Zwischenstand CB1100R Umbau

Moin,
Es ist kaum zu glauben, aber das Projekt gibt es immer noch.
Es tut mir leid, dass ich mich trotz Nachfragen hierzu nicht mehr gemeldet hatte, aber manchmal gibt es Dinge im Leben, die wichtiger sind als Motorräder. Somit hat dieses Projekt nun ca. 10 Jahre geruht, bis wir endlich wieder die Zeit gefunden habe, hieran weiter zu arbeiten. Da mir einige Leute hier im Board zu Beginn des Projektes sehr geholfen haben, möchte ich hier auch gerne weiter über dieses Projekt berichten.

Wie war der Stand, als ich vor ca. einem Jahr die Arbeiten wieder aufgenommen habe? Da ich den Motor zu Beginn des Projektes komplett zerlegt hatte (Ketten, Lagerschalen und sonstige Verschleißteile wurden erneuert, Kolben und Zylinder vermessen) befand sich dieser immer noch in Einzelteile im Karton. Also Teile auspacken, sortieren, zählen ob komplett…

1-Start Motor.jpg

Der Umbau des Fahrwerks war schon ein wenig weiter fortgeschritten. Die Schwinge war bereits in den Rahmen eingepasst und eine untere Gabelbrücke wurde auch schon gefräst (wie sich später herausstellen sollte leider falsch konstruiert).
Alles Weitere fehlte noch…

2-Start Frame.jpg

Also frisch ans Werk, Motor montieren….

3-Motor Build.jpg

…. Hochzeit….

4-Frame Build.jpg

… Pause….

5-Break.jpg

…. nachdenken!

Beim weiteren Zusammenbau stellte sich heraus, dass die untere Gabelbrücke falsch von mir konstruiert wurde. Der Lenkeinschlag war (mit angebautem Ölkühler) viel zu gering. Abgesehen vom unbrauchbaren Wendekreis, spätestens der TÜV hätte mir (zu Recht) eine Abnahme mit Sicherheit verweigert.

Also, Lehrgeld bezahlt, neue Brücke entworfen und fräsen lassen.
So sieht’s dann schon besser aus…

6-Lower Bridge New.JPG

Nach weiteren Wochen (Zwischendurch-) Arbeit sah das Ganze dann schon etwas kompletter aus. Das Motorrad war jetzt bereit für die ersten Startversuche.

7-Prepare Test.jpg

Alle nötigen Grundeinstellungen wurden vorgenommen, mit der vorläufigen Erkenntnis: Motor OK!

8-Test Run.JPG

Als nächstes musste nun der Motor mit dem Hinterrad verbunden werden. Die Kombination aus CB1300-Schwinge, RSV1000-Felge/Bremsanlage und CB1100R-Rest musste sorgfältig ausgemittelt und verbunden werden. Ich wollte auf keinen Fall einen Kettenversatz, der mir mittelfristig alle Ritzel und Kettenräder zerfrisst. Mit Hilfe von ein paar Eigenbau-Adaptern und einem Offset-Ritzel lief die Kette dann irgendwann auch gerade.

9-Chain.jpg

Nun stand noch die obere Gabelbrücke aus. Aus konstruktionstechnischer Sicht war dies eigentlich der schwerste Teil des Umbaus. Die Bodenfreiheit der CB sollte unbedingt original bleiben. Hierfür war die RSV Gabel aber ein paar Zentimeter zu kurz. Also musste eine gekröpfte Gabelbrücke her.
Ich wollte aber keinen Superbike-Lenker, sondern (wie es sich gehört) Stummel. Diese konnte ich aber nicht, wie üblich, an den Standrohren der Gabel schrauben, da diese sonst (wegen der gekr. Brücke) viel zu tief gesessen hätten.
Außerdem sollte das Zündschloss wieder an der originalen Stelle angebaut werden (wg. Lenkradschloss) und der Sicherungskasten musste ebenfalls, wie beim Original, auf der Brücke Platz finden.
Einige Nächte und einige Entwürfe später, sah das Ganze in der Theorie dann so aus….

10-Upper Bridge Theorie.JPG

Nach weiteren Versuchen mit Papp-Modellen (ja, der Schaden mit der unteren Gabelbrücke wirkte noch nach) wurden dann die benötigten Teile gefräst.

In der Praxis sah das Ganze dann so aus…

11-Upper Bridge Praxis.jpg

Noch eine Anmerkung zu den beiden Gabelbrücken: Auf Leichtbau wurde hier bewusst komplett verzichtet! Ich habe alle Bauteile überdimensioniert und auf Stabilität ausgelegt. Leichtbau schien mir, mit Blick auf die benötigte TÜV-Abnahme, als wenig hilfreich.

Nach weiteren Wochen Arbeit, war das Projekt irgendwann soweit gediehen, dass weitere Arbeiten und Investitionen erst zu rechtfertigen waren (sofern sie es denn überhaupt jemals waren) wenn der Umbau auch funktioniert.
Somit wurde das Motorrad für erste Testfahrten vorbereitet und erstmalig seit Jahren aus dem Kellerverließ entlassen…

12-Take Off.jpg

Bisher hatten wir eine Menge Zeit und Geld in dieses Projekt investiert, ohne zu wissen, wie das Motorrad überhaupt auf den Umbau reagiert. Trotz aller tollen und modernen Sachen, die man an das Motorrad anschraubt, ist ein Erfolg nicht automatisch garantiert! Da sich die Fahrwerksgeometrie durch den Umbau ändert, kann auch das Ergebnis unerwartet ausfallen.
Nach ausgiebigen Probefahrten auf geeignetem Gelände war die Erleichterung groß. Motor läuft gut! Fahrwerk ist Top!!!

13-Test Ride.jpg

Fein-Tuning ist möglich und auch nötig, aber das Ergebnis begeistert schon jetzt! Das Fahrwerk ist sehr sportlich und agil, vermittelt aber immer ein sicheres und stabiles Gefühl!
Weitere Schritte wurden somit beschlossen.

Die nächste Hürde, die es zu nehmen galt, war die Abnahme des Umbaus durch den TÜV. Hauptaugenmerk hier natürlich die selbstkonstruierten Teile. Hier stellte sich heraus, dass die überdimensionierte und auf Stabilität ausgelegte Bauweise sehr hilfreich war.
Nach kompletter Besprechung des Projektes, Vorlage aller Unterlagen (Zeichnungen, Materialzeugnisse, Teilegutachten, ABEs etc.etc.etc.) einigen Nacharbeiten und Wiederholungstermin, wurde uns, vom sehr kompetenten und freundlichen TÜV-Ingenieur (das muss hier auch mal gesagt werden!), eine Eintragung aller Komponenten erteilt.
Das ist der derzeit aktuelle Stand.

14-Last.jpg

Somit wäre nun der technische Umbau weitestgehend abgeschlossen. Das Motorrad verschwindet nun wieder im Kellerverließ und wird wieder komplett zerlegt. Alle Teile werden lackiert und „schön gemacht“, und am Motor werden noch ein paar Nacharbeiten durchgeführt. Ziel ist es, dass die originale Optik weitestgehend wieder hergestellt wird.

Weiterer Bericht folgt…..

Gruß:
scotty-cb

Hallo LordOh,

vielen Dank für das Lob!

Bezüglich der TÜV-Abnahme:

1. Heute, nachdem ich die Kosten und Mühen eines solchen Umbaus besser einschätzen kann, würde ich ohne vorherige Beratung mit dem TÜV, ein solches Projekt nicht mehr beginnen. Das Risiko, durch Unwissenheit eine Menge Geld zu verschwenden ist zu groß. Aus meiner jetzigen Erfahrung würde ich sagen, es ist nicht der TÜV an sich, der solche Projekte "gefährdet", sondern die falsche Vorbereitung bzw. Ausführung wegen Unwissenheit der Hobby-Schrauber.
2. Ich bin in Kfz Dingen nicht ganz unbedarft und konnte somit schon abschätzen was auf uns zukommt (siehe Verzicht auf Leichtbau).
3. Wir haben die Abnahme auch nicht so ohne Weiteres durch nachträgliches Erscheinen bekommen. Wie ich bereits geschrieben hatte, haben wir mehrfach mit dem Ingenieur gesprochen, es wurde mehrfach untersucht, es wurden Probefahrten gemacht und wir haben Nacharbeiten müssen.

Also bitte nicht meinen, ich bau mir mal was, mit dem richtigen TÜV-Prüfer krieg ich das nacher wohl abgenommen! Zumindest bei uns war das nicht so....

Gruß:
scotty-cb

Hallo Horst,

auch dir danke für's Lob!

Gruß:
scotty-cb

Sangalaki

Danke!