Das mit der Oktanzahl ist so eine "subjektive Leistungssteigerung" wie früher das Entfernen der Drahtwaschel aus den 2T-Fuffi-Auspuffen
Der SH-Motor benötigt lt. Spezifikation 91 Oktan, d.h. also mindestens 91% Iso-Oktan für den ungünstigsten Betriebsfall (z.B. Vollgas bei kaltem Motor).
Im Normalfall (z.B. Teillast bei betriebswarmem Motor) kommt der Motor sogar mit bis zu 10 Oktan weniger aus, ohne dass das Gemisch unkontrolliert vorschnell zündet.
Beim SH tritt aber selbst mit gepanschten Treibstoffen dieses motorschädigende Klopfen nicht auf, weil der eingebaute Klopfsensor den Zündzeitpunkt dabei dynamisch so verschiebt, dass die Zündung immer etwas oberhalb der Klopfgrenze erfolgt.
Darin liegt auch der Grund, warum eine um sooo viel höhere Oktanzahl nichts bringt. Wie gesagt, die angegebenen 91 ROZ beziehen sich schon auf den ungünstigsten Betriebzustand. Ev. können bei sehr niedrigen Außentemperaturen nochmal 2-3 Oktan zusätzlich notwendig sein, um den Motor bei Vollgas am Leistungsoptimum zu betreiben. Deshalb tanken etliche Biker im Sommer Normal und im Winter Super ... die Sinnhaftigkeit des Fahrens am Leistungsoptimum in den Wintermonaten sei mal dahingestellt.
100 Oktan bei den jetzigen Temperaturen schaden zwar nicht, bringen aber auch keinen Leistungszuwachs, weil sich eben die Zündung selbstständig an der Klopfgrenze einregelt und das "Zuviel des Guten" gar nicht ausnutzen kann.
Anders sieht es bei hochverdichteten Supersportler-Motoren aus, die zum einen schon von Haus aus eine höhere Oktanzahl benötigen und im Zuge eines Motortunings die 08/15-Serien-Regelung ausschalten und sowohl die Zünd- als auch Einspritzanlage manuell optimieren (auch bei Vergasermotoren und nachjustierter Zündanlage kann eine höhere Oktanzahl was bringen).
Das wäre auch die Grundidee des ebenfalls für den SH erhältlichen "Power Commanders", allerdings ohne geeigneten Prüfstand ist es so gut wie unmöglich in der Garage das Leistungsoptimum über ein breites Drehzahlband einzustellen.
100 Oktan reduzieren auch nicht den Treibstoffverbrauch, da die Einspritzanlage (PGM-FI) und damit die Menge des benötigten Treibstoffes direkt von der Gasgriffstellung abhängig ist.
Einfluß auf die PGM-FI-Regelung haben u.a. Sensoren im Abgassystem (MAP-Sensor, Lamda-Sonde), im Ansaugsystem (TP-, IAT-Sensor) oder auch der Leerlaufregelsensor (IACV). Alle diese Werte beeinflussen aber nur das Benzin-/Luft-Verhältnis (und damit den Verbrauch) bzw. den Zündzeitpunkt ... das aber unabhängig von der Oktanzahl des Treibstoffes.
Aber, wie gesagt, jeder soll und darf an Wunder glauben
Und solange an der "subjektiven" Motoroptimierung die Wirtschaft (Treibstöffe, Motoröle, Zusatzmittel etc.) profitiert, werden sich auch keine klaren Aussagen seitens der Hersteller finden lassen ... und damit lebt die Meinungsvielfalt weiter