Handbremspumpe überholen / Dichtringe zerstörungsfrei montieren

  • Nabend allerseits,
    bin gerade dabei das Bremssystem meiner 13 Jahre alten PC38 NA zu überholen; d.h. Stahlflexleitungen, neue Kolben an den Sätteln inklusive neuer Dichtringe wurden schon verbaut. Hat auch bis hierhin alles dank Werkstatthandbuch klasse funktioniert. Wollte jetzt gleich noch die Handbremspumpe mit überholen und habe mir hier im Shop den Reparatursatz bestellt (entspricht in dieser Explosionszeichnung der Nr. 12
    https://www.bike-parts-honda.d…01-CBF+600+NAKED+ABS.html ) Problem besteht jetzt darin, dass ich nicht weiß wie ich die beiden Dichtringe zerstörungsfrei auf den Kolben bekomme. Insbesondere der obere Dichtring muss ja über eine verhältnismäßig heftige Verdickung drüber, bevor er in der vorgesehenen Einkerbung "einrasten" kann. (Musste mir zugegebenermaßen das Set ein zweites Mal bestellen da trotz Verwendung von Bremsflüssigkeit als Schmiermittel, wie im WHB empfohlen, die obere Dichtung beim Versuch sie in ihre vorgesehene Rille zu bekommen einen Riss davongetragen hat.) Gibts hier jemanden der Erfahrungen/Tipps dazu hat bzw. gibt es evtl sogar ein im WHB nicht aufgeführtes Spezialwerkzeug um diese Dichtungen zerstörungsfrei montieren zu können?
    Bin für jede Idee dankbar,
    Grüße
    Jan


    PS: hatte kurz überlegt ob Erwärmung der Dichtringe mit nem Fön evtl die Dehnbarkeit erhöht, sodass das Risiko eines Risses in der Gummilippe minimiert wird. Bin mir allerdings unsicher und will nicht riskieren dass ich damit die Eigenschaften des Gummis nachhaltig verändere-geht ja immerhin um die Bremse

    Dateien

    • IMG_3214.jpg

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    Viele Grüße,
    Jan

  • Der Gummi muss auch im Fahrbetrieb Temperaturschwankungen aushalten.
    Ich hätte da keine Bedenken, einen Fön zu benutzen.


    Bei der Handbremspumpe habe ich dies noch nicht praktiziert,
    wohl aber bei Vergaserflanschen oder Simmeringen an Gabelrohren.

    Scheiß drauf, ich probiers!

    :hehe:

    [SIGPIC][/SIGPIC]

  • Keine Wärme einsetzen. Der Gummi ist auch ohne ausreichend dehnbar.


    Ich mache das mit einer gebogenen Ahle.


    Unter dem Gummi durchm auf die Kante der verdickung, dann mit einer Drehung drüberfädeln.


    Nimm das rote "Fett", das Reperatursätzen aus dem Zubehör beiliegt oder ATE-Bremszylinderpaste.

  • Hallo zusammen,


    Ein Strohhalm von McDonalds, so ein dickerer eignet sich dafür gut. Einfach am Ende Einschlitzen und um den Kolben legen und am anderen Ende dünner zusammenfalten. Es reicht ein Stück von 5 cm.


    Den Ring und den Strohhalm mit dem roten Fett oder Bremszylinderpaste einschmieren und den Dichtring dann vorsichtig über den Strohhalm schieben, bis er in seiner Nut angekommen ist.



    Keine Hitze nehmen, die Gefahr, dass Du die Oberfläche des Dichtrings ansenkst, ist zu hoch!


    Alternativ den Rep.-Satz von TourMax kaufen, bei dem die Dichtringe bereits auf dem Kolben montiert sind.


    Viele Grüße!


    Sven

  • vielen Dank für die Tipps! kann leider erst nächste Woche wieder schrauben! Werde mich melden wenn die Dichtringe-hoffentlich erfolgreich- umgezogen sind. :)

    Viele Grüße,
    Jan

  • sorry für den Doppelpost, habe aber noch eine Sache, die ich vergessen hatte: habe beim Ausbau des Kolbens nicht darauf geachtet wie der Sprengring eingesetzt war (hat eine runde und eine scharfkantige seite). Ist es richtig, dass die scharfkantige Seite immer an der Seite der Nut angebracht werden muss gegen die die (Feder-)spannung drückt/gegen die gesichert werden soll? Hieße dann ja, dass die scharfkantige Seite in Richtung des Bremshebels (also nach außen) und die abgerundete Seite entsprechend zur Bremsleitungsseite (also nach innen) zeigen muss?!

    Viele Grüße,
    Jan

  • Hallo Jan,


    Ja, die scharfkantige Seite zeigt nach außen zum Bremshebel hin. Das hat den Grund, dass verhindert werdel soll, dass der Ring sich mit der abgerundeten Seiten an der Nut selbst zusammendrücken und entsichern kann.


    Achte bitte darauf, dass der Ring über seinem gesamten Umfang sauber in der Nut sitzt. Ich drücke meist mit einem Schraubendreher nach und achte auf das Einrasten.


    Kolbenbohrung und Nut müssen richtig sauber sein. Mit DOT4 benetzte Qtips gehen gut dafür.


    Die Zu- und Rücklaufbohrungen müssen sauber sein. Pressluft eignet sich da gut, vor allen Dingen die Rücklaufbohrung unter dem kleinen Prallblech muss sauber sein.


    Aufpassen, dass Du die Manschetten nicht verdrehst beim Auffädeln auf den Kolben und vor allen Dingen nicht beim Einsetzen des Kolbens in den HBZ. Bremsflüssigkeit alleine flutscht nicht genug, ich nehme immer Bremszylinderpaste bzw. das rote Silikonfett, welches dabei ist. Mineralöle und -fette haben an der Hydraulik nichts verloren, auch kein WD40 oder ähnliches.


    Viele Grüße!


    Sven

  • perfekt! vielen vielen dank! ich werde berichten :)

    Viele Grüße,
    Jan

  • hae mir letztendlich so einen "elektriker/stromtest-schraubenzieher" genommen und die scharfen kanten des schraubenziehers am schleifbock rundgefeilt! damit und mit ner menge ate bremszylinderpaste (die hats richtig gebracht, :sdanke: an martin und sven) gings dann eigentlich ganz gut (eine ahle konnte ich leider nicht so schnell auftreiben und der nächste mcdonalds war mir zu weit weg :))
    habe jetzt allerdings noch nen folgeproblem, das mir gestern abend vorm einschlafen durch den kopf schoss :
    habe ja den spiegler-stahlflex-satz verbaut (dessen mitgelieferte "3er-verteiler" übrigens ein witz sind: um eingebaut werden zu können muss ein guter mm vom jeweiligen verteiler abgeschliffen werden - von wegen plug and play und so)
    jedenfalls musste ich ja im zuge des stahlflex umbaus die hohlschrauben samt neuer dichtringe auf drehmoment bringen. (laut whb 34nm) jetzt ist es so, dass ich das endgültige drehmoment erst nach befüllen des systems mit bremsflüsssigkeit aufgebracht habe. gut möglich also, dass die gewinde dabei bereits durch die bremsflüssigkeit geschmiert waren! meine sorge ist jetzt, dass sich die whb angaben auf "trockene" gewinde beziehen könnten und ich die hohlschrauben an pumpen und sätteln dadurch viel zu fest/mit verfälschten drehmomenten angezogen habe!
    das ganze bereitet mir jetzt seit gestern heftig kopfschmerzen (inklusive horrorvorstellungen ala hohlschraube reisst auf der autobahn usw:gruebelx:)
    falls jemand ne idee hat: ich wäre sehr dankbar
    (evtl habe ich ja glück und jemand kann mir bestätigen dass sich die 34nm auf mit bremsflüssigkeit geschmierte gewinde bezieht :D


    grüsse und schonmal vielen dank
    jan

    Viele Grüße,
    Jan

    3 Mal editiert, zuletzt von janprau ()

  • Wenn man schon an den Bremsen rum baut, sollte man auch wissen, dass sich die 34 Nm auf die originalen Bremsleitungen und Anschlüsse mit den Stahlfittings und Stahlunterlegscheiben beziehen. Üblicherweise haben die Stahlflex aber Alufittings verbaut. Je nachdem ob jetzt Stahlscheiben oder mitgelieferte Aluscheiben drunter kommen, dann sind es max. 25 Nm bzw. 16 Nm. Bei den Stahlflex sind Montagehinweise, da steht das drin.

    Gruss Streusel

  • habe aus diesem grund neue original honda dichtscheiben und die original hohlschrauben verwendet, nicht die mitgelieferten aluscheiben von spiegler (die eben laut spiegler anleitung nur 21nm bekommen hätten)! auch habe ich spiegler angerufen und gefragt ob ihre fittinge die 34nm aushalten (aussage spiegler mitarbeiter: "kein problem")
    wie gesagt: mache mir etwas sorgen darüber, ob sich die 34 nm des whb nun auf fettfreie, trockene gewinde/dichtscheiben beziehen und ob die bremsflüssigkeit der befüllten anlage das drehmoment derart verfälschen könnten (insofern als dass jetzt viel zu fest angezogen wurde) , dass das sicherheitstechnisch ein problem darstellt

    Viele Grüße,
    Jan

    Einmal editiert, zuletzt von janprau ()

  • Eigentlich möchte ich mich nicht wiederholen.


    ...die eben laut spiegler anleitung nur 21nm bekommen hätten)! ...

    Und das ist auch richtig so, weil es Dir sonst die Aluscheiben zerbröselt. Außerdem ergibt Stahl auf Alu ein galvanisches Element, deswegen die Aluscheiben. Normalerweise verbaut man dann auch Aluschrauben.


    Du glaubst doch nicht wirklich, dass Du Dich auf den Anruf und die mündliche Aussage beziehen kannst, wenn Du mit den Stahlschrauben und Stahlunterlegscheiben alles mit 34 Nm anziehst und es Dir die Fittinge zerbröselt. Es ist dann auch völlig wurscht, ob an den Gewinden Bremsflüssigkeit dran war oder nicht.


    Normalerweise sind nach einer kompletten Wartung der Bremsen die Gewinde nie trocken. Also sollten die Drehmomente auch mit Bremsflüssigkeit passen.

    Gruss Streusel

  • ...Normalerweise sind nach einer kompletten Wartung der Bremsen die Gewinde nie trocken. Also sollten die Drehmomente auch mit Bremsflüssigkeit passen....


    :perfekt:


    ... wenn Du mit den Stahlschrauben und Stahlunterlegscheiben alles mit 34 Nm anziehst und es Dir die Fittinge zerbröselt....


    ächz, danke für die Antwort...Da werde ich dann wohl nächste Woche nochmal ranmüssen :)

    Viele Grüße,
    Jan

  • Quatsch, lasse es so wie es ist!


    Die Dichtscheiben sind aus Alu oder Kupfer. Ich bevorzuge Alu, da Kupfer unansehnlich korrodiert. Dichtscheiben aus Stahl gibt es nicht, denn das Material ist zu hart.


    Hohlschrauben aus Alu muss man jedes Mal ersetzen (Streckgrenze), die originalen aus Stahl kann man bedenkenlos mehrmals verwenden.


    Einzig die Dichtscheiben sollten auch jedes Mal gewechsrkt werden. Mit den originalen Stahlschrauben und Aludichtringen sind die 34 Nm gem. WHB korrekt. Nur die Alu-Hohlschrauben brauchen weniger.


    In der Praxis sieht es so aus: Der Fitting wird auch bei 34 Nm nicht zerdrückt, kann aber am Anlagepunkt des Fittinganschlusses durch das hohe Drehmoment verbiegen. Ich weiche daher auf V2A Fittinge aus, auch wenn sie teurer sind.


    Drehmomente werden immer trocken angegeben, sofern nichts anderes dabei steht. Bei den Bremsleitungen kommet es aber auf die Reibung zwischen Hohlschraube und Dichtring an. Das Drehmoment muss hoch genug sein, damit das Dichtringmaterial sich verformt und dichten kann. Das passiert irgendwo bereits ab 10 Nm, der Rest ist Schraubensicherung gegen Vibeationen.


    Meine Meinung: Lass es so wie es ist! Es gibt vielfältige Anfaben der Drehmomente an den Anschlüssen. Von 20 bis 40 Nm habe ich da schon alles gesehen. Nur die Streckgrenze der Alu-Hohlschrauben darfst Du nicht überschreiten, daher dort das geringere Drehmoment.


    Viele Grüße!


    Sven