Honda MT8 läuft nicht mehr richtig

  • Guten Morgen zusammen,


    ich muss kurz etwas ausholen, bevor meine Frage kommt:


    Meine Tochter hat mich getreten, die alte MT8 wieder fit zu machen. Ich hatte mir diese mit 16 Jahren 1985 für 770,00 DM gebraucht beim Händler gekauft und bin damals nur gefahren und habe höchstens getankt und Öl nachgefüllt. Töchterchen hat 2 Tage mitgemacht und dann war ich für den Rest verantwortlich. Es hat mich richtig gepackt und als ich gesehen habe, dass man noch gut Ersatzteile bekommt, war ich nicht mehr aufzuhalten.


    Ich bin etwas unorthodox an die Sache ran und habe mich als erstes an die Mechanik gemacht (Räder, Bremsen, Aufbau, Gabel usw.) Dabei habe ich auch neu lackiert (Lackierkabine waren paar Plastikfolien im Carport von der Decke gehängt.) Danach bin ich an die Elektrik (da hat irgendein Depp vor 35 Jahren rumgebastelt). Die habe ich drei mal gemacht bis alles gepasst hat.


    Danach habe ich Tank, Vergaser, Ölpumpe, Luftfilter gereinigt und wieder eingebaut. Zylinderkopf habe ich abgemacht und mir die Innenflächen vom Zylinder angeschaut und dann den Kolben vorsichtig bewegt. Neue Zündkerze, Zündkabel usw. und auch hier wieder zusammengebaut. Also war alles wieder an seinem Platz und hübsch gemacht aber ich wusste noch nicht, ob sie überhaupt anspringen wird.


    Habe mir dann für den Keller eine Absaugung gebaut aus einem Staubsauger und Schlauch und versucht sie zu starten. Und beim zweiten Kick war sie da...... gequalmt wie Sau, aber war ja auch Öl im Brennraum, damit nichts klemmen bleibt am Anfang.


    Ich habe sie dann paarmal laufen lassen, auch mal paar Minuten länger und sie hat geschnurrt wie früher, als wir noch jung waren. Also raus aus dem Keller und paar Runden auf der Straße vor dem Haus gedreht. Lief eigentlich recht gut, wobei ich nur bis ca. 40km/h gefahren bin.


    Also ab zum TÜV und zittern. Der Prüfer hat auch seine Runden gedreht und hat mir ein mängelfreies Moped bescheinigt mit den Worten "ist ja alles wie neu". Man muss dazusagen, dass sie erst ca. 8.000 km runter hat insgesamt, also der Verschließ auch noch nicht so hoch war. Und sie stand 30 Jahre neben dem offenen Heizungskeller gut gelagert.


    Also zur Zulassung und dann drauf und paar größere Runden gedreht. Sie ging von unten raus normal (wie man das mit 20 Kilo mehr als früher empfinden kann) und ich bin auf Rat meines Kumpels sehr langsam und mit niedrigen Drehzahlen an die Sache ran. Erst nach ca. 30 Km bin ich mal über die 50Km/h drüber und da merkte ich, dass sie nicht mehr ziehen will und ein Klockern (ähnlich wie bei einem Traktor) sich einstellte. Wenn ich dann wieder langsamer fuhr, ging sie wieder normal. Auch am nächsten Tag mit Beifahrer mal, hat sich eigentlich ganz gut unten raus gezogen. Dachte, dass sich das noch gibt mit dem Einfahren.


    Und jetzt seit gestern stimmt was nicht. Sie geht nicht mehr gut an und hört sich dann schrecklich an. Lässt sich nur mit 1/4 Gas starten und qualmt, stinkt und klockert nur. Zündkerze ist nass und stinkt nach Sprit. Habe mal die Flöte raus und auch dort ist alles recht nass (hatte die Flöte gewickelt, auch der Kram ist nass.) Dazu drückt sie immer ein wenig Sprit nach dem Fahren aus dem Vegaser-Schlauch. Anfangs dachte ich, das hängt mit dem Gemisch zusammen, das ich zunächst für die ersten Versuche im Tank hatte (weil die Ölpumpe erst ansaugen musste) weil es immer so grünlich war, was aus dem Schlauch kam. Jetzt aber nur Sprit.


    Habe gestern noch versucht, sie anzuschieben im zweiten Gang, aber auch da will sie nicht richtig gehen...


    Wo soll ich denn jetzt am besten anfangen mit der Sache?


    Vielen Dank fürs Lesen und schonmal für Hilfe


    Gruß Jens

  • ergänzung:


    habe eben nochmal gestartet. springt direkt an und tuckert im standgas und qualmt und nimmt gas null an. klockert wie ein trecker....


    was würdet ihr als erstes checken? zündung? funke ist da, aber evtl. nicht so wie es sein soll?


    habe noch eine andere zündspule. macht es sinn die mal zu testen?

  • Moin,


    habe jetzt gestern mal das Kabel ohne Stecker gestestet, da war ein ca. 0,8 cm langer Funke da. Mit Stecker und Kerze funkt es auch blau. Sollte also nicht daran liegen. Kann evtl. auch ein Zündzeitpunkt das Problem sein?


    Ich mache heute mal die Birne ab und schau mir die mal an und brenn die mal aus evtl.


    Im Prinzip bekommt sie zuviel Sprit denke ich, muss also wohl nochmal an den Vergaser ran.


    ich schmöker mal im Werkstatthandbuch, was noch alles in Frage kommen könnte.


    Am Anfang dachte ich, auch wegen dem Klockern, dass das Problem eher im Zylinder verortet werden kann, Kolbenringe...


    Ich halte Euch auf dem laufenden :wink1:


    Gruß vom Inder

  • Hallo Jens...

    und ein Klockern (ähnlich wie bei einem Traktor)

    Ich geh davon aus, dass sich das Klockern seit der Wiederinbetriebnahme entwickelt hat. Wäre es von Beginn an vorhanden gewesen (Alt-Schaden), hättest Du es bereits bei den ersten Startversuchen und Fahrten festgestellt.

    Nach Deinen Erzählungen würde ich auf Kolbenkippeln tippen, wegen einer Unwucht. Könnte mir vorstellen, dass ein Stück vom Kolben abgebrochen ist oder dass der evtl. auch schon früher angeschlagene Kolben die Wiederbelebung übel genommen hat (starker Verschleiß).


    mal die Birne ab und schau mir die mal an und brenn die mal aus

    Davon wird das Klockern aber nicht weg gehen...


    wegen dem Klockern, dass das Problem eher im Zylinder verortet werden kann, Kolbenringe

    Wir nähern uns :wink:

    Kolbenringe verursachen eher ein hochtöniges Rasseln.

    Vielleicht genügt ein Austausch des Kolbens (hatte die MT schon Nikasil?), das würde ich von der Sichtung und Vermessung des Kolbens abhängig machen.


    Ohne Bezug zum Klockern:

    Die allgemeine Nässe könnte man darauf zurück führen, dass der Motor das zugeführte Luft-Sprit-Gemisch nicht mehr verbrennt (ewige, erfolglose Startversuche/Anschieben), der Vergaser sollte aber schon i. O. sein, da darf nix sabbern etc.


    Ich halte Euch auf dem laufenden

    Bin gespannt!


    LG

    -==[Schubsi]==-


    ...... der mit der Vara tanzt!

    odo90.jpg ... und es werden immer mehr! :sup1: ...

  • Hallo Schubsi,


    vielen Dank!


    es gibt erstmal was neues:


    War alles patschnass, weil er nicht verbrannt hat und ich mit dem anschieben halt geflutet hatten.... hast du recht!


    Die Kerze war fertig schon nach so kurzer Zeit. Hatte noch eine andere neue und jetzt fährt sie erstmal wieder. Klockern ist weg, aber ich meine sie ist rauer als früher unterwegs (vllt. bilde ich mir das auch nur ein) - bin gestern abend mal bis 60km/h gefahren und sie läuft auf jeden fall wieder besser als zuletzt mit der ersten neuen kerze.


    ich habe mir jetzt mal 3 verschiedene kerzen bestellt um mal zu sehen, ob es unterschiede gibt. habe im www einen alten thread von 2006 gefunden, wo auch einem nach 20 km regelmäßig die kerzen kaputt gehen/ fertig sind.


    ich hatte ja den kopf ab (hätte auch mal den zylinder noch abmachen können) um mir die innenflächen und den kolben anzusehen. sah top aus und war aalglatt (hat ja auch erst 8000 km runter) - kann natürlich sein, dass sich zwischenzeitlich was entwickelt hat zum nachteil im kolben. will da auf jeden fall nochmal ran.


    ich fahr jetzt mal noch paar tage soft und evtl. fährt sie sich ja auch noch ein.....


    muss auch nochmal mit dem WHB die einstellungen am vergaser checken. da alles noch original ist, habe ich nur gereinigt, schallbad usw und wieder zusammengebaut. einstellung der schraube auf 1 1/8 zurück usw... aber er drückt sprit aus der kammer, also scheint die schwimmernadel ja nicht ganz zu schließen (wofür ist eig. die schraube ganz unten an der schwimmerkammer?)


    P.S. was ist nikasil?

  • wofür ist eig. die schraube ganz unten an der schwimmerkammer?

    Beim Einlagern/Überwintern oder vor dem Ausbau kann hier der in der Kammer befindliche Sprit abgelassen werden.


    P.S. was ist nikasil

    Eine spezielle Beschichtung der Zylinderwand, die den Verschleiß erheblich vermindert. Solange sich kein Klemmer oder ähnliches (z. B. im Brennraum herumfliegende Teile/Brocken des Kolbens) ereignet, kann der Motor regelmäßig durch schlichtes Ersetzen des Kolbens wieder fit gemacht werden. Graugusszylinder mit Buchse benötigen hingegen irgendwann ein Aufbohren auf Übermaß und einen größeren Kolben...


    https://de.wikipedia.org/wiki/Nikasil

    -==[Schubsi]==-


    ...... der mit der Vara tanzt!

    odo90.jpg ... und es werden immer mehr! :sup1: ...

  • super, danke. da lese ich mich mal ein zu dem thema.


    gruß vom inder

  • Hallo, habe in einem anderen Forum noch folgende Hilfe bekommen. Ich denke, dass dies wohl ganz wichtig ist und ich mir jetzt jemanden suche und zunächst mal die Dichtungen im Motor ersetze.


    Nach so langer Standzeit, noch dazu im trockenen warmen Heizungskeller dürften die Wellendichtringean den Kurbelwellen enden ausgehärtet sein.

    So kann einerseits Getriebeöl angesaugt und verbrannt werden mit entsprechenden Gestank und Rauchentwicklung, andererseits unverbranntes Gasgemisch ins Getriebe gelangen und dort das Öl verdünnen. Überprüfe mal den Ölstand im Getriebe ob der steigt nach Benutzung und lass auch mal das Öl ab wie das aussieht und riecht.

    Leider kann man Zweitakter nicht so ohne weiteres wieder in Betrieb nehmen nach langer Standzeit.

    Ich vermute Du hast keine speziellen Konservierungsmaßnahme am Motor vior der Einlagerung durchgeführt?

    Z.B.:Zündkerze raus , etwa 20 bis 30 ml Konservierungsöl oder wenigstens Normales Motoröl durchs ZK Loch einfüllen und Motor durchdrehen ohne Zündung an aber mit Kerze drin.

    Und das dann immer etwa alle Jahre wiederholen oder zumindest ohne Zündung Motor durchdrehen.

    Meisst bildet sich im Laufe der Zeit ohne solche Maßnahmen vor der Einmotting am unteren Pleuellager Korrosion.

    Fährt man dann einfach so los, geht es fast immer etwa 100 bis 200 km gut, dann gibt das Lager den Geist auf und die dann im Motor verteilten Späne und Trümmer ruinieren dann oft auch Zylinder und Kolben.

    Eigentlich hätte der Motor geöffnet, alle Dichtungen ersetzt, Lager penibel geprüft und ggfs.ersetzt werden müssen.

    Kurbelwelle und Pleuel mit Ihren Lagern ebenso.

    Entweder Du bringst den Motor jetzt noch zu einem Fachbetrieb und lässt ihn gründlich überholen oder Du tuckerst einfach mal weiter so rum und schaust was passiert. Bitte berichte dann, wûrde mich interessieren wie lange das Ding noch einigermaßen läuft, bis es sich endgültig verabschiedet.

    Aber das es einfach so mit der Zeit auf wundersame Weise besser wird, glaube ich nicht.


    PS: hast Du auch den Tank gründlich inspizert auf Rost und Dreck und so weiter? Alten Sprit, falls vorhanden, entsorgt?

    Kann man mit Zitronensäure recht gut entrosten, aber besser in 2 -3 Durchgängen und den Tank mehrmals gut soülen.