Das Bauwerk ist phantastisch, die Lage einzigartig, reine überirdische Schönheit
der Berge, schöner kann man nicht zu Grabe liegen.
Reisebericht - Balkan 2015 - SRB - MNE - BiH
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9. Reisetag
Budva – Herceg Novi, 90 kmKleiner Umzug von der Adriaküste in die Boka Kotorska hinein. Im Abschnitt zwischen Lepetani und Kotor
gibt es wunderbare kleine Dörfer mit alten Häusern direkt am Wasser – ein traditionelles Wohngebiet
ehemaliger Kapitäne und anderer Seefahrer, die sich hier in Meeresnähe zur Ruhe setzen.Herceg Novi ist „ganz nett“, der Tourismusbereich besteht vor allem aus einer etwa drei km langen,
intensiv bebauten Strandpromenade. In der sehr schönen, aber etwas abgelegenen Altstadt ist weit weniger los.Hier genießen wir zwei riesige Nachmittags-Eisbecher. Das mit dem Eis ist kein reiner Luxus,
denn die Temperatur beträgt 42° – wieder einmal.
Unser Vermieter ist ein lustiger, wohlgenährter „Buddha“ aus Wien, der dort ein paar „Zinsheisln“ hat
und ansonsten in Montenegro lebt. Lebensnah und unterhaltsam rekapituliert er die Entwicklungen
des Tourismus in Montenegro, berichtet von den enormen Geldwäsche-Investitionen,
ebenso wie von den Problemen, die wirtschaftlich durch ausbleibende Touristen entstehen.
Ja, es ist nett hier, manchmal liegt das Wort „überbewertet“ in der Luft,
aber so hart wollen wir im Urlaub nicht urteilen. -
10. Reisetag
Ruhetag und Ausflug nach PerastHeute haben wir motorrad-frei. Wir fahren mit dem Bus nach Perast und haben keine
rechte Lust, bei immer noch 35° dort in Motorradkleidung herumzulaufen.
Wir warten lange am zentralen Busbahnhof.Die öffentliche Toilette hat kein Wasser. Benutzt man sie, bezahlt man 50 ct,
dann darf man etwas Toilettenpapier von der Rolle abreißen.
Diese wird von der Toilettendame, auf beiden Zeigefingern aufgesteckt,
hingehalten. Aber auch nur, wenn man darum bittet. Toilettengang –
die Hände wäscht man mit Wasser aus Plastikfalschen, abspülen kann man nicht.Beim Verlassen der Toilette schüttet die Toilettenfrau Wasser aus Eimern hinterher.
Hier im Ort gibt es nur fließendes Wasser von 7-9 Uhr und von 17-19 Uhr.
Den Rest des Tages pritscheln lediglich ein paar wenige Tröpfchen aus der Leitung.
Mit dem Bus sind es von Herceg Novi nach Perast etwa 35 Minuten.Perast hatte seine beste Zeit im 18. Jh., galt als zuverlässiger Partner der Venezianer.
Zu Perast gehören die beiden kleinen Inseln St. Georg und St. Marien auf dem Felsen.
Auf der einen Insel liegt der Friedhof des Ortes, die andere ist mit ihrer Kapelle ein
bekannter Wallfahrtsort. Wir lassen den Tag in Perast mit dem Besuch eines schönen
Restaurants direkt am Wasser ausklingen.An der Hauptstraße, die oberhalb des Ortes liegt, warten wir auf einen Bus der uns
zurück nach Herzeg Novi bringen soll. Wann einer kommt, das weiß man nicht.
Kommt einer, hält man die Hand heraus. Vielleicht hält er an, vielleicht auch nicht.
Wir haben Glück, der zweite vorbeifahrende Bus nimmt uns mit. Die Busse sind mit
einem Fahrer und einem Kassierer besetzt, der durch die Reihen geht und uns das
Fahrgeld abnimmt. Ein völlig entspannter aber heißer Tag. Die Motorräder stehen auf
unserer Terrasse. Lange sitzen wir dort und genießen die lauschige Abendwärme. -
11. Reisetag
Herceg-Novi – Foca (Bosnien-Herzegowina) 180 kmAbschied vom Meer, hinauf in die Berge (Orjen-Gebirge), über die Grenze nach Bosnien-Herzegowina.
In Trebinje, fahren wir zur Hercegovacka Gracanica hinauf, einem 1:1-Nachbau des Gracanica-Klosters
aus dem Kosovo, frommes Werk eines reichen Serbo-Amerikaners.
Auf erstaunlich guter Straße zum Sutjeska-Nationalpark und weiter nach Foca.
Die Gegend ist vermient, wir dürfen die Straße nicht verlassen. -
Wir legen einen Stopp an einer Schlucht mit Kapelle ein, dort haben 1941
Kroaten 134 Serben mit Bajonetten erstochen und in die Schlucht geworfen.
8 Überlebende dieses Massakers haben diese Kapelle gestiftet.
1953 und 1956 hat man die Gebeine der Toten geborgen und bestattet.
Ja, die Sitten sind rauh hier.Unser Hotel heißt – jawohl! – Bavaria, wird von einem bosnisch-deutschen Ehepaar
betrieben. Direkt durch einen Pflaumengarten kann man zur Drina hinuntergehen,
die smaragdblau vorbeifließt. Am Abend heftigstes Berggewitter mit ergiebigem Landregen.
Wir wollen hoffen, dass das Unwetter sich über Nacht wieder legt... -
12. Reisetag
Foca – Vitez, 140 kmLeider hat sich die regnerische Wetterlage stabilisiert. Uns bleibt nur, die Regenkleidung
anzuziehen und aufzubrechen. Die Fahrt durch das bosnische Hochland ist unter anderen
Umständen ein Highlight. -
Besonders pittoresk ist die Strecke zwischen Foca und Sarajevo.
An den letzten hohen Bergen vor der Stadt, Bjelasnica und Igman, fanden 1984 die
Olympischen Winterspiele statt. Sarajevo selbst streifen wir nur kurz auf der Höhe des Flughafens.Hier hat der Regen die halbe Straße wadenhoch unter Wasser gesetzt. Es ist nicht ungefährlich
diese kleinen Seen zu durchqueren. Wir wissen nicht ob in der Wasserbilge ein Kanaldeckel
fehlt oder ein Stein liegt. Ich habe kein gutes Gefühlt – aber wieder einmal läuft alles gut.
Unser Quartier erreichen wir in Vitez. Wir haben ein schönes Häuschen im Ethno-Dorf Cardaci.
Trotz der relativ kurzen Strecke war der Tag sehr anstrengend. -
13. Reisetag
Vitez – Bosanska Krupa, 320 kmÜber Travnik, Jajce, Bosanski Petrovac, Bihac nach Bosnska Krupa.
Erst durch Schluchten und über Berg und Tal, ab Bosanski Petrovac
über weite Ebenen in Richtung NW. Landschaftlich sehr schön die
Strecke von Bihac nach Bosanska Krupa. Nur die Hauptstraßen sind geteert.
Nach Abbiegen auf kleinere Straßen geraten wir immer wieder auf Schotterstrecken.
Wir drehen mehrere Male um und fahren zurück zur Hauptstraße.
Offroad – vollbeladen mit Gepäck – das macht keinen Spaß. Die Dörfer der
Nebenstrecken wirken ausgestorben. Etliche Häuser sind im Krieg zerschossen
und geplündert worden. Diese Ortsansichten machen mich nachdenklich.Mein Navi findet die angegebene Hoteladresse nicht, den Ort kennt es auch nicht.
Sowas! Ich gebe die Koordinaten ein und sehe, dass ein ganz anderer Ort bestimmt wird!
Irgendetwas stimmt nicht. Wir beraten und beschließen nach Koordinaten zu fahren.
Entweder kommen wir zum gebuchten Hotel oder wir haben Pech.
Wir erreichen tatsächlich das gebuchte Hotel und ich bin ein wenig verärgert,
dass weder die Stadt noch die Straße gestimmt hat.
Ein Geschäftsmann sollte doch wissen in welchem Ort er seine Gewerbe betreibt, oder? -
Aber, das war für heute noch nicht alles.
Neu: Am Hotel musste Stefan erfolgreich um den Übernachtungspreis feilschen.
Das Management hatte sich ausgedacht, die ursprünglich über ein Hotel-Buchungsportal
vereinbarten Preis zwischenzeitlich fast zu verdoppeln. Man wollte uns erzählen,
dass unser gebuchter Preis nicht mehr gültig sei, da wir im April gebucht hatten und
nun der Sommer-Preis gültig ist. Nette Idee vom BWL-Genie. Er hatte wohl nicht
damit gerechnet, dass Stefan fließend serbisch spricht und den Hotelchef verlangt.Stefan ließ sich mit dem Hotelbesitzer per Telefon verbinden und diskutiert die Situation aus!
Preis geklärt – Zimmer bezogen – wir waren die einzigen Gäste – die Freundlichkeit
blieb auf der Strecke. Nach dem Motto: Man kann es ja mal versuchen!
Sehenswert: Festung Pset aus dem 13. Jh., Brücken, Mühlen und Stelzenbauten entlang der Una. -
14. Reisetag
Bosanska Krupa – Cerklje na Gorenjskem (Slowenien), 310 kmAm Morgen geben wir die letzten Mark (KM) aus. Die Motorräder werden randvoll betankt.
Start bei Sonnenschein, die smaragdgrüne Una begleitet uns noch ein Stück weit.
Von einem besonders abgelegenen Punkt aus mache ich noch ein paar schöne Fotos.
Bemerkenswert: Viele Menschen hier frönen dem bizarren kollektiven Hobby, ihren Hausmüll
zuhause in Plastiktüten zu sammeln und diese dann an besonders abgelegenen Punkten auszusetzen.
Denkmäler privater Konsumfreude in freier Natur.Ab Karlovac/Kroatien regnet es leider wieder stark. Die letzten 150 Regenkilometer rauben uns viel Kraft.
Dazu kommt, dass Stefan bemerkt, wie sich bei seinen Motorradstiefeln die Schuhsohle etwas
vom Oberleder gelöst hat. Das erklärt, warum ihm seit einiger Zeit Wasser in die Stiefel läuft. Kalt!
Dabei wäre die Strecke landschaftlich recht anprechend – zwei kleine Gebirgspässe, die Voralpen Oberkrains. -
15. Reisetag
Cerklje na Gorenjskem – München, 450 kmEchte Gemütlichkeit will sich bei Stefan nicht einstellen. Erst beim rechten und
dann auch beim linken Stiefel geht es zunehmend nass rein.
Nothilfe: Dicke Socken anziehen, dann eine dünne Plastiktüte aus dem „Konzum“
drüber ziehen und rein in den nassen Stiefel. Das hilft einigermaßen, bei der Fahrt
über die Berge wird es dennoch schon fast schmerzhaft kalt (4 Grad).
Die Schneegrenze ist sichtbar. In Salzburg ist an diesem Tag Salzburg-Marathon,
auch kein Spaß im Regen... Wir müssen lange an einer Kreuzung im Starkregen warten,
bis wir diese passieren dürfen. Meine Brille beschlägt vom aufsteigenden Regendampf,
mein Visier beschlägt. Das letzte Stück legen wir auf der Autobahn zurück, jetzt soll es
schnell gehen. 19.30 Uhr – Ankunft in München. Unser Sohn wartet mit dem Abendessen...Ende einer schönen Reise, die mich ganz und gar vom Alltag abschalten lässt.
Auch 2016 wird der Balkan mein Reiseziel sein. -
juhu ein schöner Reisebericht! Danke!
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Gaby
Danke für den tollen Bericht
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Super und Danke!
Montenegro ... eine Gegend, die man so gar nicht aufm Schirm hat ! -
Es freut mich, vielen Dank.