würde ich sagen, daß die 75kW (100PS) meiner CBR viel einfacher zu beherrschen sind, als die 53kW der ER6n. Wie sich das auf Deine beiden Motorräder übertragen läßt, kann ich nicht sagen. Kannst Du sie probefahren? Eine Einschränkung muß ich machen: man braucht bei der CBR Selbstdisziplin und sollte z.B. besser nicht im 1. Gang Vollgas geben, erst recht nicht in einer Kurve. Aber dazu zwingt einen ja niemand.
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Und wie ist die Haltung einzuschätzen?
Das hängt wahrscheinlich vom Fahrer ab. Ich bin nicht sonderlich groß, und ein wichtiger Punkt für meine CBR600F PC41 war die Sitzhöhe von nur 80cm. Mit der Sitzposition hatte ich bisher kaum Probleme, auch nicht während ganztägiger Fahrten in den Alpen. Nur über längere Zeit unbeweglich mit 20km/h in einer Kolonne zu fahren finde ich sehr unangenehm. Von großen Fahrern habe ich dagegen Aussagen gelesen, daß sie mit dem gleichen Motorrad keine 10 Minuten fahren könnten, weil die Beine zu wenig Platz hätten. In wieweit das alles auf ein BJ94 übertragbar ist, weiß ich nicht. Mit der sportlicheren Variante CBR600RR bin ich noch nie gefahren.
Ich habe gemerkt, daß noch weitere Faktoren außer der Sitzhaltung wichtig sind. In den Dolomiten hatte ich eine neuere CBF1000 ausgeliehen. Deren Kupplung scheint etwas schwerer zu gehen, sodaß ich nach einem knappen halben Tag einen schmerzhaften Krampf in den Fingern der linken Hand hatte. Außerdem hat sie viel größere Lenkkräfte erfordert, was aber an zu geringem Luftdruck gelegen haben könnte. Das habe ich erst kurz vor Rückgabe gemerkt, weil in Italien am Wochenende alle Tankstellen geschlossen sind. Nur Benzin bekommt man am Automaten.
Vielleicht kann ja noch jemand etwas zu den BJ94 und BJ95 Motorrädern schreiben.
Viele Grüße,
Bernd