Reisebericht BG - Ländertour Balkan 2014 - HR - MNE - KO - MK

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    Ein Reisebericht


    Geschrieben für alle die gerne reisen, reisen wollen, Abenteuer mögen, gerne lesen und Fotos anschauen.
    Für die, die sich für Land, Leute und Kultur interessieren.
    Für die, die gerade mal eine kleine "Schraubenschlüssel-Pause" machen.
    Für die, die sich fragen, was hat sie denn da fotografiert: eine Flasche, eine Melone mit Helmen?? Was soll das denn?? :gruebelx:


    Die Bilder erzählen kleine Geschichten.
    Geschichten von früher, Geschichten von heute.
    Geschichten von Menschen in anderen Ländern.
    Geschichten von Sitten und Gebräuchen.
    Von Eindrücken und Gefühlen, die mich 3 Wochen begleitet haben.


    Viel Spaß bei der virtuellen Reise.





    Die Bilanz: 5203 km liegen hinter uns.
    Die Reise ging durch 9 Länder mit Schwerpunkt Bulgarien.
    Von München aus fuhren wir durch Österreich, Kroatien, Slowenien, Bosnien-Herzegowina,
    Montenegro, Kosovo, Makedonien, Serbien, Ungarn.
    3 Wochen gemischtes Wetter (von 8 bis 40 Grad). Mehrere heftige Gewitter.


    Auf Tour waren:
    Gaby und Stefan, Honda CBF 600 SA und Honda 700 NCX und Lotti, unser Navi
    Lotti hat uns hervorragend begleitet. Beide Motorräder haben zuverlässig ihren Dienst getan.







    1. Tag: München – Witschdorf, 256 km


    Wir brechen gegen Mittag in München auf. Knapp 15 km östlich von München müssen wir die Regenkleidung anziehen. Wir werden heftigst abgeduscht. Es geht nach Kufstein, weiter über den Pass Thurn (1273 m), Richtung Felbertauernstraße (1650 m). Kurz vor dem Tunnel machen wir eine Pause. Es regnet immer noch stark. Wir sind froh, unsere Thermowäsche anzuhaben, die Temperaturen dürften kaum 8 Grad übersteigen. Unser Sommer-!!-Urlaub beginnt. 10 Euro pro Motorrad müssen wir für den Tunnel berappen, ganz schön happig. Doch auf der Südseite, kurz vor Lienz kommt die Sonne heraus. 23 km hinter Lienz erreichen wir unser erstes Ziel in Witschdorf. 256 überwiegend nasse km liegen hinter uns.


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  • 2. Tag: Witschdorf – Triest (Italien), 235 km


    Heute geht es über Kötschach, dem Plöckenpaß nach Triest. Der Paß ist sehr eng, der Straßenbelag erinnert mich teilweise an Rumänien. Viele Tunnel zieren die Strecke. Deutsche (!) Wohnwagenfahrer machen aus der Nordrampe streckenweise eine Tempo-20-Zone und sind auch mit dem Motorrad nur schwer zu überholen. Die Kehren sind so eng, dass sie nur einspurig befahrbar sind.


    Pause in Venzone, das beim schweren Erdbeben im Friaul 1976 fast komplett zerstört worden war. Man entschied, die zerstörten Häuser nicht einfach zu ersetzen, sondern sämtliche Trümmer wieder genauso zusammenzusetzen, wie sie vor der Katastrophe angebracht waren. Um dieses Vorhaben umsetzen zu können, wurden Fotos des Ortes zusammengetragen, um einzelne herumliegende Mauerstücke identifizieren zu können.


    Die Strecke um Undine herum ist langweilig und eben, teilweise fahren wir neben der Autobahn, immer wieder entlang nicht endender Industriegebiete.


    Die Adriaküste erscheint uns interessanter. Das Einzugsgebiet um Triest ist sehr verkehrsreich. Wir erreichen unser Hotel und stehen vor ca. 30 unüberwindbaren Treppenstufen. Wir drehen um, nochmals durch das Altstadtkopfsteinpflastereinbahnstraßengewirr – wieder finden die Hotelzufahrt nicht. Der dritte Anlauf gelingt. Über eine steile Offroad-Strecke erreichen wir endlich den Hotelparkplatz. Uff – geschafft für heute. Am Abend spazieren wir am Meer entlang, besuchen die sehenswerte Altstadt von Triest und können auf einem der großen Plätze einem Open-Air-Konzert lauschen.

  • 3. Tag: Triest – Sibenik (Kroatien), 382 km


    Italien endet unmittelbar an der Stadtgrenze von Triest. Slowenien ist für uns nur Transitland, um auf schnellstem Wege nach Rijeka zu kommen. Bei der Einreise nach Kroatien hat sich eine lange Schlange an der Grenzstation gebildet, aber als Motorradfahrer weiß man Warteschlangen abzukürzen. Wir haben schließlich noch einen weiten Weg vor uns.


    Wir fahren entlang der Küstenstraße bis Senj. Die Küstenstraße ist in beiden Richtungen über und über voll mit Wohnwagen.


    Gestärkt mit einem Mittagessen in einem Restaurant auf einem Felsen direkt über dem Meer beschließen wir, auf die Dalmatina (Autobahn A1) zu fahren. Über eine Bergstraße geht es hinauf zur gebührenpflichtigen Autobahn – wir wollen nur noch weg. 200 km entspannt, verschont von Wohnwägen und Lastwägen rauschen wir in der Mittagshitze dahin.


    Landschaftlich spricht uns die Gegend nur bedingt an. Interessant sind die "Grünen Brücken", die man über die Autobahn gebaut hat, damit die wilden Tiere eine sichere Möglichkeit haben, die Autobahn zu überqueren.


    Meine Sonnenbrille verliert bei einer Pause auch noch ein Schräubchen, das Glas springt heraus. Ich fahre mit normaler Brille weiter und bekomme durch die Strahlung höllisches Kopfweh. Die Fahrt in der prallen Sonne ist anstrengend und ich bin froh, dass wir am frühen Abend Sibenik erreichen. Wir werden von Stefans Kollegin und deren Mutter empfangen und dürfen direkt am Meer in ihrem Haus übernachten.

  • 4. Tag: Sibenik – Dubrovnik, 296 km


    Abschied und Aufbruch. Mit Burek (gefüllte Teigtaschen) beginnen wir das Frühstück. Unser erster Weg führt uns in die sehenswerte Altstadt von Sibenik, wo wir meine Sonnenbrille reparieren lassen. Die Reparatur kostet nichts, Trinkgeld will man auf gar keinen Fall. Mir ist das sehr unangenehm, aber ich bin total froh, dass ich meine Sonnenbrille wieder benutzen kann.


    Auf der "Dalmatina" geht es bis zur bosnischen Grenze bei Neum, dann wieder weiter in Kroatien auf der Adria-Magistrale bis Dubrovnik. Ich habe in Dubrovnik ein kleines Appartement für uns gemietet. In die Altstadt fahren wir mit dem Bus. Trotz unüberschaubarer Menschenmengen ist es ein Erlebnis, den Stradun mit seinen nach dem großen Erdbeben von 1667 nur vereinfacht wiederaufgebauten Patrizierhäusern und dem von tausenden Besuchern blankgeschlurften Pflaster entlang zu flanieren. Der Konzum am Gundulic-Platz hat noch offen und wir besorgen uns einige leckere Lebensmittel für das Abendessen. Wir kochen zusammen und genießen das Abendessen auf unserer Terrasse. Die Grillen zirpen und die Hauskatze streicht um unsere Beine. So fühlt sich der Sommer an... Ziviooo!

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    Ich bin nicht klein, ich bekomm nur später die Regentropfen ab als du.

  • 5. Tag: Dubrovnik – Berane (Montenegro), 302 km


    In der Früh weckt uns ein heftiges Gewitter. Wir verlassen Dubrovnik über die 8 Richtung Süden, anschl. fahren wir auf der 223 und passieren bei Ivanica die Grenze zu Bosnien-Herzegowina. Wir werden an der Grenze genauestens kontrolliert. Wir tauchen in die Bergwelt Bosniens ein. Schön, einsam, keine Sau mehr auf der Straße – nur ein paar wenige Ziegen. Die Natur ist üppig, die Straßen kurvig. :)- Der Touristenrummel ist gleich hinter der Grenze vorbei. (Bleibt nur alle in Kroatien!!)


    Habe Angst mein kleines Geschäft ins Gebüsch zu machen, da es noch Minen aus dem Balkankrieg gibt. Verlassene zerstörte Häuser findet man reichlich. Tankstellen muss man suchen. Tja, jetzt wird die Tour spannend.


    Weiter geht es östlich Richtung Trebinje. Die Sonne kommt heraus – im Nu verdampft das Regenwasser. Wir fahren über Bergstraßen, die Küste ist nicht mehr zu sehen.

  • Von Trebinje halten wir uns Richtung Niksic, Montenegro. Die Straßen werden schlechter, der wenige Verkehr nimmt nochmals ab. In Niksic werden wir wegen einer Baustelle umgeleitet und verlassen entlang eines nicht enden wollenden Zigeunerghettos mit zusammen geklopften Holzhütten die Stadt. Strom und Wasser wird es dort nicht geben. Für Europa ein erschreckender Zustand.


    Über eine ungeplante Paßstraße geht die Fahrt weiter Richtung Zabljak. Die winzige Paßstraße macht Laune, sehr eng, lediglich ein paar Radfahrer begegnen uns. Über die Most na Durdevica Tari (historische Brücke) fahren wir Richtung Mojkovac. Entlang des Flusses Tara, durch immer wieder aus dem Felsen herausgehauene Tunnel setzen wir die Fahrt fort. Irgendwann am späten Nachmittag erreichen wir die E65, die uns zügig nach Berane führt.

  • Unsere Motorräder dürfen wir in einer überdachten Einkaufspassage parken. Diese gehört wohl dem Hotelbesitzer. Beim Abendspaziergang fällt mir auf, dass überhaupt keine Frauen auf der Straße, in den Lokalen, in den Cafés sind. Die Lokale sind bei der südlichen Wärme proppenvoll – aber nur mit Männern.


    Später, in München, lese ich nach, dass Berane überwiegend muslimisch geprägt ist. Nun wird mir klar, warum der Ort optisch nur aus Männern besteht.


    Schade nur, dass die Montenegriener und Bosnier ihren ganzen Plastikmüll am Straßenrand entsorgen. :roll:
    Die Bergwelt hier ist ein Traum, diese Tagesetappe hat meine Erwartungen haushoch übertroffen.

  • 6. Tag: Berane (Montenegro) – Pristina (Kosovo) – Skopje (Makedonien), 278 km


    In der Früh haben die Händler in der der Einkaufspassage unsere Motorräder mit Kisten und Verkaufsgut umstellt. Freundlich räumen sie die Ware auf Seite, damit wir unsere Motorräder "befreien" und beladen können. Man schaut uns interessiert bei unseren Aktivitäten zu.



    Berane, Rozaje, Peje – weiter diagonal von Nord-West nach Süd-Ost durch den Kosovo, Einreise nach Makedonien, Skopje.


    Heute lohnt es sich nicht die Fahrzeugdokumente und den Reisepass zu verstauen, heute wechseln wir mehrfach die Grenzen, alles muss griffbereit sein.


    16 km nach Berane kommt das Aus! Die Straße nach Rozaje ist wegen Erdrutsch gesperrt. Ein Durchkommen ist unmöglich. Also wieder zurück nach Berane, über die größere E65 nach Rozaje.


    Als wir uns der montenegrinischen Grenze nähern, springt der Zöllner von seiner Bank auf, beendet sein Schwätzchen, verschwindet in seinem Grenzhäuschen, zieht seine Mütze auf und kontrolliert uns. Drei alte Männer sitzen auf einer Bank und schauen uns interessiert zu. Der Grenzübergang befindet sich an einer kleinen Paßstraße, viel ist hier nicht los. Einer der Männer hebt sogar meinen Handschuh auf, als mir dieser herunterfällt. DANKE!


    Stefan wird arg beäugelt und für durchreisetauglich empfunden. Lustig, der Grenzbeamte schaut das Passbild an, schaut Stefan an und sagt o.k. (Stefan hat einen Helm und eine Sonnenbrille auf :D eindeutig identifiziert, oder? Ich muss schmunzeln! :wink:


    Die Strecke empfinde ich als exotisch. Die Straße scheint vogelwild in den Berg gebaut zu sein. Steil durch die Berge "Mokra gora", einen 1795 Meter hohen Pass, halten wir uns Richtung Peje im Kosovo. Schön, ja schön, das gefällt mir und ich nutzte immer wieder die Möglichkeit meinen Fotoapparat aus der Jackentasche zu ziehen. Die Straße wirkt improvisiert und nicht berechnet. Nach etlichen km erreichen wir die Grenze zum Kosovo.


    Es wird unlustig. :mad: Der Grenzbeamte erklärt uns, dass die grüne Versicherungskarte nicht gültig ist. Wir müssen uns "Schutz kaufen", indem wir an der Grenze eine Kosovo-Versicherung abschließen. Es dauert und dauert. Ich bekomme langsam einen Hitzestau. 15 Euro pro Fahrzeug werden uns abgenommen. Ärgerlich, da wir am Nachmittag schon wieder nach Makedonien ausreisen. Mit den neu erworbenen Dokumenten stellen wir uns wieder an der Grenze an. Es wird wieder geprüft und geprüft. Nach ungefähr einer Stunde in praller Sonne dürfen wir endlich in den Kosovo einreisen. Von der Paßstraße können wir sehen, dass uns nun eine Strecke durch eine große Tiefebene erwartet. Es kann nur noch wärmer werden!


    Die Fahrt durch den Kosovo gibt uns heute den Rest. Die Hauptstraßen sind schlecht befahrbar, ich würde sagen sogar gefährlich. Der rechte Fahrbahnrand ist oftmals abgesenkt. Offensichtlich hat man beim Unterbau geschludert. Die Schlaglöcher sind riesengroß. Manchmal hat die Fahrbahn richtige Stufen über die wir nur langsam hoppeln können. Die Ungeduld der Vierrädrigen ist da nicht gerade motivations- und sicherheitsfördernd. Es fahren dort keine Motorräder herum – wie sollen die sich vorstellen können, dass es für Zweiräder schwierig ist, solche Strecken zu fahren.


    Hitze, Dreck, in Brand gesteckt Container mit Müll tun ihr übriges. Ich wünsche mir nur noch heil und schnell aus diesem Land herauszukommen. Mein Gefühlsbarometer ist ganz unten.


    Erst kurz vor Pristina erreichen wir eine gut ausgebaute Schnellstraße, die aber nach wenigen km schon wieder der Vergangenheit angehört. In der Nähe des Flughafens machen wir eine kleine Pause. An der Grenze zu Makedonien müssen wir lange warten (33 Grad in der Abendsonne) und wir werden abermals observiert. Kosovo – ich hab's versucht – wir können keine Freunde werden.

  • Es ist nicht mehr weit, ca. 20 km nach der Einreise nach Makedonien erreichen wir die 530.000-Einwohner-Stadt Skopje. Die Unterkunft ist schnell gefunden. Wir bekommen gleich ein kühles Getränk serviert. Überhaupt ist die Fahrt durch die Großstadt Skopje – nachdem was wir heute erlebt haben – die reinste Erholung. Wir duschen den Schmutz und Staub ab, lassen ein Taxi bestellen und fahren in die Altstadt von Skopje.


    Skopje ist 1964 von einem Erdbeben stark zerstört worden. Ja, was soll ich sagen. Die übergroßen Brunnen und Denkmäler in dieser Stadt schlagen mich fast tot. Sie wirken kitschig, sind wechselnd bunt beleuchet. Überall plätschert Wasser. Alles wirkt überdimensioniert. Wir finden ganz versteckt das Mutter-Theresa-Denkmal, fast unscheinbar in einer Seitenstaße. Die Stadt wirkt friedlich, wirkt schön. Es gibt viele gut gelaunte Menschen auf den Straßen, viele junge Frauen die fröhlich die Fußgängerzonen auf und ab spazieren.


    Wir laufen durch das Altstadtviertel Stara Čaršija, das mit vielen kleinen Restaurants die Gäste einlädt. Wir hören von der Burg Musik und folgen dieser Richtung, sehen immer wieder Banderolen mit der Aufschrift „Pivoland“. Auf der Burg ist ein Bierfest mit Live-Konzerten. Verschiedene Rockbands geben ihr Bestes. Ich verstehe kein Wort – aber es hört sich gut an. Ich denke, so um die 30 Biersorten kann man hier testen. Wir kosten reichlich (4 Pivo = 5 Euro). Da wir kein Makedonisches Bargeld besitzen bezahlen wir mit 5-Euro-Scheinen und lassen den Tag flüssig ausklingen. Wir spülen den Staub aus, den wir tagsüber eingeatmet haben.


    Gegen Mitternacht bringt uns ein altes Mercedes-Taxi zurück ins Hotel. Der Fahrer zeigt uns stolz seinen Tachometer, der 530.000 km anzeigt. Etliche Duftbäumchen zieren seinen Rückspiegel. Von Patchoulie bis Vanille ist alles dabei. Heute kann es mir nicht mehr übel werden. Wie gut, dass wir eine Visitenkarte eingesteckt habe :D, den Weg zurück zum Hotel würden wir nicht mehr finden. :o Ich schließe Frieden mit diesem Tag und falle in einen komaartigen Tiefschlaf. Skopje – du hast mir gefallen, ich komme wieder.

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    Ich bin nicht klein, ich bekomm nur später die Regentropfen ab als du.

  • 7. Tag: Skopje (Makedonien) – Melnik (Bulgarien), 240 km


    Hinter Skopje auf der Autobahn "Alexander der Große" taucht der vertrauliche Hinweis auf: Athen 736 km – so weit wollen wir aber nicht fahren! Die Autobahn gleicht einer gut ausgebauten Landstraße und schlängelt sich entlang der Berge. Es gibt keine Beschleunigungsstreifen, nur kleine Parkbuchten (Höchstgeschwindigkeit 70-80 km/h!). Der Verkehr ist mager. Den Gegenverkehr sieht man nicht – fährt wohl auf der anderen Seite der Berge entlang. (Autobahngebühr 2,50 Euro pro Motorrad).


    In Veles verlassen wir die AB und fahren durch eine weite Tiefebene auf Bulgarien zu. 9 km geht es über Schotterpiste. Die Straße ist nur einseitig befahrbar.


    Beim Tanken kommen wir mit dem Gazda (Tankwart) ins Gespräch. Der Tankwart beäugelt meine Koffer, geht geschwind hinter seine Theke, kommt heraus und schenkt mir einen Aufkleber „MK“. Als ich diesen aufklebe, freut er sich und schenkt uns eine riesige Melone aus eigenem Anbau. Da wir auf den Motorrädern keinen Platz für den Transport von Melonen haben, fangen wir gleich auf der Tankstelle an zu futtern. Wir geben gerne an eine Familie mit Kind und Großeltern erfrischende Melonenstücke ab, worauf uns die Oma eine 1,5-Lt.-Flasche makedonisches Mineralwasser schenkt. Wohin mit der Flasche? Ich traue mich nicht, sie zu verschenken. Die Rück-Geschenke werden immer größer. Ich befürchte, dass ich dann ein halbes Schwein geschenkt bekomme. Ich fühle mich wie Hans im Glück. :D Ich verstaue mit aller Gewalt die Falsche im Seitenkoffer, damit wir endlich weiter fahren können. Nette Leute, die Makedonier...


    Grenzübergang Strumenica-Petric, die Einreise ist in 5 Minuten erledigt. Wir sind die Einzigen an der Grenze. Willkommen in der Europäischen Union. Der Europagedanke war früher schon einmal weiter als heute. Wenn man jedoch zwischen Slowenien und Bulgarien jetzt sieben (!) Grenzkontrollen passieren muss, dann wird man daran erinnert, dass es zu Europa als einheitlichem Kooperationsraum keine Alternative gibt.


    Gleich hinter Petric liegt die ehemalige Festung des bulgarischen Zaren Samuil, der an dieser Stelle vor fast genau 1000 Jahren, in der Schlacht von Kleidion einen Einfall der Byzantiner abwehren wollte. Das Unternehmen war angesichts der griechischen Übermacht zum Scheitern verurteilt. Der byzantinische Kaiser Basileios schlug die Bulgaren in die Flucht und machte mehr als 14.000 Gefangene. Diese soll er in Gruppen zu 100 Mann eingeteilt und 99 in jeder Gruppe geblendet (rotglühendes Stück Eisen direkt ins Auge) haben. Pro Mann ließ er ein Auge, damit dieser die anderen nach Hause führen könne. Samuil soll beim Anblick seiner heimkehrenden Truppen einen Herzanfall erlitten haben, Basileos erhielt den Beinamen Bulgaroktónos, der Bulgarenschlächter. Ende des Ersten Bulgarischen Reiches. Raue Sitten damals...


    Wir sehen in der Ferne die Sandsteinpyramiden von Melnik. Nun ist es nicht mehr weit. 17 Uhr erreichen wir unser Tagesziel und lassen den Abend in Melnik ausklingen, der Heimat des berühmten Merlots. Ein Wein, der aus drei heimischen Traubensorten gepresst wird. Köstlich!

  • 8. Tag: Melnik – Trigrader Schlucht – Shiroka Laka, 207 km


    Wir nehmen Abschied von Melnik, fahren kurz zum Kolster Roschen, werfen nochmals einen Blick auf die Sandsteinpyramiden, die in der Morgensonne in den blauen Himmel ragen. Über Harsovo, Katuna, Goce Delcev verlassen wir das Piringebirge und fahren in die Rhodopen.


    Kurz vor Dospat ändert sich das Straßenbild negativ, die Hauptstraße durch Dospat besteht nur aus Schlaglöchern. Man kann kaum ausweichen. Im Schneckentempo geht es durch die Stadt. Am Ortsausgang halten wir uns Richtung Tesel, das Straßenbild verbessert sich wieder.


    In den Rhodopen arbeiten die Steineklopfer, die Tabakanbauer. Die Steine werden am Straßenrand bearbeitet, aufgeschichtet auf Paletten und als Pflastersteine verkauft. Ganze Familien sitzen dort und klopfen. Es ist das Land der Pomaken, der vorwiegend muslimischen Bulgaren, genannt Bulgaro-Mohammedaner. Wir sehen Moscheen, die Frauen tragen Kopftücher, ich trage einen Helm. Die Fahrt durch die Rhodopen ist sehr kurvenreich, landschaftlich ansprechend, wir sind fast alleine auf der Straße. Ich zähle auf 45 km zwei Fahrzeuge. Das Fahren macht großen Spaß.

  • Tagesziel ist Trigrad und die Trigrader Schlucht, ein 7 km langer Gebirgsabschnitt, der durch den Fluss Trigrad in Millionen Jahren ausgewaschen wurde. An einigen Stellen sind die Felswände nur 100 m voneinander entfernt. Die Felsen ragen 180 bis 350 m in die Höhe. Die Gebirgsstraße ist teilweise nur einspurig befahrbar. Vorsicht ist geboten. Unheimlich sind die unbeleuchteten kurvigen Tunnel, die ebenfalls nur einspurig befahrbar sind.


    In Trigrad machen wir vor einem Tante-Emma-Laden eine kurze Pause. Ich bekomme einen leckeren 40-Stotinki-Kaffee (20-Cent-Kaffee) aus dem Automaten. Hinter uns liegt eine Bergwand, dahinter ist Griechenland. Trigrad endet in einer Sackgasse.

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    Ich bin nicht klein, ich bekomm nur später die Regentropfen ab als du.

  • Am späten Nachmittag treffen wir in dem malerischen Bergdorf Shiroka Laka ein, dieser Ort liegt im Süden Bulgariens und hat 600 Einwohner, die heute, am Samstag fast alle auf der Straße und dem Marktplatz sind. In Shiroka Laka gibt es eine Kirche, die 1834 in nur 38 Tagen erbaut wurde. Der Ort ist übersichtlich aber sehr schön.

  • 9. Tag: Shiroka Laka – Asenovgrad, 80 km


    Heute gehen wir den Tag ganz langsam an. Wir fahren durch das Rhodopengebirge, über Pamporovo (Wintersportort) zum Kloster Batchkovo, das zweitgrößte Kloster des Landes. Auch diese Strecke ist empfehlenswert. Die Strecke ist teilweise neu geteert, landschaftlich sehr schön. Rechts von uns verläuft der Fluss Cepekarska River, links ragen steile Felsen empor.


    Vom Klosterparkplatz (2 Leva Gebühr) spazieren wir durch eine Souvenier- und Fressmeile zum Kloster Batchkovo. Lange verweilen wir in der Klosteranlage. Zurück auf dem Parkplatz treffen wir später einen reichlich abgerissenen Mann, der uns in gutem Deutsch von seiner Zeit als abgelehnter Asylbewerber in Nürnberg und der jährlichen Wallfahrt der christlichen Roma nach Backovo erzählt.


    Bis Asenovgrad ist es nicht mehr weit. Zum Abendessen wagt sich Stefan an die Skembe corba, Kuttelsuppe, die es bis zur Wende 1989 immer und überall im Land gegeben haben soll und auch heute noch gerne gegessen wird. Gewürzt wird die Suppe mit einer Mischung aus zerdrücktem Knoblauch und Essig, serviert in einem separaten Schälchen. Ich halte mich an hausgemachte Pommes mit Schafkäse und Shopska-Salat (Tomaten, Gurke, Paprika, Käse).

  • 10. Tag: Asenovgrad – Sozopol, 290 km


    Über eine 20-km-Holperpiste erreichen wie die Autobahn 1 Sofia-Burgas. Wir wollen zügig ans Schwarze Meer. Besonders schön ist ein Abschnitt, auf dem man gleichzeitig rechts das Rhodopengebirge und links den Höhenzug des Balkangebirges sieht. Sozopol ist eine freundliche Hafenstadt an der südlichen bulgarischen Schwarzmeerküste, rund 40 km südlich von Burgas, mit ca. 5000 Einwohnern, urwüchsiger als Nesebar, noch nicht so stark im internationalen Tourismus verankert.


    Blauer Himmel, immer Sonne und das Rauschen des ewig blauen Meeres...
    Die meisten Touristen sind junge Leute, bulgarische Familien. Wir sind in der sog. Neustadt untergebracht, die durch eine Allee und eine Uferpromenade mit der Altstadt verbunden ist. Unser Hotel ist neu erbaut und über einen Feldweg erreichbar. Dafür liegt es sehr ruhig und wir haben vom Balkon einen Blick auf das Meer. Hier möchten wir 2 Tage ausruhen.


    In der Altstadt gibt es sehenswerte Schwarzmeerhäuser aus der Wiedergeburtszeit. Interessent, dass die Bevölkerung bis Anfang des 20. Jh. überwiegend aus Griechen bestanden hatte. Vor Sozopol liegt die Insel Sveti Ivan, auf der die Grabstätte Johannes des Täufers liegt.