Rapport Honda-Board Rumänien 2011

  • "Gibt einem Rumänen ein Kraftfahrzeug,
    und er verliert die Zurechnungsfähigkeit!"


    So pauschal gesagt, ist das sicher falsch,
    ich werde Gegenbeispiele dafür aufführen.


    Aber es erhöht die Chance,
    am Leben zu bleiben,
    wenn man diesen Gedanken beim Fahren stets im Kopf behält.




    Wir hatten beschlossen,
    heute unser primäres Reiseziel anzusteuern,
    nämlich die Transfagarasan.


    Verschiedene Optionen standen offen:


    Nur mal gucken und Abbruch,
    wenn das Wetter zu schlecht sein sollte.


    Auffahrt bis zum Höhepunkt :D und dann Rückkehr,
    falls sich die Strecke als zu anstrengend oder zeitraubend erweisen sollte.


    Rundfahrt nach von Heinzii ausgearbeiteter Route.


    Dizipliniert und pünktlich fuhren wir vom Campingplatz,
    um in Sibiu die Tanks zu befüllen.
    Dann die DN 7 entlang durch die Stadt.


    An bereits bekannter Stelle,
    wo die Schirmmützen immer stehen,
    wurde Heinzii heraus gewunken und alle Anderen hielten ebenfalls an.
    Heinzii musste sich entkleiden und Dokumente vorzeigen.
    Ich habe mich hinter Werners BMW versteckt.
    Im Moment des Anhaltens war mir klar geworden,
    wo meine Papiere waren:


    "Irgendwo im Auto".


    Da hatte ich sie liegenlassen,
    nachdem die ungarische Schirmmütze
    Ara, Werner und mich kontrolliert hatte.


    Sky setzte ein augenscheinlich überzeugendes Lächeln auf,
    denn anschließend schaute die Schirmmütze sich lediglich noch ChaCha an
    und stoppte anschließend den Straßenverkehr,
    damit die Gruppe gemeinsam losfahren konnte.


    Heinzii führte uns die Schnellstraße entlang.
    Nach wenigen Kilometern die erste Nah-Tod-Erfahrung.
    Ein Mercedes querte aus einem Feldweg die Fahrbahn,
    um nach links einzubiegen.
    Mitten in eine Motorradgruppe hinein,
    die sich mit der erlaubten Höchstgeschwindigkeit bewegte.
    (Gut, zuzüglich der ortsüblichen 20%)


    Bedingt durch eine beeindruckende Programmierung vor vier Monaten
    wußte mein Unterbewußtsein:


    Ausweichen nach links ist Schei$e.


    Also zuckte mein Körper nach rechts hinüber und ich kam
    hinter dem Kofferraum an der Kante des Asphalts an dem Langschiff vorbei.


    Bikerbär wusste später zu berichten,
    dass er sich mit dem Fahrer des Wagens in Gebärdensprache unterhalten hat:
    Er hob drohend die Faust,
    der andere fatalistisch die Hände.


    Mir jedenfalls hat es die Farbe aus dem Gesicht getrieben,
    gute Laune stellte sich erst einige Zeit später wieder ein.


    Eigentlich hatten wir die Transfagarasan schon am Vortag
    unter den Rädern gehabt,
    ich erkannte den Beginn der Strecke im Flachland wieder.


    Schon bald ging es bergan,
    Kurve folgte auf Kurve,
    freundlich winkender Mensch auf freundlich winkenden Menschen.
    Dann begann der Wald und die Winkenden wurden weniger.
    Wo hätten sie denn auch noch stehen oder sitzen sollen?


    Auf der einen Seite Berg,
    auf der anderen Seite vielleicht eine Leitplanke,
    sicher jedoch Abgrund.
    Heinzii varaderote vorn,
    die Anderen hinterher.


    Bikerbär diesmal vor mir.
    Er hatte mit seinem Eisenschwein tüchtig zu tun,
    einmal hörte ich in der Kurve deutlich ein metallisches Kratzen.
    Die Sause mit ihren BT 023-Kleber-Schuhen genoss den Fahrt.


    An einem markanten Gedenkfels stoppte die Gruppe für eine Zigi-Pause
    neben der Strecke auf der Abgrund-Seite.
    Bikerbär stoppte an der Stelle, wo drei Meter Schutzplanke fehlte.
    Da ging es senkrecht hundert Meter nach unten.
    Auch sonst war die Aussicht interessant,
    soweit man etwas zwischen den Wolken auf unserer Höhe erkennen konnte.


    Laut Navigator sollten noch ca. 400 Meter Höhe zu erklimmen sein.


    Wir fuhren je nach Pausenbedürfnis unterschiedlich los,
    schließlich war verfahren ja nicht möglich.


    Nach wenigen hundert horizontalen Metern verschwand die Straße in der Wolkenschicht.
    Zeit und Raum vorloren sich, was blieb,
    war ein blendend weißer Mittelstrich auf grauem Grund in einer grauen Glocke.


    Die Stunde der Drachenreiter!


    "Ich will fliegen", flüsterte mir die Sause zu.
    "Ok, hier sieht uns niemand", antworte ich ihr.


    "Klong, Klong, Klong"


    Der V2 gab einen langgezogenen Kampfschrei von sich,
    das Vorderrad hüpfte beim Schalten freudig bergan.
    Die Sause flog und schrie markerschütternd.
    Das konnten sogar die Untoten hören und setzten Blinker,
    während sie aus dem Weg hüpften.
    Auf einem Anstieg ein schwarzer Schemen,
    ein weiterer Drachenreiter:


    Muss Yolande gewesen sein.


    Zu schnell vorbei, um sicher zu sein.


    Kehre, Grade, Kehre, Gerade.


    Ein weiterer dunkler Schemen enthüllt sich.
    Im Höhersteigen erkenne ich einen hellen Zopf.
    Das müsste Sky gewesen sein.


    Gerade, Kehre, Gerade, Kehre,


    dann enthüllen die Schemen eine Budenstadt.
    Schade, schon der Gipfel?


    Nach und nach trudeln die Andern ein und wir sammeln uns.
    Flanieren im Nebel herum und sichten den Souvenir-Tand.


    Da kommt einer der Aachener Enduroristen zu uns.
    Wie oft wir uns wohl noch treffen werden?


    Er berichtet, dass auf der Anderen Seite des Tunnels die Sonne scheint,
    allerdings sei im unteren Teil die Strecke sehr schlecht.


    Sonne ist natürlich ein Argument und bisher fühlen sich alle gut,
    also machen wir uns auf den Weg durch den Tunnel.
    Auf der anderen Seite ist es tatsächlich klar und der Streckenverlauf sichtbar.


    Es folgt eine gute Stunde Swing.


    Natürlich mit der gebotenen Vorsicht,
    denn die Qualität des Straßenbelages ist wechselhaft von "geil" bis "mussichnichthaben".
    Am Beginn des Stausees dann ein weiterer technischer Stopp.
    Ich dusche mehrere Eidechsen und pelle mich dann aus der ersten Schicht Unterwäsche.


    Meine Vorsicht vor Kälte war übertrieben.
    Ganz oben hatte es 17 Grad, hier jetzt 25 Grad.


    Es geht weiter in die Katastrophe.
    Die Straße verwandelt sich in etwas Unfassbares.
    Verwitterter, zermalener Asphalt, Sand, Geröll,
    Fräskanten längs und quer,
    eine einzige Kraterlandschaft.


    Was haben wir für ein Glück, das die Sonne scheint
    und die Löcher trocken und erkennbar sind.


    An der Staumauer nächster technischer Halt.
    Es beginnt zu tröpfeln!
    Ara und ich opfern uns und ziehen Regenbekleidung an.
    Die Berechnung geht auf.
    Als die Steilstrecke in das Flachland übergeht,
    verschwindet die Nässe.
    Dafür drohe ich zu überhitzen.
    Das Termometer kratzt an der 30 Grad-Marke.


    Der nächste Tankvorgang.
    Endlich kann ich mich ausziehen.


    Beim Losfahren ein erstes Missverständnis.
    Die Spitze fährt schon, während Ara vergeblich die heiße XT wiederbelebt.


    Wir fahren in einer Talsohle zur Berufsverkehrszeit.
    Trotz verschiedener Warte- und Aufschließmanöver zerfällt die Gruppe.


    Es ist heiß, die Untoten sind wieder unterwegs.


    Auto kommen uns auf unserer Spur entgegen:


    Hektisches Ausweichen nach Rechts.
    Lastkraftwagen samt Hänger und Reisebusse
    überholen von hinten und quetschen sich dann in den Konvoi.


    Bei nächsten Halt explodieren dann die Emotionen
    und es werden lautstark Meinungen ausgetauscht.


    Wobei die Standpunkte ebenso berechtigt wie unvereinbar sind.
    Man kann sich der Fahrweise anpassen,
    um die Gefahr für Leib oder Leben zu verringern.


    Das muss man aber leistungsmäßig als auch finanziell
    leisten können und wollen.
    Zum Gucken und Wahrnehmen der Umgebung bleibt
    dann aber keine Zeit.


    Die Auseinandersetzung läuft daraus hinaus,
    dass langsamer gefahren wird.
    Wegen des nachlassenden Berufsverkehrs,
    der beeindruckenden Gebirgskulisse und dem guten Straßenzustand
    entspannen sich die Fahrer wieder.
    Oder ist es lediglich Erschöpfung,
    schließlich sinkt die Sonne dem Horizont entgegen und es beginnt
    aus dem Nichts zu nieseln?


    Wir werden kurz vor Sibiu mit einen durchgehenden,
    intensiven Regenbogen belohnt!


    Nach dem üblichen Einkauf bei REGAL kommen wir in der Dämmerung auf den Platz.
    Im Kühlfach liegen kalte Getränke.


    Die erste Dose fällt ganz alleine in den Hals
    und zeitgleich die Entscheidung,
    dass das Netbook heute abend geschlossen bleibt.

    Scheiß drauf, ich probiers!

    :hehe:

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  • ...wettermäßig und verkehrstechnisch ist aber auch alles dabei! :o

    Trage meine Schuhe und gehe meinen Weg, erst dann vermagst du über mich zu urteilen.

    Gruß Jürgen
    :bb:

  • Wernersen erzählt:


    In Australien hatte sein Dampfer längeren Aufenthalt und bei einem Landausflug hat er geritten.


    Daher weiß er Bescheid:


    Diese ganzen Western sind gefaked:


    Man kann mit einem Pferd überhaupt nicht auf Dauer galoppieren.


    "Die ziehen ganz schnell Nebenluft."


    und wenn man länger am Gas bleibt:


    "Dann gehen die fest!"


    Sein Fazit:


    "Zu wenig Leistung!".

    Scheiß drauf, ich probiers!

    :hehe:

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  • Rauswinkautomatik funktioniert!


    Wie es sich gehört,
    sind wir an Ara´s Geburtstag natürlich von der Polizei kontrolliert worden.
    Ara war schon ganz enttäuscht,
    dass dies nicht längst vorher passiert war,
    obwohl wir schon Schirmmützen verschiedener Länder gesehen hatten.


    Hinter einem Bahnübergang mit Stoppschild war es so weit.
    Die Motorräder durften passieren,
    der Transporter wurde rausgewunken.


    Ein Blick in die Papiere und ein Blick in das blitzblanke Cockpit reichten der Schirmmütze.
    Das sah Ihm zu sehr nach unnötiger Arbeit aus.


    Gerade, als wir zum Weiterfahren aufgefordert wurden,
    flog Werner wieder ein und bestand darauf,
    auch kontrolliert zu werden,
    auch wenn es den Konvoi noch länger aufhalten würde.


    Das er sich beim nächsten Mal anders verhalten soll,
    hat er auch gleich eingesehen.

    Scheiß drauf, ich probiers!

    :hehe:

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  • moin moin Jungs und Mädels, ich bin richtig neidisch auf euer Erlebtes auf dieser Tour, ich wäre gerne dabei, sowas erfreut mein kleines Bikerherz.
    Ich wünsche euch alles Gute und kommt Gesund zurück.

    Kellnerschreck und manche behaupten, böser alter Mann
    Download Honda-Board song von Mario2
    mfG.Gerd

  • Horst (siehe auch AT-Treffen)
    Wolfgang und ich haben heute Horst getroffen. Er fährt eine Hercules K50S von 1977 und versicherte glaubwürdig, nix mit Regen zu tun zu haben. Bis jetzt sind auch noch keine weiteren Wassermücken gekommen.
    Scheint auch sonst ein ganz netter Mensch zu sein. Aber das ist hier (soweit ich das bis jetzt beurteilen kann) normal.


    Im Dorfladen ein paar Leckereien gekauft und aufgegessen, bevor Wolfgang ein Foto davon machen konnte. :lecker:
    Kommunikation mit Zeichen und Zeigen funktioniert wunderbar. Haben sogar in Erfahrung gebracht, dass Drehtabak hier recht unbekannt ist. Mal abwarten, wie sich Aras Verhalten ändert, wenn sie auf Filterzigaretten umsteigen muss. Kann nicht mehr lange dauern, aber vielleicht finden wir in Sibiu ja noch Rettung für sie ...


    :wavey:

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    Meine Maschinen sind alt genug, um selbst zu entscheiden, das macht es manchmal etwas anstrengend, mit ihnen unterwegs zu sein.
    Wenn meine Fähigkeiten nachlassen und ich meine CM 400T nicht mehr fahren kann, dann hole ich mir 'n Motorrad - und wenn's damit nicht mehr geht, 'n Lanz Bulldog.

  • Donnerstag, 4.8.11


    Ort: Bettkante


    Temperatur: angenehm


    Begleitmusik:


    Harmonisches Schnarchkonzert mit distonalen Hust- und Belleinlagen für mehrere Musikanten
    (Die Hüttenwände dämpfen keinen Schall)


    Gerne würde ich über Außentemperatur und Wetterlage berichten,
    aber der Bikerbär hat seine strammen Waden vor der Hüttentür platziert
    und ich bring es nicht übers Herz,
    ihn in seinen Träumen zu stören.
    Außerdem ist mir zu Ohren gekommen,
    dass er gestern mit der Bolle Off-road gefahren ist.
    Schon wegen meines Respektes davor
    hat er sich ungestörten Schlaf verdient.



    Die Lila Sause hat gestern den ganzen Tag tot über den Zaun gehangen
    - sinnbildlich gesehen.


    Nach der Tour am Dienstag hatte ich sie auf dem Seitenständer geparkt.
    Und zwar mit dem Ständer in einer Mulde.
    Kippen konnte sie nicht,
    da ich eine Metallplatte aus Riffelblech untergeschoben habe.
    Ein geniales Geschenk von Swambo.
    Die Platte hängt an einer Wäscheleine,
    sodaß ich die Platte noch auf dem Motorrad sitzend
    mit dem Fuß platzieren kann.
    Beim Losfahren wird die Platte auf dem Motorrad sitzend wieder eingeholt
    und im Tagrucksack verstaut.


    Jedenfalls steht sie so schief,
    dass mich mehrere Leute angesprochen haben,
    die sich Sorgen machten.


    In den Seilen gehangen haben gestern auch Einige aus der Gruppe.
    Auf die eine oder andere Art wurde der Tag mit leichten Aktivitäten verdaddelt.


    Günni beispielsweise war erst einmal zusammen mit Heinzii in der Apollina einkaufen
    (Apollo 13 ist umbenannt worden, sie ist nämlich eine Zicke).
    Anschließend hat er die örtliche Variante eines Weines verkostet und beschlossen,
    an Apollina die vorderen Bremsbeläge zu wechseln.
    Dabei hat er dann eine Knarrenverlängerung abgebrochen,
    als er die Radmuttern lösen wollte.
    Ihm ist der Gedanke gekommen,
    einen der Wohnmobilisten nach einem Werkzeug zu fragen.
    Auch wurde erwogen, einfach mal in "the transporter" zu schauen,
    ob sich da nicht vielleicht ein passender Radmutternschlüssel finden würde.
    Dies scheiterte aber daran,
    dass er sich mit der Fahrzeugbesitzerin terminlich nicht einigen konnte.


    Es stehen mehrere Fahrzeuge auf Fiat-Basis auf dem Platz.


    Zwischen dem Gedanken zu fragen und der Ausführung sind Stunden vergangen
    und anschließend wurden nur die Radmuttern der Vorderräder gelöst,
    weiter ging die Reparatur nicht.


    Insgesamt sind gestern nur drei Personen überhaupt auf ihr Motorrad gestiegen,
    heute werden es vermutlich wieder mehr werden.


    Unsere Reisetruppe
    -intern Reisegruppe 50 Plus genannt-
    läßt sich eben nur bedingt mit Hard-Core-Bikern vergleichen,
    denen wir hier bisher begegnet sind.


    Erwähnenswert finde ich die Zahl der alten Transen
    (Honda Transalp 600),
    die uns über den Weg gefahren sind.
    Zuverlässig, geeignet,
    und zum Budget der meist jüngeren Weltenbummler passend.


    Die Lila Sause hat vorgestern beste Flugeigenschaften bewiesen,
    trotzdem vermisse ich meine verstorbene Nr. 5
    (Edelschrott, auf Transalp 600 basierend).


    Rumänien ist nämlich eindeutig Enduroland,
    auch wenn der Bikerbär nach seinem gestrigen Ausflug Gedanken nachhängt,
    einen Bolle-Scrambler aufzulegen. :D


    Sky hat nach der Tour vorgestern entschieden,
    dass man eine solche Strecke nur einmal im Leben fahren muss.
    Eine Entscheidung, die ich angesichts ihres Choppers verstehe.
    Soweit es die Lila Sause und mich betrifft,
    werden wir den unteren Streckenabschnitt auf der Südseite meiden,
    aber den Rest werden wir wieder unter die Räder nehmen.


    Motorräder mit langen Stelzen haben auf "naturbelassenem" Grund eindeutig Vorteile.


    Schauen wir also, was der heutige Tag ausser Morgen-Grauen so bringt.


    Gestern ist mir wiederholt das Wort Transalpina zu Ohren gekommen.

    Scheiß drauf, ich probiers!

    :hehe:

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  • Zu den meistverwendeten Sätzen hat sich ein neuer Favorit gesellt:


    "Welcher Tag ist heute?"


    Vielleicht macht dieser Umstand deutlich,
    dass wir beginnen, uns zu aklimatisieren.
    Irgendwie läuft´s.
    Wer als Erster die Klüsen aufbekommt,
    fängt an, sich um´s Frühstück zu kümmern.
    Wer keine saubere Tasse findet, der spült halt.


    Vorgestern hat irgendjemand mehrfach den Begriff "Transalpina" in die Runde geworfen.
    Keine Ahnung wer das war.
    Jedenfalls war gestern beim Frühstück dann überhaupt nicht mehr strittig,
    was denn unternommen werden könnte.
    Bemerkenswert früh am Morgen standen sieben Motorräder startbereit auf dem Feldweg.
    Lediglich zwei anwesende Member des Honda-Boards hatten andere Pläne.


    Die Rotte brach auf und erlebte einen äußerst abwechslungsreichen Tag.


    Je länger ich während des Fahrens darüber nachdachte,
    um so sicherer war ich mir,
    dass dieser geniale Streckenvorschlag nur von mir gemacht worden sein konnte.


    Über Sibiu ging es nach Sebes und zwar auf dem bereits hinlänglich bekannten Pfad der Untoten.


    Heute schienen die aber anderweitig beschäftigt,
    waren vielleicht bei Dracula beim Rapport oder so.
    Vielleicht vertragen sie aber auch blauen,
    wolkenlosen Himmel und Temperaturen um 30 Grad nicht?


    Jedenfalls waren die Kamikazes heute recht selten;
    im Schnitt höchstens je 25 gefahrenen Kilometern einer.


    Bei Sebes erster kurzer Tankstopp.


    Sieben Motorräder und einen fünf Liter-Tank abrechnen
    überforderte das dortige (weibliche) Personal total.


    Bei mir ging alles glatt. Tank vollgemacht.
    Zur Kasse gelatscht, vier Finger gehoben (Säule 4)
    und Bares auf den Tresen gelegt.


    Ara hat dann genau den gleichen Betrag Minuten später mit Karte gezahlt.
    Wolfgang stutzte über seine hohe Tankrechnung
    und Wernersen bekam seine Tanksäule nicht freigeschaltet.


    Von Heinzii wollte die Weibliche gleich zweimal seine Plastikkarte,
    konnte aber nicht verdeutlichen warum eigentlich.


    Ein zufällig anwesender deutschsprachiger Rumäne
    zerschlug den gordischen Knoten dann wenigstens so weit,
    dass wir nach einer Dreiviertelstunde weiterfahren konnten.


    Der nächste Stopp war dann schon auf einer Nebenstrecke
    an einem Flüßchen.
    Ich entdeckte wieder einen früchtetragenden Baum.
    Diesesmal eine rote rümänische Variante der gelben ungarischen Früchte.
    Also gab es einen leckeren Snack,
    dieses Mal ohne das Jemand etwas verloren hat.
    (Jedenfalls hat keiner was gesagt).


    Die Fahrt führte parallel zu dem Flüßchen in die eng stehenden Berge.
    Eine geniale Kurve folgte der Nächsten und wir konnten die Kräder richtig laufen lassen.
    Mindestens jeweils zwei, drei Minuten lang,
    bevor das nächste Hindernis auftauchte.
    Die Kräder an der Spitze hatten es sich zur Pflicht gemacht,
    vor Schlaglöchern mit einem Finger- oder Fußzeig zu warnen.
    Das artete mitunter in ein gefährliches Gehampel aus. :D
    Mal soll das Motorrad schließlich an mindestens einem Punkt festhalten,
    meine ich in einem Fachblatt gelesen zu haben.


    Die Transalpina ist ein Tipp für eine Tour im Jahr 2013.


    Gegenwärtig wird auf der gesamten Strecke gebaut
    und wenn die Arbeiten abgeschlossen sein werden,
    wird das eine geile Stecke mit guter Asphaltdecke sein.
    Abgesehen von den üblichen Frostschäden natürlich.


    Derzeit ist es aber eine einzige Baustelle.
    Wir befuhren einen wilden Parcour mit teils noch warmen klebenden Asphalt,
    unterbrochen von kurzen Schotterstücken,
    welche mit Vorliebe hinterm Kurvenscheitel von Haarnadelkurven begannen.


    Das weder links noch rechts von der Fahrbahn irgendwelche Leitplanken
    oder sonstigen Schutzeinrichtungen vorhanden waren,
    versteht sich fast von selbst.
    Stattdessen habe zumindest ich mich am Aussehen und dem Geruch
    der dicht wachsenden wilden Blumen am Straßenrand erfreut.
    Dieser Anblick wird in zwei Jahren Geschichte sein.
    Dann wird man innerhalb von Betonwänden fahren.


    Wolfgang ist es während der Fahrt gekommen.
    Er teilte beim nächsten Halt mit,
    dass er die Strecke aus der Erinnerung wiedererkannt hat.
    Allerdings sei seit dem vergangenen Jahr sehr viel Schotter ersetzt worden
    (durch Asphalt).


    Gegen Mittag haben wir den Scheitelpunkt der Strecke erreicht und es ging zügig bergab.
    Zügig, weil vor uns zwei Muldenkipper der Straßenbaufirma fuhren.
    Diese vierachsigen Steckenkenner legten das Tempo vor.
    Es stank gewaltig nach Gummi und Bremsabrieb!


    Leider verdeckten diese Panzer aber auch die Sicht auf Schlaglöcher, Geröll und Sand,
    was dem Rennen zusätzliche Würze verliehen hat.


    Wieder im Tal angekommen,
    stoppten wir in einem, ähm, sehr rustikalen Camp zum Mittagessen.
    Das Essen war lecker,
    die Preise moderat und zum Rest schweigt des Autors Höflichkeit.


    Frisch gestärkt und schottererprobt wäre beinahe ein Fresskoma und Langeweile eingetreten,
    aber die Götter entschieden,
    ein neues Level freizuschalten.


    Ein Wolkenbruch hatte die Straße teils in einen Bach verwandelt,
    teils gewaschen,
    jedenfalls war sie pitschnass.


    Weil uns dann auch noch der Regen selbst erwischte,
    stoppten wir bei einem noblen Beherbergungsbetrieb.
    Dort wollte man uns draußen bei Regen nicht bedienen
    und drinnen waren Hunde nicht erlaubt.


    Gut, wenn Kunden unerwünscht sind, dann eben nicht!


    Alle sprangen in die Kondome,
    außer Werner.
    Der hatte keins.
    Ich gab ihm meins.
    Regen stört mich nicht,
    solange er warm ist.
    Den Temperaturrückgang von 30 auf 17 Grad fand ich angenehm.


    Verärgert über meine Haltung,
    stoppten die Götter schnell den Regen
    und alle dampften:
    Das Gelände und die Biker, ein Kluger ausgenommen :D


    Gegen 19.30 Uhr kamen wir erschöpft auf dem Campingplatz an
    und ich als Bierkassenwart stellte entsetzt fest,
    dass nicht eine Dose Bier in der Kühlbox lag!


    Das hätte mir doch mal Einer sagen können!


    Essen war auch keins fertig.


    Wolfgang und Heinzii gingen also noch mal auf Beutefahrt,
    während ich virtuos ein Mahl zaubert:


    Bratkartoffeln und Rührei.


    Anschließend saßen wir leise verdauend noch ein Weilchen beieinander.
    Es war jedoch deutlich erkennbar,
    dass die Reizüberflutung des Tages
    ihren Preis gehabt hatte.


    Irgendwer warf das Stichwort "Sibiu" in die Runde ....






    *Dieser Bericht enthält Spuren von Überheblichkeit.
    Wer sie findet, darf sie behalten.:wink:

    Scheiß drauf, ich probiers!

    :hehe:

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