Heikle Frage: Wie alt können Reifen sein ?

  • Hallo zusammen !
    Heute möchte ich ein heikles Thema - alte Reifen am Motorrad - vor großem Publikum ansprechen.


    Kurze Vorgeschichte:
    Meine kleine Maschine CM200T, 32 Jahre alt, trug stolz ihre alten Reifen bis ins hohe Greisenalter.
    Die waren ca. 13 Jahre alt und zuletzt schon reichlich rissig und spröde. Pickerl (TÜV) habe ich trotzdem bekommen.
    Da zählt wohl nur die Profiltiefe.
    Muß dazu sagen, daß ich mit diesem Gerät fast nur auf kleinen Landstrassen unterwegs bin und schon ab 80 kmh wegen aufkommendem
    Geschwindigkeitsrausch das Tempo reduziere.
    Letztes Jahr habe ich mir und dem Moped neue Reifen vergönnt.


    Fallbeispiel 2:
    Nannte bis vor Kurzem einen Suzuki Samurai "Jeep" mein eigen, der mir zwar unter dem ***** weggerostet ist aber auf seinen alten Reifen
    gnadenlos durch das Gelände geprügelt wurde. Jetzt fristet er auf einer Alm - abseits der öffentlichen Strassen - sein Dasein.
    Verkaufspreis 600,- EUR. Würde mich sehr wundern, wenn der jetzige Besitzer neue Reifen aufgezogen hätte.


    Nun zum aktuellen Fall:
    Meine "neue" Steed mit Baujahr 1995 und 20.000 km hat 10-jährige Reifen, die wirklich wie fabriksneu aussehen, Laufleistung etwa 2000 km.
    Weder Risse noch spröde Stellen, auch keinerlei Verhärtungen feststellbar. Pickerl problemlos vom ÖAMTC.


    Bitte mich nicht mißzuverstehen: ich möchte niemandem, absolut niemandem empfehlen, mit veralteten Reifen unterwegs zu sein.
    Mein Interesse ist mehr wissenschaftlicher Natur: wie lange halten die Dinger wirklich ?


    Kennt irgend jemand von Euch EINEN FALL, wo einem Reifen wegen zu hohem Alter um die Ohren geflogen sind ???


    Seid gegrüßt
    von Eurem Gerd

  • wieviel Kreuze am Straßenrand sind wohl durch so eine Ursache entstanden?


    :nixweiss:


    Was nützt die Erfahrung das ein 10..15 Jahre alter Reifen doch nicht mehr soo gut ist wenn man danach im Rollstuhl sitzt :gruebelx:


    Alte und schlecht gelagerte Reifen bringen nicht mehr die Haftung wie im Neuzustand, wer es trotzem riskiert .... :roll:


    Auf meiner SuperBoldor waren Pellen drauf mit denen man schon auf trockener Straße wie auf Eiern fuhr, die sind mir zwar nicht um die Ohren geflogen aber sofort nach Überführung in heimische Gefilde auf den Müll geflogen weil sie schlicht lebensgefährlich waren da nman nicht wirklich von Haftung sprechen konnte.


    :0018:

    Immer gut drauf bleiben!
    Gruß - Kolle
    Ohne Navi wär ich schon da :D______________ uBlock+ :topX:

  • :gruebelx:


    Mein Interesse ist mehr wissenschaftlicher Natur: wie lange halten die Dinger wirklich ?


    Kennt irgend jemand von Euch EINEN FALL, wo einem Reifen wegen zu hohem Alter um die Ohren geflogen sind ???


    Reifen halten (fast) ewig - bis die innere Gummischicht oder der Schlauch soweit verspröden, dass kein Druck mehr stehen bleibt, macht das Zählen der Jahrzehnte keinen Spaß mehr. Und das Gewebe hält bei moderater Belastung ebenso lange.


    Für'n Schlepper, der gelegentlich auf der Alm den Wasserwagen umsetzt, ist das Reifenalter an sich also kein Thema.
    Beim Lkw-Anhänger hatte ich es schon einmal, dass ein steinalter Reifen, der jahrelang mit gutem Druck (regelmäßig kontrolliert/nachgepumpt) gestanden hatte, nach wenigen Metern zu bröseln anfing und nach ca. 500m mit lautem Knall und 'nem 10cm-Riß in der Flanke verschied. Evtl. Vorschädigungen :nixweiss: ob's rein am Alter gelegen hat, war dann auch nicht mehr von Interesse.


    Aus wissenschaftlicher Sicht dürfte die Haltbarkeit also keine definitive Grenze haben.
    Aus praktischer Sicht unterliegt die Nutzbarkeit allerdings erheblichen Einschränkungen je nach Einsatzzweck.



    Ich habe alle meine Altreifen-Nutzbarkeit-Tests mit Auto und Motorrad ohne Schaden überstanden, weiß aber, dass ich dabei einfach 'ne Menge Glück gehabt hab :crazy:




    :wavey:

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    Meine Maschinen sind alt genug, um selbst zu entscheiden, das macht es manchmal etwas anstrengend, mit ihnen unterwegs zu sein.
    Wenn meine Fähigkeiten nachlassen und ich meine CM 400T nicht mehr fahren kann, dann hole ich mir 'n Motorrad - und wenn's damit nicht mehr geht, 'n Lanz Bulldog.

  • Ich bin bestimmt kein Reifenspezialist aber habe recht viel Erfahrung mit alten Reifen und ich war vor einem Monat auf einem Reifenseminar von Pirelli/Metzeler. Durfte da Einiges Interessantes lernen.


    Also an eine Schubkarre kannst Du auch 30 Jährige Reifen montieren. Warum? Der Reifen wird nicht schnell gewalkt, gerät nie in Schräglage und benötigt daher auch keinen Grip. Dasselbe gilt für ein Kinderfahrrad, Kinderwagen und Rollstuhl. (Sportgeräte ausgenommen)


    An einem Geländewagen der auf dem Acker, in Matsch und auf lehmigen Böden gefahren wird, sind wirklich alte, verholzte Reifen ein ganz klarer Vorteil, sofern sie ein ausreichendes Profil bieten und nicht rissig sind. Dass man dann aber auf befestigten Strassen wie auf frisch gewachstem Parkett fährt, versteht sich auch von selbst.
    Ich durfte das jahrelang im Busch in TZ erleben. Wichtig ist nur, dass man mit sehr alten Reifen niemals mit Unterdruck fahren darf, sonst beginnt sich der Reifen von Innen heraus "aufzulösen" (Mir ist tatsächlich ein Solcher bei 80 Kmh geplatzt). Also immer min. 0,5 Bar mehr Druck als vorgeschrieben. Auf Sand ist das natürlich sehr schlecht weil da mit Vorteil mit weniger Druck gefahren werden sollte.


    Bei einem normalen Strassenmotorrad beschränkt sich der Kontakt zur Fahrbahn auf ca. 1-2 Briefmarkenflächen pro Rad. Ein Wegrutschen des Hinterrades, in langsamen Kurven, kann man mit etwas Übung unbeschadet auffangen aber wenn das Vorderrad rutscht endet es manchmal mit, dem von Kolle angeführten, Kreuzen am Strassenrand.


    An die Reifen an einem Kurvenjäger oder Enduro, sind punkto Grip wesentlich höhere Anforderungen gestellt als bei einem Cruiser oder Chopper.
    Ich habe auf allen meinen Töffs meine max. Schräglage ausgelotet und stelle fest, dass auf dem Cruiser ein 10 Jahre alter Reifen, für mich, eben gerade noch die nötige Qualität bietet um sicher zu fahren. Auf der Enduro käme das schon lange nicht mehr in Frage. Zusätzlich stelle ich aber auch fest, dass mit einem älteren Reifen ich wesentlich mehr Arbeit habe weil ich den Bock in die Kurve "drücken" muss. Mit einem neuen Reifen ist das Kurvenverhalten grundsätzlich einfacher zu händeln.


    Wenn ich lange Strecken Autobahn fahre ist der Abrieb auf neuen Reifen grösser als auf Alten. Ich habe für meine Maschinen jeweils einen zweiten Radsatz zur Verfügung und kann (sofern ich will und Lust habe), rel. einfach von neueren auf ältere Reifen wechseln.


    Gruss George

    Schützt die Wälder - Esst mehr Biber!

  • :D
    ...würde mich auch interessieren. Habe Winterreifen von Michelin DOT 2002 mit vollen 8mm Profil rumliegen und bin feige.... oder?


    MfG

  • :D
    ...würde mich auch interessieren. Habe Winterreifen von Michelin DOT 2002 mit vollen 8mm Profil rumliegen und bin feige.... oder?


    Für Auto oder Töff?


    Der Reifenspezialist am Seminar hat auch gesagt, dass ein Reifen erst richtig zu altern beginnt, wenn er das erste Mal aufgewärmt wurde.
    Ein moderner Neureifen fängt mit ca. 5 Jahren an, von seiner Qualität 2-3 % pro Jahr einzubüssen (bei normaler Lagerung).

    Schützt die Wälder - Esst mehr Biber!

  • :gruebelx:



    Gab's 2002 überhaupt schon Winterreifen für Moppeds?



    Die spezifischen Winterreifen-Anforderungen (Grip im Schnee oder Schneematsch) werden die Reifen noch vollständig erfüllen. Wie's mit Bremshaftung auf trockener oder nasser Strasse aussieht :gruebelx:
    Brauchst Du hoffentlich nicht, wenn Du grad hinter mir fährst :o





    :wavey:

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    Meine Maschinen sind alt genug, um selbst zu entscheiden, das macht es manchmal etwas anstrengend, mit ihnen unterwegs zu sein.
    Wenn meine Fähigkeiten nachlassen und ich meine CM 400T nicht mehr fahren kann, dann hole ich mir 'n Motorrad - und wenn's damit nicht mehr geht, 'n Lanz Bulldog.

  • ...das sind 225 50 16 V91 für den ziemlich flotten Daimler. Sie liegen schon 4 Jahre ohne Felgen in meiner Werkstatt rum und machen rein äußerlich einen neuwertigen Eindruck. Keine Risse, nix porös, Seitenwand geschmeidig, innen puderig, Lauffläche mit grünen und roten Kontrollstreifen. Der Verkäufer hatte sie auch schon 3 Jahre liegen und mir für "kleines" überlassen. Mopedreifen werden in der Regel bei mir nicht alt.
    LG Thunder

  • Danke für Eure bisherigen Antworten.
    Ist interessantes und Neues dabei.
    Das hauptsächliche Problem dürfte die nachlassende Haftung und nicht die Explosionsgefahr sein, richtig ?
    MFG
    Gerd

  • :gruebelx:


    Das hauptsächliche Problem dürfte die nachlassende Haftung und nicht die Explosionsgefahr sein, richtig ?


    Im Sinne Deiner Frage ("Wie alt ...") ist das hauptsächliche Problem eher Materialermüdung (Berstgefahr - Reifen platzen vielleicht, explodieren aber nicht :wink:)


    Für die Nutzbarkeit ist das Hauptproblem die nachlassende Haftung ...




    Und da die meisten Menschen kein Reifenmuseum betreiben, sondern die Reifen benutzen wollen, ist die nachlassende Haftung durch Alterung im Allgemeinen ein grösseres Problem als die Berstgefahr ... :wink1:






    :wavey:

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    Meine Maschinen sind alt genug, um selbst zu entscheiden, das macht es manchmal etwas anstrengend, mit ihnen unterwegs zu sein.
    Wenn meine Fähigkeiten nachlassen und ich meine CM 400T nicht mehr fahren kann, dann hole ich mir 'n Motorrad - und wenn's damit nicht mehr geht, 'n Lanz Bulldog.

  • ich hab 2009 einen sehr günstigen Satz Metzeler M3 für meine XX ergattert, die waren von 2006
    Gelagert trocken und und dunkel in der Wohnung kamen sie letztes Jahr auf die XX und liefen geile 8000km wie eine 1 :topX:
    Hätte die 7 Jahre in der Sonne gelegen wären sie direkt auf den Müll gewandert.


    Haftung ist sicher der wesentliche UseCase der im Alter bei schlechter Lagerung versagt.
    Platzen ohne Fremdeinwirkung ... dann sind sie aber schon sehr alt :shock:
    Platzen mit Fremdeinwirkung schon eher. Wo ein elastischer Reifen dem spitzen Stein noch haltend entgegen wirkt könnte ein poröser dann schlagartig aufgeben :blowing:


    Aber eine ganz andere Rechung ist doch das Verhältnis Geld zu Nutzen.


    An Reifen zu sparen ist in etwa genau so clever wie die Bremsbeläge am Ende ihre Laufzeit nochmals umgedreht einzubauen um auch die Rückseite zu benutzen um Geld zu sparen .:o
    Man benutzt Klopapier ja auch nicht von beiden Seiten :nono:


    :D

    Immer gut drauf bleiben!
    Gruß - Kolle
    Ohne Navi wär ich schon da :D______________ uBlock+ :topX:

  • Weitere Faktoren könnten wichtig sein: Lagerung und Sonneneinstrahlung.
    Winterlager in Dunkelheit und bei moderater Temperatur sollte dem Gummi gut tun.
    Sonnenlicht mit UV wird wohl auch seine negative Wirkung haben. Vermutlich bike ich reifenschonender
    in Finnland als in Südspanien. Vielleicht kann Hippo-George noch was dazu sagen ?
    Gruss
    Gerd

  • Bei meiner VT war bis letzte Woche Donnerstag die Bereifung von 2002 drauf!
    Das Bike habe ich erst seit Mitte Februar und habe bis gestern lediglich ein paar Runden mit den alten Reifen gedreht.
    Die erste Ausfahrt mit den neuen Reifen und anfänglichen Einfahren war sowas von geil weil man den Unterschied sieht wie gut sich ein Dickschiff fahren lässt und das auch wenn es Kurvenreich wird.
    Top Bereifung vorausgesetzt.Länger als 5 Jahre würde ich kein Reifen drauf lassen allerdings muss ich sagen das ein Motorradfahrer vorher schon einen neuen Satz braucht.

  • Ich habe ja seid drei Tagen eine VF750F und da sind auch noch die ersten Pellen drauf die gerade einmal 748 Km auf dem Buckel haben. Das Komische, es sind keine Risse zu sehen. Ich werde die Reifen aber erneuern, denn 30 Jahre alte Reifen müssen nicht sein.:D


    Liebe Grüsse Mario

  • Man muss auch bedenken das bei Speichenfelgen durch Feuchtigkeit und oder Nässe an den Innenwänden der Felgen Rost enstehen kann!
    Rost überträgt sich an den Schläuchen und die Ropstpartikel können durch Reibung den Schlauch beschädigen,bei höherer Geschwindigkeit wäre das fatal.
    Deshalb ist regelmäßiger Reifenwechsel wie z.B. bei Speichenfelgen wichtig damit auch innen die Felgen entrostet werden.